Das Geschenk
"Was meinit Sie mit Abschiedsgeschenk?" fragte Marlena in die Runde nachdem sich das Portal hinter Marantera geschlossen hatte.
"Fragen wir uns alle gegenseitig. Das wird bestimmt etwas bringen." meinte Angela sarkastisch in die Runde. "Wir wissen alle doch nicht mehr als du Kindchen. Aber deine göttliche Freundin hat eine Energiequelle in Richtung des verlorenen Waldes fließen lassen. Ich denke wir sollten uns das mal ansehen oder ist jemand anderer Meinung? Nein? Wunderbar!"
Mit diesen Worten Waffe Angela offenbar das Gespräch beendet und sie machte sich auf in Richtung Saphira.
Marlena und ihre Eltern blickten sich nur ratlos an.
"Nun," sagte Eragon schließlich und Marlena hatte den Verdacht dass ihr Vater einen Lachanfall nieder kämpfte. "Ich denke Angela hatte Recht. Wir alle haben die Energiequelle gespürt und der verbotene Wald ist zu dicht an der Ostmark als dass wir nicht überprüfen sollten ob sich dort etwas geändert hat."
Dem konnte sich Arya und Marlena nur anschließen und so machten sich die drei Reiter auf dem Weg zu ihren Seelenpartnern.
"Was auch immer das für ein Abschiedsgeschenk ist ich denke eines steht eindeutig fest." hob Arya schließlich an. "Wir sind sehr stolz auf dich Kind."
Die letzten Worte der Elfen richteten sich an Marlena und um das gesagte zu unterstreichen legte Ärgersgefährtin den Arm um ihre Tochter.
"Dem könnte ich nicht mehr zustimmen." schmunzelte Eragon während Marlena spürte wie ihr das Blut in die Wangen schoss. "Es gibt keinen Grund verlegen zu sein junge Dame. Du hast einen tödlichen Konflikt ohne weitere Gewalt beendet und wir alle haben wohl gespürt, wie glücklich Marantera und die anderen Wesen ihrer Art waren, wieder vereint sein. Praktisch jeder kann einen Konflikt mit dem schwer lösen es ohne Gewalt zu tun ist eine Kunst die viel zu wenig gewürdigt wird."
Arya nickte und Marlena genoss es, dass ihre Mutter sie noch etwas fester an sich drückte bevor die die drei Reiter sich trennten um sich auf den Rücken ihrer Drachen zu ziehen. Plötzlich jedoch fiel der jungen Halbling etwas ein.
"Verflixt." murmelte sie und biss sich verlegen auf die Lippe.
"Was hast du?" erkundigte sich Eragon von Saphiras Rücken aus.
-" Sagt nicht, dass du Küken dich auf einen Stachel seiner Drachendame gesetzt hast." -
"Saphira!"
- "Was denn? Darf ich mir um dein Küken jetzt keine Sorgen mehr machen Kleiner?" - erkundigte sich die ehrwürdige Drachendame gespielt entrüstet. "- Manchmal ist sie genauso tollpatschig wie du." -
Während Eragon Hilfe suchend die Augen dem Himmel zuwandte wurde Marlenas von einem Kicheranfall geschüttelt. Allein Arya bewahrte sich mit eiserner Disziplin ihre Würde.
"Nein." gluckste die junge Reiterin und zog die Beinriemen ihres Sattels fest." Ich hatte eigentlich vor Marantera zu Fragen ob sie..... nun ja, ob sie wirklich eine Göttin ist. Gegenüber Atalet hat die Worte gewählt, die dem was in den heiligen Schriften der Zwerge steht zumindest nicht widersprechen. Es hätte vielleicht den Streit zwischen den Ansichten der Elfen und denen der Zwerge beenden können."
"Ich weiß nicht Tochter. Ich denke es ist besser dass du nicht gefragt hast." murmelte Arya.
"Wieso Mutter?"
"Ich denke nicht, dass eine klare Antwort dir gegenüber den Streit wirklich beendet hätte." erläuterte die Elfe ihren Standpunkt. "Wenn sie beispielsweise bestätigt hätte, dass sie eine Göttin ist hätte es bestimmt Mitglieder meines Volkes gegeben die diese Aussage infrage gestellt hätten. Ich könnte auch von mir behaupten eine Gottheit zu sein. Wie will man diese Aussage widerlegen. Allein die Tatsache, dass ein fremdartiges Wesen sich selbst als Gottheit bezeichnet hätte mit Sicherheit den Streit nicht beendet. Zweifler hätten argumentiert, dass das Wesen vielleicht gar nicht richtig verstanden hat was das Wort Gottheit bedeutet. Andere hätten Marantera vielleicht eigennützige Interessen vorgeworfen."
