Chapter 1
Als ich aus meinen Schlaf erwachte, war es noch dunkel draußen, wie ich es durch mein Fenster erkennen konnte, allerdings zeigte mein Wecker schon an, dass es 6:30, und damit Zeit zum Aufstehen ist. Müde streckte ich alle vier Gliedmaßen von mir, ehe ich mich aus meinem kuscheligen warmen Bett erhob. Ich schlüpfte in meine Kuschelsocken und tapste dann langsam die Treppe runter, in die Küche, wo ich mir ein Nutellatoast und ein Glas Milch genehmigte. Danach schlich ich mich leise wieder nach oben, darauf bedacht, meine Eltern nicht zu wecken. Wer weiß, ob mein Vater gestern wieder getrunken hat und ob der Alkohol jetzt schon aus seinem Blut verflossen war.
Im Bad angekommen schloss ich die Tür ab, stellte das Radio leise an und nahm eine schnelle Dusche. Das warme Wasser entspannte meine angespannten Muskeln sichtlich. Seit Wochen überlegte ich, wie ich Harry endlich einen Besuch abstatten könnte. Zu mir kann er nicht, schließlich weiß er nicht wo ich lebe -ich hatte schließlich auch noch keine Möglichkeit ihm das mitzuteilen- aber als er mir bei diesem Video einmal diesen Blick zugeworfen hat, wusste ich, dass er mir genauso verfallen war, wie ich ihm und das wir uns unbedingt treffen müssten. Nur durfte keiner das erfahren. Er ist schließlich berühmt, was es natürlich komplizierter macht, an ihn ranzukommen. Zudem hat er sich vor der Öffentlichkeit noch nicht zur Homosexualität bekannt. Harry versucht seine Gefühle vor mir zu verheimlichen, aber durch seine Gestik und Mimik verät er sich immer wieder.
Nach der angenehmen Dusche putzte ich mir die Zähne und zog mich an. Ein schlichter grauer Hoodie und eine schwarze Skinny Jeans sollten genügen. Ich rubbelte meine nussbraunen Haare trocken und wuschelte noch einmal durch, ehe ich um punkt 7:45 mit meinem Rucksack das Haus verließ. Ich lief eiligen Schrittens zur Schule, während mich die morgendliche kühle Frühlingsluft komplett umhüllte. Ich vergrub meinen Kinn in meinem Schal und meine Hände in den Jackentaschen meines grauen Mantels. Die Londoner Straßen waren um diese frühe Zeit trotzdem schon gut befüllt, aber als Fußgänger kam ich gut durch und betrat zum Klingeln das Schulgebäude. Ich ging als einer der letzten in den Klassenraum und begrüßte dort meinen besten Freund Liam. Seine braunen Haare hatte er wie immer gestylt und seine braunen Augen musterten mich besorgt, was wahrscheinlich daran lag, dass ich bei unserer Umarmung zusammen zuckte. Er hatte nämlich einen sehr festen Griff und somit die blauen Flecken erwischt, die mein Vater mir zugefügt hatte.
,,Alles gut?" Fragte er, nachdem ich mich auf meinen Platz fallen gelassen hatte. Ich wollte ihm grade antworten, doch dann trat unser Erdkundelehrer ein und ich wand mich von Liam ab. Dieser quittierte dies nur mit einem Schnauben. Wenn er sich nur kurz zusammen reißen würde. Ich hatte sowieso vor, in der Pause zu fragen, ob er mir mit meinem Plan helfen kann. Auch wenn die Liebschaft zwischen mir und Harry geheim bleiben soll und wir ja noch nicht richtig zusammen sind, kann ich auf Liam vertrauen. Er würde mich nicht verraten. Selbst wenn wir keine besten Freunde mehr wären, würde er all meine Geheimnisse für sich behalten. Andersherum war es allerdings genauso.
Ich hörte dem Unterricht nur halbherzig zu, da ich in meinem Kopf schon Formulierungen zusammen legte, wie ich Liam das alles gleich erzählen sollte. Vielleicht könnte ich mir auch einfach nur eine Lüge ausdenken? Aber er ist ziemlich schlau, würde er sie da nicht durchschauen? ,,Louis, kannst du mir beantworten, was die Hauptstadt von Island ist?" Ich wandte meinen Blick vom Fenster ab, zu meinem ziemlich böse aussehnden Lehrer. ,,Entschuldigung, was bitte?" Mr.Saunders stöhnte genervt auf und verdrehte die Augen. Mein Gott, wie ich diesen Typen manchmal hasse. ,,Hör bitte besser zu und konzentrier dich, ja?" Darauf nickte ich nur, mit dem Hintergrundwissen, dass es eh nicht funktionieren würde.
Keine fünf Minuten später war mein Blick wieder nach draußen gerichtet. Ich beobachtete die Leute, die durch den Regen, der mittlerweile eingesetzt hatte, hetzten, versuchten, sich aus ihrem Aktenkoffer einen Regenschirm zu bauen oder sich einfach irgendwo unterstellten. Schmunzelnd beobachtete ich das Szenario eines Pärchens, welches sich unbekümmert im Regen küsste. Ich seufzte leise. Soetwas wünschte ich mir auch mit Harry, nur leider war das nicht möglich. Noch nicht. Er versuchte, mich nicht zu beachten aber durch Signale mir doch immer wieder seine Liebe zu gestehen.
