Aufbruch zum Silbertal
Die zurückliegenden Nacht war für Marlena um einiges zu schnell vergangen. Vor allem hatte sie wenig Schlaf gefunden. Immer wieder war sie in Gedanken ihren Plan durchgegangen. Der einzige Grund warum die junge Halbling schließlich doch noch ein paar Stunden Ruhe gefunden hatte war Alonvy.
Die weiße Drachendame hatte ihrer Reiterin schließlich geschworen, dass sie sie jedes Mal beißen würde wenn diese an Marantera oder das Morgen dachte. Marlena hatte daraufhin versucht sich mit beruhigenden Gedanken an die Familie abzulenken und es war ihr überraschenderweise auch gelungen. Auch ein Keanai und seinen frechen Gefährten Irucan hatte sie denken müssen. Sie fragte sich wie weit die beiden inzwischen in ihrer Ausbildung wohl wären. Es stand für sie fest, dass Irucan inzwischen in der Lage sein musste seinen Reiter zu tragen. Vermutlich hatte er sogar sein Feuer entdeckt.
Alonvy hatte schließlich vorgeschlagen, dass sie doch, nachdem die Angelegenheit mit Marantera bereinigt wäre, einen kleinen Abstecher nach Cosaria machen könnten. Svenaja würde schließlich ihre Ausbildung in der Ostmark bei älteren und erfahreneren Reitern fortsetzen und es sprach im Grunde nichts dagegen. Im Gegenteil. Der Gedanke hatte für Marlena sogar etwas reizvolles. Nicht nur gefiel die die Vorstellung, Keanai wieder zu sehen sondern auch die Tatsache, dass Alonvy Pläne für die Zeit nach der Angelegenheit mit Marantera schmiedete hatte etwas beruhigendes.
Am frühen Morgen waren die beiden Drachenreiterrinnen dann schließlich aufgebrochen. Man hatte sich mit Orik darauf geeinigt, dass die beiden so früh wie möglich Tronjheim verlassen würden um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Zwar fürchtete man weniger die Anhänger von Marantera sondern mehr die Reaktion des Volkes auf die Abreise der Drachenreiter. Gerüchte bereiteten sich, das wusste auch Marlena, schnell wie der Wind und meistens wurden sie zu immer fantastischeren Geschichten aufgetürmt da jeder der angeblichen Neuigkeit noch seine eigene Note hinzufügte. Gerade wenn so viele Lebewesen an einem Ort versammelt waren wie es augenblicklich in Tronjheim der Fall war, konnte das leicht eine Panik entfesseln.
Sowohl Marlena als auch Svenaja reisten mit leichten Gepäck. Den Großteil ließen sie im Drachenhort von Tronjheim zurück. Heute kam es darauf an, dass ihr Flug schnell sein musste wieder Nordwind. Marlena hatte sich ihre Rüstung zum ersten Mal nicht für das Training sondern als Reaktion auf eine tatsächlich die Gefahr angezogen. Sie hatte sich stark an ihrer Mutter und ihrer Tante Narie orientiert. Statt eines Helms hatte sie ihr Wams mit einer Kapuze aus einem speziellen reißfesten Stoff versehen und sich bei der Farbgestaltung selbstverständlich an ihrer Drachendame orientiert. Brustpanzer sowie Arm- und Beinschoner waren golden während ihr Wams weiß war wie frisch gefallenener Schnee. Einen scharfen Kontrast dazu bildeten Handschuhe, Stiefel und Hose die in einem dunklen Braun gehalten waren. Marlena bei der Überzeugung gewesen, dass zu viel weiß ihr das Aussehen eines Gespenstes geben würde. Alonvy hatte sich seinerzeit königlich über diese Äußerung ihrer Reiterin amüsiert und festgestellt, dass das doch nur wünschenswert wäre. Vermutlich würden sich die Feinde dann so sehr gruseln, dass sie ohne Kampf die Flucht ergreifen würden. Ein reizvoller Gedanke, dennoch war Marlena ihrem Vorsatz treu geblieben und hatte einen farblichen Kontrast gesetzt. Selbstverständlich schlagen sie sich auch ihren Reiseumhang um die Schultern das in der großen Höhe die es zu überwinden galt immer kalt war.
Da Svenaja noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte sich eine eigene Rüstung herzustellen hatten die Zwerge ihr mit einigen Utensilien aus ihren Waffenkammern ausgeholfen. Zwar waren Rüstungen in Menschengröße bei den Knurlan eher selten aber, wie schon vor der Schlacht gegen Durza bei Eragon, fand sich schließlich etwas passendes. Ein einfaches Kettenhemd, Helm, Handschuhe und Stiefel wurden der junge Drachenreiterin mit vielen guten Wünschen übergeben.
Lediglich Alonvy und Kyra konnten die Zwerge, zu ihrem größten Bedauern, nicht wie einst Saphira Schimmerschuppe, mit Rüstungen versorgen. Alonvy wusste die Bemühungen der Zwerge zu schätzen und ließ durch ihrer Reiterin übermitteln, dass sie für die Sorge des Zwergenvolkes dankbar sei aber unter den gegebenen Umständen sowieso auf Rüstzeug verzichtet hätte. Man hatte die Offenbarung des Feldzeichen noch mit detaillierteren Karten der Zwerge verglichen und festgestellt, dass sich die beiden Drachenreiterrinnen stets in Höher aufhalten würden. Zwar verkrafteten Drachen die dünne Luft besser als ihre Reiter aber die schweren Panzerplatten einer Rüstung wären nach Alonvys Meinungs eine zu große Belastung.
