Gespräche in der Familie
Lächeln blickte Eragon den davon fliegenden Drachen nach. Marlena hatte sich erboten Keanai und seiner Mutter zu helfen ein Quartier in der Festung der Drachenreiter zu finden. Mit besonderer Sorgfalt hatte die junge Halbling dass Drachenei, welches man ihr anvertraut hatte, am Sattel ihrer Drachendame befestigt und bereits erste Schutzzauber darum gewoben. Alonvy hatte noch einmal darauf bestanden, dass man ihr das Ei genau zeigte. Zärtlich hatte sie es mit der Nase angestoßen und Eragon und Arya versichert, dass sie es hüten würde wie ihr eigenes.
"Ist dir aufgefallen, dass sich Marlena über die Gelegenheit freut in den Norden zu reisen?"
Eragon musste schmunzeln. Er kannte Arya inzwischen gut genug und zu wissen, dass die Elfe mit dieser Frage mehr bezweckte als eine kleine Plauderei.
"Es ist dir also auch aufgefallen oder?"
Arya schlug kurz die Augen nieder und lächelte.
"Das unser kleiner Stern offenbar ein gewisses Interesse an Keanai gefunden hat? Oder das Keanai Marlena heimliche Blicke zu wirft."
"Auch er schien sich über die Gelegenheit zu freuen noch etwas Zeit mit unserer Tochter verbringen zu können."
Die sanfte Berührung von Aryas Hand, die nach seiner eigenen tastete brachte Eragon in die Realität zurück. Es war ihm gar nicht aufgefallen wie sehr er in seinen Erinnerungen versunken war. Offenbar jedoch hatte sich seiner Abwesenheit in seiner Stimme niedergeschlagen.
"Was denkst du?" fragte Arya als er sich ihr zuwandte.
"Ich habe darüber nachgedacht, dass ich das Gefühl habe, dass es erst gestern gewesen ist, dass wir zusammen ein Schaukelpferd für unsere Kleine aus einem Baum gesungen haben."
Nun war es Aryas Blick der, begleitet von einem Lächeln ins Leere wanderte und sich in den unergründlichen Tiefen der Erinnerung verlor.
"In der Tat. Denkst du wir sollten mit ihr darüber reden?"
Eragon legte einen Arm um die Schranken der schönen Elfe und gemeinsam gingen sie auf ihr Haus zu.
"Ich denke wir sollten ein Auge auf die Angelegenheit haben. Doch ich glaube, dass wir beide unseren kleinen Stern gut auf das Leben vorbereitet haben. Wir sollten ihr Vertrauen und abwarten."
Eragon spürte sich Aryas Blick wieder auf ihn richtete und in dem funkeln ihrer unergründlichen, grünen Augen sprang eine unausgesprochene Frage mit.
"Der besorgte Vater ist durchaus in mir." gestand Eragon schließlich bereitwillig. Er wusste, dass auch Arya zu vertraut mit ihm war als dass er sie in diesem Punkt hätte täuschen können. "Die Versuchung ist natürlich da den Beschützer für mein kleines Mädchen zu spielen aber sagt mir mein Stern, in wie vielen Geschichten und Erzählungen genau dieses Verhalten besorgter Eltern dazu, dass genau das eintritt was sie eigentlich verhindern wollen. Nämlich, dass ihr Kind sich weiter von ihnen entfernt und in Schwierigkeiten gerät?"
Arya lachte leise als ihr gemeinsames Wohnzimmer betraten.
"Da hast du recht. In viel zu vielen Geschichten. Aber?"
Wieder musste Eragon sich dem Scharfsinn der Elfe beugen.
"Aber sollte die Sache sich ernster entwickeln werde ich wohl früher oder später Keanai nicht nur als Reiter oder Schüler kennen lernen müssen sondern auch von Mann zu Mann."
"Gut." lächelte Arya und hauchte ihren Gefährten einen Kuss auf die Lippen. "Ich möchte noch einige der Schreibübungen unserer derzeitigen Schüler durchsehen."
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von Eragon und entfernte sich in Richtung ihres Arbeitszimmers.
Der Anführer der Reiter überlegte gerade was er mit dem Fortgeschrittenennachmittag anfangen könnte als Saphira sich in seine Gedanken einschaltete.
- "Ich denke du solltest mit Selena reden." -
- "Stimmt etwas nicht mit ihr?" -
Sofort fühlte Eragon sich an den kurzen Moment während der zurückliegenden Unterhaltung erinnert als Saphira jemanden bei der Rückkehr in das Haus in dem er nun stand beobachtet hatte. Die blaue Drachendame bestätigte mit einem gedanklichen Anstoß, dass es sich tatsächlich um diese Begebenheit handelte.
- "Als das Mädchen vor ihm zurückgekehrt ist schien sie sehr aufgebracht zu sein. Du solltest mit ihr reden. Ich gebe zu, dass ich auch nach eigenen Jahren die Gesichtszüge von Zweibeinern dich nicht ständig um mich habe nicht vollständig verstehen kann. Aber das Tränen nur selten ein Zeichen von großer Freude sind habe ich inzwischen begriffen." -
Sofort erwachte Eragons Sorge. Wenn Selena weinend aus der Stadt zurückgekehrt war musste in der Tat etwas vorgefallen sein. Er bedankte sich bei Saphira für deren Fürsorge und lenkte seine Schritte zu dem Gästezimmer, dass er seiner Nichte zur Verfügung gestellt hatte.