"Das stimmt." Eragon, der gerade Angela aus Saphiras Rücken half, griff diese Aussage seiner Gefährtin auf. "Galbatorix hat seinerzeit auch den Anspruch auf Göttlichkeit erhoben. Er war mit Sicherheit kein Gott. Oder nehmen wir beispielsweise die Jünger des Helgrind. Sie verehren die Ra zac und ihre Eltern als Götter. Diese Wesen sind eindeutig aus Fleisch und Blut und trotzdem klammern sich ihrer Anhänger an ihrem Glauben."
"Was einen weiteren Punkt aufwirft." Arya ergriff wieder das Wort gerade als Selena hinter ihr Platz nahm. "Bisher haben wir nur erörtert was die Auswirkungen gewesen wären wenn Marantera sich selbst als Göttin bezeichnet hätte. Was wäre denn im umgekehrten Fall geschehen? Hätten die Priester der Zwerge einfach ihre Kutten niedergelegt und einen anderen Beruf ergriffen? Ich denke eher nicht. Viele aus dem Volk der Knurlan hätten sich vielleicht noch fanatischer an ihrem Glauben geklammert und jeden Kontakt zu denen abgelehnt die ihn infrage stellen."
"Also auch zu uns Drachenreitern." folgerte Marlena aus den Worten ihrer Mutter."Aber was soll ich den Zwergen sagen wenn Sie mich fragen was ich erlebt habe."
"Nun Kind," schmunzelte Eragon. "Wenn sie dich fragen was du erlebt hast, dann berichte Ihnen was geschehen ist und wenn sie dich fragen ob Marantera eine Göttin war, solltest du keine Angst davor haben zu sagen: Ich weiß es nicht. Letzten Endes muss jeder für sich selbst entscheiden woran er oder sie glaubt. Und auf die eine oder andere Art und Weise tut das sowieso jeder. Ich denke gerade die Tatsache, dass wir es nicht genau wissen gibt jedem die Möglichkeit für sich selbst zu entscheiden was der Hintergrund der zurückliegenden Ereignisse ist. Niemand muss sich eingeengt fühlen oder seinen Standpunkt mit Gewalt verteidigen."
"Dann ist es wohl wirklich besser dass ich nicht gefragt habe."
Mit diesen Worten beendeten die drei Reiter und ihre Begleiter zunächst die Unterhaltung und der Donner stieg, angeführt von Saphira in den Himmel. Mit kräftigen Flügelschlägen strebt sie dem verlorenen Wald zu.
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Marlena konnte nicht anders als warm zu lächeln als sich das Eichhörnchen vor ihr endlich ein Herz fasste, die Nuss die die junge Halbling dem Tierchen anbot von ihrer Handfläche fischte und anschließend flink wie ein Pfeil den nächsten Baum hinaufsauste.
"Unglaublich." noch immer staunend traten Eragon und Arya zu ihrer Tochter und setzten sich neben sie an den munter gurgelnden Bach der die Lichtung durchquerte. Noch vor wenigen Stunden war dieser Ort einer der unheimlichen Orte des verlorenen Waldes gewesen. Eine Stelle unerklärlicher Kälte und die Geschichten aus Eis den flachen Felsen bedeckten, auf dem die drei Reiter jetzt saßen.
"Keine Spuren mehr vom Schmerz der Drachen. Alles Leben in diesem bald ist wieder so wie es sein sollte."
Marlena erkannte ein Element in der Stimme ihrer Mutter welches bei der selbstbewussten Elfe eher selten war. Ungläubiges Staunen!
"Das hier geht weit über alles hinaus was wir auf magischem Weg erreichen könnten." murmelte Eragon ebenso ergriffen wie seine Gefährtin. "Die Energie hätten wir vielleicht auch zur Verfügung gehabt aber es geht hier nicht nur um Kraft. Ismira hatte jahrelang versucht den Wald zu heilen und es ist ihm nicht gelungen."
