Wächter des Lebens und des Meeres
Etwas nachdenklich knabberte Marlena an einem Apfel herum den sie sich aus Alonvy Satteltasche gefischt hatte. Die Begegnung mit dem Nidwal hatte sich tief beeindruckt. Nachdem was sie über die Meeresdrachen wusste musste das mächtige Geschöpf, das mit Hidalgo gesprochen hatte, zu den ältesten lebenden Vertretern seiner Art gehören. Sicherlich war die Beziehung zu den gewaltigen Meereslebewesen besser geworden. Dies verdankte man hauptsächlich den Bemühungen von Kalain und seinem Drachen Drugatie aber die junge Halbling konnte sich nicht daran erinnern, dass die Nidwale jemals aus eigenem Antrieb Kontakt zu den Drachen oder den Drachenreiter gesucht hatten.
Hidalgo ordnete bedauerlicherweise immer noch seine Gedanken um das, was er von der artverwandten Kreatur des Meeres erfahren hatte mit den anderen Mitgliedern seiner Reisegruppe teilen zu können. Der wilde Drache verbrachte inzwischen schon zwei Stunden damit und allmählich spürte Marlena Ungeduld in sich aufsteigen. So lang hatte das Gespräch doch gar nicht gedauert!
Die erste Zeit nach der Begegnung hatte sich die junge Halbling damit vertrieben Svenaja und Kyra etwas Hintergrundwissen zu den Nidwalen zu vermitteln. Es hätte die beiden fasziniert zu erfahren, dass es durchaus artverwandte Kreaturen zu den Drachen gab. Im allgemeinen galt es als akzeptierte Wahrheit im Orden der Reiter das die Nidwale über die Meere wachten und herrschten wie es ihre Artgenossen über Luft und Landt taten. Jüngere Exemplare lebten in Gruppen zusammen die auch gemeinsam auf die Jagd gingen während sich die älteren Wale eher von diesen Gruppen absonderten und alleine die Meere durchstreiften. Zum Sterben suchten die Meeresdrachen alle den selben Ort auf. Einige hinterließen dort ihre Eldunari und es war eben dieser besondere Ort gewesen an dem Kalain und Drugatie mit den Meeresdrachen Kontakt aufgenommen hatten. Wie die Sculblaka vermochten auch die Nidwale in seltenen Fällen ihre mächtige, urwüchsige Magie freizusetzen. Sie spukten zwar kein Feuer aber besonders wenn es um Wasser ging viel ist den Meeresdrachen besonders leicht auf die uralte Magie ihres Volkes zu zugreifen. Sie hatten nicht dieselbe Kontrolle wie die Drachen über ihr Feuer aber es kam dem Flammenatem der Sculblaka am nächsten.
- "Was denkst du wann Hidalgo bereit ist mit uns zu reden?" - erkundigte sich Marlena erneut bei ihrer Seelenschwester Alonvy.
- "Ich habe es dir schon oft gesagt kleine Halbling: Hidalgo wird mit uns reden wenn er bereit ist. Es nützt nichts ihn zu drängen." -
- "Ich verstehe nur nicht was solange dauert." - ereiferte sich die junge Reiterin. - "Sie haben doch nur einige Minuten miteinander gesprochen. Wie viel können sie sich dann gegenseitig schon gesagt haben?" -
Zu Marlenas Verwunderung hörte sie ihre Drachendame leise lachen.
- "Oh kleine Halbling! Da sieht man, dass du doch noch einiges lernen musst. In ein paar Minuten können wir, die wir nicht an Worte gebunden sind über unser ganzes Leben sprechen!" -
- "Das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen." - widersprach Marlena. - "Ich habe doch auch schon mit wilden Drachen in Gefühlen oder Eindrücken gesprochen. Die Eldunari habe meinem Vater als sie von Vroengard zu den Varden zurückkehrten versucht ihm so viel an Erfahrungen und Eindrücken wie möglich zu vermitteln. Wenn ihr in ein paar Minuten über euer ganzes Leben sprechen könnt warum ist es ihnen dann nicht gelungen ihm in ein paar Minuten alles zu vermitteln was sie für wichtig hielten?" -
- "Du musst lernen besser zuzuhören kleine Halbling." - erklärte Alonvy geduldig. - "Ich sagte, dass wir, die wir nicht an Worte gebunden sind in ein paar Minuten über unser ganzes Leben sprechen können. Sicher, du hast schon mit wilden Drachen in Gefühlen und Eindrücken gesprochen aber ihr Zweibeiner vermöge eben unsere Sprache nur in einer gewissen Geschwindigkeit zu sprechen und auch nur in einem begrenzten Maß zu verstehen." -
- "Willst du sagen, dass wir dumm sind?" - fragte Marlena mit leicht drohenden Unterton in der Stimme und ließ von ihrem Apfel ab.
