Das Unbekannte Teil 5
Die Stille die sich nun ausbreitete Waffe Marlena fast mit Händen zu greifen. Sie wirkte so unnatürlich wie die Kreaturen die zu ihr empor starrten selbst.
- "Ich glaube das war ein Fehler." - murmelte Marlena erneut.
- "Nur keine Sorge kleine Halbling. Wir sind hier oben und die sind da unten. Außerdem ist es uns wohl endlich gelungen unseren Feind zu treffen." -
Alonvys Worte wurden von einem nicht unbeträchtlichen stolz begleitet. Immerhin hatte ihr Feuer offensichtlich die Macht hinter diesen Kreaturen verwundet.
Bevor Marlena jedoch etwas auf die Worte ihrer Drachendame erwidern konnte gerieten die Ereignisse wieder in Bewegung. Die junge Drachenreiterin spürte einen plötzlichen Luftzug der ihr Haar fast senkrecht nach oben wirbelte. Sie blickte über sich und erkannte, dass sich direkt über ihr ein Portal aufgetan hatte wie das, aus dem die Kreaturen strömten. Praktisch im selben Moment wie sie die Öffnung entdeckte sprang eine schuldige Gestalt hinter ihr auf den Rücken ihrer Drachendame, richtete ein großes eitergelbes Auge auf sie und holte mit klauenbewährten Händen zum Schlag aus.
Ein Mensch hätte nicht mehr rechtzeitig reagieren können doch das Erbe ihrer Mutter gab Marlena den entscheidenden Vorteil. Sie riss ihre weiße Klinge aus der Scheide und rammte, da ihr keine Zeit blieb die Spitze des Schwertes ihrem Gegner zu zu wenden, den Griff in das, was die Magengrube ihres Feindes zu sein schien. Das Wesen stolperte einen halben Schritt zurück und gab Marlena damit Zeit ihre Klinge in die richtige Position zu bringen um einen tödlichen Treffer zu landen. Der tote Körper des Wesens glitt erschlafft an Anaries Flanke hinunter und die Weise Drachendame, die alles durch die Augen ihrer Reiterin verfolgt hatte, beeilte sich mit kräftigen Flügelschlägen weiteren Angriffen auszuweichen. Gerade noch rechtzeitig verließen die beiden Seelenschwestern den Bereich unter dem neuen Portal den schon regneten zwei weitere Kreaturen heraus. Diese stürzten jedoch ins Leere und schlugen zwischen ihren Kameraden am Boden auf.
- "Das war knapp!" - seufzte Alonvy erleichtert.
- "Und es ist noch nicht vorbei!" - antwortete Marlena denn schon wieder spürte sie wie ein Luftzug nach ihrem Haar griff. Diesmal konnte sie beobachten wie über ihr die Realität sich kräuselte wie die Oberfläche eines Sees im Wind und sich ein weiteres Portal öffnete.
Alonvy reagierte sofort und drehte scharf ab. Auch aus dieser neuen Öffnung stürzten drei Kreaturen hervor doch der plötzlichen Kurswechsel der Drachendame bescherte auch ihnen einen tödlichen Sturz in die Tiefe.
Den beiden Seelenschwestern blieb keine Zeit sich über diesen Erfolg zu freuen den Augenblicke später öffnete sich ein drittes Portalen wiederum direkt über ihnen. Diesmal war die Öffnung so nahe über ihren Köpfen, dass, wenn Marlena den Arm ausgestreckt hätte, sie die Öffnung hätte berühren können. Alonvy ging in einen kurzen Sturzflug um möglichst schnell den Bereich unter der Öffnung zu verlassen aus dem bereits Kreaturen hervor drängten und nur knapp neben dem Flügelspitzen der Drachendame in die Tiefe stürzten.
- "Das ist doch Wahnsinn!" - rief Marlena als Alonvy bereits zu einem weiteren Ausweichmanöver gezwungen wurde um der vierten, sich auftuenden Öffnung zu entgehen. - "Das ist doch praktisch der sichere Tod für diese Krieger! Welcher Feldherr opfert denn so seine Truppen nur um Rache an uns zu üben." -
- "Ich weiß es nicht kleine Halbling aber dieser Irrsinn hat Methode. Fällt dir nicht auf? Sie drängen uns immer tiefer und dort unten warten Hunderte dieser Kreaturen!" -
Ein eisiger Stein bildete sich in Marlenas Magen. Alonvy hatte völlig recht. Den letzten Angriffen hatte ihre Drachendame nur deshalb ausweichen können weil sie Sturzflüge vollführte. Diese brachten sie aber immer tiefer in Richtung des Erbbodens und die Öffnungen erschienen so schnell, dass Alonvy keine Zeit blieb wieder Höhe zu gewinnen. Unter ihnen aber starten noch immer Hunderte von Kreaturen zu ihnen herauf und schienen nur darauf zu warten ihre Krallen in das Fleisch ihrer in Bedrängnis geratenen Feinde graben zu können. Eine Gelegenheit die sich bald bieten, das war Marlena klar. Sie musste eine Lösung finden.