Marlena wusste wovon ihr Vater sprach. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung hatte die Cousine der jungen Halbling tatsächlich versucht etwas an den gestörten Verhältnissen im verlorenen Wald zu ändern. Zu ihrem größten Bedauern war sie gescheitert. Zwar hatte sie einige Pflanzen mit Magie wieder in dieser Form gebracht, die die Natur vorgesehen hatte aber die übrigen Gewächse im Verbotenen Wald waren zu aggressiv gewesen. Sie hatten die geheilten Gewächse umgehend wieder verdrängt. Ein tierisches Leben hatte sich Ismira erst gar nicht heran gewagt. Lebewesen zu verändern war, das wusste auch Marlena, eine äußerst gefährliche Angelegenheit. Schließlich war nicht nur das Fleisch der Lebewesen des Waldes verändert worden sondern auch ihre Instinkte und Handlungsabläufe. Diese wieder herzustellen erschien selbst den erfahrensten unter den Eldunarí unmöglich. Hier war es jedoch geschehen. Alles Leben im verlorenen Wald war wieder so wie die Natur es ursprünglich vorgesehen hatte. Eine der letzten Narben die Galbatorix der Welt geschlagen hatte war endgültig verheilt.
"Ob Marantera eine Göttin war kann ich nicht sagen." murmelte Arya. "In jedem Fall war sie ein Wesen mit großer Einsicht. Einer solchen Kreatur sind wir noch nie begegnet."
Diese Worte ihrer Mutter erinnerten Marlena an etwas dass sie dringend mit ihren Eltern besprechen musste.
Sie entschuldigte sich kurz und eilte zu Alonvy. Aus einer der Satteltaschen entnahm sie den Seelenhort den sie bei Borien gefunden hatte. Der Augenblick schien ihr gut geeignet um die Sache zur Sprache zu bringen da Angela und Selena sich etwas von der Gruppe entfernt hatten um, so die Kräuterhexe, die Pilzbestände des Waldes zu prüfen.
Mit dem wertvollen Objekte kehrte Marlena zu Eragon und Arya zurück und enthüllte ihren Fund.
Erfreut und staunend betrachteten die beiden älteren Reiter die Kostbarkeit. Sachlich wie eh und je forderte Arya von ihrer Tochter einen Bericht. Gern Kammerdiener dieser Aufforderung nach und erzählte wie sie in den Besitz dieses Seelenhorts gelangt war und erklärte auch, dass sie seine Existenz zunächst von Svenaja und ihre Begleiter Atalet geheim gehalten hatte.
"Da hast du sehr klug gehandelt junge Reiterin." eine würdevolle Stimme erklang scheinbar aus dem Nichts. Eine weiße und eine goldene Gestalt aus reinem Licht erblühten scheinbar aus dem Nichts in der Saphira die sich gemütlich auf der Lichtung niedergelassen hatte. Gemeinsam mit ihrem grünen Nistpartner ließ sie sich die Ereignisse von Alonvy aus der Perspektive eines Sculbalca schieldern.
Schon nach wenigen Sekunden formten sich die Lichtkörper von Glaedr und Umaroth. Würdevoll kamen die beiden majestätischen Drachen zu ihnen herüber und betrachteten den Seelenhort.
"Klug in der Tat." brummte Glaedr. "Der Zwerg braucht von diesem Geheimnis nichts zu wissen und die beiden Küken die du gemeinsam mit Alonvy bisher ausgebildet habt sind noch um einiges zu jung für dieses Wissen. Man sieht ja was selbst bei erfahreneren Reitern noch passieren kann."
Marlena entging nicht, dass der goldene Drache dem Seelenhort, indem sich die Essenz von Aragna und ihrer Reiterin Togra befand, eher skeptisch gegenüber stand. Gerade als sie fragen wollte warum der ehemalige Lehrer ihres Vaters so reagierte ließ Umaroth sich wieder vernehmen. Die Stimme des weißen Giganten klang leicht belustigt.
"Du hast noch nie viel von dieser Art der Verschmelzung der Seelen gehalten oder alter Freund?"
Weder brummte nur unwirsch.
