Mein Buchgeschmack ist schlecht und eurer kann es auch sein!
Hallo ihr,
ich dachte, es wäre mal an der Zeit, euch einen Einblick in meine Lieblingsbücher zu geben. Diese Liste ist definitiv nicht definitiv. Jedes Jahr lese ich neue Bücher, die mich begeistern und mitreißen können und auch mein Geschmack ändert sich mit der Zeit immer und immer mehr. Als ich mit Wattpad angefangen habe, waren die Harry Potter Bücher meine absoluten Lieblingsbücher, ich habe die Edelsteintrilogie verschlungen und auch sämtliche weitere Jugendfantasy, die ich in die Hände bekommen konnte.
Doch danach hat sich mein Geschmack verändert und während ich Fantasy immer noch liebe, sind auch einige andere Genres dazu gekommen, zu denen ich immer wieder greife. Mittlerweile liebe ich vor allem charakterfokussierte Geschichten, die verschiedene Facetten von Moral, Freundschaft und Liebe erkunden. Manchmal sind sie tragisch, manchmal sind sie lustig und manche Bücher sind auch einfach nur zum Wohlfühlen.
Aber bevor ich in die Liste starte, möchte ich euch nur noch vorwarnen, dass ich keine Literaturkritikerin bin, die poignante und eloquente Rezensionen schreibt und auch keine hippe Indie-Bloggerin, die die unbekanntesten, obskursten Bücher kennt. Die Bücher in dieser Liste sind allesamt ziemlich bekannt und manchmal ist mein literarischer Anspruch im Keller, weil Klischees einem Komfort geben. Ich kann Bücher nicht krass analysieren und ich wünschte, ich würde mehr unbekannte Bücher kennen, die ich empfehlen kann, aber bevor ich in Selbstmitleid versinke, hier ist meine Liste in keiner bestimmten Reihenfolge:
Die sieben Männer der Evelyn Hugo - Taylor Jenkins Reid
„Wenn es verschiedene Arten von Seelenverwandten gibt, sagte ich zu Harry, als wir beide eines Nachmittags mit Connor auf der Terrasse saßen, dann bist du einer von meinen."
Auch wenn die englische Originalausgabe bereits 2017 erschienen ist, hat das Buch erst 2021 den Buchmarkt im Sturm erobert. Falls ihr zu der Zeit Bookstagram oder Booktube unterwegs ward, seid ihr sicher an dem Buch nicht vorbei gekommen. In dem Buch folgen wir Evelyn Hugo, einer ikonischen Schauspielerin der 50er Jahre, die sich nun entschieden hat, der jungen Journalistin Monique Grant ihre Lebensgeschichte zu offenbaren, um diese eine Biografie schreiben zu lassen. Durch diesen Interviewprozess erfahren wir nach und nach, was Evelyn Hugo alles in ihrem Leben erlebt hat und warum sie ganze sieben Ehemänner hatte.
„Die sieben Männer der Evelyn Hugo" ist eine mitreißende Liebesgeschichte, aber es ist auch eine Lebensgeschichte über Freundschaft, Identität und Diskriminierung. Evelyn Hugo als Protagonistin ist nicht unbedingt sympathisch, sie kann rücksichtslos und rabiat sein, sie macht Fehler, die schwerwiegende Konsequenzen für sich und andere mitziehen. Aber trotzdem oder genau deswegen macht es so viel Spaß, jedes Detail über ihr Leben aufzusaugen. Sie fühlt sich auf eine gewisse Art und Weise real an. Wenn man das Buch beendet hat, möchte man sofort alle ihre Filme schauen, obwohl diese gar nicht existieren.
Ich weiß nicht, ob der Vergleich für jemanden außer mir Sinn ergibt, aber dieses Buch erinnert mich irgendwie an „Titanic" dahingehend, dass die Geschichte auf so eine klassische Art und Weise gut ist und einen in den Bann zieht.
Taylor Jenkins Reid - auch ihre anderen Bücher sind sehr empfehlenswert - schreibt auf eine sehr popliterarische Art und Weise, sodass man durch die Seiten fliegt, aber sie opfert dabei keinesfalls den Tiefgang zugunsten der Simplizität. Das gibt ihren Büchern eine gewisse Universalität, die ich bewundere. „Die sieben Männer der Evelyn Hugo" ist ein solches Buch, das in einem Nicht-Leser die Liebe zum Lesen aufflammen lässt.
