Kapitel 7 - Mittwoch, 3. 8. (*1*)
So stand Tom um Punkt Zwölf vor ihrer Türe, eine rote Rose in der Hand.
Mein Gott, sieht er toll aus! dachte Sina.
Warum interessiert er sich denn ausgerechnet für mich?
Er küsste sie nur vorsichtig, sie sollte nicht Angst bekommen, dass er sie heute fünf Stunden küssen würde.
Bei dem Gedanken musste er lächeln.
Im Haus musste er sie erst einmal ansehen. „Bist du schon wieder hübscher geworden seit gestern?" entschlüpfte es ihm. Er holte sein Handy heraus, machte ein paar Fotos von ihr.
„Damit ich im Dienst etwas zum Aufbauen habe!" sagte er.
„Kasper!"
„Macht mir gar nichts aus, ein verliebter Kasper zu sein!" Die Situation entspannte sich ein wenig. Sie merkte, dass er nicht nur den ganzen Tag küssen wollte!
„Wollen wir ein paar Schritte laufen, den ganzen Kuchen von gestern los werden?" fragte er.
„Oder wir joggen!" schlug sie vor.
„Du joggst?"
„Leidenschaftlich gern!" Das war auch etwas, was Max nicht gepasst hatte. „Renn doch nicht den ganzen Tag in der Gegend herum! Putz lieber!"
„Ich auch!" Tom freute sich wirklich, dass sie seine Leidenschaft teilte. „Ich habe sogar meine Sportsachen im Auto!"
Mit der Tasche in der Hand stand er kurz darauf ein wenig unsicher im Wohnzimmer.
„Zieh dich da um! Ich mach's oben!" schlug sie lachend vor. „Ich pfeife dann laut, wenn ich wieder runterkomme!"
Sein Herz zog sich zusammen! Mein Gott, war sie süß! Sollte es wirklich wahr sein, dass sie sich ausgerechnet in ihn verliebte? Er würde alles dafür tun!
Sie liefen langsam los, Tom wollte sie nicht zu sehr treiben, er mit seinen langen Beinen. Außerdem hatte er leichte Kreislaufprobleme.
Sie sah in ihrem knappen Sportdress zum Anbeißen aus. Doch bald merkte er, dass er das Tempo ruhig erhöhen konnte. Er hatte zwar die längeren Beine, doch sie wog wahrscheinlich nur die Hälfte von ihm.
Sie unterhielten sich, er erzählte von der Nacht, sie von der Abneigung ihres Ex gegen das Joggen. Auf einmal standen sie an der Donau in Sinzing.
Sie kühlten sich ab, spritzen sich nass, alberten an dem aufgeschütteten Badestrand, lachten, fielen sich in die Arme, fingen an, sich zu küssen, pressten die verschwitzten Körper aneinander, küssten sich den Schweiß von den Lippen, sanken schweratmend in den Sand, berührten sich überall, obwohl sie klebten, streichelten sich unter den feuchten Trikots, verloren fast den Kopf!
Nahezu atemlos sprang Tom auf.
Puh, das war verdammt knapp gewesen!
Warum waren ihm jetzt so die Sicherungen durchgebrannt?
Ihr Duft! Leichter Schweiß auf einem duftenden frischgeduschten Körper!
Sein Hals war total trocken und zwar nicht nur vom Durst!
„Sorry!" sagte er leise, sah sie entschuldigend an.
„Quatsch nicht rum! Ich war schließlich kein sich wehrendes Missbrauchsopfer!"
Tom lachte befreit auf. Sie sah seinen Überfall locker. Aber eigentlich war es ja kein Überfall gewesen, eigentlich hatten sie sich ja auf halbem Weg getroffen! wurde er sich bewusst.
Er ging wieder einen Schritt auf sie zu. Seine Augen waren noch dunkel vor Erregung.
„Du hast gut geschmeckt!" sagte er heiser.
„Du auch! Ich glaube, wir haben einen etwas grotesken Geschmack!" antwortete sie ebenso belegt.