"Das ist mir auch aufgefallen Meister." hob Eragon an. Gleadr hatte seinem ehemaligen Schüler zwar schon längst gestattet auf diese förmliche Anrede zu verzichten aber Marlenas Vater hatte argumentiert, dass der alte Drache für ihn immer ein Lehrmeister sein würde. In der gleichen Form würde er auch immer an den Reiter des Goldenen, den Elfen Oromis, zurückdenken.
"Ich habe gehört, dass solche Verschmelzungen den Orden in der alten Zeit mit großer Hingabe als Verbündete gedient haben. Eurer Meinung scheint sich auch von der von Meister Umaroth zu unterscheiden. Was habt ihr gegen diese Verschmelzung?"
"Ich bin einfach für klare Verhältnisse. Deshalb habe ich auch nicht versucht Oromis Geist in mich aufzunehmen als er über Giel'ead tödlich verwundet wurde. Diese letzte Grenze ist etwas dem sich jeder selbst stellen muss wenn die Zeit gekommen ist. Außerdem ist es für solche Verschmelzungen nicht leicht einen Platz in der Welt zu finden. Das Wesen was hier gerade geboren wird gehört nicht zu den Gehörnten, ist aber auch kein Drache. Auf der ganzen Welt gibt es kein anderes Wesen wie das was gerade hier geboren wird. Das ist keine einfache Position."
"Das trifft aber auch auf mich zu Meister." argumentierte Marlena. "Ich habe mich aber ganz gut eingelebt denke ich."
Demonstrativ legte Marlena die Arme um ihre Eltern und diese erwiderten die herzliche Geste.
Glaedr brummte nur unwirsch und Marlena glaubte etwas wie "freches Küken" herausgehört zu haben.
"Jetzt ist es sowieso zu spät um über richtig und falsch zu streiten." legte Umaroth schließlich fest." Diese Verschmelzung wird sich vollziehen und wir werden dem Wesen dass entsteht unsere Unterstützungen nicht verwehren oder irre ich mich da alter Freund?"
"Natürlich nicht." Auch Glaedr klang nun entschlossen.
"Hallo?! Seid Ihr da irgendwo?" Selenas Stimme wehte zu der Gruppe herüber.
Die Lichtgestalten von Umaroth und Glaedr zogen sich wieder in die Raumspalte zurück und Marlena verstaut den Seelenhorte wieder in Alonvy Satteltasche. Gerade hatte sie diese verschlossen als ihre Cousine aus dem Palancar Tal die Lichtung betrat.
"Da seid ihr ja! Angela und ich haben etwas entdeckt dass ihr euch ansehen solltet."
Schelmisch lächelte die junge Frau den Drachenreitern zu und führte sie ein Stück den Fluss aufwärts. Marlena blieb der Mund offen stehen als sie sah was Angela und ihre Schülerin entdeckt hatten. Neben einem kleinen Wasserfall stand eine lebensgroße Statue der jungen Halbling die aus reinem Diamant zu bestehen schien. Das Standbild hatte die Augen geschlossen und hielt eine Panflöte in der Hand. Das Instrument schien knapp vor den durchscheinenden Lippen Marlenas zu schweben. Jedes Mal wenn ein Winterhauch durch den Wald strich fing das Instrument den Luftzug ein und gab liebliche Töne von sich. Dieser harmonierten perfekt mit den Stimmen des Waldes und dem Geräusch des fließenden Wassers und zauberten eine Melodie die unweigerlich Dankbarkeit und Freundschaft zum Ausdruck brachte.
Marlena war so ergriffen von dem Anblick und dem Klang des Liedes, dass sie sich ihrer Umwelt erst wieder bewusst wurde als sich zwei Hände auf ihre Schultern legten. Die junge Halbling blickte in die lächelnden Gesichter ihrer Eltern.
"Du hast es wirklich gut gemacht." betonte Eragon noch einmal.
"Ja, ja, ja! Gut gemacht, gut gemacht!" unkte Angela scheinbar verstimmt." Aber mit dem Geschenk hätte sich diese Marantera wirklich etwas mehr Mühe geben können."
"Wieso?!" Marlena war fassungslos. "Es ist doch wunderschön!"
"Das sagst du jetzt!" belehrte Angela. "Und was wenn es kälter wird? Was willst Du dann mit einer Statue die Musik macht? Spätestens dann wirst du dir wünschen diese Göttin hätte dir ein paar warme Socken oder einen Schale hinterlassen anstatt einer Statue!"
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