Kapitel 1 - Schulzeit
Mallory Fletcher war eine dieser Personen, die man entweder liebte oder hasste.
Sie hatte braune, lockige Haare, die gerade noch ihre Ohren bedeckten, war ziemlich groß und das einzige Mädchen, was keinen Rock als Uniform trug, nachdem sie sich anderthalb Wochen in ihrem Schlafsaal verschanzt hatte, bis die Lehrer ihr erlaubten, Hosen zu tragen. Röcke waren in ihren Augen einfach unpraktisch und außerdem konnte man mit Hosen viel besser laufen.
Generell hatte Mallory von ihrem Aussehen her viel Ähnlichkeit mit einem Jungen und wurde des öfteren schief angesehen, wenn sie die Mädchentoilette betrat.
Von ihrem Charakter her, war sie allerdings eher das, was viele als das Mädchen bezeichneten.
Sie liebte Klatsch und Tratsch, unterhielt sich mit ihren Freundinnen über Jungs, fing mit ihnen ohne ersichtlichen Grund laut an zu kichern, kaufte sich die Hexenwoche und sie schien immer mehr zu wissen als alle anderen.
Peter Pettigrew war hingegen eher durchschnittlich.
Er hatte dunkelblonde, fast braune Haare, war für sein Geschlecht eher klein und etwas dicker, als seine Freunde. Den meisten war er nur durch diese bekannt. James und Sirius kannte jeder und selbst wenn Remus nichts mit den zweien zutun gehabt hätte, hätte man ihn wegen seiner großen Statur und seinen etlichen Narben gekannt.
Trotzdem gehörte Peter zu ihrer kleinen Gruppe und die Rumtreiber ohne Peter wären nicht die Rumtreiber.
***
»Oi, Fletcher!« Sirius Blacks Stimme hallte über den Korridor und zwei Mädchen aus Ravenclaw drehten sich um, darunter besagte "Fletcher", die ihre Freundin weit überragte.
Hinter Sirius folgten seine drei Freunde, die ihn perplex anstarrten.
»Was gibt's, Black?« Sie drehte sich um, doch ein wissender Ausdruck lag in ihren Augen.
»Gehst du am Wochenende mit mir nach Hogsmeade?«
James und Remus schauten noch verwirrter, während Peters Gesichtsausdruck sich verdunkelte: Unter seinen Freunden war es kein Geheimnis, dass er schon länger etwas für Mallory empfand. Er dachte, es wäre klar, dass Mallory für seine Freunde Tabu wäre, schließlich war sowas ein ungesprochenes Gesetz unter Freunden.
Mallorys Blick huschte kurz zu Sirius' Freunden und ihre Wangen nahmen einen rosa Hauch an: »Gerne! Treffen wir uns um elf in der Eingangshalle?«
»Wunderbar! Dann bis Samstag um elf!«
Dann drehten sich beide wieder zu ihren Freunden um. Die Mädchen fingen sofort an zu tuscheln und die Jungs waren weiterhin von Sirius' plötzlichen und nicht vorhersehbaren Entschluss verwirrt.
***
»Und, wie war dein Date mit Fletcher?«, fragte James, als Sirius den Gemeinschaftsraum betrat und sich zu seinen Freunden ans Feuer setzte.
Peter versuchte, ihn soweit wie möglich zu ignorieren (wie die letzten Tage) und las ein Buch, zumindest tat er so, denn seine Augen waren starr auf die Buchseite gerichtet.
Remus schrieb an einem Aufsatz für Verwandlung, legte allerdings die Feder beiseite, als Sirius sich neben ihn setzte.
»Langweilig. Sie wollte die ganze Zeit über Peter reden.«
Nun gab Peter es auf, weiterhin so zu tun, als würde er lesen und sah Sirius an. »Über - über mich?«
»Natürlich über dich! Ich habe dir gesagt, dass sie auf dich steht! Da du mir aber nicht geglaubt hast, habe ich mich mit ihr getroffen, um es dir zu beweisen«, sagte Sirius, sichtlich Stolz über seinen Einfall.
»Aber warum hast du nichts gesagt?« Peter war verwirrt.
»Ich fand es lustig zu sehen, wie du wütend auf mich bist«, sagte Sirius schulterzuckend. »Du bist dann soooo süß!«
»Und warum hast du uns nichts gesagt?« James und Remus waren mindestens so verwirrt wie Peter.
