Das neue Lied des Sprechenden Huts ✔
Das neue Lied des Sprechenden Huts
,,Warum hast du mir nicht zurückgeschrieben?", fragte Cormac McLaggen, Rubys bester Freund, als sie eine Abteiltür des Hogwarts Express öffnete und den Kopf reinsteckte.
,,Willst du jetzt weiter rumschmollen, bis ich mich entschuldige, dass ich dir nicht geschrieben habe?", sagte Ruby und ließ sich grinsend auf der Bank nieder.
,,Ja", schmollte Cormac wie auf Kommando und verschränkte mit einem ,Hmpf' die Arme vor der Brust.
,,Du bist doof!", kicherte Ruby und kniff ihm in die Seite. Das ließ der Blondschopf nicht auf sich sitzen und rächte sich, indem er Ruby ebenfalls in die Seite kniff.
,,Ich ergebe mich!", keuchte Ruby, die mittlerweile auf der Bank lag.
,,Das heißt »Ich ergebe mich, Sir Cormac«", sagte Cormac grinsend.
,,Ich ergebe mich, Sir Cormac" wiederholte Ruby augenverdrehend den Satz.
Die Abteiltür wurde erneut geöffnet und Draco Malfoy lugte in das Abteil, neben ihm Crabbe und Goyle.
,,Was gibt's?", fragte Ruby angriffslustig, bevor Malfoy den Mund aufmachen konnte.
,,Benimmt dich oder ich muss dir eine Strafarbeit verpassen", sagte Malfoy genüsslich, der das glatte blonde Haar und das spitze Kinn seines Vaters hatte. ,,Du siehst, dass ich im Gegensatz zu dir zum Vertrauenschüler ernannt wurde, was heißt, dass ich im Gegensatz zu dir die Befugnis habe, Strafen zu erteilen."
,,Schön, du bist aber in einem Jahrgang unter mir", sagte Ruby, ,,und außerdem bist du im Gegensatz zu mir dumm, also raus hier und lass uns in Ruhe." Cormac lachte. Malfoys Lippen kräuselten sich.
,,Willst du mir Punkte abziehen?", provozierte Ruby ihn absichtlich. ,,Oder halst du mir Nachsitzen auf? Wie wär's mit Nachsitzen? Bei der Fledermaus? Oder gar bei Dumbledore? Das ist es doch, was du tun willst, nicht wahr?"
,,Halt die Klappe, Lupin", sagte Malfoy scharf.
,,Ich soll meine Klappe halten?", gab Ruby ebenso scharf zurück, stand auf und baute sich vor Malfoy auf. Trotz der Tatsache, dass Ruby kleiner als er war, wirkte ihre Ausstrahlung beängstigend. ,,Wenn ich meine Klappe halten soll, was sollst du dann tun? Dich vergraben gehen? Oder vom Astronomieturm springen? Wie wär's mit beidem?" Cormac lachte noch lauter.
,,Halt deine Fresse, McLaggen!", fauchte Malfoy aufgebracht, die Hände zu Fäusten geballt.
Ruby straffte die Schultern und blickte erhobenen Hauptes den sturmgrauen Augen Draco Malfoys entgegen. ,,Beleidige mich, und ich werde es vergessen. Beleidige meine Freunde, und ich werde dich zerstören", hauchte sie bedrohlich und knurrte am Ende leise.
,,Jetzt habe ich aber Angst", sagte Malfoy ironisch.
,,Das solltest du auch!", zischte Ruby.
,,Und was willst du tun, Lupin? Mir einen Kitzelfluch aufhalsen?"
Ruby erwiederte nicht, sondern starrte ihn schlicht an, ehe sie mit ihrem Fuß gegen sein Schienbein trat. ,,Gerngeschehen", flüsterte sie und schob ihn grob aus dem Abteil.
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Die ganze Schule wartete mitangehaltenem Atem auf das Lied des Sprechenden Huts. Dann öffnete sich der Riss, nahe der Hutkrempe, weit wie ein Mund und die Sprechende Hut begann zu singen:
,,In alter Zeit, als ich noch neu,
Hogwarts am Anfang stand,
Die Gründer unsrer noblen Schule
noch einte ein enges Band.
Sie hatten ein gemeinsam' Ziel
Sie hatten ein Bestreben:
Die beste Zauberschule der Welt,
Und Wissen weitergeben.
»Zusammen wollen wir bau'n und lehr'n!«
Das nahmen die Freunde sich vor.
Und niemals hätten die vier geahnt,
Dass ihre Freundschaft sich verlor.
Gab es so gute Freunde noch
Wie Slytherin und Gryffindor?
Es sei denn jenes zweite Paar
Aus Hufflepuff und Ravenclaw?
Weshalb ging dann alles schief,
Hielt diese Freundschaft nicht?