Mehrmals klopfte er leise an doch erhielt keine Antwort. Schließlich öffnete er leise die Schiebetür und fand Selena vor dem Fenster sitzend und ins Nichts starrend.
Erst als ich Eragon zu seiner Nichte auf die aus dem Holz gesungene Bank setzte blickte die junge Frau ihn an.
"Onkel! Ich habe ich gar nicht bemerkt."
"Das wiederum habe ich bemerkt." erwiderte Eragon und bemühte sich freundlich und einladend zu klingen und seine Sorgen nicht zu deutlich zu zeigen. Es war ziemlich offenkundig, dass Saphira Recht gehabt hatte. Selena hatte eindeutig geweint. Ein Umstand der Eragons Seele einen kleinen Stich versetzte. Sicher hatte er nie so großen Anteil am Leben dieser junge Frau nehmen können wie beispielsweise bei Ismira. Trotzdem fühlte er sich stets eng verbunden mit seiner Familie und Selena war immerhin von ihren Eltern Eragons verstorbener Mutter benannt worden.
"Was bedrückt dich?" erkundigte er sich schließlich als wieder Schweigen Einzug hielt.
Selena zog die Beine eng an den Körper und schlanke Arme darum.
"Ich habe diese Frau in der Stadt getroffen. Angela heißt sie wohl. Kennst du sie?"
Eragon schmunzelte in sich hinein und nickten.
"Oh ja! Ich kenne Angela. Unterhaltungen mit ihr sind niemals eine einfache Angelegenheit. Sie hat mir einmal meine Zukunft vorhergesagt und diese Prophezeiung nicht lange verfolgt. Ich erinnere mich noch, dass sich bei unserem ersten wirklich im Gespräch Sorge herausgefunden habe, dass sie meine Mutter, eine Namensgeberin, kannte. Ein Umstand der mich tief aufgerüttelt hat. Angela ist..... mehr als man auf den ersten Blick sieht."
"Allerdings! Das habe ich gemerkt."
Auch ohne geschärfte Sinne wäre die Bitterkeit in Selenas Stimme nicht zu überhören gewesen. Und es bedurfte nicht den Augen eines Elfen um zu erkennen, dass ein feuchter Glanz in den Augen der jungen Frau lag. Eragon beschloss seiner Nichte Zeit zu geben. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht leicht fiel über dieses Thema zu sprechen und sie zu bedrängen hätte mit Sicherheit nur dazu geführt das Selena sich noch weiter zurückzog. Das wollte Saphiras Reiter auf keinen Fall riskieren. Wenn Angela ein Interesse an der jungen Frau gefunden hatte dann nicht ohne Grund.
Als Selena wieder zu sprechen begann war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern:
"Sie sagt, dass ich wie sie bin. Anders. Dass auch ich nicht altern und Sterben werde wie ein normaler Mensch sondern sehr, sehr lange leben werde. Dass ich vielleicht sogar noch näher an der Unsterblichkeit bin als die Elfen oder die Drachenreiter. Und irgend etwas in mir stimmt ihr zu. Das macht mir Angst Onkel. Es freut mich natürlich dich besuchen zu können aber schon die Gewissheit, dass ich mit Marlena gehen musste mich verängstigt. Da habe ich mich dann allerdings entschieden den Stier bei den Hörnern zu packen. Nur jetzt....."
"Ich verstehe sehr gut was du meinst. Ich weiß wir sich anfühlt wenn man das Gefühl hat, das eigene Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Man ist wie getrieben und egal ob man auf etwas wundervolles oder schreckliches zu schreitet einem ist klar, dass man nicht ausweichen kann."
Eragon blickte seine junge Verwandte an und sie ihn. Ohne dass noch ein weiteres Wort gewechselt werden musste wussten die beiden, dass sie einander wirklich verstanden. Hatte Eragon sich anders gefühlt als er damals das Palancartals verließ? Nein, er konnte seine Nichte sehr gut verstehen. Die Frage war, wie sollte er ihr helfen?
"Weißt du, Unterhaltung mit Angela sind nicht einfach. Manchmal macht das was sie sagt nicht wirklich Sinn, zumindest nicht im Augenblick. Ich behaupte nicht, dass ich sie vollständig verstehe aber ich denke das ist sie ein bisschen besser verstehe als du. Was hältst du davon bin ich einmal mit ihr reden. Vielleicht kann ich sie dazu bringen dass sie sich erst mal auf einen sanften Trab einlässt und nicht gleich mit Galopp anfängt."
Nun muss das Selena Lachen. Eragon hatte diese Formulierung ganz bewusst gewählt weil seine Nichte schließlich mit der Pferdezucht aufgewachsen war. Wie von ihm erhofft gaben diese vertrauten Begriffe der jungen Frau wieder etwas Rückhalt.
"Das wüsste ich sehr zu schätzen Onkel."
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