Balance
"Yo, I'll tell you what I want what I really really wan't! So tell me what you want what you really really want!" singen, wenn man das noch so nennen kann, Adam und Ich mit den Spice Girls.
Adam beklebt die Wände, während ich vor der Farbe knie und durchrühre.
Mittlerweile bin ich echt am zweifeln, ob ich das auch wirklich möchte. Diese blutrote Decke als letztes gesehen zu haben, bevor ich dann in einen unruhigen Schlaf falle.
Ich hatte lange mit ihm diskutieren müssen, weil er nicht verstand, weshalb ich alle vier Wände mit einer Abdeckplane abkleben möchte, doch nach einer harten Zeit, gab er sich geschlagen und fing mürrisch an der Aufgabe nachzugehen.
"Und wie sieht die Farbe aus?" erschrocken halte ich inne, als ich Adams Atem auf meinem Nacken spüre, während er sich über meine Schulter hinweg beugt und die Farbe kritisch mustert. In solchen Momenten fühle nicht nur ich mich plötzlich elektrisiert, sondern auch der Raum scheint plötzlich Kopf zu stehen.
"Dunkel, Dunkelrot." flüstere ich in einem unheimlichen Ton und wende mich kurz grinsend zu ihm, was sich als der größte Fehler entpuppt. Nur wenige Zentimeter und meine Lippen hätten seine gestreift. Diese rosa Lippen. Volle rosa Lippen. Vielleicht hätte ich die Decke lieber seinen Lippen anpassen sollen.
Schnell wende ich mein Gesicht wieder der Farbe zu.
"Ich verstehe immer noch nicht, weshalb du so eine schreckliche Farbe ausgewählt hast. Dein ganzes Haus ist komplett hell eingerichtet und dann entscheidest du dich für solch eine Farbe." schüttelt er seinen Kopf und erhebt sich. Unrecht hat er nicht. Mein ganzes Haus ist in weiß gehalten, nur kleine Details wie die dunkelroten Kissen auf dem Sofa im Wohnzimmer oder die braunen Kerzen auf den Kommoden sind kleine Ausreißer.
"Tja, ich stecke voller Überraschungen." grinse ich und erhebe mich ebenfalls.
"Ist das nicht zu spontan? Immerhin ist das dunkel dunkelrot und so leicht zu überdecken ist es nicht." beäugt er kritisch unser Zimmer. Bei unserem Zimmer und unserem Wohnzimmer, habe ich mir die größte Mühe gegeben, was die Inneneinrichtung betrifft. Noch bevor wir eingezogen sind, habe ich Skizzen von jedem einzelnen Raum gezeichnet. Ich habe Monate vorher schon festgelegt, welche Farben die Handtücher in dem GästeWC haben werden und auch der kleine mintgrüne Teppich war Monate davor geplant gewesenen. Ich konnte es nunmal kaum erwarten endlich in dieses wundervolle Haus einzuziehen. Endlich mit Adam zu wohnen, jeden Abend zusammen ins Bett zu gehen, zusammen aufwachen und zusammen das Bett herrichten. Zusammen Zähne putzen, zusammen Frühstück machen und danach gemeinsam das Geschirr in die Spülmaschine stellen. All diese kleinen und langweiligen Sachen haben mir mit ihm so viel Freude bereitet. Alles, was wir gemeinsam taten kannte das Wort Langeweile nicht.
"Spontane Sachen machen nicht nur Spaß, das Endergebnis sieht auch gut aus." widerspreche ich und packe die Farbroller aus. Das sagte ich auch mal zu Hope und ihre Antwort war: "Stimmt, meine Eltern taten auch eine Sache spontan und das Endergebnis war ich. Also kann ich dir nur zustimmen."
Ihre Antwort ist nicht Weise, eher verstörend und abschreckend, aber so ist sie nun mal. Hope hatte auch zu unserer Beziehung mit beizutragen. Sie war meine seelische Stütze, wenn es mal wieder um Adam ging. Ich habe nie zuvor jemanden geliebt. Klar, gab es eine Beziehung vor Adam, aber bei dieser waren die Gefühle winzig, im Gegensatz zu Adams. Als Adam aufgetaucht ist haben sich nicht nur in meinem Bauch Schmetterlinge eingenistet, sondern auch in den Bäuchlein von diesen Schmetterlingen trieben weitere Schmetterlinge ihren Unsinn. Hope hatte echt Mühe mir Mut zuzusprechen , um mich meinen Gefühlen Adam gegenüber zu stellen. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie Adam schon länger kennt, da sie ja mit Kathrin ziemlich eng befreundet war. Ja beste Freunde, konnte man sagen. Sie hat auch Adam dazu aufgefordert mir endlich seine Gefühle zu gestehen, weil ich ihrer Meinung nach zu feige wäre. Sind ihre Worte. Naja und so nahm alles seinen Lauf.