Nun, ich war dort und ich erzähl
Die traurige Geschicht'.
Sagt Slytherin: »Wir lehr'n nur die
Mit reinstem Blut der Ahnen.«
Sagt Ravenclaw: »Wir aber lehr'n,
Wo Klugheit ist in Bahnen.«
Sagt Gryffindor: »Wir lehr'n all die,
Die Mut im Namen haben.«
Sagt Hufflepuff: »Ich nehm sie all'
Ohne Ansehen ihrer Gaben.«
Am Anfang gab es wenig Streit
Nur Unterschiede viele,
Denn jeder der vier Gründer hatte
Ein Haus für seine Ziele.
Sie holten sich, wer das gefiel;
So Slytherin nahm auf,
Wer Zauberer reinen Blutes war
Und listig obendrauf.
Und nur wer hellsten Kopfes war,
Der kam zu Ravenclaw.
Die Mutigsten und Kühnsten doch Zum tapferen Gryffindor.
Den Rest nahm auf die Hufflepuff,
Tat allen kund ihr Wissen,
So standen die Häuser und die Gründer denn
In Freundschaft, nicht zerrissen.
In Hogwarts herrschte Frieden nun
In manchen glücklichen Jahren,
Doch bald kam hässliche Zwietracht auf,
Aus Schwächen und Fehlern entfahren.
Die Häuser, die vier Säulen gleich
Einst unsre Schule getragen,
Sie sehen sich jetzt als Feinde an,
Wollten herrschen in diesen Tagen.
Nun sah es so aus, als sollte der Schule
Ein frühes Ende sein.
Durch allzu viele Duelle und Kämpfe
Und Stiche der Freunde allein.
Und schließlich brach ein Morgen an,
Da Slytherin ging hinfort.
Und obwohl der Kampf nun verloschen war,
Gab's keinen Frieden dort.
Und nie, seit unsere Gründer vier
Gestutzt auf dreie waren,
Hat Eintracht unter dem Häusern geherrscht.
Die sie doch sollten bewahren.
Nun hört gut zu dem Sprechenden Hut,
Ihr wisst, was euch beschieden:
Ich verteil euch auf die Häuser hier,
Wie's mit bestimmt ist hienieden.
Ja, lauscht nur meinem Lieder gut,
Dieses Jahr werd ich weitergehen:
Zu trennen euch bin ich verdammt,
Doch könnt man's als Fehler sehen.
Zwar muss ich meine Pflicht erfüllen
Und jeden Jahrgang teilen.
Doch wird nicht bald durch diese Tat
Das Ende uns ereilen?
Oh, seht das Verderben und deutet die Zeichen,
Die aus der Geschichte entstehen.
Denn unsere Schule ist in Gefahr,
Sie mag durch äußere Feinde vergehen.
Wir müssen uns stets in Hogwarts vereinen
Oder werden zerfallen von innen.
Ich hab's euch gesagt, ich habe gewarnt...
Lasst die Auswahl nun beginnen."
Ruby blendete alles aus und dachte über seine Worte nach. Warum hatte Salazar Slytherin Hogwarts verlassen? Lag es an einem Streit darüber, dass er nur Reinblüter unterrichten wollte?
Plötzlich verspürte Ruby einen stechenden Blick und schaute sich um. Die Auswahlzeremonie hatte schon begonnen, und im nächsten Moment entdeckte sie, wer zu ihr herüber geschaut hatte.
Severus Snape, der Zaubertranklehrer mit fettigen Haaren und Hakennase, der manchmal einer Fledermaus ähnelte, starrte Ruby aus einem unerklärlichen Grund an.
Professor Snape wirkte so konzentriert, als versuche er, in Rubys Seele zu schauen, bis plötzlich Schmerz in seinen obsidianschwarzen Augen aufblitzte.
Zum ersten Mal verstand Ruby, weshalb es »Blickkontakt« hieß.
,,Ruby!" Cormac schnippste mit dem Finger vor ihrem Gesicht. ,,Warum starren du und Snape euch so an?"
,,Keine Ahnung", erwiderte Ruby monoton, ohne den Blick von Snape abzuwenden; er wandte sich ebenfalls nicht ab.
Dann, ohne Vorwarnung, begann Rubys linker Unterarm zu brennen; das schreckliche Gefühl zog sich weiter durch jede Faser ihres Körpers. Es war, als würde jemand Ruby erwürgen, ertrinken, erschießen, verbrennen, foltern und schlagen zugleich. Sie schrie qualvoll und vor allem lange auf.
Und dann ertönte ein greller Schrei in ihrem Kopf. Die Hände auf ihre Ohren pressend, fiel Ruby rückwärts von der Bank des Gryffindor Tisches und zappelte und trat mit den Beinen gegen die Unterseite der Bank, um sich von den schrecklichen Scherzen abzulenken, doch egal, was sie tat, es schien schlimmer zu werden.