Wenn er schon einmal mit ihr geschlafen hätte, hätte er sie hinter die Buschreihe gezogen und sie geliebt, bis er vor Erschöpfung zusammen gebrochen wäre, so verrückt war er nach ihr! Aber das erste Mal musste perfekt sein!
Sie streckten sich im Sand aus, versuchten sich nicht zu berühren. Langsam regten sie sich ein wenig ab.
„Jetzt sind wir aber ein blöde Strecke gelaufen!" gestand sie. „Ich habe gar nicht auf den Weg geachtet!"
„Worauf hast du denn geachtet?" forderte er sie heraus. Sie war wieder ganz locker drauf!
„Auf dich!"
„Warum musstest du denn auf mich achten? Hattest du Angst, ich fall hin, und du Floh musst mich auffangen?"
Sie lachte. „Nein, ich musste dich halt immer anschauen!"
„Warum?"
„Weil ich dich gerne anschaue!"
„Na, das klingt ja gut!" Er lächelte sie an.
„Nicht wahr? Heute bin ich ganz schön mutig, oder?"
„Ja! Und das ist schön, Süße! Aber von mir aus kannst du ruhig noch mutiger werden!" sagte er leise. Er drehte sich auf den Bauch, sah ihr in die Augen, streichelte ihr schönes erhitztes Gesicht.
„Echt? Du meinst, ich könnte dir sagen, dass du mir wirklich gut gefällst?"
„Zum Beispiel, ja! Das würde ich gerne hören!"
„Oder, dass du mir ausnehmend gut gefällst?"
„Auch, ja!" Mädchen, Mädchen, gefährlich, deine Worte! Aber rede weiter, ein paar Stunden noch! dachte er.
„Dass ich finde, dass du ein ausgesprochen gut aussehender Mann bist?" Sie wurde richtig atemlos über ihren eigenen Mut.
„Langsam kommen wir der Sache schon näher!" sagte er leise. Puh! Das hörte er schon sehr gerne!
„Ich könnte dir aber auch sagen, dass ich dich sehr gerne mag!"
Er verzog das Gesicht, als hätte er Schmerzen.
„Nicht! Aha! Und wenn ich sagen würde, dass ich glaube, dass ich mich verliebt habe?"
Der Ausdruck in seinem Gesicht war ein wenig weniger schmerzhaft.
„Auch nicht wirklich! Und wenn, und wenn ich dir sagen würde, dass ich mich in dich verliebt habe?"
„Wenn es wahr ist, wäre es wunderbar, wenn du das sagen würdest!"
Er hatte feuchte Augen und einen riesigen Kloß im Hals.
Mein Gott, heul ich jetzt los, oder was? dachte er
„Ich habe mich in dich verliebt, Tom, ich habe mich wirklich in dich verliebt, und ich weiß es, ich weiß, dass es wahr ist! Gestern wusste ich das noch nicht! Aber heute bin ich mir ganz sicher!"
Sie sprach ganz leise, wie zu sich selbst, sie hatte das noch nie in ihrem Leben zu einem Mann gesagt!
Aber er verstand jedes Wort, und jedes Wort machte ihn überglücklich.
Er musste sie küssen, unbedingt! Und er tat es so ausgiebig, dass er Sterne sah! Er küsste ihren Hals, ihr Gesicht, ihr Dekolleté, schmeckte das Salz auf ihrer Haut, atmete ihren Duft ein, fand zurück zu ihre Lippen.
Sina wand sich unter seinen Lippen, unter seinen Händen, die der Spur der Lippen folgten. Sie bog sich ihm entgegen. Sie war so erregt, dass ihre Hand zwischen ihre Beine wollte, eine vollkommen unbewusste Bewegung.
Tom hielt die Hand fest. „Das ist mein Job!" stieß er hervor.
Seine Hand glitt zwischen den elastischen Bund ihrer Jogginghose und ihre zarte Haut, seine Finger suchten und fanden die Stelle, an der er ihr Erleichterung verschaffen konnte.
