Ankunft und Geheimnisse Teil 1
Der Anblick der sich ihm bot brachte Eragon zum schmunzeln.
Am Rande des Plateaus der ehemaligen Schlüpflingswiese erwarteten Eragon, Arya und ihrer jeweiligen Seelenpartner die Neuankömmlinge. Murtagh war bereits eingetroffen und herzlich hatten die beiden Brüder sich begrüßt. Dem jüngeren von Selenas Söhnen war nicht entgangen, dass sein Bruder um einiges lebendig er und interessierter an dem was auf dem Markt des Lebens vorging wirkte als bei ihrem letzten Gespräch. Die Angelegenheit mit Ajescha, ihrer Drachendame und ihren übrigen Begleitern schien Murtaghs ehrliches Interesse gefunden zu haben.
Selbstverständlich hatte Eragon es sich auch nicht nehmen lassen seine junge Verwandte aus dem Palancartal zu begrüßen. In Vorbereitung auf ihrer Ankunft Eragon und Arya bereits ein Gästezimmer in ihrer gemeinsamen Behausung vorbereitet. Der junge Frau verstand, ohne dass man es ihr sagen musste, dass in Kürze ernste Angelegenheiten der Drachenreiter diskutiert werden würden und zog sich deshalb bereits vor Ajeschas eintreffen in den vorbereiteten Raum zurück.
Dorn gesellte sich zu seinen Artgenossen die am Rande des Plateaus bereits die Neuankömmlinge erwarteten. Fíernen und sein roter Artgenosse hatten sich durch einen krachenden Kopfstoß begrüßt. Unter den drei ältesten lebenden Drachen des Ordens hatte sich ein herzliches Freundschaftsverhältnis entwickelt. In der Nähe des Randes wo die drei beeindruckenden Sculblakas sich niedergelassen hatten war auch eine aus dem Stein gehauene Sitzgruppe in eine Senke der Wiese eingelassen. Von dort aus hat man einen fantastischen Ausblick auf das Tal. Im Vordergrund breitete sich die Stadt Esterni aus und an klaren Tagen wie heute erkannte man in der Ferne die Festung Mor'raner die sich am Rande des Sees erhob der ein silbern glitzernder Streifen am Horizont war.
Der Anlass für Eragon gegenwärtige Belustigung war jedoch nicht der fantastische Ausblick oder die Aussicht bald seine Tochter in die Arme schließen zu können. Derzeit erheiterte Saphiras benehmen den Anführer der Reiter.
Schon immer war die blaue Drachendame etwas eitel gewesen und auch jetzt trat dieser liebenswerte Makel bei ihr wieder hervor. Mit größter Sorgfalt ordnete Saphira ihre Flügel und bemühte sich eine besonders volle Haltung einzunehmen. Auf ihrem blauen Schuppenkleid zauberte das Sonnenlicht ein fantastisches Farbenspiel welches die Drachendame noch zu intensivieren suchte indem sie ihre Lage leicht korrigierte und mit größter Sorgfalt einige Schuppen sauber leckte. Ihren Reiter bedachte sie mit einem scharfen Blick als sie seine Belustigung spürte.
Zu einer größeren Streiterei kam es jedoch nicht, wenn das unverkennbare Geräusch der aufschwingenden Torflügel kündete von der Ankunft der erwarteten Gäste. Eragon konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf das Zugangstor welches sich bereits einen Spalt geöffnet hatte. Durch diese noch recht schmale Öffnung quetschte sich ein junger dunkelblauer Drache. Die Kulleraugen des Winzlings flogen förmlich über die Wiese und kaum hatte er die zwei, die noch unbekannten Artgenossen entdeckt machte der Jungdrachen einen fröhlichen Hüpfer, stieß einen aufgeregtes Fiepen aus und schoss mit der Geschwindigkeit eines Kugelblitzes über die Wiese und begann eine genaue Inspektion seiner Artgenossen. Die anwesenden Zweibeiner entgingen seine Aufmerksamkeit völlig.
Wieder konnte Eragon ein Schmunzeln nicht unterdrücken als er sah wie Saphira sich bemühte ihre würdevolle Haltung aufrecht zu erhalten während der Schlüpfling mit schnaubenden Atemzügen den schmalen Spalt zwischen den Vorderbeinen und dem muskulösen Körper der älteren Drachendame erkundete.
"Vater! Mutter!"
Nur Sekunden nach diesem Ausruf stellte Eragon auf angenehme Weise fest, dass seine Tochter dem dunkelblauen Drachenjungen wohl in nichts nach stand wenn es um stürmisches Verhalten ging. Kaum hatte Marlena ihre Eltern entdeckt als sie ebenfalls mit beeindruckender Geschwindigkeit die Distanz zu ihnen überbrückte und sich beiden in die Arme warf.
"Es freut mich nicht so schnell wieder hier begrüßen zu können Tochter. Damit hatten wir nicht gerechnet." schmunzelte Arya und legte ihrer Tochter liebevoll die Hände auf die Schultern als sich die drei wieder voneinander gelöst hatten.