Alle Kopfe schnellten zu ihr; Dumbledore und Professor McGonagall tauschten vielsagende Blicke.
Ruby schrie noch lauter, um die Stimme zu übertönen.
,,Komm", hauchte diese hohe, schreckliche Stimme in ihrem Kopf. ,,Wir brauchen dich..."
Ruby wurde schwarz vor den Augen.
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Ruby erwachte jäh und guckte sich um. Sie lag auf einem Bett, alle viere in verschiedene Himmelsrichtungen ausgestreckt. Der Raum war groß; man konnte kein Ende erkennen und doch schienen Wände da zu sein. Weiße, hell leuchtende Wände.
,,Endlich bist du da", sagte eine vertraute Stimme vor ihr.
Rubys Kopf schnellte nach oben und sie erblickte Salazar Slytherin, der, wie bei ihrem letzten und ersten Auftreten schwarze Haare und einen älteren, grünen Umhang hatte. ,,Also war es wirklich kein Traum", stöhnte sie und setzte sich auf.
,,Gewiss nicht", erwiderte Salazar, ,,weißt du, warum du hier bist?" Automatisch schüttelte Ruby den Kopf.
,,Nun", sagte er eine Spur ungeduldiger, ,,ich verrate es dir. Du hast das Lied des Huts gehört, nicht wahr?" Ruby nickte brav. ,,Und du willst eine Antwort haben, weshalb ich Hogwarts hinter mir ließ."
,,Korrekt, Sir."
Salazar lachte auf und schüttelte den Kopf. ,,Du brauchst mich nicht siezen. Ich bin ein gewöhnlicher Zauberer, der listig sein kann."
,,Sie sind viel mehr!", widersprach Ruby ihm eifrig. ,,Sie sind einer der vier Hogwartsgründer! Sie sind eine Legende! Sie sind viel mehr als »ein gewöhnlicher Zauberer«. Viele Menschen bewundern Sie."
,,Hach, Ruby", sagte Salazar Slytherin und seufzte resigniert. ,,Du bist so naiv, so unschuldig. Du siehst nur das Beste in Menschen und genau das ist es, was dich schwächt."
,,Okay...", murmelte Ruby. War sie wirklich naiv und sah nur das Beste in Menschen? ,,Aber warum haben Sie denn jetzt Hogwarts verlassen?"
,,Wie du weißt, sind die Häuser Gryffindor und Slytherin verfeindet", erzählte er leise, ,,und jene Feindschaft geht auf einen Streit zurück. Weißt du, zu meinen Lebzeiten war ich besessen von dem Reinblutwahn. Ich wollte nur Reinblüter unterrichten und genau das war es, was den ganzen Streit auslöste. Godric, Helga und Rowena war es egal, von welcher Abstammung die Schüler waren. Ob Muggelstämmige, Halbblüter oder Reinblüter, war ihnen einerlei. Mir jedoch nicht. Lange Zeit herrschte Frieden in Hogwarts und wir gaben den Schülern unser Wissen weiter. Godric nahm die Mutigen, Rowena die Klugen, ich die listigsten Reinblüter und Helga die Restlichen.
Manche sagen es war Schicksal, doch ich denke, es war alles meine Schuld. Ich stritt mich mit meinem besten Freund Godric und dann kamen auch noch Rowena und Helga dazu, die beide auf Godrics Seite standen. Ich fühlte mich elendig - verraten. So, als hätte mir jemand ein Messer in den Rücken gerammt. Godric und ich duellierten uns häufig und es fielen schlimme Wörter und Flüche. Ich war unbeschreiblich wütend und beschloss, Hogwarts zu verlassen. Aber ich wollte noch ein Vermächtnis hinterlassen: jemandem, der ehrwürdig war, jemandem, der es Wert war, mein Nachfahre zu sein.
Ich erbaute die Kammer des Schreckens und ließ meine besten Freunde im Dunklen tappen. Sie wussten nichts davon.
Ein Monster war in der Kammer des Schreckens, ein Basilisk, der jeden für immer tötet, der ihm in die Augen schaut. Ich bereue es. Es war alles meine Schuld.
Ich hätte das nicht tun dürfen, denn, wie du bestimmt mitbekommen hast, wurde sie zweimal bisher geöffnet. Beide Male hatte Voldemort seine Finger im Spiel.
An dem darauffolgenden Morgen verließ ich Hogwarts und lebte alleine weiter. In purer Einsamkeit.
Der Basilisk ist zwar tot, aber trotz allem bin ich für den Tod eines Mädchens verantwortlich. Vor etwa fünfzig Jahren starb sie. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich zurück zu unserem Streit und alles wiedergutmachen, mich bei Godric entschuldigen und alles wäre wieder gut.
