Alte und neue Lehrer Teil 3
Eragon aus wie sich die Situation nach Miemel auftritt aufgelockert hatte. Es war Umaroth der die sachliche Unterhaltung schließlich wieder aufnahm.
"Nun, wie bereits angedeutet versteht es sich von selbst, dass wir diese Siedlung der Menschen im Norden unterstützen. Die Frage die sich stellt ist nur wie kann dies auf die beste Weise geschehen und um das zu entscheiden müssen wir zunächst das Problem verstehen. Nachdem wir von Argetlam Murtagh und Argetlam Marlena den Bericht über die Zustände auf den Feldern der nördlichen Siedlung erhalten haben wurde Ratsmitglied Tar und sein Sculblaka Aroc damit beauftragt unsere Aufzeichnungen durchzugehen ob eine solche Krankheit am blühenden Leben bereits aufgetreten ist. Tar, du hast uns im Vorfeld bereits unterrichtet, das du fündig geworden bist. Ich schlage vor wir fangen mit deinem Bericht an."
Eragons ehemaliger Schüler rückten nun ins Zentrum des allgemeinen Interesses. Saphiras Reiter musste sich eingestehen, dass er besonders stolz auf die Entwicklung des ersten Reiters der Urgals war. Schließlich hatte Tar zu den ersten Schülern gehört die er gemeinsam mit Arya unterwiesen hatte. Nur wenig erinnerte noch an den verschüchterten Jungen, der seinen Blick kaum von den eigenen Füßen lösen konnte. Tar war zu stattlicher Größe herangewachsen und breite Muskelpakete spannten sich über seinen Armen. Wie bei den Elfen liefen auch die Ohren des Urgals spitzt zu und gemeinsam mit den leuchtend gelben Augen und den scharf geschnittenen Gesichtszügen verliehen dieser Umstand dem Drachenreiter etwas falkenhaftes. Zusätzlich zu diesen Veränderungen hatte sich auch ein Merkmal herausgebildet das nur bei Reitern der Gehörnten auftrat. Die geschwungenen Hörnern des Drachenreiters hatten etwas von dem bronzenen Glanz des Hornwerks angenommen welches Aroc auszeichnete. Dies verlieh Drache und Reiter ein zusätzliches äußeres Merkmal welches ihre Zusammengehörigkeit betonte.
Während Eragon diesen Überlegungen nachging begann Tar seinen Bericht.
"Nun, im wesentlichen hat sich die Vermutung von Arget Un Eragons Nichte Selena bestätigt. Alle Anzeichen sprechen in der Tat für eine Krankheit die man Trockenfäule nennt. Es handelt sich dabei um einen recht aggressiven Pilz. Das schwarze Puder was an den Pflanzen zu finden ist sind die Sporen dieses Gewächses. Sie sind sehr widerstandsfähig und bereiten sich wie bereits festgestellt wurde immer weiter aus. Jede Art von Nutzpflanze kann davon befallen werden."
"Aber wie sind diese Sporen überhaupt in unser Tal gelangt?" wunderte sich Ajescha. "Wir haben dort jahrelang erfolgreichen Ackerbau betrieben. Warum bricht diese Krankheit erst jetzt aus?"
"Dafür kann es viele Erklärungen geben." erläuterte Tar. "Diese Sporen sind so winzig und so leicht, dass der Wind sie über große Strecken tragen kann. Vögel die auf ihren Wanderungen das Tal erreicht haben können sie in ihrem Gefieder eingeschleppt haben. Es ist sogar bekannt, dass manche Pilzsporen Jahre inaktiv bleiben und dann erst ihre Wirkung entfalten. Der genaue Ursprung dieser Infektion dürfte sich nur sehr schwer bestimmen lassen."
"Das ist ja im Grunde auch nebensächlich." Knurrte Miemel. "Ihr Zweibeiner seit geradezu besessen wenn es darum geht den Ursprung eines Problems zu entdecken. Ich gebe zu dass das manchmal auch recht hilfreich ist aber in diesem Fall bezweifle ich dass es uns weiter bringen würde. Wir müssen uns darauf konzentrieren dieses Problem zu beseitigen."
"Ich vermute, dass jetzt der Bauernjunge wieder aus mir spricht aber ich Stimmemeisterin Miemel da zu." meldete sich Eragon zu Wort. "Offenbar handelt es sich um eine natürlich verbreitete Krankheit die Pflanzen befallen kann. Wenn wir ausschließen können dass es sich um einen Anschlag oder Angriff auf diese Siedlung der Menschen handelt sollten wir uns wirklich auf die Behandlung des Problems konzentrieren. Ganz gleich wie gut man seine Felder schützt, völlig sicher ist man nie vor einem Befall durch Schädlinge."