"Ich bin nie von hier geflohen Mutter." erklärte Marlena strahlend.
"Freut mich das die Familie vereint ist." erklärte Murtagh scherzhaft.
Eragons Bruder hatte Ajescha und ihren Sohn unter seine Fittiche genommen, der diese etwas verloren auf der ehemaligen Schlüpflingswiese standen. Besonders die ältere Reiterin schien sich nicht sicher zu sein was sie nun zu tun hatte. Wie sollte sie den Anführern des Drachenreiterordens begegnen. Ihre letzte Zusammenkunft mit so hohen Persönlichkeiten war vor fast 150 Jahren gewesen und sie war damals 12 Jahre alt.
"Dass sich vorstellen, Keanai der zukünftige Reiter von diesem kleinen blauen Wirbelwind dort drüben." Murtagh nickte zu Irucan hinüber, der inzwischen dazu übergegangen war die sanft hin und her schwingen der Spitze von Fiérnens Schwanz zu jagen. "Und das hier ist Ajescha und ihrer Drachendame Lenjara."
Eragon nutzte die Brücke die sein Bruder ihm geschlagen hatte und die beiden Neuankömmlinge aus ihrer Verlegenheit zu befreien. Freundlich steckte er ihnen die offene Handfläche entgegen und beide erwiderten sein Händedruck zögerlich aber herzlich.
"Willkommen der Ostmark." verkündete der Anführer der Reiter schließlich. "Mach bitte keine Gedanken um irgendein Protokoll. Ich bevorzuge es ungezwungen mit den Reitern des Ordens umzugehen. So ehrfurchtgebietender in meiner Vorgänger werde ich sowieso nie werden."
"Mein Vater!" seufzte Marlena und blickte mit betont altkluger Miene zu ihrer Mutter Arya die immer noch einen Arm um sie gelegt hatte. "Er ist und bleibt einfach ein Bauernjunge aus Carvahall."
Mit der in der eigenen Disziplin kämpfte Arya den Lachanfall nieder der aus ihr heraus brechen wollte doch ein verräterischeszucken ihrer Mundwinkel und ein belustigt es funkelnden ihrer Augen konnte sie nicht unterdrücken.
"Du hast recht liebe Tochter. Daher weiß sicher auch von dem deine Unverblümtheit geerbt hast."erwiderte Eragon schlagfertig und brachte seine Tochter damit zum schmollen.
Nun konnte auch Eragons elfische Gefährtin ein leises Lachen nicht unterdrücken.
"Warum machst du mit Alonvy und Keanai nicht einen kleinen Rundflug durch das Tal." schlug Arya ihrer Tochter vor. Zu dem jungen Drachenreiter gewandt sagte sie: "Der Ältestenrat erwartet bereits deine Mutter und ihrer Drachendame Keanai-Finiarel. Ich bezweifle dass ein so lebenslustiger kleiner Sculblaka wieder in Irucan Gefallen an einer Ratssitzung finden würde. Ihr könntet die Nistplätze der wilden Drachen besuchen die dieses Teil ihrer Heimat nennen. Dort sind vor ein paar Tagen junge Küken geschlüpft und dein kleiner Seelenbruder dürfte dort einige Spielkameraden finden."
Irucan der offenbar trotz seiner eifrigen Erkundungen die Unterhaltung an der sein Reiter teilnahm verfolgt hatte schien von diesem Vorschlag der Elfe begeistert zu sein. Sofort raste er auf die Weise Drachendame zu und begann aufgelegt neben ihr auf und ab zu hüpfen. Dabei warf er seinem Reiter ungeduldige Blicke zu.
"Eine Diskussion zu diesem Thema er übrig sich wohl." lachte Marlena, löste sich von ihrer Mutter und bedeutete Keanai ihr zu folgen.
Während sich die beiden jüngeren Reiter entfernten trat Ajescha etwas näher zu Eragon, Arya und Murtagh und sagte schließlich eine Frage:
"Entschuldigt Frau Elfe, er meinen Sohn Finiarel genannt. Auch er Tochter schon angedeutet, dass euer Volk gewisse Verhaltensregeln pflegt. Gehört dieser Begriff dazu?"
"Ja richtig." erklärte Arya bereitwillig. "Entschuldigt bitte wenn ich euch damit verwehrt habe. Diese Begriffe liegen meinem Volk einfach im Blut und komme über unsere Lippen ohne dass wir uns bewusst dafür entscheiden."
Eragon hatte den Eindruck, dass Ajescha sofort abwehren und betonen wollte, dass eine Entschuldigung ist verständlich nicht nötig sei doch ihrer Drachendame stieß sie auffordern mit der Schnauze an.
"Verzeiht bitte wenn ich noch eine Frage stelle aber Lenjara würde sich gerne zu ihren Artgenossen gesellen. Natürlich nur wenn eure Drachen nichts dagegen haben. Sie hat lange keine Artgenossen mehr gesehen."
