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Einige Träume zuvor


Niemand der Anwesenden schien auf seine Ankunft aufmerksam geworden zu sein. Und das, obwohl er wie aus dem Nichts mitten in dem kleinen Café aufgetaucht war. Ein schlechtes Zeichen. Trotzdem entschied er, weitere Informationen einzuholen, bevor er loszog.

Mehrere mit Blumen in unterschiedlichen Vasen dekorierte Tische standen verteilt in dem überschaubaren Raum und nur an den wenigsten davon hatte jemand Platz genommen. Neben den paar Gästen gab es noch eine junge Dame, die hinter der Theke neben der Tür ins Bearbeiten einer Bestellung vertieft war.

Er schob den linken Ärmel seines grauen Mantels nach oben und blickte auf das Mal an seinem Unterarm. Das von einem Kreis eingefasste Netz, welches an übereinander-gelegte Sternblüten erinnerte, war noch genauso pech-schwarz wie ein Tattoo. Noch.

»Bedienung!«, machte er sich bemerkbar und streifte den langen Mantel ab.

Er wählte einen Einzeltisch am Fenster, sodass er außer dem Innenraum auch die Umgebung gut im Blick hatte. Draußen verlief ein schmaler Bürgersteig. Keine Fußgänger. Die Sonne schien.

»Darf ich Ihnen etwas bringen?«

Eric sah auf und in das freundliche Gesicht der Bedienung, die mit Notizblock und Kugelschreiber in der Hand neben ihn getreten war. Sie hatte grüne Augen, das dunkle Haar war zu einem Zopf gebunden und sie trug eine leuchtend rote Schürze mit verspieltem Blumenmuster.

»Kaffee«, erwiderte er, ohne sich um ein Lächeln zu bemühen, woraufhin die Frau ausdruckslos nickte.

»Darf es sonst noch etwas sein?«, hakte sie nach.

»Kaffee wird ausreichen. Obwohl ...« Mal sehen, wie viel sein Gegenüber wusste. »Deine Handynummer. Gegen die hätte ich nichts einzuwenden.«

Eine reale Person wäre vielleicht pikiert über seine direkte Art gewesen, doch diese zuckte nicht einmal mit der Wimper.

Eric sah ihr dabei zu, wie sie den Stift mit ein paar schnellen Bewegungen über ihren Notizblock gleiten ließ, bevor sie den obersten Zettel abriss und ihn über die Tischplatte schob. Dabei schenkte sie ihm einen nichts-sagenden Blick aus einem Paar Augen, das unvermittelt ein klares Blau angenommen hatte.

Aha. Der Träumer, in dessen Welt er sich befand, kannte diese Frau nicht – oder ihm war zumindest die Farbe ihrer Augen fremd, weshalb sie von einem Moment auf den anderen wechselte. Demnach befand er sich auch nicht in der Nähe.

Eric nickte der Bedienung zu und sie verschwand zurück hinter die Theke, um ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Der Zettel lag nun vor ihm auf dem Tisch, doch er hatte es keineswegs eilig, ihn anzusehen. Schließlich wusste er bereits, was darauf zu lesen war.

Keine Minute später erhielt er seinen Kaffee in einem Plastikbecher. Er wartete, bis die Frau gegangen war, und nahm dann einen kräftigen Schluck. Nicht heiß. Auch nicht kalt. Das Zeug schmeckte nach nichts. Demnach suchte er nach jemandem, dem der Geschmack von Kaffee nicht vertraut war. Wahrscheinlich ein Kind.

Sein Blick wanderte durch den Raum. Keiner der wenigen auffallend bunt gekleideten Gäste schien jünger als vierzig zu sein. Hier würde er ganz sicher keinen Erfolg haben.

In einem Zug stürzte er den Inhalt der Tasse hinunter, strich die dunkelbraunen Haare zurück, die ihm in die Stirn gefallen waren, und stand auf. Dabei wurde das Stück Papier auf dem Tisch aufgewirbelt und landete am Boden. Nur um ganz sicherzugehen, bückte er sich danach und betrachtete es. Wie erwartet, war der Zettel rein weiß, von beiden Seiten unbeschrieben. Er knüllte ihn zusammen und ließ ihn zurück auf den Boden fallen. Beim Verlassen des Cafés ging er an der Bedienung vorbei, die ihm zum Abschied zunickte.