Dieses Argument hatte die Zwerge schließlich beruhigt.
Marlena und Svenaja hatten sich gemeinsam mit ihren Drachen schließlich vor dem Haupttor von Tronjheim eingefunden wo Atalet sie erwartete zusammen mit zwei anderen Zwergen. Diese stellte er als Bergführer vor die sie auf der ersten Etappe ihrer Reise begleiten würden.
Zunächst ging es über den Gebirgspfad auf dem sich, vor der Schlacht gegen Durza und die Urgals, die Alten und Familien der Varden in Sicherheit gebracht hatten. Der Weg war breit genug dass zwei Ochsenkarren problemlos aneinander vorbeifahren konnten und genügte daher auch Kyra und Alonvy. Die beiden stolzen Drachendame gaben es nicht gerne zu aber Farthen Dûr war selbst für sie zu hoch.
Der Pfad verlief zunächst durch einen Tunnel und entließ dann die Reisegruppe in eine schmale Schlucht. Als sie das Ende des Hohlwegs erreichten konnten Marlena und ihre Begleiter nur staunen. Sie hatten das Ufer eines riesigen Bergsees erreicht. Das Gewässer war teilweise zu gefroren aufgrund der großen Höhe.
Marlena war überrascht, dass die Wasserfläche nicht völlig mit Eis bedeckt war. Auf ihre Nachfrage hin erklärte einer der Bergführer, dass eine starke Strömung das Wasser des Sees in Bewegung hielt. Er deutete zum südlichen Ufer des Sees und erst jetzt bemerkte die junge Halbling, dass sie dort die obere Kante eines Wasserfalls erblickte. Dies erklärte natürlich warum das Wasser flüssig blieb und Tronjheim somit als Trinkwasser zur Verfügung stand. Fließendes Wasser gefrohr nun einmal später als stehendes.
Hier verabschiedeten sich die Drachenreiter und ihr Begleiter Atalet auch von den Bergführern und bestiegen ihre Drachen. Alonvy hatte sich bereit erklärt auch Atalet zu tragen, da sie als die ältere, mit dem Gewicht eines zusätzlichen Reiters besser umgehen konnte. Die Weiße übernahm die Führung und Kyra folgte ihr in einigem Abstand. Sie überquerten den See und folgten dann dem Lauf des Wassers durch ein enges Tal. Manchmal standen die Felswände rechts und links so nah, dass Marlena befürchtete Alonvys Flügel würden die Felsen berühren wenn die Drachendame etwas zu kräftig mit ihren Schwingen schlug.
Es war eine angespannte Etappe ihrer Reise. Auch wenn Alonvy voller Zuversicht war forderte der Flug durch das Tal doch große Konzentration von ihr. Die dünne Luft verminderte die Fähigkeit der Drachen einfach auf dem Wind zu gleiten und auch Richtungsänderungen, die der Verlauf des Tals gelegentlich nötig machte, waren schwieriger als in tieferen Lagen.
Nach etwa 5 h erreichte der Donner schließlich das Ende des Tals und vor ihnen spannte sich ein gewaltiges Hochplateau auf. Die Ausdehnung der offenen Fläche war so gewaltig, dass Marlena das Ende nicht erspähen konnte. Der Flusslauf verlor sich zwischen den Felsen. Offenbar lief das Wasser unterirdisch weiter. Sie setzt ihrer Reise etwa noch 2 h fort und beschlossen dann eine Mittagspause einzulegen.
Zwar war die Reisegruppe auch was den Proviant anging recht sparsam gewesen doch die einfache Mahlzeit füllte den Magen. Gespräche entwickelten sich nicht wirklich und man beschloss auch bereits nach 1 h den Flug fortzusetzen. Das Plateau war bar jeglichen pflanzlichen Lebens und ein steigender Wind strich darüber. Holz für ein Feuer ließ sich also nicht sammeln und so schützten allein die Leiber von Alonvy und Kyra ihre Reiter zumindest ein wenig.
Dennoch wurde es allen Mitgliedern der Reisegruppe schon sehr bald so ungemütlich, dass man den Flug fortsetzte.
An das Plateau schloss sich ein weiteres Tal an, welches aber bei weitem nicht so eng war wie das erste und daher einen recht bequemen Flug ermöglichte. Marlena freute sich am Grund des Tages auch endlich wieder die Farbe Grün zu entdecken. Hier gar nicht aufgefallen wie sehr ihr die Präsenz von Bäumen gefehlt hatte.
Schließlich erreichte der Donner einen Bergrücken und überquerte den selben. Ein weiterer atemberaubender Anblick erbot sich der Reisegruppe. Ein tief ein geschnittenes Tal dehnte sich in Richtung Westen aus und wurde gesäumt von unzähligen Wasserfällen die das klare nass in unendlich vielen Kaskaden in die Tiefe stürzen ließen. Über den ganzen Tal hin ein feiner weißer Nebel in dem sich das Sonnenlicht brach. Auch das Wasser reflektierten die Sonnenstrahlen und es wirkte als ob reines flüssiges Silber donnernd in die Tiefe stürzte.
"Wir haben die erste Etappe unserer Reise hinter uns gebracht Drachenreiterin." mit diesen Worten meldete sich Atalet der vor Marlena im Sattel saß um seine kurzen Beine in den Schlaufen zusichern die sonst für die Arme der jungen Halbling bestimmt waren. "Willkommen im Silbertal."
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