Erkenntniss Teil 1
Marlena hatte das Gefühl aus einem unendlich tiefen See langsam an die Wasseroberfläche aufzusteigen. Nur nach und nach Namen ihre Sinne wieder ihre Arbeit auf. Was sie fühlte war alles andere als unangenehm. Alles um sie herum war warm und weich. Sie fühlte sich sicher.
"Marlena? Hörst du mich?"
Die Stimme kam ihr bekannt vor. Sie kannte die Person definitiv aber ihr Verstand wehrte sich dagegen sich zu konzentrieren und in den Erinnerungen nach einem Gesicht zu forschen, dass zu dieser Stimme passte.
"Marlena?!"
Die vertraute Stimme wiederholte ihre Frage, diesmal etwas drängender. Dazu spürte Marlena noch wie sie sanft an der Schulter gerüttelt wurde. Diese vorsichtige Berührung verschaffte ihr endgültig wieder ein Gefühl für ihren Körper. Erst jetzt schien ihr bewusst zu werden, dass sie über etwas die Arme, Beine und Augenlider verfügte die sie nun vorsichtig anhob.
Zunächst nur verschwommen, dann jedoch mit zunehmender Klarheit erkannte Marlena ein Gesicht das vor ihr schwebte und von kräftigen, kupferfarbenen Haaren eingerahmt wurde.
"Da bist du ja wieder Cousinchen!" verkündete die bekannte Stimme nun freudig. "Du hast uns allen einen ganz schönen Schrecken eingejagt!"
"Ismira....?"
"Wer wohl sonst Lenchen!"
Marlena war gar nicht bewusst gewesen dass sie den Namen, der ihr plötzlich durchs Gehirn geschossen war laut ausgesprochen hatte. Nun jedoch konnte sie das erleichtert wirkende Gesicht ihrer Cousine zuordnen. Zuletzt hatte sie ihre menschliche Verwandte auf dem Rücken ihrer Drachendame gesehen über dem......!
Mit einem Schlag war Marlena hellwach und fuhr kerzengerade in die Höhe.
"Der Flüchtlingszug! Die Kreaturen, wir.,...."
Sanft aber bestimmt drückte Ismira die aufgeregte Halbling auf das warme Bett zurück indem sie offenbar lag.
"Ganz ruhig Marlena. Es ist alles in Ordnung. Die Flüchtlinge sind sicher und wir sind es auch. Wir sind in Tronjheim."
Auch wenn ihre Gedanken sich zunehmend aufklärten hatte Marlena das Gefühl ständig einen Schritt hinter den Ereignuissen zurück zu sein. Sie ließ kurz den Blick durch den Raum wandern in dem sie sich befand und stellte fest, dass sie sich offenbar in einer der Wohnhöhlen des Drachenhorts der Zwergenhauptstadt befand. Die Frage, wie ihr nun sofort ins Bewusstsein schoss wurde glücklicherweise beantwortet ohne dass sie sie stellen musste. Alonvy schob ihren mächtigen Kopf an Ismira vorbei und begann, unter glücklichem Summen, ihre zweibeinigen Seelenschwester mit der Schnauze zu liebcosen.
- "Bin ich froh dass du wieder wach bist kleine Halbling. Du warst fast drei Tage ohne Bewusstsein. Wir waren alle sehr besorgt und ich. Du hast uns zwar gerettet aber mach das bitte nicht nochmal." -
"Ich hab uns gerettet?"
Marlena stemmte sich auf ihre Ellenbogen und blickte fragend in die Runde.
"Wir sind wir eigentlich hierhergekommen? Wir waren doch noch Tage von Tronjheim entfernt und die Kreaturen standen kurz davor uns zu überrennen! Wie habt ihr es trotzdem hierher geschafft?"
Ismira die sich zu ihrer Cousine auf die Bettkante gesetzt hatte blinzelte überrascht und auch Alonvy schüttelte den Kopf dass die Schuppen raschelten.
"Wir haben gehofft, dass du uns das sagen kannst verehrte Cousine." hob Ismira schließlich an. "Wir sind nämlich davon ausgegangen, dass du unsere Retterin bist."
Marlena hob überrascht die Augenbrauen was ihre menschliche Verwandte zu einem Kichern veranlasste.
"Ich erzähle dir am besten erst einmal was passiert ist nachdem du ohnmächtig geworden bist. Woran erinnerst du dich noch?"
Marlena überlegte. Nunmehr die Sorge um die Flüchtlinge und ihre Kameraden zunächst verflogen war glaubte ihr Gehirn offensichtlich seine Leistung wieder auf ein Kriechen verlangsamen zu können.
"Alonvy und ich haben dieses Portal entdeckt durch das die Kreaturen zu uns heraufströmten. Sie hat Feuer hinein gespiehen und irgend etwas auf der anderen Seite der Öffnung ist wohl verletzt worden. Die Kreaturen haben dann nur noch mich und Alonvy attackiert. Sie waren geradezu selbstmörderisch!"
Marlena wusste, dass das nicht ihre letzten Erinnerungen waren aber die einzigen Ereignisse die im Augenblick klar vor ihrem geistigen Auge standen.