Stolz und Vorurteil - Jane Austen
"Es ist eine Tatsache, über die sich alle Welt einig ist, dass ein alleinstehender Mann mit einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Lebensgefährtin sein muss."
Es gibt nichts, was ich über Jane Austen sagen könnte, dass nicht schon gesagt worden ist. Ihre literarischen Romanzen besteichen mit einer Zeitlosigkeit, Klugheit und Witz, von der die meisten anderen Autoren nur träumen können. Austen seziert in ihren Romanen menschliche Beziehungen aufs Kleinste und erschafft somit besonders dreidimensionale Figuren, die sie auf gesellschaftskritische Weise beleuchtet.
In „Stolz und Vorurteil" widmet sie sich der Familie Bennet und den dysfunktionalen Dynamiken, die in dieser vorherrschen. (Ich bin zu hundert Prozent überzeugt, dass Mr. Bennet das größte Problem in dem Buch ist und ich akzeptiere keine Widerworte). Die Menschen, die Jane Austen nicht mögen, kritisieren meist, dass das Buch mit Nichtigkeiten, mit oberflächlichen Gesprächen gefüllt ist, bei denen es nur darum geht, wer wen heiratet. Auch wenn ich absolut nachvollziehen kann, wenn man einen anderen Geschmack hat und deswegen nichts mit Jane Austen Büchern anfangen kann, denke ich doch, dass bei diesem Kritikpunkt die Essenz ihrer Bücher nicht verstanden wurde. Für die Bennet Schwestern bedeutet eine Heirat nicht nur eine Partnerschaft, sondern es ist auch ihr einziger Weg zu finanzieller Stabilität. Und Austen gibt ihren Figuren Autonomie, sich durch diese Situation zu navigieren, selbst zu entscheiden, wen sie heiraten wollen, selbst ein treibender Part in der Beziehung zu sein. Auch scheinbar geistlose Aussagen haben oft eine tiefere soziale Bedeutung oder sind Mittel ihrer sozialen Satire.
„Stolz und Vorurteil" gehört zu den beliebtesten Liebesgeschichten aller Zeiten und das ist sie nicht, weil sie durch große Gesten und dramatische Worte definiert wird (auch wenn es theoretisch große Gesten gibt), sondern weil sie durch Subtilität besticht. Das haben sogar die bekanntesten Filmadaptionen verstanden und umgesetzt. Es geht um Blicke, unterschwellige Worte und heimliches Sehnen.
Letztendlich ist es genau dieser Reichtum an Ebenen, auf denen das Buch funktioniert, was es zu einem meiner Lieblingsbücher macht. Man kann es lesen, um eine fantastische Liebesgeschichte abzutauchen, um über Austens witzig-kluge Kommentare zu lachen oder ihre Gesellschaftskritik zu dekonstruieren. Dadurch hat es auch nach dem hundertsten Mal lesen noch etwas zu bieten.
Die geheime Geschichte - Donna Tartt
"Schönheit ist Schrecken. Was immer wir schön nennen, wir erzittern davor."
Alte Gemäuer, vergilbte Buchseiten und antike Sprachen... Donna Tartts „Die geheime Geschichte" hat Dark Arcademia wohl mehr geprägt als jedes andere Buch. Dieses Buch bildet die Brücke zwischen klassischer Literatur und dem modernen Roman. Die griechische Tragödie bettet sich ein in eine Kritik akademischer Strukturen und des darin vorherrschenden Elitismus, der dehumanisierenden Exklusivität. An der Seite des Studenten Richard Papen ergründen wir menschliche Abgründe ähnlich zu Klassikern wie Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray" und Goethes „Faust" - auch wenn das Buch im Gegensatz zu den zwei genannten Beispielen nicht wirklich paranormale Ereignisse beinhaltet. Ihre Sprache ist immersiv, poetisch und prätentiös, doch das stützt das Narrativ.