Allgemeine Zustimmung ging durch die Runde und Tar warf einen skeptischen Blick auf seine Notizen.
"Es gibt nur eine Methode diesen Befall zu beseitigen. Leider erfordert es ein recht extremes Vorgehen. Alles was noch auf den Feldern wächst, auch die Pflanzen die keine Anzeichen von Befall zeigen müssen verbrannt werden. Auf keinen Fall darf man versuchen etwas von diesem Getreide zu ernten. Wie gesagt verbreiten sich diese Sporen im leisesten Windhauch. Dann muss man die Felder eine ganze Wachstumsperiode lang brach liegen lassen. Erst im Jahr darauf kann man die Felder wieder bestellen und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Krankheit dann verschwunden sein. Die Sporen müssen sich an Pflanzen heften um an einem Ort verweilen zu können. Wenn man das Feld brachliegen lässt heilen die im Boden lebenden Kleinstlebewesen den Befall auf natürlichem Weg."
"Es gefällt mir nicht, dass wir das Leben von Pflanzen auslöschen müssen um diesen Befall zu reinigen. Gibt es keine andere Option? Den Einsatz von Magie beispielsweise?"
Eragon konnte die Frage, die Arya in die Runde geworfen hatte durchaus nachvollziehen. Auch Pflanzen waren Lebewesen und gerade einer Elfe wusste die Vorstellung dieses Leben komplett auszulöschen ein Gräuel sein.
Verständnisvoll schüttelte Tar den Kopf.
"Ich befürchte leider nicht. Magie ist bekanntlich auch immer von der Wahrnehmung desjenigen abhängig, der einen Zauber wirkt. Sicher kann man den sichtbaren Befall entfernen aber es gibt so winzige Anteile, die die Krankheit dann trotzdem zum Ausbruch bringen können. Leider unterscheiden sich Sporen von Pilzen auch grundsätzlich von Samen anderer Pflanzenarten. Sie haben etwas von Parasiten die sich der Lebenskraft der Pflanzen bedienen auf denen sie gelandet sind. Selbst mit der geistigen Wahrnehmung sind sie nur sehr schwer aufzuspüren. Bei einem so ausgedehnten Befall wie ich es hier annehmen muss ist es fast unmöglich alles zu entfernen. Man müsste sich praktisch auf jede Pflanze einzeln konzentrieren und sie vollständig säubern. Da aber schon die leichteste Bewegung, der leichteste Windhauch die Sporen weiter verteilt ist es eine unglaubliche langwierige und schwierige Prozedur ein ganzes Feld zu reinigen. Außerdem ist der Erfolg keineswegs garantiert. Die Methode der Feuerreinigung ist die einzige wirklich sichere Behandlungsmethode."
Eragon konnte deutlich sehen wie ein Schatten kurz über Aryas Züge huschte, dann jedoch strafte sich ihre Gestalt und die ihr eigene Disziplin gewann wieder die Oberhand.
"Wir Elfen akzeptieren den Tod nur wenn wir absolut keine andere Wahl haben. In diesem Fall scheint es aber unvermeidlich."
Während breite Zustimmung durch die Runde ging wirkte Ajescha noch immer etwas skeptisch.
"Eine so lange Zeit zu überstehen ist uns fast unmöglich. Unsere Vorräte sind so gut wie aufgebraucht."
"Das ist nicht weiter schlimm." erklärte Eragon entschieden. "Der Orden hat umfangreiche Lagerbestände an Versorgungsgütern und wir werden eure Siedlung selbstverständlich unterstützen. Sobald eure Felder dann wieder fruchtbar sind können wir euch auch mit neuem Saatgut versorgen.
Ajescha nickte Eragon dankbar zu und erklärte: "Wenn ich das den Dorfbewohnern vorschlage wenn sie sich sicher damit einverstanden erklären. Die Leute vertrauen mir."
"Gut!" legte Umaroth fest. "Ich denke die genauen Details und die Organisation können wir Eragon und Arya überlassen. Inzwischen haben die beiden hinreichende Erfahrungen und es wäre fast eine Demütigung wenn wir hier jedes kleine Detail erörtern würden."