- "Nein, das will ich natürlich nicht." - beschwichtigte Alonvy, wirkte allerdings nicht besonders beeindruckt von der leichten Drohung die in der Stimme ihrer Reiterin mitschwang. - "Ich sage nicht dass ihr tun seit, sondern nur das ihr auf eine andere Weise denkt. Selbst wenn versucht unsere Sprache zu sprechen sucht ihr in euren Gedanken nach Gefühlen und Eindrücken die das Wort das euch vorschwebt am besten beschreiben. Wir Drachen sind da anders. Für uns ist es im Grunde genau umgekehrt. Wir müssen erst entscheiden welche Worte die Spanne an Gefühlen und Eindrücken am besten beschreiben. Dieses Umdenken sorgte dafür, dass ihr unsere Sprache einfach etwas langsamer sprecht als wir. Genauso könnte ihr uns nur dann verstehen wenn der langsam mit euch sprechen. Sonst überrennt euch eine Welle aus Gefühlen und Eindrücken und ihr nehmt überhaupt nicht alle Feinheiten wahr. Deswegen muss Hidalgo so gründlich darüber nachdenken wie er am besten in Worte fasst was er von dem Meeresdrachen erfahren hat. Er muss sichergehen, dass der Worte wählt die wirklich die Gesamtheit dessen ausdrücken was er erfahren hat. Er muss sichergehen, dass wir die Bedeutung dessen was uns der Meeresdrache übermitteln wollte wirklich verstehen. Daher muss er die ihm übermittelten Gefühle und Eindrücke wirken lassen und in allen Facetten verstehen. Hätte er mit einem anderen wilden Drachen gesprochen wäre er vermutlich schneller in der Lage uns eine Übersetzung zu liefern aber du darfst nicht vergessen, dass die Niewale zwar mit uns Söhnen und Töchtern des Himmels und des Feuers artverwandt sind aber es dennoch bedeutender Unterschiede zwischen uns gibt. Ein Leben in den Tiefen des Ozeans es etwas anderes als zwischen den Wolken dahin zugleich und Beutel auf den weiten Ebenen Alagaesias zu jagen." -
Marlena sah sich gezwungen ihrer Drachendame zuzustimmen. Was ihrer Seelenschwester sagte machte natürlich Sinn. Sowohl was die Schwierigkeiten einer Übersetzung betraf als auch die Unterschiede wie Drachen und ihre Artverwandten des Meeres Eindrücke sammelten. Aus der Unterweisung in den Naturwissenschaften die sie erhalten hatte wusste sie, dass es große Unterschiede gab was Sinneseindrücke unter und den unterschiedlichen Lebenswesen betrafen. In irgend einer Form waren die Anlagen für alle fünf Sinne stets vorhanden doch unterschiedlich stark ausgeprägt. Wesen wie zum Beispiel in der Dunkelheit lebten hatten oft nur ein sehr schwaches Sehvermögen und orientierten sich über Gehör oder Gerüche. Manche Kreaturen hatten sogar Sinne die nichts mit den fünf Sinnen gemein hatten diese Zweibeiner typisch waren.
Noch während Marlena über die Schwierigkeiten den sich Hidalgo wohl gegenüber sah nachdachte hörte sie über sich das Rauschen von Drachenschwingen und Saphiras Sohn reihte sich Information der Reiterdrachen ein.
- "Ich denke ich habe nun alles was der Meeresdrachen mir sagen wollte." - Ließ sich der Blauedrache vernehmen.
Marlena war in diesem Fall dankbar dafür, dass Hidalgo die Sprache der Zweibeiner verwendete um sich auszudrücken. Saphiras Kinder beherrschten alle die Sprache wie die Völker Alagaesias verwendeten aber mit zunehmendem Alter entwickelten sie einen gewissen stolz für ihr eigenes Volk und besonders Hidalgo war dazu übergegangen sich mehr nach Art der Drachen auszudrücken.
Marlena konnte nur vermuten, dass der wilde Drache in diesem Fall die gesprochene Sprache wählte und absolut sicher sein zu können, dass seine Reisebegleiter verstanden was er ausdrücken wollte.
Wie die übrigen Mitglieder ihrer Reisegruppe signalisierte Marlena Bereitschaft sich anzuhören was der Meeresdrachen zu sagen gehabt hatte.
