Meine Lieblingsalben 2022
Ich liebe Listen und Jahresrückblicke. Darum kann mich auch nichts davon abhalten, einen Überblick über meine Lieblingsalben aus 2022 aufzustellen. Diese Liste zu diesem Zeitpunkt ist nicht wirklich endgültig und ich werde sie auch in der Zukunft updaten, auch wenn sie dann niemand mehr anschaut. Ich mag es, diese Übersicht zu haben. Zudem weiß ich, dass ich die Macke habe, viele Alben erst in dem Jahr nach der Veröffentlichung zu hören. Wolf Alices "Blue Weekend" war basically das Einzige, was ich dieses Jahr gehört habe.
And In The Darkness, Hearts Aglow von Weyes Blood
Dieses Album klingt wie ein Buch, das ich aus ganzem Herzen lieben würde. Eins über Hexen, Sirenen, über die düstere Welt, aber auch die Hoffnung und Menschlichkeit, die sich glühend ihren Weg durch jede Dunkelheit bahnt. Bei "And In The Darkness, Hearts Aglow" handelt es sich um die zweite Installation einer Trilogie, die mit Natalie Merings Durchbruch "Titanic Rising" in 2019 angefangen hat.
Thematisch führt sie viele Aspekte des Vorhängers fort, tauscht jedoch einige apokalyptische Elemente durch eine wärmere Perspektive aus und ist ein natürliches Fortlaufen des Narrativs, der im ersten Album angefangenen Geschichte. Mit seinem Joni Mitchell meets Karen Carpenter und gelegentlich auch Kate Bush Sound, den Weyes Blood perfektioniert hat, ist das Album nicht nur lyrisch sondern auch klangtechnisch eine Trost spendende Umarmung und eine Reise in eine mystische Welt.
Motomami von Rosalía
Reggaeton als Genre hat in den letzten Jahren immer mehr und mehr an Popularität gewonnen. Und vielleicht weil ich ein Kulturbanause bin, ist das einzige Reggaeton Album, das ich bisher mochte, eins, das irgendwie nur so halb Reggaeton ist, von einer Sängerin, die zuvor eher Flamenco Pop gemacht hat. Auch wenn euch der Name Rosalía vielleicht nichts sagt, weil nicht englischsprachige Musik sehr selektiv im Radio gespielt wird, in meiner Ecke des Internets des Internets war "Motomami" Anfang des Jahres der heiße Scheiß. Ich habe sogar vor dem Einkaufszentrum ein Poster mit dem Albumcover gesehen.
Doch dass Rosalía sich all diese Aufmerksamkeit und noch mehr verdient hat, zeigt sich schon auf dem Albumopener "Saoko", ein absoluter Banger, der es trotz seiner Kürze von unter zweieinhalb Minuten schafft, einen mit einem jazzigen Pianosolo zu überraschen. Aber auch intimere Momente wie "Como Un G", die gleichzeitig Rosalías Fähigkeiten als Vocalist zur Schau stellen, finden auf dem Album ihren Platz. Spanisch habe ich trotzdem abgewählt, weil ich's nicht kann.
Renaissance von Beyoncé
Hätte ich ein Euro für jedes Album dieser Liste, das Teil einer Trilogie ist, hätte ich zwei Euro. Das ist nicht viel, aber es ist komisch, dass es zweimal passiert ist. Es ist nicht so als gäbe es nichts, was man in Bezug auf dieses Album diskutieren könnte, aber bei Beyoncés letzten Alben ging es nicht nur um die Musik.
"Beyoncé", das Album, ist in der Retrospektive eher bekannt dafür, dass es das erste große Album war, dass als Überraschungsrelease ohne einen großen Rollout veröffentlicht wurde ‑ eine Technik, die nun sehr viel häufiger benutzt wird. Man denke an "folklore" von Taylor Swift. Zudem repräsentiert es das visuelle Album und dessen Aufstieg in den 2010ern und war auch in dem Bereich eine Art Vorreiter.
Und "Lemonade", auch wenn es sich um mein liebstes Album handelt, war geprägt durch die Enthüllung von Jay Zs Fremdgehen und die darauffolgenden Spekulationen. Außerdem ist es ein sehr politisches Album, sie hat ihre Erfahrung als schwarze Frau in Amerika erstmals derart deutlich thematisiert, was die Art wie sie wahrgenommen wurde, verändert hat. "Lemonade" war nicht nur die Musik. Es war das gelbe Kleid, die legendäre Coachella Performance, der Super Bowl, ... "Renaissance" ist nicht frei von politischen Statements, aber dieses Mal ist es subtiler und das Album ist einfach ein erfahrener Popstar, der in sein viertes erfolgreiches Jahrzehnt einsteigt, mit einer Kollektion exzellenter Dance Pop Songs.