"Eure Hilfe ist immer willkommen und wir fühlen uns nie durch sie gedemütigt Umaroth-Elder." Sagte Arya und verbeugte sich leicht in Richtung des weißen Drachen.
"Wir danken euch aber auch für euer Vertrauen." fügte Eragon hinzu und in der nachfolgenden Abstimmung wurde Umaroth Vorschlag angenommen.
Zufrieden mit dem Ergebnis ergriff der alte Drache wieder das Wort.
"Nun der diese Angelegenheit auf einem guten Weg ist gibt es noch eine weitere Sache die wir besprechen müssen. Dabei geht es ebenfalls um unsere überraschenden Gäste. Ajescha, Lenjara wir haben deutlich gemacht wie wir zu euch stehen. Unsere Beobachtungen haben bisher gezeigt, dass wir zwar bewundernswertes geleistet habt aber beide noch ein gewisses Defizit in eurer Ausbildung vorzuweisen habt. Versteht dies bitte nicht als Vorwurf, es ist eine simpel Tatsache."
"Eine offensichtliche Tatsache Meister." räumte Ajescha bereitwillig ein.
- "Allerdings." - fügte Lenjara hinzu auch wenn es ihr ein wenig peinlich zu sein schien. "Selbst bei meinem kurzen Kampf mit Meisterdorn habe ich deutlich gemerkt, dass mir viel an Übung fehlt was die Erfahrung nicht wettmachen konnte."-
- "So schlecht hast du dich gar nicht geschlagen." - widersprach Dorn und Eragon kam nicht umhin zu bemerken, dass der rote Drache aus irgend einem Grund etwas verlegen klang. - "Erfahrung ist wichtig aber bestimmte Manöver die im Kampf entscheidend sind brauchen wir Drachen bei der Jagd schlichtweg nicht. Wie hättest Du sie also lernen soll?"-
"Sehr richtig" bestätigte Umaroth. "Bevor wir uns aber Fragen der Ausbildung wittmen muss eine Sache geklärt werden. Wir haben euch bereits darum gebeten euch auf der Reise hierher Gedanken zu machen wie ihr in Zukunft zu Orden stehen wollt. Seid Ihr was das betrifft zu einem Ergebnis gekommen?"
Ajeschas blickte noch einmal kurz zu ihrer Drachendame auf als wolle sie sich rückversichern. Dann hob sie schließlich an:
"was meinen Sohn und Irucan betrifft so würde es als eine große Ehre ansehen wenn er als Schüler des Ordens anerkannt würde. Ganz besonders seit Irucan bei Keanai geschlüpft ist sehnt er sich sowieso nach der großen Welt. Es ist mir nicht leicht gefallen, die beiden stets zurückhaltend zu müssen weil ich eine Entdeckung durch die Verräter befürchtete. Misstrauen war leider ein ständiger Begleiter von uns und ich habe es auch meinen Schutzbefohlenen stets als essenziell wichtig ans Herz gelegt. Deshalb zögere ich noch etwas um Aufnahme in die Reihen des Ordens zu bitten. Es ist nicht, dass Lenjara und ich nicht lernwillig sind Meister aber gerade jetzt wo unsere Siedlung den nächsten Jahren praktisch abhängig sein wird vom Orden würde mein Fortgang wohl möglich Misstrauen heraufbeschwören. Es läge mir sehr am Herzen etwas dafür zu tun, dass sich unser Dorf den Rest von Alagaesia öffnet. Sicher gibt es viel was unsere Handwerker noch lernen können aber wir haben auch einige einzigartige Fertigkeiten entwickelt die auf unsere Lebensumstände zurückzuführen sind."
"Zweifellos können alle Beteiligten nur davon profitieren wenn sich eine gute Beziehung zu dieser Siedlung im Norden entwickelt." brummte Glaedr. "Ich denke aber, dass das eine das andere nicht unbedingt ausschließen muss. Sicherlich ist es notwendig, dass neue Erwählte Reiter zunächst einmal die Reise zu uns in den Osten antreten um die Wege des Ordens zu lernen. Allerdings muss man im Geist auch so flexibel bleiben dass man die Gegebenheiten der Situation anpasst. Die Situation passt sich nämlich in den seltensten Fällen an. Es war in der Zeit des alten Ordens durchaus üblich, dass Schüler die einen gewissen Ausbildungsstand erreicht hatten mit ihrer Meister auf Reisen gingen. Diese Praktiken dich ja auch schließlich nach Junturheim geführt."