"Das stimmt." erklärte Ismira. "Die Kreaturen haben offensichtlich versucht dich und Alonvy zur Landung zu zwingen um euch zu vernichten. Ihr müsst irgend etwas, das die Kreaturen befehligt, sehr wütend gemacht haben. Ich habe versucht euch mit Anarie zu Hilfe zu kommen aber plötzlich bist du im Sattel zusammen gesackt. Wir wussten nicht was genau passiert war ich konnte nur erkennen, dass dein Gesicht absolut schmerzverzerrt war. Anarie hat mit Alonvy gesprochen und sie hat uns wissen lassen, dass du versucht hast die Kreaturen im Geist zu berühren um ihre magische Verteidigung aus zu kunschaften. Gut dass du deinen Geist von Alonvys getrennt gehalten hast denn was immer Du da gesehen hast hast dich wohl völlig übermannt. Das unglaublich aber wahr, dass die Kreaturen ihren Griff abgebrochen haben. Kurz nachdem du ohnmächtig geworden bist sind plötzlich alle zurück in das Portal gestürmt. Auch die, die in der Nähe des Flüchtlingszuges gekämpft haben. Wir hatten keine Erklärung dafür. Wir vermuteten, dass es irgendetwas mit dem geistigen Kontakt zu tun hat den du etabliert hast. Wir konnten dich nicht aufwecken also haben wir unseren Weg nach Tronjheim fortgesetzt. Wir mussten die Gunst der Stunde nutzen. Hier angekommen hat uns Orik, der König der Zwerge, dann erzählt, dass es überall in seinem Reich zu Angriffen gekommen ist. Immer waren es die selben Kreaturen und immer sind sie scheinbar völlig furchtlos gegen alles angerannt, was sich ihnen als Verteidigung in den Weg stellte. Plötzlich aber haben die Angriffe über alle aufgehört. Der Befehlshaber der Streitkräfte der Zwerge hatten keine Erklärung. Als wir dann eingetroffen sind und von deinem Erlebnis berichtet haben erwies sich, dass die Einstellung der Angriffe über eine genau mit deinem Kontakt zusammen fiel. Es herrscht große Aufregung. Die Zwerge sind sich uneins wie sie Vorgehen sollen. Einige wollen sich in den Tempeln verschanzen und beten. Andere denken Sie sollten sich auf eine Schlacht vorbereiten. Bisher hat keine Seite die wirkliche Mehrheit. Ich will dir nicht zu viel auf die Schultern laden Cousinchen aber der Reiter haben darauf gehofft, dass du etwas dazu beitragen kannst, diesen Konflikt aufzulösen."
"Das kann ich auch!"
Während sie Ismiras Erklärungen gelauscht hatte waren die Erinnerungen zurückgekehrt. Marlena konnte kaum glauben was für ein unglaubliches Erlebnis sie gehabt hatte. Jetzt wurde ihr auch klar warum ihr Verstand erst so langsam wieder seine Arbeit aufnahm. Die Eindrücke die sie empfangen hatte waren so groß und allumfassend gewesen, dass ihr Gehirn erst jetzt, langsam begriff was sie da eigentlich empfangen hatte!
Marlena schob die Decke zurück und wollte aus dem Bett steigen. Ismira legt die erneut die Hände auf die Schultern und wollte sie aufhalten doch die junge Drachenreiterin war jetzt nicht mehr zu bremsen. Sie ergriff die unter am ihrer Cousine und blickte sie aufgeregt an.
"Mirie, vertrau mir. Ich verstehe jetzt womit wir es zu tun haben."
Ismira öffnete den Mund um etwas Beschwichtigendes zu sagen doch Marlena kam ihr zuvor.
"Ismira, wir können das hier beenden ohne dass noch jemand sterben muss! Wir haben es hier nicht mit vielen Gegnern zu tun! Ein großes Bewusstsein lenkt all diese Kreaturen und es will uns eigentlich gar nichts Böses! Warte, ich zeige es dir!"
Mit der Erlaubnis ihrer Verwandten legte Marlena Zeige- und Mittelfinger ihrer rechten Hand an Ismiras Schläfe und übermittelte das Bild welches ihr noch sehr lebendig vor Augen stand. Das Bild von dem riesigen Auge welches sie musterte.
Erneut öffnete sich der Mund der anderen Drachenreiterin, diesmal jedoch vor Erstaunen.
"Bei allen Göttern! Marlena was in aller Welt kann ein so allumfassendes Bewusstsein haben." hauchte Ismira und auch Alonvy zwinkerte überrascht.
"Nichts von dieser Welt."
Marlena konnte nicht anders als über die Verwunderung ihrer Freundinnen zu grinsen. Sie setzte sich nun neben Ismira auf die Bettkante und ließ den Blick hinaus in den nach oben hin offenen Drachenort wandern. Man konnte die obere Kante des Kraters von Farthen Dûr sehen und darüber einen Ausschnitt eines sternenklarem Nachthimmels. Marlenas Lächeln wuchs noch in die Breite als sie sich an etwas erinnerte was ihr Vater ihr mal erzählt hatte. Die Worte hallten durch ihr Gedächtnis.
...... die Welt ist rund und der Himmel unendlich .........
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