Richard als Protagonist ist nicht gerade besonders oder herausragend. Er stammt aus ärmlichen Verhältnissen und tritt als neuer Student des Hampden College eine elitären Gruppe an Alt-Griechisch-Studierenden bei, die ihn langsam in einen mörderischen Sog zieht. Damit will ich nicht sagen, dass er schlecht ausgearbeitet oder nicht dreidimensional ist. Er soll lediglich den Ordinären mit einer Faszination für das Schöne, für das Brutale repräsentieren und uns als Figur mit Identifikationspotenzial Einblick in die Welt noch viel interessanterer Charaktere gewähren.
Doch als Erzähler gibt er dem Roman das gewisse Etwas. Seine Persönlichkeit ist der verzweifelte Versuch zwei polare Lebensrealitäten miteinander zu verbinden und das Ergebnis ist ein undurchsichtiges Lügenkonstrukt. Richard fungiert als das Epitom eines unzuverlässigen Erzählers. Selbst zum Ende der Geschichte kennen wir nicht die ganze Wahrheit, wir wissen nicht was wirklich passiert ist, wir wissen nur, dass etwas fehlt. Und das ist einer der Gründe, warum das Buch einem auch noch Monate danach in den Gedanken nachhängt. Wenn Richard es schafft, in der ersten Zeile dieses Buch zu offenbaren, dass er und seine Freunde Bunny getötet haben, was ist dann grausam genug, dass sein Gehirn es verdrängen muss, um damit fertig zu werden?
Meine dunkle Vanessa - Kate Elizabeth Russell
"Ich kann nicht die eine Sache, die mir jetzt schon so lange Halt gibt. Verstehen sie? [...] Es muss eine Liebesgeschichte sein, darauf kann ich nicht verzichten. [...] Denn wenn es keine Liebesgeschichte ist, was ist es dann?"
„Meine dunkle Vanessa" von Kate Elizabeth Russell ist mein absolutes Lieblingsbuch. Jedes Buch auf dieser Liste ist großartig, ergreifend, mitreißend und hat mich und meinen Geschmack auf irgendeine Art und Weise definiert, doch dieses Buch ist unangefochten an der Spitze. Und manchmal wünsche ich mir, es wäre ein Buch das man einfacher empfehlen kann und nicht eins, was die schmerzhafte und verstörende Erfahrung einer fünfzehnjährigen Schülerin in einer „Beziehung" zu ihrem Englischlehrer schildert. Am liebsten würde ich das Buch jedem in die Hand drücken, weil es ein Meisterwerk ist, doch es ist ein Roman, den man nicht unvorbereitet lesen sollte, man muss zu hundert Prozent sicher sein, worauf man sich einlässt. Darum spreche ich eine Empfehlung stets nur mit Vorsicht aus.
Vanessa ist eine Protagonistin mit der ich mich wirklich identifizieren konnte und das obwohl ich mich in wesentlichen Aspekten von ihr unterscheide und nie auch nur eine im Ansatz ähnliche Erfahrung gemacht habe. Womit ich mich vor allem identifizieren konnte, ist ihre Charakterisierung bevor sie Mr. Strane getroffen hat. In nur wenigen Seiten schafft die Autorin es, einzufangen, wie es sich anfühlt ein Mädchen in dem Alter zu sein. Kate Elizabeth Russell hat verstanden, dass das Ende unter Freundinnen noch mehr schmerzen kann als das Ende einer Beziehung. Und bevor ihr die Polizei ruft, mit ihren Gefühlen zu Strand kann ich mich keinesfalls identifizieren aber das Buch zeigt, wie plausibel sie sind und wie einfach es sein kann, in ein solches Loch zu fallen auch wenn es von außen so absurd aussieht.
Doch die im Roman geschilderten Erfahrungen beleuchten auch, welche gesellschaftlichen Strukturen eine solche Situation begünstigen, wie der falsche Umgang durch schulische Institutionen und später auch durch Medien den Opfern noch zusätzliche Traumata hinzufügen können. Er zeigt auf, wie nicht jeder das perfekte Opfer sein kann. Vanessa ist störrisch, verletzend und abwertend, doch diese Eigenschaften resultieren aus ihrem Bewältigungsmechanismus und während ihre Worte meist nicht richtig sind, verdient sie doch, dass man ihr zuhört und dass sie die Hilfe bekommt, die sie braucht.