"Sehr richtig alter Freund." pflichtete Umaroth bei. "Es wäre wohl auch ein wenig ungewöhnlich, wenn eine so erfahrene Frau wie du Ajescha den Unterricht besuchen würde wie ein Novize."
"Bei ihr ist es noch nicht so schlimm." warf Miemel ein. "Sie wird unter den andern Zweibeinern kaum auffallen. Aber Lenjara? Unsere Schwester muss er vorsichtig sein dass sie nicht auf eines der Küken tritt während des Unterrichts."
Eine Welle der Halterung brandete durch die Runde und selbst Ajescha und Lenjara schien die Vorstellung unterhaltsame zu finden.
Miemel indes sprach unbeeindruckt weiter.
"Außerdem wäre es wohl auch nicht gut, wenn Lenjara und Ajescha dieselben Lektionen wie ihr jeweiliger Nachwuchs durchlaufen würden. Keanai ist Ajeschas Küken und Lenjara Irucans Aufzucht übernommen."
- "Ich liebe den Kleinen als er die sein Ei selbst gelegt!" - betonte Lenjara.
Miemel kommentierte das mit einem zufriedenen Schnauben und fuhr fort:
- "Das ist gut so. Gerade deshalb glaube ich aber nicht, dass es gut wäre wenn ihr gemeinsam mit den beiden ausgebildet werden würde. Es würde das natürliche Verhältnis zwischen Mutter und Kind stören wenn man sie auf eine Stufe stellt. Der Nachwuchs sollte immer etwas Respekt vor der älteren Generation haben."
- "Sehr richtig Meisterin." - betonte Saphira und die böse Vorahnung die Eragon beschlich wurde nicht enttäuscht. - "Wenn nicht gleich klar ist mir die Zügel in der Hand hält Wangen Küken nur an ihre Nase dorthin zu stecken wo sie nichts zu suchen hat." -
Und zusätzlich zu Boden auf wen sie damit anspielte stubste die blaue Drachendame Eragons Hinterkopf mit der Schnauze an.
Während der Anführer der Reiter seiner Seelenschwester einen versehentlichen Blick zu war hielt abermals Erheiterung einen Zug am Ratstisch. Saphira beantwortete den verzweifelten Blick ihres Reiters lediglich mit einem frechen Klimpern ihre Augen.
"Wenn ich euch also richtig verstehe ehrenwerte Meister, würde dir ist als die beste Lösung empfinden Ajescha und ihrer Drachendame ein Gespann aus Drache und Reiter an die Seite zu stellen, welche für sie als Lehrer fungieren sollen. Ihr Unterricht könnte dann also beispielsweise auch in der Siedlung des Nordens stattfinden?"
Murtagh hatte diese Frage in die Runde geworfen und besonders bei Ajescha und Lenjara zeichnete sich Hoffnung und Interesse ab.
"Das ist denke ich wirklich die beste Lösung." murmelte Umaroth. "Würde das auch euren Wünschen gerecht werden Lenjara und Ajescha?"
"Es wäre wunderbar wenn das möglich wäre Meister." flüsterte die alte Reiterin und schien ihr Glück kaum fassen zu können. "Wir möchten nur nicht so erscheinen als ob wir um eine Sonderbehandlung bitten würden."
"Papalapap!" Fuhr Miemel erneut dazwischen. "Euer Weg als Drache und Reiter war ein ungewöhnlicher. Folglich ist es nur natürlich das auch eure Ausbildung auf eure entsprechenden Bedürfnisse zugeschnitten sein muss. Niemandem ist geholfen wenn wir euch mit Gewalt in eine Form zwängen."
Dieser Ausspruch der alten Drachendame fand allgemeine Anerkennung. Schließlich war es Murtagh, der zu Eragons Überraschung wieder das Wort ergriff.
"Wenn der Rat keine Einwände hätte und nicht für geeignet hält, wären Dorn und ich gern bereit diese Aufgabe zu übernehmen."
Eragon war milde überrascht. Zwar war sein Halbruder fast genauso lange ein Drachenreiter wie er selbst aber bisher hatte sich Murtagh immer von der Ausbildung neuer Reiter distanziert. Mehr als einmal hatte sich Eragon gefragt ob sein Bruder sich wegen der Dinge, die er unter Galbatorix Herrschaft gezwungen war zu tun, als unwürdig erachtete an der Ausbildung einer neuen Generation von Reitern beteiligt zu sein.