Natürlich verlangte sie keine Bezahlung.

Eric ging ein paar Schritte auf dem Bürgersteig und setzte dann den Fuß auf die Straße, nur um sofort wieder ein paar Schritte zurückzutaumeln. Zwei knallrote Rennwagen fegten vor seiner Nase vorbei, hätten ihm um Haaresbreite erfasst. Blitzschnell zogen Bilder seines letzten tödlichen Verkehrs-unfalls an seinem inneren Auge vorbei. Bei dem Tempo wäre er diesmal wenigstens schnell gestorben.

Die Autos ließen eine dichte Abgaswolke zurück, bevor sie mit Motorgetöse und quietschenden Reifen in die Wand aus grauem Nebel eintauchten, die mehrere hundert Meter weiter Gebäude und Straße verschleierte.

Den Rand der Welt hatte Ben dieses Phänomen damals genannt, als sei der Anblick des farblosen Dunstes etwas Besonderes. Für Eric bedeutete er bloß, dass er sich zu weit weg von seinem Ziel aufhielt. Den Träumer fand er sicher nicht am Rand dieser Welt.

Nein, er würde in ihrem Zentrum sein. Dort, wo sich die eigentliche Handlung des Traumes abspielte. Auch das wusste Eric von Ben. Nur, dass dem bestimmt nicht bewusst gewesen war, wie wichtig Eric diese Information einmal sein würde.

Er wandte sich vom Nebel ab und sah sich genauer um. Zwischen den gewöhnlichen, tristen Plattenbauten ragten mehrstöckige Baumhäuser und Burgtürme hervor, deren Fassaden irgendwie aufgemalt wirkten. Wie riesige Pappaufsteller, statt echter Konstruktionen aus Holz und Stein.

Davor bewegten sich nur wenige Menschen, auch Kinder waren darunter. Allerdings nur solche, die brav neben ihren Eltern her spazierten. Das widersprach gänzlich dem Verhalten aller kindlichen Träumer, die Eric bisher untergekommen waren. Sollte der Mensch, der all dies träumte, tatsächlich ein Kind sein, würde er es sicher nicht an der Hand seiner Mutter oder seines Vaters spazierend vorfinden. Besonders die kindlichen Träumer schienen eine Vorliebe für große Abenteuer zu haben. Eric erinnerte sich an einen Vergnügungspark, der von Dinosauriern überfallen wurde, und an einen Tumult zwischen Cowboys und Indianern, der in einer Schwimmhalle stattgefunden hatte.

Da es dort, wo die Autos verschwunden waren, nicht weiter ging, machte er sich in die entgegengesetzte Richtung auf. Der Weg führte ihn vorbei an einer Reihe kleiner Geschäfte. Ihre Schaufenster präsentierten Schleckereien, diverses Spielzeug und magische Artikel wie Zauberstäbe und fliegende Besen aus Plastik. Ja, beim Erschaffen dieser Welt war ohne jeden Zweifel ein Kind am Werk gewesen.

Trotz des üppigen Angebotes in den Schaufenstern gehörte seine Aufmerksamkeit den Passanten. Die Jüngeren wie die Erwachsenen trugen bunte, mit den wildesten Motiven gemusterte Kleidung, die nicht zu ihren starren Gesichts-ausdrücken passte. In fast bizarrem Gleichschritt marschierten sie über den Gehweg, ohne sich miteinander zu unterhalten oder ihrer Umgebung Beachtung zu schenken. Und folgte er ihnen mit seinem Blick, konnte er beobachten, wie sich ihre Statur veränderte, ihr Haar oder ihre Kleider sich verfärbten.

Diese Leute erfüllten die vorstellbar unbedeutendste Rolle, waren allesamt bloß Statisten. Ohne Charakter, ohne Vergangenheit oder Zukunft. In den Minuten oder Stunden, in denen sie existierten, würden sie nichts anderes tun und in seinen Augen auch nichts anderes sein als jetzt in diesem Moment: gar nichts.