Das Lied der Krähen - Leigh Bardugo
„Ich bin ein Geschäftsmann. Nicht mehr, nicht weniger"
„Du bist ein Dieb, Kaz"
„Habe ich das nicht gerade gesagt?"
Wie ich oben bereits geschrieben habe, hat sich mein Buchgeschmack in den letzten Jahren sehr gewandelt. Ich bin einfach älter geworden und das ist okay. Aber trotzdem tut es immer ein bisschen weh, etwas hinter einem zu lassen, dass einen eine lange Zeit begleitet und sehr viel Freude bereitet hat. Jugendfantasy ist dieses eine Genre, das ich früher verschlungen habe, zudem ich aber nun immer seltener greife.
„Das Lied der Krähen" ist keine Fantasygeschichte, die das Rad neu erfindet, doch das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass es jeden dieser Tropes beachtenswert gut umsetzt. Ich liebe es, wenn Figuren schlau sind, taktisch denken, wenn man ihnen beim Lösen ihrer Probleme zusieht und sich denkt ‚Das ist echt ein genialer Plan, darauf wäre ich nie gekommen'. Kaz Brekker ist so ein Charakter.
Nina und Inej sind das Paradebeispiel davon, was ich oben gemeint habe. Viele Fantasyromane mit ähnlicher Zielgruppe fokussieren sich darauf, starke weibliche Figuren zu erschaffen und lassen sie zu „Girlbosses" werden und kämpfen, scheitern aber daran, wirklich gut ausgearbeitete Charaktere zu kreieren. Nina und Inej haben beide starke Fähigkeiten, sie sind beide kampfbereit, doch sie haben Schwächen, Ziele, Motivationen. Sie sind Teil einer Dynamik mit den anderen Figuren, entwickeln sich weiter.
Ich habe einen Namen - Chanel Miller
„Als ich dort in der Einfahrt saß, wusste ich nicht, dass dieses kleine Ja meinen Körper erneut aufreißen, die Schnitte wund reiben, meine Beine für die Öffentlichkeit auseinanderzwingen zwingen würde."
Nicht jeder, der etwas Erzählenswertes erlebt hat, ist auch in der Lage, dies wirklich in treffenden Worte zu fassen. Chanel Miller ist das schon. Bei ihr handelt es sich um eine Frau, die nach einer Party an der Stanford University vergewaltigt wurde. Sie erhielt bereits vor der Erscheinung ihres Buches große mediale Aufmerksamkeit, da sie ihren vor Gericht verlesenen Brief an den Vergewaltiger unter einem Pseudonym veröffentlichte. Der Fokus dieses Buches liegt dabei jedoch nicht auf der Vergewaltigung an sich, sondern auf dem Gerichtsprozess danach und wie dieser retraumatisierend wirken kann und das Leben der Betroffenen weiter einschränkt.
Bei ihr handelt es sich aber auch um eine Frau mit großem schriftstellerischen Können. Sie zeichnet im Laufe des Buch so viele ausdrucksstarke sprachliche Bilder und schildert ihre Gedanken und Gefühle so treffend, dass man diese beim Lesen förmlich mitfühlt.
„Ich habe einen Namen" ist nicht nur einsichtsreich, es ist auch thematisch divers, denn auch wenn sie sich vorrangig mit ihren Erfahrung in Bezug auf ein Ereignis beschäftigt, über diese reflektiert und sie gesellschaftlich und politisch einordnet, so ist das Buch doch auch ein Dankeschön an Hilfsbereitschaft, an Familie, Freundschaft und jede Verbindung zwischen Menschen.
Natürlich gibt es noch ganz viele andere Bücher, die ich absolut großartig finde und über die ich in Zukunft noch sprechen möchte, aber dies ist erstmal ein Überblick über meine Lieblingsbücher. Schreibt mir gerne eure Lieblingsbücher, welche Bücher ihr mir basierend auf meinen Lieblingsbüchern empfehlen würdet und ob ihr eins in der Liste schon gelesen habt oder es noch wollt!
Bis dann,
Hyathumibis
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