Bevor er jedoch seine Überraschung kundtun konnte Durchschnitt eine scharfe Stimme die sich ausbreitende Stille.
"Warum?"
Ein eisiger Stein bildete sich in Eragons Magen als er erkannte, dass Glaedr gesprochen hatte. Zwar war das Verhältnis von Eragons ehemaligen Lehrmeister zu dessen Halbruder in den zurückliegenden Jahrzehnten besser geworden doch der Tod von Oromis war stets ein unheilvoller Schatten der verhinderte, dass sich ein Verhältnis entwickelte welches über höflichen Respekt hinausging Das Abbild des goldenen Drachens fixierte Murtagh nun durchdringend.
Der dunkelhaarige hielt den Blick stand und schließlich fügte Glaedr hinzu:
"Bisher hast du wenig Interesse daran gezeigt einen Schüler des Ordens zu unterweisen. Auch hast du erst kürzlich einen schmerzhaften Verlust erlitten und wolltest dich für eine Weile zurückziehen. Warum dieser Sinneswandel?"
Eragon war bemüht aus Glaedrs Stimme herauszulesen wie das geisterhafte Abbild des alten Drachens zu diesem Thema stand. Die Stimme des goldenen Riesen blieb aber bewusst neutral. Ein Umstand den Saphiras Reiter zwar von seiner Gefährtin Arya gewohnt war jedoch nicht vom temperamentvollen Volk der Drachen.
Murtaghs Gesicht indessen konnte man ansehen dass er seine Worte genau wählte.
"Ich kann mich gut in die Situation von Ajescha hinein versetzen. Ich weiß wie es ist einen Makel mit sich herumzutragen. Ich kenne das Gefühl von alter Schuld egal ob es sich dabei um eine eingebildete oder reale Schuld handelt. Was meinen Verlust betrifft, so hatte mein Rückzug in den Norden stets nur das Ziel einen neuen Anfang zu finden. Ich denke den habe ich gefunden und es besteht kein Grund mich weiterhin in einer Höhle zu verstecken."
- "Ich bin aus ähnlichen Gründen wie mein Reiter bereit diese Verantwortung zu übernehmen." - fügte Dorn jeden hörbar hin zu. "- Auch wenn die Umstände bei Lenjara etwas anders sind als bei mir so weiß ich doch, wie es sich anfühlt einen alten Körper zu besitzen während der Geist noch der Ausbildung bedarf. Ich denke dass unser einzigartiger Blickwinkel gut zu den einzigartigen Verhältnissen passt, die bei Ajescha und Lenjara vorliegen." -
Glaedr nahm diese Aussagen zur Kenntnis und sein Blick wanderte weiter zu Ajescha und Lenjara. Diese verstanden die stumme Frage des alten Drachen.
"Es wäre uns eine Ehre von Meister Murtagh und Meister Dorn unterwiesen zu werden. Wenn dies möglich wäre würden wir es sogar sehr begrüßen. Auch wenn wir uns unter recht stürmischen Umständen kennen gelernt haben so existiert doch bereits ein gewisses Vertrauen."
Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ruhte nun auf Glaedr. Die anderen Eldunari waren offenbar der Ansicht, dass ihnen das Recht zustand in diesem Fall zu entscheiden. Das Abbild des alten Drachen ließ seinen Blick zurück zu Murtagh wandern und einige Sekunden lang blickten sich die beiden einfach nur an. Eragon war in der Stille angespannter wie selten zuvor bei einer Ratssitzung.
"Ich denke nicht, dass das eine gute Lösung ist." sagte Glaedr und Eragon fürchtete, dass seine schlimmsten Ängste bereits wahr geworden wären. Doch bevor er etwas sagen konnte fuhr sein ehemaliger Meister fort: "Vielmehr glaube ich, das ist die perfekte Lösung für diese Situation ist. Eure Erfahrungen lassen sich in der Tat miteinander vergleichen und diese Art von Verständnis ist für einen Lehrer wichtig."
Während die Anspannung am Ratstisch sich in Erleichterung verwandelte beugte sich Glaedr herunter bis sein Auge direkt vom Murtaghs Gesicht schwebte.
"Wir beide wissen und verstehen, das Herz und Verstand manchmal zu unterschiedlichen Zeiten begreifen welche Schuld real ist und welche nicht. Was das betrifft haben wir beide einen langen Weg hinter uns und das Ziel wohl auch noch nicht ganz erreicht. Ich denke aber wir sind auf dem richtigen Weg."
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