Muna von Muna
Die Indie Pop Band Muna hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Albums bereits zwei Alben unter RCA in ihrer Tasche. Wer RCA nicht kennt, das ist eines der größten Plattenlabels und hat unter anderem Dolly Parton, Elvis Presley und David Bowie zum Erfolg geführt. Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt sind sie jedoch bekannt dafür, Interpreten am Höhepunkt ihrer Karriere oder kurz vor ihrem vermeintlichen Durchbruch unter Vertrag zu nehmen und daraufhin ein Haufen fragwürdige Entscheidungen bezüglich des neuen Albums zu treffen, sodass sich dieses immer mehr zum größtmöglichen Flop entwickelt. Für 'Muna' (das Album) ist die Band zu einem Indie Label gewechselt, was ihren Sound ironischermaßen weniger Indie und mehr Pop gemacht hat.
Das Resultat ist das beste Album der Band zum jetzigen Zeitpunkt. Popmusik stand lange unter dem Ruf wenig künstlerische Integrität, Substanz und Ecken und Kanten zu haben. Auch wenn sich dieses Narrativ in den letzten Jahrzehnten immer gewandelt hat, ist es doch immer noch präsent im allgemein Diskurs über Musik und Medien allgemein. Ähnlich zu Carley Rae Jepsens "E•MO•TION" ist dieses Album eine Art Liebesbrief an Popmusik. Nicht an den Popularitätsaspekt, sondern an die Universalität, die Catchiness, die Tanzbarkeit und die pure Euphorie, die sich damit ausdrücken lässt. Während das Album kein kommerzieller Erfolg im traditionellen Sinne war, war es doch gewissermaßen ein Durchbruch.
Ich kannte ihre vorherigen Alben zwar bereits vorher, aber über 'Muna' dieses Jahr wurde auf jeden Fall mehr online gesprochen. Außerdem war ihr Song "Silk Chiffon" (feat. Phoebe Bridgers) Teil des Soundtracks in 'Do Revenge' und die Band wird im kommenden Jahr neben Interpreten wie Paramore, Haim und Phoebe Bridgers einer der Opener für Taylor Swifts Eras Tour sein.
Dragon New Warm Mountain I Believe In You von Big Thief
Ich bin ganz ehrlich, manchmal vergesse ich, dass dieses Album existiert. Doch jedes Mal, wenn ich wieder daran erinnert werde und zu diesem Album zurückkehre, fällt mir erneut ein, wie viele geniale musikalische Momente dieses Album in sich birgt. Mithilfe bittersüßer Melodien transportiert die Band Sentimentalität, Melancholie und Trauer aber auch Hoffnung, in dem sie sich den unterschiedlichsten Themen ‑ Tod, Schönheit, Beziehungen und Vergänglichkeit ‑ widmet. Ich kann es nicht anders beschreiben, als ein Album mit viel Erfahrung.
"Dragon New Warm Mountain I Believe In You" hat mit seinen 20 Songs eine Länge von 80 Minuten, was eine Menge ist. Zum Vergleich: das erste Album dieser Liste hat eine Länge von 47 Minuten, aufgeteilt auf 10 Lieder. Doch Big Thief schafft es, dass jeder einzelne Song auf diesem Album eine eigene Identität hat, in dem sie oft neue Instrumente, eine neue Gitarre mit anderem Sound einführen, sodass kein Lied es verdient, gestrichen zu werden, um ein kompaktes Hörerlebnis zu kreieren. Trotz dieser Bandbreite und Variabilität an Sounds und Instrumenten ist dieses Projekt sehr zusammenhängend, verliert nie seinen roten Faden und hält eine musikalische Reise bereit, in die es sich voll und ganz zu versinken lohnt.
Das war es vorerst mit Alben aus 2022. Welche Musik habt ihr letztes Jahr so gehört? Und auf welche Alben freut ihr euch dieses Jahr? Ein paar meiner Lieblingsinterpreten veröffentlichen voraussichtlich 2023 neue Alben, darunter Caroline Polachek und boygenius. Gerade letzteres freut mich, da ich die Befürchtung hatte, das EP bleibt ihr einziges Projekt.
Bis bald!
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