Schmunzelnd, ziehe ich einen gelben Sack ab und werfe die Folie rein, die gerade noch die Farbroller umarmt hatte.
"Das werden wir ja sehen." grinst er, ehe er seinen Farbroller in das tiefgründige und abschreckende Blut senkt und danach wild auf meiner Decke losmalt. Seine schnellen und hektischen Bewegungen führen dazu, dass nicht nur die Decke rot ist. Nein, meine ganzen Wände bluten nun.
"Stopp! Adam Stopp!" kreische ich und bedecke mein Gesicht mit meinen Händen. Ich sehe auf mir ab, meine Kleidung von lauter kleinen roten Pünktchen geschmückt, und hebe dann meinen Blick zu Adam, der mich entschuldigend ansieht.
"Nun ja... in einem Punkt hattest du recht." kratzt er sich verlegen am Hinterkopf seines schwarzen Schopfs. "Das Abkleben der Wände hat doch was gebracht."
Fassungslos und etwas verwirrt starre ich ihn an. Dieser Mann schafft es, alles mit einem Satz gut zu reden. Seine warmen Augen, die süße Falte zwischen seinen Brauen, welche er bei diesem Blick zusammenzieht und dieses schiefe Schmunzeln, bei welchem sich nur dann seine unbezahlbaren winzigen Grübchen bilden, lassen jede Frau dahin schmelzen und sogleich die Unreinheiten vergessen, die er gerade angerichtet hat.
"Macht nichts." gebe ich wie in Trance von mir und bücke mich nochmals um die Wandfarbe etwas abzurollen. Ich fasse es nicht. Sein Anblick klaut mir einfach die Worte.
Schon wieder höre ich, wie einzelne Farbspritzer an die Folien prallen, und auch mich nicht verfehlen.
"Adam." knurre ich. So langsam macht mich seine tollpatschige Art kirre. Erst hat er die Abdeckplane verklebt und jetzt bespritzt er mich. Ich habe keine Ahnung, wie dieser Schwachmat das geschafft hat, aber auch in der Vergangenheit hat er so einiges angestellt. Vor allem ist er so vergesslich. Einmal, da wollte er mir einen Geburtstagskuchen backen. Alles schön und gut, aber jeder, wirklich JEDER weiß doch, dass man ein heißes Blech, nicht auf ein Plastikschneidebrett abstellt oder? Naja, ihm war das wohl nicht bewusst, denn er hat es getan. Er hat den Kuchen vom heißen Blech runtergenommen , aber nicht darauf geachtet, dass dieses Schneidebrett unter dem Blech klebt, und hat dieses Blech einfach wieder in den Ofen geschoben.
Nach dem er mich mit dem Kuchen überrascht hatte, wollte ich das Blech aus dem Ofen nehmen, damit wir uns beide an's Geschirr machen. Tja, da hat mich nicht nur ein dreckiges Blech erwartet, sondern auch schönes geschmolzenes Plastik, auf dem Ofenboden. Ich bin daraufhin fassungslos ins Bett gegangen und am nächsten Tag, hatte ich einen neuen Ofen und die Sache war vergessen.
Ich lege meinen Farbroller auf die Seite und laufe auf ihn zu. Tief durchatmen.
"Heb an." weise ich an und er horcht.
Achtsam stelle ich mich vor ihn, schaue ihn ein letztes Mal an, bevor ich mich umdrehe und meine Hände vorsichtig seinen Arm umranden. Ganz sanft, als würde ich auf dünnem Eis streichen, fahre ich den Farbroller vor und wieder zurück.