Sie spürte, es waren erfahrene Finger, die genau wussten, was sie taten! Und sie wusste, er würde zu Ende bringen, was er begonnen hatte, würde nicht aufhören, bis er sie zufrieden gestellt hatte. Und sie merkte an seinem Stöhnen auch, dass er es gerne machte!
Es dauerte nicht lange, bis sie explodierte, dabei küsste er sie die ganze Zeit, was sie noch höher brachte. Keuchend lag sie neben ihm, er hielt sie im Arm, bis die Nachbeben abgeklungen waren, wusste dabei kaum, wie er die eigene Erregung in Griff bekommen sollte. Sie hatte sich wunderbar angefühlt, weich, warm, feucht! So hatte er es sich vorgestellt seit zwei Tagen, dass sie sich anfühlen würde! Sie hatte es genossen, ganz ruhig abgewartet, angenommen, dass er ihr gut tun konnte!
Ihre Hand fasste dahin, wo sie ihm Erleichterung verschaffen konnte. Er stöhnte auf, bog sich ihr entgegen, hielt aber ihre Hand fest.
„Du musst das nicht machen, Mäuschen, ich halte das schon aus!" flüsterte er und wünschte sich nichts mehr, als dass sie weitermachte.
„Ich will das aber unbedingt!" hauchte sie und wunderte sich, wie wahr das war. Sie wollte ihn berühren, fühlen, ihn erregen und ihm gut tun.
Es schien ihr das Normalste der Welt zu sein!
„Dann warte bitte kurz!" Er nestelte aus der Innentasche seiner Jogginghose ein Kondom heraus, streifte es über. „Es ist mir angenehmer so!" presste er hervor.
Dann überließ er sich ihren zärtlichen Händen. Sie streichelte, übte Druck aus, kratzte leicht, verließ ihn, kam zurück, federleicht, härter, schneller.
Er flog hoch, höher, atmete schnell, schneller, hörte damit auf, als ihn der Orgasmus überschwemmte.
Mein Gott, Sina! So habe ich noch nie empfunden! dachte er.
Sie schmiegte sich an ihn, vollkommen glücklich über das Erlebte! Seltsamer Weise war ihr überhaupt nichts peinlich, alles erschien ihr vollkommen natürlich, musste so sein, war richtig so. Noch nie hatte sie einen Mann so angefasst, aber es war unendlich schön gewesen, wie er sich ihr ausgeliefert hatte, ihr, der Unerfahrenen vertraut hatte!
Tom empfand genauso.
Es war gut, was geschehen war!
Sie hatten sich gut getan, hatten Zärtlichkeiten ausgetauscht, hatten sich Liebe gegeben!
Lange lagen sie im warmen Sand, fühlten sich nur gut zusammen.
Sie waren jung, sie waren verliebt, sie waren beide frei – es war vollkommen in Ordnung.
„Das war schön!" sagte sie nach einer Weile lächelnd.
„Ja, mein Mädchen, das war schön!" Er küsste ihr hübsches Näschen. Er wankte kurz hinter die Büsche, um das Kondom los zu werden, kuschelte sich wieder an sie.
Er war fast dreißig Jahre alt, lag nach einer zehn Kilometer langen Joggingstrecke neben dem Mädchen, das er bis zum Wahnsinn liebte, im Sand und hatte gerade eine Runde Petting hinter sich. Dieses Wort in seinen Gedanken brachte ihn zum Lächeln.
Sina strahlte ihn an. Ja, sie strahlte wirklich, es war in Ordnung für sie, was geschehen war. Er war glücklicher als je im Leben!
„Warum lächelst du so?" fragte sie lächelnd.
„Vielleicht aus dem gleichen Grund, aus dem du lächelst?"
„Ich lächle, weil ich total verknallt in dich bin!" gestand sie.