- "Die einzige Möglichkeit so viele Kreaturen auf einmal zu töten wäre eines der Todesworte zum Einsatz zu bringen." - überlegte junge Reiterin mit aufkeimender Verzweiflung.
- "Dann tue das doch!" - knurrte Alonvy als sie gezwungen war wieder einige Meter an Höhe zu opfern um den wahnwitzigen Angriffen der Kreaturen zu entgehen.
- "Dazu müsste ich erst wissen ob Schutzwälle um die Kreaturen gelegt worden sind." -
- "Bisher haben sie keinen Schutzwall gehabt. Jedem magischen Angriff waren sie schutzlos ausgeliefert." - argumentierte Alonvy. - "Vielleicht sind unter ihnen gar keine Magier." -
- "Das ist unmöglich! Diese Portale können nur durch Magie erzeugt werden. Und es ist eine sehr hoch entwickelte Magie denn ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen wie man so etwas bewerkstelligen könnte und besser ausgebildete Magier als die Drachenreiter gibt es in ganz Alagaesia nicht!" -
Alonvy antwortete nur mit einem unleidlichen Knurren und setzte ihre Ausweichmanöver fort. Ein Blick über die Flanke der weißen Drachendame enthüllte Marlena jedoch, dass ihr die Optionen ausgingen. Alonvy hatte nur noch genug Raum um einer, vielleicht zwei weiteren Attacken zu entgehen, dann wären sie in Reichweite der am Boden lauernden Kreaturen.
Marlena beschloss also etwas zu wagen, was sie und ihre Gefährten bisher vermieden hatten. Direkte ihrer geistigen Fühler nach den Kreaturen. So hoffte sie zu erkennen und irgend welche Schutzwälle gegen einen möglichen Einsatz der Todesworte vorhanden waren. Was jedoch vorfand, grub sich als stechender Schmerz in ihr eigenes Bewusstsein. Ein Strom von Gefühlen und Eindrücken hämmerte mit solcher Kraft auf sie ein, dass die Welt für Marlena jegliche Kontur verlor. Es gab keine oben mehr kein unten und es kostete Eragons Tochter ihre gesamte Kraft und Geschicklichkeit die einzelnen Teile ihres Bewusstseins zusammen zu halten und zu verhindern, dass ihre Seele von diesen Ortkahn in Stücke gerissen wurde. Ganz plötzlich jedoch änderte sich der Strom! Noch immer war er groß und mächtig doch die allgemeine Aufmerksamkeit schien sich jetzt ganz und gar auf Marlena zu richten. Vorsichtig, wie eine Schnecke die sich aus ihrem Haus heraus wagte, lockerte Marlena ihre geistigen Verteidigung, hinter die sich verzweifelt zurückgezogen hatte und erlaubte ihren Verstand das was sie von dem fremden Bewusstsein empfing zu interpretieren. Von ihren Eltern hatte die junge Reiterin gelernt, dass gerade auf der geistigen Ebene viele Eindrücke sehr subjektiv waren. Der eigene verstand interpretierte das was er auffing in Bildern und Eindrücke die er selbst begreifen konnte. Was man also sah konnte sich durchaus von den Eindrücken unterscheiden die ein anderer Magier von derselben Person gewinnen würde. Was Marlena erblickte schien zunächst nichts anderes zu sein als Dunkelheit doch etwas war daran merkwürdig. Auf der gähnenden Schwärze schien eine Art feuchter Glanz zu liegen. Erst als Marlena sich das was ihr Verstand ihr offenbarte etwas genauer in Augenschein nahm Begriff sie. Sie schien praktisch vor einem gewaltigen Auge zu schweben. Die Dunkelheit die praktisch ihr ganzes Sichtfeld ausfüllte war die schlitzförmige Iris und weit entfernt, fast wie der Horizont kündete ein gelber Streifen vom Ende der Iris und dem Beginn der eigentlichen Pupille. Im Vergleich zu gewaltigen Größe dieses Auges war Marlena so winzig wie ein Staubkorn. Auf einmal traf etwas Marlenas Bewusstsein mit unvorstellbarer Gewalt. Wieder verlor die Welt für die junge Halbling jeglicher Form und während ihr Bewusstsein wie eine Kerzenflamme im Sturm zu erlöschen begann hallten Worte, begleitet von Verblüffung und Neugier durch die aufstrebende Ohnmacht zu ihr heran:
- "Bist du wie ich? Kannst du mich etwa verstehen?" -
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