~1.6~
„Siehst du. Jetzt verstehst du wohl, warum ich immer so glücklich bin. Außerdem, na gut ich mag hier niemanden. Die Erzieherinnen sind mir ein bisschen zu aufdringlich aber dich mag ich. Du verhältst dich so, wie es meine kleine Schwester getan hatte, als sie jünger war." Auf einmal sah Lucy ziemlich deprimiert aus.
Ich setzte ich neben sie und nahm sie in den Arm. „Möchtest du darüber reden?", fragte ich sie vorsichtig. „Es ist nur, das meine Eltern sie weggeben mussten da es für sie zu gefährlich wurde. Jemand hatte versucht sie umzubringen, daher mussten wir sie jemandem anderen überlassen, damit ihr nichts passiert. Nur ich glaube das ich sie wieder gefunden hab und ich hoffe das sie sich auch wieder an mich erinnert und wieder mit nach Hause kommt", erzählte sie mir und weinte sich weiter bei mir aus. „Ich bin mir sicher das sie sich irgendwann wieder erinnern wird. Glaub mir. An so jemanden wie dich kann man sich nur erinnern", versuchte ich sie aufzumuntern. Mit großen Augen sah sie mich an. „Bist du dir da sicher? Ich meine, ich sehe nicht wirklich so aus, wie früher"
Ich nickte. „Und bis dahin, werde ich einfach deine Schwester sein", gab ich noch lächelnd von mir. Mit glitzernden Augen sah sie mich an und fiel mir dann um den Hals. Tausendmal bedankte sie sich bei mir und weinte vor Freude. Als ich sie dann noch fragte, wieso sie keine Aufmerksamkeit von den anderen bekam, sagte sie nur, dass sie die Erzieherinnen gebeten hatte, sie nicht so viel zu beachten, da sie sich viel zu unwohl fühlen würde. Verständnisvoll lächelte ich sie an, ehe ich aufstand und mit mir hochzog. Verwirrt sah sie mich an. „Na komm, wir holen uns was zu essen", gab ich von mir und wartete gar nicht, ob sie etwas sagte oder nicht, bis sie sich dagegen sträubte, die Treppe mit mir runter zu gehen. Ich drehte mich zu ihr und sah nur, wie sie zitternd zusammensackte.
„Lucy? Oh mein Gott, jetzt sag doch was." Panik machte sich in mir breit, als sie immer noch nicht antwortete. Gerade als ich um Hilfe schreien wollte, packte sie meinen Arm, sodass ich sie ansah. Sie schüttelte nur den Kopf. „Du brauchst nicht rufen, mir geht es schon besser. Ich muss mich nur etwas ausruhen. Geh du ruhig etwas essen, ich habe sowieso kein Hunger. Ich gehe mich jetzt hinlegen", gab sie leise von sich und stand zitternd auf. Sie war ziemlich blass und ihre Haare lagen platt auf ihrem Kopf. „Warte ich bring dich in dein Zimmer", gab ich noch von mir und half ihr durch den Flur. Vor einer Tür, dessen Holz unrealistisch bleich war, blieben wir stehen.
Sie bedankte sich bei mir, doch anstatt rein zu gehen, blieb sie vor der Tür stehen. Gerade als ich sie fragen wollte, warum sie nicht hinein ging, wurde ich von Madame Haley gerufen. Ich drehte mich um und sah wie Madame Haley um die Ecke des Flures kam. „Ach hier bist du Laila. Ich hab dich in deinem Zimmer gesucht aber da warst du nicht mehr. Komm es gibt essen", ließ sie mich wissen und ging wieder zurück. Ich drehte mich wieder um, doch Lucy stand nicht mehr vor der Tür. Ich zuckte mit den Schultern. Stören wollte ich sie auch nicht mehr, ihr schien es wirklich nicht besonders gut zu gehen, also folgte ich Madame Haley und ging den Flur zurück zur Treppe, stieg diese hinab und ging in den Speisesaal. An einem Platz der vielen Tischen saßen bereits die restlichen aus meiner Gruppe. Ich setzte mich zu ihnen und fing an mit meiner Gabel in den Nudeln herum zu stochern.
Ich hatte keinen großen Hunger mehr. Viel zu sehr dachte ich über Lucy und alles andere was mit ihr zu tun hatte nach. Das alles war ziemlich seltsam. "Vielleicht sollte ich jemanden fragen, der sie vielleicht kennen könnte. Sie sagte ja, dass sie ihre Schwester wiedergefunden hatte, also muss sie ja hier in Andrast sein, vielleicht ist sie ja auch auf unserer Schule. Aber auch Lucy hab ich, seit sie hier ist, nie außerhalb des Heimes gesehen. Zwar war auch erst heute mein erster Tag auf der Schule, aber es war ziemlich seltsam, dass sie nie das Gelände verließ. Zumindest hatte ich sie nie außerhalb gesehen. Also könnte es auch sein das sie in unserem Heim ist", dachte ich nach und blendete die ganze Gespräche der anderen aus. "Ich werde morgen einfach mal Xander fragen", beschloss ich. "Vielleicht kennt er ja Lucy. Vielleicht war sie ja schon länger hier in Andrast nur war vorher in einer Familie außerhalb, weshalb sie ins Heim zog, bis sie mit ihrer Schwester zurück zu ihren Eltern könnte."
Langsam begann ich die Gespräche wahr zu nehmen und aß eine Kleinigkeit. „Und wie war der erste Schultag für dich Laila?", wurde ich plötzlich gefragt. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Pff. Als ob sie irgendeine Antwort geben würde", gab ein Mädchen aus meiner Gruppe von sich. Mag sein dass sie Recht hatte, nur das hatte auch einen Grund. Ich redete nicht gerne mit Menschen die meine Aufmerksamkeit nicht verdient hatten. Besonders die anderen aus meiner Gruppe hatten es nicht verdient. Ich wollte sie nicht mögen und ich konnte es auch nicht.
Sie waren mir viel zu fremd, also machte ich das, was für mich am leichtesten war. Ich ignorierte sie hauptsächlich und redete am besten gar nicht mit ihnen. Als jedoch Madame Haley das Mädchen anfuhr, dass sie mich doch bitte in Ruhe lassen solle, schien das nur ein weiterer Grund zu sein, mich fertig zu machen. „Was denn los kleine Laila? Kannst du dich nicht selbst verteidigen?"
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