»Weiß nicht«, antwortete Sirius und schnappte sich einen Keks aus einer der Schalen, die überall im Gemeinschaftsraum standen. »Weil ihr genauso lustig seid, wenn ihr etwas nicht versteht? Besonders du, Moony!«
»Wirst du Mallory jetzt fragen, ob sie mit dir ausgeht, Pete?«, fragte Remus und tat so, als hätte er Sirius nicht gehört.
»Du willst doch nur, dass er fragt, was Korten von dir denkt!«, warf James ein und lachte.
»Nein!«, rief Remus vehement und lief rot an.
»Ich denke... Ich denke, ich frage sie morgen«, fasste Peter einen Entschluss und ein Gefühl der Nervosität machte sich in seinem Magen breit.
***
Du schaffst das!, sprach sich Peter selber Mut zu.
Seitdem er vor einer halben Stunde auf der Karte der Rumtreiber gesehen hatte, dass Mallory ganz allein in der Bibliothek saß, hatte er diese schon dreimal betreten und war schnell wieder auf den Gang geflüchtet.
Es war doch nur eine Frage und mit Sirius war sie doch auch ausgegangen! Mit Sirius würde aber auch jedes Mädchen ausgehen!
»Okay, du schaffst das«, wisperte er und betrat nun wirklich die Bibliothek.
***
Nun beobachtete Peter Mallory schon eine weitere halbe Stunde. Sie saß an einem Fensterplatz, ihr dunkles Haar schimmerte in der Sonne und sie war komplett in ihren Aufsatz vertieft.
Du kannst sie nicht bei ihrer Arbeit stören, dachte Peter und wollte gerade wieder die Bibliothek verlassen, als er nochmal seinen kompletten Mut zusammen nahm (schließlich war er ein Gryffindor, redete er sich ein) und hinter seinem Regal hervortrat. Nun gab es kein Zurück.
Unsicher ging er auf Mallory zu, die noch bevor sie seine Schritte hören konnte aufsah.
»H-hi!«, stotterte Peter nervös.
»Hi! Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich aus der Kräuterkunde-Abteilung rauskommst.«
Peter lief rot an.
»I-ich wollte dich nicht stören...«
»Ach, das ist nur eine Zusatzaufgabe«, winkte Mallory ab. »Willst du dich nicht setzten?«
Schnell räumte sie ein paar Bücher vom Tisch und nach kurzem Zögern nahm Peter ihr gegenüber Platz.
Träumerisch sah Peter dabei zu, wie Mallory sich mit der Hand durch das kurze Haar fuhr.
»Wolltest du was Bestimmtes?«
»Oh - ja!«, schreckte Peter auf. Sein Gesicht hatte gerade erst wieder einen halbwegs normalen Farbton angenommen, als es sich schon wieder rosa verfärbte. »Ich wollte... wollte fragen...«, er räusperte sich. »also ich wollte fragen, ob du... Willst du mit mir nach Hogsmeade gehen?«
»Im Ernst?«, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Klar! Wirklich sehr gerne!«
Verblüfft von seinem Glück starrte Peter sie schon wieder an.
»Also das nächste Hogsmeadwochenende um elf beim Eingangsportal?«
»Einverstanden. Ich freue mich schon!«
***
»Und? Hast du sie jetzt gefragt? Was hat sie gesagt?«, riefen James und Sirius Peter entgegen, als dieser durch das Porträtloch geklettert kam.
»Sie - sie hat ja gesagt!«, stammelte Peter, immer noch beflügelt vor Glück.
»Ha! Ich habe es dir gesagt, Krone!«, jubelte Sirius. »Ich habe dir gesagt, dass er sich traut! Her mit den Keksen!«
»Ihr habt darüber gewettet, ob ich Mallory frage oder nicht?«
»Sie haben euch beide sogar mit der Karte beobachtet, bis ich sie im Schlafsaal gefunden und ihnen die Karte weggenommen habe«, warf Remus ein.
Peter musste lachen, das waren typisch seine Freunde: James und Sirius benahmen sich wie kleine Kinder und Remus war der überforderte Vater.
»Gib mal einen von den Keksen, Tatze«, sagte Peter und hielt Sirius die Hand hin. »Ich sterbe vor Hunger.«
»Nein!«, sagte Sirius mit vollem Mund. »Das sind meine!«
»Ohne mich hättest du jetzt gar keine!«
Remus und James lachten beim Anblick von Sirius' Gesichtsausdruck.
Missmutig hielt Sirius Peter die Tüte hin: »Aber nur einen!«
»Du bist so verfressen!«, meinte Peter und nahm sich eine Hand voll.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro