Eine der Ältesten Teil 3
Marlena erhob sich sofort vom Ufer des kleinen Baches als sie die Quelle der unbekannten Stimme entdeckte. Eine weibliche Elfe war zu ihnen getreten.
Die unbekannte Frau war so plötzlich aufgetaucht, als wäre sie den Boden entstiegen. Sie trug eine Robe aus himmelblauer Seide und ihre langen, silberblonden Haare fielen ihr bis zu den Kniekehlen herunter. Zwei Strähnen waren zu Zöpfen geflochten und im Nacken zusammengebunden so dass das Licht fällt der Elfe nicht durch ihre Haarpracht beeinträchtigt wurde. Die Augen der Unbekannten glänzten als ob ihres aus reinem Silber bestehen würde. Für jemanden der das Volk der Elfen nicht kannte Worte das ungewöhnlich sein aber Marlena wusste, dass jede Elfe dank der Magie genau so aussah wie sie es vorzog.
Eine Aura von Unwirklichkeit umgab die fremde Elfe. Marlena konnte nicht genau benennen was es war das diesen Eindruck erweckte. Die Körperhaltung? Der Gesichtsausdruck? Möglicherweise war es eine Mischung aus allem aber die Frau wirkte als ob sie mit einem Fuß bereits durch eine offene Tür getreten war die nur sie sehen konnte und von der niemand wusste wo sie hinführt. Man hatte den Eindruck, dass ein Teil dieser Elfe bereit war oder bereits damit begonnen hatte diese Welt zu verlassen.
Der jungen Halbling war sofort klar, dass sie es mit der Ältesten Mulenarí zu tun haben mussten und begann in aller Höflichkeit mit der elfischen Begrüßungsformel. Normalerweise konnte sie als Drachenreiterin erwarten, dass ihr gegenüber das Ritual begann aber bei einer Ältesten des schönen Volkes es angebracht Respekt zu zeigen.
Svenaja schloss sich diese ist bei Marlena gelernt hatte der Begrüßung an und platzierte sich dann gemeinsam mit Kyra hinter der anderen Drachenreiterin. Sie trat, genau gesagt, hinter Marlenas linke Schulter. Dies war eine Tradition innerhalb des Ordens. Schüler platzierten sich links hinter ihren meistern während der Ehrenplatz an der rechten Schulter der voll ausgebildeten Reiter den jeweiligen Sculblaka vorbehalten war der seine Seele dem Lehrmeister teilte. In diesem Fall nahm Alonvy diese Position ein während Kyra sich hinter ihrer Seelenschwester hielt.
Nachdem die Grüße ausgetauscht waren hielt zunächst wieder Schweigen Einzug am Ufer des kleinen Baches. Lediglich das plätschern des Wassers war zu hören.
Marlena versuchte den Gesichtsausdruck der Elfe, bei der es sich wohl um Mulenarí handeln musste zu interpretieren. Unfreundlich war er nicht. Jedoch lag auch mehr als nur reine Neugier in den silbernen Augen der Elfenfrau. Etwas wie Unsicherheit.
"Du bist die Tochter von Arya oder?"
"Da habt ihr Recht Mulenarí Sivit-kona. Woran habt ihr das erkannt?"
Die andere Elfe lächelte und erwiderte mit einem Flüstern, welches der leichteste Windhauch hätte übertönen können:
"Die selben Augen. Ich kannte deine Mutter. Es ist gut, dass sie nur kurz die Krone unseres Volkes getragen hat. Es war nicht ihr Platz in der Welt."
Marlena war sich nicht ganz sicher wie sie diese Aussage interpretieren sollte. Im allgemeinen war es besser nachzufragen wenn man sich der Angelegenheit nicht sicher war als ein Verhalten falsch zu interpretieren.
"Es überrascht mich etwas, dass ihr das sagt Mulenarí Sivit-kona. Soweit ich weiß waren die Ältesten einverstanden als meiner Mutter die Krone angeboten wurde."
Die andere Elfe lächelte milde.
"Manchmal muss man Fehler geschehen lassen damit etwas positives daraus erwächst."
Eine Antwort die Marlena nicht wirklich weiter half. Alonvy kann ihrer Reiterin schließlich zu Hilfe:
- "Ich denke, sie meint, das durch die Wahl deiner Mutter eine gewisse Entwicklung in Gang gesetzt wurde. Erinnere dich an das was du über diese Zeit weiß. Viele der hohen Würdenträger deines Volkes haben damals nur deshalb eine Mutter auf den Thron gehoben beide sich davon persönliche Vorteile erhofften. Ihre Aufgaben als Reiterin hätten sie stets auf Reisen gehalten und so hätte sie nicht auf all die Ränkespiel am Hof achten können. Galbatorix war eine dunkle Kraft die alle geeint hat. Ihn zu besiegen hatte für jeden oberste Priorität, ganz gleich welche persönlichen Ziele der Einzelne verfolgte. Nachdem dieser Faktor ausgeschaltet war kamen selbstsüchtige Ziele ans Tageslicht. Deine Mutter ist eine ehrenhafte Frau die sich für so etwas nicht hergegeben hat." -
Marlena schickte ihrer Drachendame eine stumme Bestätigung. Nun verstand sie. Indem sie Ältesten Aryas Ernennung zustimmten wussten sie, dass ein Konflikt entstehen würde der letztlich durch die Integrität von Marlenas Mutter in positiver Weise aufgelöst wurde.
Der Blick der jungen Halbling glitt wieder zu ihrer Gesprächspartnerin zurück und sie stellte fest, dass Mulenarí sie immer noch interessiert musterte. Bevor sie jedoch nachfragen konnte ergriff die Elfin bereits wieder das Wort.
"Wie kann es sein, dass jemand der so jung ist das Lied des Lebens so meisterlich begreift? Kind, ich habe in meinem Leben schon viele gehört, die diese besondere Weise auf unterschiedlichste Weise interpretiert haben. Mit einem Instrument oder mit einem ganzen Orchester! Für sich allein oder vor Publikum. Ich habe mein ganzes Leben gebraucht um die Erkenntnisse erlangen die ich heute habe und dein Lied hat selbst mir noch neue Facetten aufgezeigt."
Der Blick der Ältesten wanderte in die Ferne. Der Klang ihrer Stimme machte deutlich das ihre Gedanken in höhere Sphären abgeschweiften und kaum noch bei den Ereignissen am Ufer des kleinen Baches weilten.
"Es ist untypisch für die Jugend soviel zu verstehen. In der Jugend ist das liegt so neu dass man sich in Einzelheiten verliert. In der Mitte des Lebens glaubt man zu verstehen und sogar es beeinflussen und ändern zu können. Erst im hohen Alter begreift man die Einzigartigkeit dessen was wir zu hören vermögen und begreift man dass man weit weniger weiß und versteht als man glaubt. Woher hast du diese Fähigkeit?"
Mit dem letzten Satz kehrten die Gedanken von Mulenarí zu ihrer Gesprächspartnerin zurück.
"Meine "Gabe" ist ein Geschenk, das mir in die Wiege gegeben wurde." erklärte Marlena etwas peinlich berührt. Sie sprach im Grunde nicht gern darüber dass sie mehr zu hören und zu verstehen vermochte als die meisten anderen Elfen. Sie erinnerte sich an ihren ersten, bewussten Besuch in Ellesméra im Alter von 11 Sommern. Bereits davor hatte sie mit ihren Eltern die Hauptstadt des schönen Volkes besucht aber bei diesen Anlässen war sie zu jung gewesen um sich wirklich daran zu erinnern. Ihre Eltern befanden sich damals in einer Konferenz bei der Handelsstreitigkeiten zwischen den Völkern diskutiert werden sollten. Da dies kaum ein Thema war welches ein 11 jähriges Mädchen interessierte hatte sich Runön bereit erklärt ihr Patenkind zu beaufsichtigen. Die kleine Marlena hatte gerade einen Ascheeimer ausgeleert und war auf dem Weg zurück zu ihrer Patentante als eine Elfe mit Namen Askarie sie ansprach und mit Fragen über das Lied des Lebens bestürmte. Das Ganze hatte die kleine Marlena völlig überfordert. Von all den Dingen, die die unbekannte Frau wissen wollte, verstand sie noch gar nichts. Runön hatte diese Askarie dann schnell verscheucht und Eragon und Arya von diesem Vorfall berichtet. Kurze Zeit später hatten ihre Eltern Marlena dann über das Geschenk aufgeklärt, dass ihr der Menoabaum gemacht hatte und damit begonnen diese Fähigkeit ihrer Tochter zu fördern. Auch wenn Marlena inzwischen ihr Talent sehr genoss so war dieser erste Eindruck mit der Elfe Askarie doch sehr erschreckend und haftend gewesen. Marlena mochte es nicht in dieser Form bestürmt zu werden und soweit er sie betraf hatte sie keine große Wahrheit zu verkünden die die Leute offenbar von ihr erwarteten. Sie erkannte Dinge die für sie so offensichtlich waren wie das Blau des Himmels.
Die Frage von Mulenarí jedoch war höflich und zurückhaltend gestellt und deshalb bemühte sich Marlena der anderen Elfe einen Überblick zu geben. Nachdem sie ihre Erklärungen beendet hatte lächelte ihr gegenüber zufrieden.
"Du hast ein sehr kostbares Geschenk erhalten mein Kind. Es ist gut dass du dich nicht dadurch über Andere erhaben fühltest. Erst etwas unsicher bist wie du mit diesem Talent umgehen solltest ist nur natürlich. Lass dir Zeit. Ich kann verstehen warum dir der Menoa-Baum dieses Talent mit auf den Weg gegeben hat. Auch ich habe die Kunst erlernt zu Pflanzen zu singen und erst vor kurzem erfahren, dass wir Elfen es manchmal übertreiben wenn wir die Wege der Natur verändern. Sicher erschaffen wir oft Blumen von einzigartiger Schönheit aber wir übersehen dabei, dass es nicht die Aufgabe der Natur ist uns wohlgefällig zu sein. Ich beispielsweise änderte einst den Duft einer Blume so, dass es meiner Nase schmeichelte. Ich begriff lange Zeit nicht warum der Winter die Pflanze scheinbar aus meinem Garten tilgte. Im nächsten Frühjahr musste ich die Blume jedes Mal neu erschaffen weil sie nicht die kalte Zeit des Jahres in der Erde überdauern konnte. Schließlich fand ich heraus warum. In dem ich den Duft der Blume verändert hatte machte ich sie zwar für mich gefälliger aber nicht für die Bienen. Keines dieser kleinen Insekten bestäubte die Blüten bei dem Versuch den Nektar zu trinken weil der Duft für die Bienen alles andere als anziehend war. Der natürliche Kreislauf des Lebens ist durch meinen Eingriff gestört worden. Was war das Ergebnis? Die Schönheit die ich erschaffen hatte offenbarte sich als künstlich. Eine Änderung nur für den Augenblick. Wahre Schönheit liegt in den Dingen die ewig währen. Manche Elfen verschließen sich dieser Einsicht. Sie ändern und veränderten und veränderten. Vielleicht wirst du ihnen eines Tages beibringen können, dass nichts über der Perfektion der natürlichen Verhältnisse steht. Aber wie gesagt: Lass dir damit nur Zeit."
"Wenn ich jetzt damit beginnen würde, dann würde ich wohl etwas künstliches erschaffen." murmelte Marlena. "Im Moment fühle ich mich einfach noch nicht in der Lage in dieser Form zu lehren. Ich würde versuchen etwas zu sein dass ich nicht bin."
"Oder jemandem gestatten dich in etwas zu verwandeln was nur dem Augenblick wohlgefällig ist." fügte die Älteste Mulenarí verstehend lächelnd hinzu.
Marlena konnte nicht anders als das Lächeln zu erwidern. In diesem Augenblick entschied sie für sich selbst, dass sie die Elfenfrau die sie nun sehr freundlich ansah gut leiden konnte.
"Nun, ihr wollt mich sprechen."
Mit diesen Worten lenkte Mulenarí das Gespräch auf eine sachliche Ebene.
"Was kann ich für zwei junge Drachenreiterinen tun?"
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