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༺ 4 ༻ Wutschleier


vor einem Jahrzehnt ...

»Schlag zu«, befahl Erana ruhig und er tat es.

»Nochmal.«

Die Nase brach.

»Weiter.« Ihre Stimme war sanft, wie die einer liebenden Mutter.

Der Kiefer sprang heraus.

Dann hob sie ihre Hand. Sie legte sie auf die Schulter des Hünen vor sich und der hielt sogleich inne. »Nun aber reicht es, Rem.«

Der Riese ließ den Mann ohne Widerworte los und dieser schlug dumpf auf dem Boden auf. Man hätte ihn für tot halten können, doch entging Erana der schwache Atem nicht. Die langsame Bewegung des Brustkorbes und das kaum merkbare Zittern der Unterlippe. Ihr Blick glitt zu ihrem Begleiter.

Rem. Ein Krieger mit schneeweißer Haut, ohne Blutsrecht und ohne Heimat. Ein Kämpfer ohne Titel, ein Kind ohne Mutter und Vater. Die Nase mehrfach gebrochen und schief verwachsen, die Haare wie kurze Borsten eines Besens. In diese Welt hineingeboren ohne Aufgabe und ohne Liebe. Mit Ketten um den Hals und mit der Peitsche im Rücken. Wenn die Sonne auf ihn schien, sah man immer noch die dunklen Stellen an seinem Hals und seinen Handgelenken und die weißen Linien auf seinem Rücken.

Sie, Erana, war seine Herrin, seine Freundin, seine Familie. Und sie hatte alles geändert in seinem kurzen Leben und ihm viel mehr gegeben, als er sich jemals vermochte vorzustellen. Deshalb bedurfte es auch keinen Befehl, sodass er gehorchte. Er tat es sowohl aus Liebe, als auch aus Schuld, obwohl Erana ihn wegen dem Letzteren stets tadelte.

»Ich dachte er sollte sterben?«, fragte Rem nun verwirrt und seine dunkle, aber dennoch warme Stimme hallte an dem Gemäuer um sie herum wider.

»Er sollte es glauben. Ich habe mittlerweile gelernt zu sehen, ob ein Mensch bereit ist in den letzten Minuten seines Leben zu sprechen oder nicht. Und der hier war es nicht.«

Rem erwiderte nichts darauf, sondern betrachtete den Mann unter sich ganz genau, als studiere er sorgfältig dessen halbtote Gesichtszüge. Er schien zu zweifeln und dennoch schwieg er wie ein aufmerksamer Lehrling. Wartend auf eine weitere Erklärung.

»Wenn du es nicht möchtest, kannst du gehen. Ich habe dich nie zu dem hier gezwungen und das werde ich auch nicht«, sprach Erana nun. Sie ließ ihre grazilen Hände in den Ärmel des jeweils anderen Arms gleiten und stellte sich zu ihm. Ihr Kleid schwang bedacht hinter ihr her, wie das einer Adeligen. Sie beobachtete seine Regungen, hörte auf seine Atmung.

Er ließ es sich tatsächlich durch den Kopf gehen und das freute sie.

»Nein. Ich glaube Euch, dass Ihr das Richtige tut.«

»Es gibt kein richtig und kein falsch, Rem. Das hatte ich früh genug erkannt. Es kommt immer darauf an welche Augen sich diese Dinge besehen. Und was sie alles sehen.«

»In meinen Augen ist es richtig.«

Ein wenig überrascht über Rems Aussage, entwich Erana ein schmales Lächeln. »Verstehst du nun, weshalb ich nicht mit Wut kämpfe?«

Rem drehte seinen Kopf zu ihr um.

»Wut verschleiert die Augen und dann erkennt man nicht solch kleine Dinge, wie den letzten Willen zu Sprechen. Dann nimmt der Zorn dir die Möglichkeit auf Erfolg.«

Ihr Lehrling antwortete nicht auf ihrer Aussagen, schien aber diese zu verstehen. Sie mochte seine einfache Art seltsamerweise. Von Anfang an. Bei ihm hatte sie nicht das Gefühl, als würde er etwas verheimlichen. Ob er nun nicht in der Lage war komplizierte oder gar hinterhältige Gedanken zu verfassen oder es einfach nicht in seiner Natur lag, war für sie tatsächlich vollkommen uninteressant. Er war wie er war und für sie zählte mittlerweile nur noch was ein Mensch tat und nicht was er aussprach.

»Komm. Wir werden seine Leute auch so finden. Dieser hier hat eine gute Tracht Prügel verdient, aber nicht den Tod.«

Ohne zu zögern drehte er sich um und folgte ihr. Rem hätte auch vorangehen können, er hätte Widerworte einlegen können, ihren Anweisungen nicht folgen müssen ... er hätte sie tatsächlich sogar mit einem Schlag zu Boden bringen können, wenn sie kurz unachtsam gewesen wäre. Doch er tat es nicht. Nichts davon. Was jeden Mächtigen sicher gefreut hätte, machte Erana dagegen Sorgen. Sie musste auf ihn aufpassen, ihm beibringen seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Für bösartige Menschen wäre es ein Einfaches ihn zu einem Monster zu formen.

Doch tat sie es nicht bereits? Sie musste sich eingestehen, dass diese These sich gegen sie selbst wandte. Sie bestritt sie nicht. Sie wusste, dass sich selbst belügen würde, würde sie glauben, dass sie gut war. Dass ihre Taten durch und durch gut waren. Sie hatte schon lange aufgegeben mit reinen Füßen über die Erde zu wandern. Es gab keinen Weg der Tugend. Es gab keine Helden, die immer vermochten das Richtige zu tun.

Und sie hatte bereits nicht nur einen dieser angeblichen Helden auf dem schwarzen Pfad entdeckt. Sie rühmten sich mit guten Taten und ließen sich die Trauben reichen, lagen auf Pelzen und Gold, doch das Ziel hatten sie stets nur erreicht, weil sie sich in Abgründe begeben hatten, die abseits jeder guten Tat standen. Heuchler waren die meisten dieser Helden. Heuchler mit mehr Blut an den Händen, als sie selbst.

Bis zum heutigen Tage hatte es nur zwei von ihnen gegeben, die in ihren Augen würdig gewesen waren weiterzuleben. Sie hatte sie geprüft, sie herausgefordert, sie in bedrohliche Situationen gebracht. Denn erst in solchen zeigte der Mensch für gewöhnlich sein wahres Antlitz, das wusste sie mittlerweile besser als jeder andere. Und dann, erst dann, konnte Erana sagen, ob dieses Gesicht es verdient hatte weiter durch die Welt zu wandern oder aber abgezogen zu werden.

Und rechtfertigen? Das tat sie schon lange nicht mehr, denn Niemand würde dies verstehen außer sie selbst. Also weshalb rechtfertigen? Dieser Akt des Abwaschens seiner eigenen Schuld ohne sichtbaren Erfolg war nur reine Zeitverschwendung. Stattdessen verfolgte sie lieber ihr Ziel, hielt sich an die Fährte von diesen Helden und trieb sie mit gezügeltem Vergnügen in die Ecke.

Und so nannte man sie Monster. Vielleicht sogar aus gutem Grund. Doch dabei war sie nur eine Klinge, die die wahrhaftigen Monster ausfindig machte und die Welt von ihnen befreite. Und dies reichte ihr. Dies war der einzige Kern ihrer Taten. Dies und der Schutz dieses heranwachsenden Jungen.

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