Als Eric um eine Ecke bog, entdeckte er vor sich einen kleinen, blonden Jungen, der wie hypnotisiert an der Scheibe eines Ladens klebte. Trains and Treats stand in bunten Buchstaben über dem Eingang. Er trat neben den Jungen und schaute durch das Glas. Dahinter eröffnete sich eine weite Miniaturwelt, durch die sich eine dampfende Modelleisenbahn schlängelte.

»Kleiner«, wandte er sich an das Kind, das mit etwas Glück einen Hinweis für ihn bereithielt. »Hättest du gern so eine?«

Der Kleine reagierte nicht sofort. Es brauchte etwas Zeit, bevor er sich von dem Anblick trennte.

»Ich denke schon«, antwortete der Junge schließlich und drehte sich zu ihm um. Hinter seinen Worten schien kein Gefühl zu stecken.

»Sag mal, kennst du andere Kinder in dieser Stadt?«, fragte Eric weiter, woraufhin der Junge den Kopf schüttelte.

Dabei verschwamm die Form seines schmalen Gesichts, wurde rundlicher, fast mollig.

»Nein. Ich denke nicht.«

Er dachte, aber er wusste nicht.

»Wie heißt du denn?«

Der Junge überlegte nicht lange. »Ich weiß es nicht.«

Natürlich nicht. Er war nur ein Statist.

»Ich muss jetzt weiter«, verabschiedete Eric sich und setzte sich wieder in Bewegung.

Im Gehen drehte er sich noch einmal nach dem Kind um und sah, dass es seine Nase wieder, genau wie zuvor, gegen die Schaufensterscheibe presste.

Irgendwie beneidete er den Jungen. Sein Leben mochte kurz und ohne Bedeutung sein, nicht mal ein richtiges Leben. Doch ohne echte Gefühle war es gleichzeitig fern von jedem Leid. Es gab keine Ängste darin, keine Einsamkeit und keine Hoffnungen, die zerschlagen werden konnten.

Eric wandte sich wieder nach vorn, als alles um ihn herum begann, sich schwarz zu färben. Die Dunkelheit kroch aus allen Richtungen heran und verschluckte langsam, aber beständig den Himmel, die Häuser, den Gehweg Stein für Stein und ebenso die Menschen, die darauf entlang spazierten. Und niemand bemerkte es. Die Leute verschwanden einfach.

Aus Reflex überprüfte er das kreisrunde Tattoo unter seinem Ärmel. Es war inzwischen so sehr verblasst, dass es kaum noch zu sehen war.

Jetzt schon? Dabei war er doch gerade erst angekommen.

Aber das Ende einer Welt wartete auf niemanden. Er beobachtete, wie alles in einem großen, schwarzen Loch versank, bis es schließlich ihn selbst erreichte. Ganz automatisch schloss er seine Augen und wartete.

Dann, einen Moment lang, war alles still. Still und finster.

Bis ihm stürmischer Wind um die Ohren brauste. Als er die Augen wieder öffnete, blendete ihn das grelle Licht der Sonne. Er blinzelte und versuchte, etwas zu erkennen. Das Erste, was er wahrnahm, war das Blau, das sich vor ihm bis zum Horizont erstreckte. Es war kalt. Der Wind toste und ließ ihn erzittern.

Eric stand allein auf dem vordersten Ausläufer einer steilen Klippe. Hinter ihm karger Fels, vor ihm das offene Meer. Er bräuchte nur einen einzigen Schritt nach vorn zu tun und er würde fallen, seine Knochen auf dem Stein zerschlagen.

Wie lange sollte seine Suche noch andauern?

Er starrte auf die rauschenden Wellen und fragte sich, wie viele Misserfolge er noch zu ertragen hatte. Das Wasser schlug mit einer solchen Wucht gegen den Fels unter ihm, dass es bis zu seinen Füßen in die Höhe schoss und dort zerstob.

Wie lange musste er noch durchhalten? 

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