Verknallt? Das klang toll! Das klang nach jung sein, frei sein, offen fürs Leben, das vor einem lag. Verknallt war man als Teenager, wenn nur das heute zählte, wenn keine Ängste, keine Bedenken die Gefühle beeinflussten, wenn das Leben als großes Geschenk vor einem lag, als riesiges Abenteuer.
„Das klingt gut, Süße! Ich bin auch total verknallt in dich!"
„Weil, wenn man Petting macht, ist man verknallt!" stellte sie trocken fest.
Tom bekam einen Lachkrampf. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen! Sein Mädchen war wie ausgewechselt! Weg war die Angst, die Vorsicht, die Unsicherheit! Sie war angekommen in ihrem neuen Leben!
„Lach nicht! Das heißt so!"
„Ich weiß, kleine Krabbe! Ich lache nur, weil du das so süß rüberbringst!"
„Das ist Bravo-Bildung! Hast du auch Bravo gelesen?"
„Ja, klar!"
„Dr. Sommer? Die Aufklärungsserien?"
„Ja!" Er erstickte fast vor Lachen. „Habe ich!"
„Und? Hast du was gelernt dabei?" Sie sah ihn schelmisch an.
„Bestimmt!"
„Aber das meiste war learning by doing, oder?"
Jetzt konnte er nicht mehr! Er bekam kaum noch Luft, wälzte sich lachend im Sand!
„Hör auf, Sina! Ich ersticke!" Er hustete, versuchte wieder, normal zu atmen.
„Das wäre schlecht! Ich bin nämlich Förderlehrerin und ganz schlecht im Mund-zu-Mund-Beatmen!"
„Na, das könnten wir ja üben, oder?"
Schlagartig schossen die elektrisch geladenen Blitze wieder hin und her. Sein Mund suchte ihre Lippen, fand sie sehr schnell, liebkoste sie zart, zärtlich, seine Zähne knabberten leicht, er saugte, seine Zunge spielte mit ihrer. Dann löste er sich schweratmend wieder von ihr.
„Mannomann, du kannst vielleicht küssen!" stieß sie hervor. „Das ist aber auch kein Bravo-Wissen!"
„Und du nicht, oder was?"
„Ich sag's ja: Learning by doing! Oberstes pädagogisches Prinzip!"
Zum Glück kam eine Familie an den Badeplatz. Sonst wäre eine weitere Petting-Runde notwendig geworden, und er hatte kein Kondom mehr dabei, und ohne wäre es ihm schon sehr unangenehm gewesen.
Sie standen auf, klopften sich gegenseitig den Sand ab, brauchten ein wenig länger als normal, weil ihre Hände ein wenig länger als normal an den Körperstellen verweilen mussten, an denen Sand war oder sein konnte, waren atemlos, hin und weg von der Schönheit ihrer Körper.
Als sie wieder einigermaßen klar denken konnten, fragte Tom: „Warum war das jetzt eine blöde Strecke? Wir haben gerade gar nicht weiter geredet!"
„Ah! Irgendetwas hat uns abgelenkt!" In ihren Augen blitzte der Schalk.
Tom wollte sie schon wieder auffressen! Die Kleine, die keine Ahnung von Dates hatte und angeblich auch nicht von Männern, hatte es mehr als faustdick hinter den Ohren!
„Also, sprich! Warum?" fragte er lächelnd.
„Weil wir jetzt acht Kilometer bergauf laufen müssen!" erklärte sie.
„Autsch! Dumm gelaufen! Im wahrsten Sinne der Worte!" Er verstrubbelte sich seinen Haarschopf. „Taxi?"
„In Sinzing?"
„Dann fahren wir per Anhalter!" schlug er vor.
„Okay! Versuchen wir unser Glück!"
Sie joggten bis zur Hauptstraße, hielten den Daumen hoch. Das dritte Auto hielt an. Es waren Nachbarn, die Sina erkannt hatten.
Sie fuhren die beiden bis zur Haustüre, nahmen sich die Zeit, Tom genau anzusehen. Sie hatten den anderen dadurch einen großen Informationsvorsprung.
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