Helga, Godric und Rowena reden mir immer ein, dass sie nicht sauer seien. Nur enttäuscht. Enttäuscht, was ich hinter ihrem Rücken gemacht habe.
Ich habe oft heftige Gewissensbisse.
Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht geboren worden. Ich habe die Welt verschlimmert." In Salazars Augen schimmerten Tränen und eine von ihnen bahnte sich den Weg über seine blasse Wange.
,,Das hast du nicht", redete Ruby hilflos auf ihn ein. ,,Du bist kein schlimmer Mensch. Du hast die Welt verbessert!"
,,Das denkst du von mir?", fragte er leise.
,,Ja", hauchte Ruby und in ihren Augen schimmerten ebenfalls Tränen.
,,Danke." Unerwartet zog Salazar sie in eine Umarmung und drückte sie fest an sich, da er an jemandem Halt brauchte. ,,Danke, Ruby. Ich wusste, dass du die Richtige bist, der man soetwas erzählen kann. Danke. Du bist ein gutes Mädchen. So rein wie Seide. So gutherzig. Du bist wahrhaftig eine Erbin."
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Stimmen drangen an Rubys Ohr.
,,Warum hat sie geschrien?"
,,Woher soll ich das denn wissen?"
,,Wissen Sie es vielleicht, Albus?"
,,Ich hätte eine leise Vorahnung."
,,Und die wäre?"
,,Das möchte ich erst besprechen, wenn Rubys wach ist."
Ruby blinzelte und sah ein helles Licht über ihr. Sie kannte den Ort: mal wieder lag sie im Krankenflügel.
,,Hallo, Ruby", sagte Professor Dumbledore, der neben dem Bett auf einem Stuhl saß. ,,Wie geht es dir?"
,,Soll ich ehrlich sein?", krächzte Ruby und bemerkte die beiden Professoren McGonagall und Snape. ,,Es fühlt sich so an, als hätte jemand mich umgebracht und dann wiederbelebt." Die Schmerzen waren, seit sie aufgewacht war, wieder zurückgekommen. Als sie bei Salazar war, waren sie nicht vorhanden gewesen.
,,Willst du uns erzählen, warum du so geschrien hast?", fragte der Schulleiter weiter und musterte sie neugierig auf seinen hellblauen Augen.
,,Äh...", murmelte Ruby, ,,ich... hatte plötzlich überall Schmerzen und dann war ich bei Sala- Moment mal! Ist Professor McGonagall eingeweiht?"
,,Ja", sagte Professor Dumbledore, ,,also, du warst bei Salazar und was ist dann passiert?"
Mit einem bedachten Blick auf Professor McGonagall sprach Ruby monoton weiter: ,,Er erzählte mir davon, weshalb Gryffindors und Slytherins verfeindet sind... und dann... er hat sich selber die Schuld an allem gegeben. Ich habe versucht, ihn davon zu überzeugen, dass es nicht seine Schuld war..."
,,Und das war's?", fragte Professor McGonagall, in deren Stimme Besorgnis mitschwang.
,,Ja", flüsterte Ruby und ließ erschöpft den Kopf wieder in das große, flauschige Kissen sinken.
,,Poppy!", rief Professor Dumbledore Madam Pomfrey, die kurz darauf mit einem Trank in der Hand angewuselt kam.
,,Ich mache schon", sagte die alte Heilerhexe und reichte Ruby einen Trank, der mit einer blauen Flüssigkeit gefüllt war.
,,Muss ich das wirklich trinken?", sagte Ruby hoffnungsvoll, nachdem sie an dem Trank gerochen hatte und feststellte, dass er widerlich schmecken musste.
,,Ja", zischte Snape, der in dem Moment sehr an eine Fledermaus erinnerte, wie er da mit verschränken Armen dastand.
,,Meinetwegen!", fauchte Ruby zurück und schluckte den Trank mit zugekniffenen Augen.
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Hi Leudis!
Ich habe das Stück in Theater hinter mir und in Latein EINE EINS! Ich bin vor Freude in Tränen ausgebrochen, weil ich die Arbeit davor voll verhauen habe.
ABER ICH HABE EINE EINS!🙈
Ich bin so erleichtert.
Jetzt mal was zu dieser komischen Geschichte: Bald treffen Ruby und Professor Troll aufeinander. Warum »Troll«? Das kommt noch.
*dämlich grins*
Hat noch immer keiner ne Idee, wer Rubys Seelenverwandter sein könnte? Wenn bis morgen niemand eine Idee hat, werde ich einen Tipp geben, aber es steht ja schon fest, dass es ein er ist.😌
LG Moona
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