"Du musst das mit Gefühl machen und langsam." versuche ich meine Nervosität zu überspielen, aber nichts da. Meine Stimme hört sich so kratzig und rau an, als wäre ich stundenlang in der Wüste gewandert, auf dem Weg zur verdammten Fata Morgana. Nichts ist von meiner kleinen Wut übrig geblieben. 'Ciao!' sagte sie und machte einen Schichtwechsel mit Nervosität. Die Wärme, die von Adam aus geht, wird durch eine starke Hitze ersetzt, die auf meiner Taille beruht. Diese Hitze geht von Adams großer Handfläche aus, die gerade sanft auf meiner Taille Position gefunden hat. Die andere hat einer meiner Hände umschlossen und zieht mit mir den Tanz auf dem dünnen Eis. Automatisch lehne ich meinen Rücken an seine Brust und habe Bemühen, kein Seufzen von mir zu geben. Doch als er den Griff auf meiner Taille festigt und sich etwas enger an mich schmiegt, fängt mein Herz an das Doppelte an Menge von Blut durch meine klitzekleinen Venen zu pumpen. Es ist, als würde sich mein Blut erhitzen und die kleinen Blutplättchen ein Rennen veranstalten. Leichtes Pochen spüre ich an meinem Rücken. Ist das etwa sein Herz, welches Amok läuft? Kann das wirklich sein, dass es sich an meine Nähe erinnert und jetzt wie wild versucht sich bemerkbar zu machen? Hält es meinen Adam geschlossen? Ich brauche Antworten, brauche eine verdammte Bestätigung.
Vorsichtig fahre ich mit meinen Fingern seinen Unterarm hinauf zu seinem Oberarm und drehe mich dabei langsam um. Seine Haare stellen sich bemerkbar auf und stehlen mir ein Schmunzeln. Ich drehe mich nun vollständig um und lasse meine Finger zu seiner Brust fahren. Seine pralle Brust hat ihm schon einige neidische Blicke, anderer Frauen, entlockt. Ich grinse augenblicklich und fahre meine Hand über sein Schlüsselbein. Immer wenn wir beide abends im Wohnzimmer, vor dem Kamin saßen, bzw. lagen wir beide in eine Decke gekuschelt auf dem Sofa, fuhr ich immer über sein stark ausgeprägtes Schlüsselbein. Das ist so mein kleiner Fetisch.
Adams Griff um meine Taille verstärkte sich. Ich hob vorsichtig meinen Kopf und vertiefte meinen Blick mit seinem. Mein Herz machte einen Sprung, als diese Intensität durch mich dringt und mir allen Glauben schenkt. Den Glauben, dass er mich immer noch liebt.
Ich verliere die Kontrolle über meine Hände, welche sich selber zu seinem Nacken befördern, während er auch seine zweite Hand um meine Taille legt und achtsam, fast unbemerkbar die Lücke zwischen uns vergessen lässt. Ganz tief haben unsere Augen ihre Anker gesetzt und scheinen nicht mehr loslassen zu wollen.
'Oh Gott, das ist zu schnell, zu schnell. Hörst du? Das ist zu schnell! Wo ziehst du uns denn rein? Das wird schlecht enden!'
Ich weiß, aber wie soll ich aufhören?! Mein Herz hat die Führung übernommen!
'Dann finde die Balance zwischen deinem Herzen und deinem Verstand!'
Diese Balance existiert nicht. Es ist zwecklos.
Das Herz hat nunmal seine Gründe, die der Verstand nicht versteht.
'Gott, helfe uns aus dieser misslungenen Lage....'
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Ein Freund fragte mich, ob ich schon aus der Sicht von Adam geschrieben habe. Dann habe ich halt genickt und er so: Das geht doch gar nicht! Wir haben nur einen Affen im Kopf, der diese komischen Teile vom Schlagzeug in den Händen hält (Kennt ihr Toystory?😂 Dieser eine Affe, der diesen Kindergarten bewacht hat? Er hat die Überwachungsvideos gecheckt.) und jedes mal drauf losklatscht, wenn wir was lustig finden.
Also merkt es euch! Wenn ihr ein Kapitel in der Sicht eines Jungen schreibt, stellt einfach einen GIF von diesem Affen rein😂.
Ach und das mit dem Blech ist mir passiert... Nur, dass ich das Plastik im Backofen abkratzen konnte und ich statt Kuchen, Pizza gemacht habe....
Naja, meine Mum hat mich nicht umgebracht😅🤷🏽♀️😁
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