Hidalgo überlegte noch einen Moment, dann begann er zu sprechen: - "Die Botschaft selbst mag euch trivial vorkommen meine Freunde aber bedenke bitte wer sie übermittelt hat. Ein Nidwal! Es ist in der Geschichte nicht überliefert, dass jemals ein Herr des Meeres Kontakt zu einem Drachen oder einem Mitglied des Reiterordens gesucht hat. Ihr müsst wissen, dass unsere artverwandten der See sich als Hüter des Ozeans begreifen. Sie achten auf das Gleichgewicht zwischen den Arten und stellen sicher, dass kein Landbewohner diese empfindliche Balance stört. Besonders die Gewässer um Vroengard werden seit dem Fall des alten Ordens streng von den Nidwalen bewacht." -
- "Warum?" -
Es war Kyras Stimme die den Redefluss des wilden Drachens unterbrach und nicht nur die Neugier des goldene Drachenmädchen sondern auch die ihrer Reiterin flutete durch die miteinander verbundenen Geister der Reisegruppe.
Hidalgo reagierte mit einem leisen Knurren. Ungebundene Drachen mochten es nicht wenn sie unterbrochen wurden. Besonders wenn sie sich dazu herab ließen die gesprochene Sprache zu verwenden. Dies war schließlich ein besonderes Zugeständnis der stolzes Wesen Alagaesias an ihre Zuhörer.
- "Wenn du deinen Schnabel hältst du Küken, wirst du es erfahren." -
Marlena erkannte wie der Geist des goldene Drachenmädchens ein wenig "zusammen schrumpfte" als sie sich so getadelt sah. Hidalgo übermittelte ihr allerdings Gefühle zum Ausdruck brachten, dass wir ihr nicht böse war aber er wartete, dass sie ihre Lektion gelernt hatte. Schließlich sprach der wilde Drache weiter:
"- die Gewässer um die alte Heimstatt der Reiter sind auch vor der unsichtbaren Kraft verseucht worden die auf der ganzen Insel umgeht. Das Leben im Meer hat neue Kreaturen hervorgebracht die ähnlich mysteriös sind wie die Schatteneulen oder die Bohr- Maden von denen dein Vater berichtet hat Marlena. Die Nidwale wollen sichergehen, dass das Gleichgewicht in den Ozeanen nicht gestört wird durch diese entstellten Lebewesen. Deshalb sorgen Sie dafür, dass sie in der Nähe von Vroengard bleiben. Es halten sich immer einige Nidwale in der Nähe der Insel auf und wachen über sie. Der Meeresdrachen der zu mir gesprochen hat, hat mir mitgeteilt, dass vor kurzem ein Schiff die Insel angelaufen hat. Noch während die Wächter der Insel darüber berieten wie man sich den Zweibeinern gegenüber verhalten sollte gab es Tod! Die ganze Besatzung viel Räubern der Meere zum Opfer, die offenbar ganz bewusst von einem Mitglied der Besatzung angelockt worden waren. Die Nidwale sind sich auch sicher, dass Magie im Spiel war als der Tod sich seinen Teil nahm. Sie raten uns zu großer Vorsicht allerdings bitten Sie darum, dass wir auf jeden Fall unsere Untersuchungen auf der Insel durchführen. Sie spüren das eine große Gefahr für alles Leben im Begriff ist sich durch etwas zu manifestieren was auf der Insel verborgen ist." -
Marlena wartete einen Augenblick bis sie sicher war, dass Hidalgo seine Ausführungen beendet hatte, dann wagte sie eine Frage zu stellen:
- "Bei dem Schiff wäre es wohl möglich, dass es sich um die Ostwind gehandelt hat. Das Schiff das vermisst wird. Nun, vorsichtig werden wir auf jeden Fall sein es gibt nur eine Sache, die ich noch nicht ganz verstehe Hidalgo: Du sagst die Nidwale würden eine Gefahr für alles Leben spüren. Wieso spüren sie das und die er nicht?" -
- "Wieso speien wir Feuer und sie nicht? Warum schwimmen sie während wir fliegen?" - erwiderte Hidalgo. - "Da kannst du Küken auch gleich fragen warum der Himmel blau ist und das Gras grün. Es ist eine natürliche Fähigkeit der Meeresdrachen solche Dinge zu spüren. Ihr Lebensraum ist das Wasser und alles Leben entstammt dem Wasser. Wasser ist Leben!" -
- "Alles Leben kommt aus dem Wasser? Nun, die Elfen und die Menschen sind über das Meer gekommen als sie sich hier in Alagaesia angesiedelt haben aber Zwerge haben beispielsweise schon immer hier gelebt. Sie kommen nicht aus dem Meer." -
Marlenas Worte Ende entlocken Hidalgo nur ein kurzes Lachen.
- "Zweibeiner! Ihr glaubt ihr wisst alles und dabei wisst ihr doch so wenig!" -
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