Ich merkte gar nicht, als es klingelte. Zu beschäftigt war ich damit, mich von den Leuten außerhalb faszinieren zu lassen. Erst als Liam mich beinahe vom Stuhl trat reagierte ich und packte schnell mein Erdkundebuch weg, sodass ich ihm aus dem Raum folgen konnte. An unseren Spinden angekommen, die wie der Zufall es wollte, direkt nebeneinander lagen, stellte er mich zur Rede.
,,Was ist eigentlich los mit dir Tommo?" ,,Das kann ich dir nicht sagen", gab ich zurück und strich über das kleine Foto von Harry, welches an der Innenseite meiner Spindtür klebte. Lächelnd begutachtete ich es. Er stand dort auf der Bühne. Eine Hand umschloss sein Mikrofon, die andere lag auf seinem Bauch, damit er den hohen Ton traf. So macht er dies immer. Ich selbst hatte das Foto geschossen, als ich auf seinem Konzert in der ersten Reihe live dabei war. Harry konnte seinen Blick nicht von mir lassen, dass spürte ich, nur konnte ich dort nicht mehr privat mit ihm reden. Nach dem Konzert flog er direkt weiter nach Amerika. Aber seit letztem Monat ist er von der US-Tour zurück und ich muss jetzt irgendwie an seine Adresse kommen. Dazu brauche ich wohl oder übel doch Liams Hilfe.
,,Du Li?" ,,Ja?" ,,Kannst du Adressen von Prominenten herausfinden?" Fragte ich möglichst unschuldig. Liam zog verwirrend seine Augenbrauen zusammen. ,,Wieso?" Fragte er mich, während er meine Gesichtszüge scannte. ,,Das kann ich dir am besten woanders erklären", murmelte ich und hüpfte nervös von einem Fuß auf den anderen. ,,Na schön, beim Mittagessen in der Cafeteria, der Tisch in der hintersten Ecke?" Ich nickte Li als Antwort zu. Danach machte er sich auf den Weg zu seinem Spanisch Kurs und ich hatte als nächstes Mathe. Na super, dachte ich sarkastisch.
Als ich auch diese zwei Stunden und die darauf folgenden Stunden Kunst überlebt hatte, hetzte ich in die Cafeteria, wo Liam schon an dem abgemachten Treffpunkt saß. Ich lief auf diesen zu und als ich dort ankam, setzte ich mich direkt neben Liam hin. ,,Also, was ist jetzt so geheim?" Fragte er direkt, nachdem ich meine Tasche abgestellt hatte. ,,Ich würde gerne die Adresse von Harry Styles haben." ,,Wieso?" ,,Das ist kompliziert." ,,Dann klär mich auf?!" Liam hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt und musterte mich mit einem neugierigen Blick. ,,Bitte Li, ich erkläre dir alles, sobald es geklärt ist, okay?" Liam antwortete nicht. Er schien zu grübeln, ob er mir jetzt wirklich ohne Grund helfen sollte. ,,Aber du bist jetzt kein krankhafter Stalker oder?" Liam lachte heiser und ich spürte, dass ein wenig Ernsthaftigkeit in seiner Stimme mitschwank. ,,Um Gottes Willen, nein!" ,,Gut, dann gib mir bis morgen Zeit." Voller Freude umarmte ich Liam, sodass er beinah vom Stuhl fiel. ,,Danke! Danke! Danke!" Nuschelte ich gegen seine Halsbeuge und löste mich kurz darauf von ihm. ,,Wenn es dir so wichtig ist und du mir irgendwann den Grund verrätst, gern." Ich nickte heftig und drückte Liam einen Kuss auf die Wange. ,,Du bist der beste Freund, den man sich wünschen kann." Sprach ich meine Gedanken aus, was meinem Gegenüber ein Lächeln auf das Gesicht zauberte.
Nun konnte ich mich erst recht nicht mehr auf die Schule konzentrieren. Es waren glücklicherweise aber auch nur noch zwei Stunden Biologie und danach war ich erlöst.
Um 16:00 Uhr befand ich mich endlich wieder zu Hause und war froh, dass meine Eltern arbeiten waren.
Ich holte unter meinem Bett den braunen Karton hervor, in dem ich alle Informationen über Harry sammelte. Vielleicht erscheint das auf den ersten Blick doch etwas komisch, aber ich habe meine Gründe. Ich griff nach dem ersten Fotoalbum, was ich zusammen gebastelt hatte und wo ich mit silberner, glitzernder Schrift
》Hazza《 drauf geschrieben hatte.
So nannte ich Harry manchmal oder einfach nur Haz.
Das Fotoalbum bestand aus Bildern, in denen Harry direkt in die Kamera guckte, wobei die meisten Blicke davon eigentlich an mich gerichtet waren. Ich lächelte, als ich die Seiten durchblätterte und merkte immer mehr, wie glücklich mich der 20-Jährige doch machte. Doch noch glücklicher machte mich der Gedanke an morgen, denn dann werde ich Haz endlich einen Besuch abstatten.
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