Saphira ließ sofort durch Eragon übermitteln, dass die andere Drachendame natürlich willkommen wäre und der Reiter gab dies nur zu gern weiter.
Nervös und doch neugierig näherte sich Lenjara auf diese Einladung hin den noch auf dem Plateau verbliebenen Drachen. Alonvy hatte sich bereits mit ihren Passagieren in den Himmel erhoben und flog bereits über das Tal.
Eragon entgegen nicht, dass der Anblick von Lenjara die auf ihre Artgenossen zu ging eine bittere Note hatte. Obwohl die kupferne Drachendame sowohl Saphira als auch Fíernen um einige Zoll an Größe überlegen war näherte sie sich vorsichtig und fast schüchtern. Dieses Verhalten erinnerte Eragon mehr an das eines frisch geschlüpften Kükens als an das sonst so selbstbewusste auftreten einer reifen Drachendame. Es war ein schmerzliches Zeugnis dafür, wie viel Lenjara und ihrer Reiterin durch Galbatorix Krieg versagt geblieben worden war. Wie lange hatte diese Drachendame auf die Gesellschaft ihrer eigenen Art verzichten müssen? Irucan konnte höchstens einige Monate alt sein. Wie einsam musste sich Lenjara mehr als ein Jahrhundert lang gefühlt haben?
Eragon teilte seine Sorgen mit Saphira und erkannte, dass die blaue Drachendame ihre Artgenossen bereits mit wohlwollenden Gedanken ermutigte ihre scheu abzulegen.
Es war Aryas glockenhell Stimme, die Eragon schließlich dazu brachte sich wieder auf das Gespräch mit Ajescha zu konzentrieren.
"Entschuldigt auch bitte, dass ich euren Sohn einfach mit meiner Tochter fortgeschickt habe oder dass vorher mit euch zu besprechen. Mein Gefährte und ich haben allerdings Gründe dafür. Wie wir bereits erwähnt haben erwartet euch der Ältestenrat."
Eragon nickte und führte Aryas Erklärungen fort.
"Bevor wir euch allerdings einigen Mitgliedern dieses Rates vorstellen müssen wir euch und eure Drachendame eines der wohl am besten gehüteten Geheimnisse anvertrauen die es in Alagaesia gibt. Ganz gleich ob die eure Zukunft im Orden seht oder lieber unabhängig bleiben wollt, ihr müsst uns in der alten Sprache versprechen dieses Geheimnis zu bewahren."
"Ich weiß, das Versprechen in der Sprache der Macht mehr sind als bloße Worte Arget Un." bekundete Ajescha. "Es muss wirklich etwas wichtiges sein."
"In der Tat." bestätigte Arya.
"Auch euer Sohn wird dieses Geheimnis natürlich eines Tages erfahren." führte Eragon weiter aus. "Es ist auch weniger Keanai den wir für zu unerfahren halten dieses Geheimnis am heutigen Tag zu erfahren als mehr Irucan. Er scheint mir ein sehr übermütiger Geselle zu sein und so liebenswert diese Eigenschaft auch ist, wenn er mit diesem Geheimnis auf die falsche Weise umgeht lehnte das ernsthafte Konsequenzen für seine weitere Entwicklung haben. Wenn er aus Unbedachtheit eine gewisse Handlungen vollziehen würde ließe sich das Ergebnis nicht mehr umkehren und es könnte fatal sein."
"Ich denke ich weiß worauf mein Bruder da anspielt Ajescha." warf Murtagh nun ein. "Ich muss ihm zustimmen. Für dieses Wissen ist Irucan ganz gewiss noch zu jung und als dieses Geheimnis einmal in die falschen Hände geraten ist, nämlich in die von Galbatorix selbst, nun ihr habt gesehen was das schreckliche Folgen hatte."
"Geht es darum, dass Galbatorix und seine Gefolgsleute viel stärker zu sein schienen als normale Drachenreiter?" erkundigte sich Ajescha besorgt. "Lenjara und ich haben immer vermutet, dass da ein Geheimnis geben muss. Etwas, das mit den Drachen zusammenhängt. Als wir auf der Suche nach einem Unterschlupf in den Norden zogen fanden wir einige Körper von toten Drachen. Sie alle waren durch Verletzungen getötet worden, die eindeutig auf Schwerter zurückzuführen waren. Was jedoch seltsam war, war die Tatsache, das der Brustkorb dieser Drachen an einer bestimmten Stelle geöffnet worden war so als hätte man ein inneres Organ entnommen. Ich habe mit Lenjara darüber gesprochen und sie sagte, dass sie an dieser Stelle in ihrem Körper nur etwas hartes spüren würde. Weitere Nachforschungen wollten wir nicht anstellen weil meine Seelenschwester das Gefühl hatte, dass es nicht gut wäre wenn man sich mit diesem Unbekannten auf fahrlässige Weise auseinandersetzen würde."
"Man kann eurer Drachendame nur zu ihrem gesunden Instinkt gratulieren Ajeschas." betonte Eragon.
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