9. Elain Hopetochter
Ärgerlich über sich selbst schüttelte Marlena den Kopf und lockerte den Griff ihrer verkrampften Finger die sich bisher in den Schwertgriff kralten. Sie war sich sicher, dass sie Garcí d'Esterní (Glanz der Sterne) hier nicht brauchen würde.
Sie erinnerte sich noch wie sie sich die Klinge bei der Schmiedemeisterin Runön auswählen durfte. Zunächst war die ruppige Art der alten Elfe etwas ungewöhnlich gewesen und hatte Marlena befremdet. Ihre Mutter hatte jedoch das Vertrauen in ihrer Tochter geschürt und schon bald hatte die junge Halbling entdeckt, dass unter dieser schroffen äußeren Höhle wirklich ein Herz aus Gold schlug.
Der in Weiß und Gold gehaltene Einhänder mit einem lupenreinen Diamanten im Griff war seitdem ein treuer Begleiter der jungen Drachenreiterin.
Marlena jedoch sagte sich noch einmal, dass sie die Waffe hier nicht brauchen würde. Morzan war seit langem tot und dieser Ort war nicht mehr Sammelpunkt einer Macht die das Volk unterdrückte, sondern viel mehr eine Stätte, an der außergewöhnliche Talente zum Wohle aller nutzbar gemacht wurden.
Die junge Reiterin entschloss sich auf das Burgtor zu zu gehen und dort aufzuwarten, dass sie jemand abholte.
Schon nach wenigen Schritten hatte Marlena ihr Ziel erreicht und ließ ihren Blick über die riesige, eisenbeschlagene Doppelflügeltür wandern. Ein kleiner Eingang durch den einzelne Person eintreten konnten war in die massive Tür eingelassen doch auch dieser war verschlossen. Sie lauschte, doch kein Geräusch ließ sich aus dem innern der Festung vernehmen.
Marlena überlegte ob sie anklopfen sollte kam aber davon ab. Alonvy hatte ihr versichert, dass Dorn ihr Eintreffen angekündigt hatte. Da sie keine Ahnung vom Inneren Aufbau der Festung hatte beschloss die junge Reiterin sich in Geduld zu üben. Sie wusste schließlich nicht welchen Weg einer der Bewohner dieses Ortes zurücklegen musste um zum Haupteingang zu gelangen. Direkt an zu klopfen, da war sich Marlena sicher, würde ungeduldig und unhöflich wirken. Als sie das Glück haben sollte, dass ihr Onkel Murtagh sie persönlich begrüßte, wollte sie ihn nicht direkt gegen sich aufbringen. Das Gespräch, welches unausweichlich bevorstand würde auch so schwierig genug werden.
Bevor Marlena sich jedoch weiter in derartig düsteren Gedanken verlieren konnte gehörte sie wie die kleine eingearbeitete Tür aufgeschlossen und anschließend geöffnet wurde.
Eine menschliche Frau, die Marlena auf etwas über 30 Sommer schätzte trat ins Freie. Sie trug ein einfaches aber dennoch elegant wirkendes dunkelblaues Kleid mit weißen, weiten Ärmeln. Die Verschnürung am Kragen war ebenfalls aus diesem weißen Stoff. In der rechten Hand hielt die unbekannte einen Stab aus hellem, fein gearbeitetem Holz inden verschiedene magische Runenzeichen eingeritzt waren. Die Spitze des Stabes war mit einer kunstvoll geschnitzten hölzernen Figuren versehen. Diese stellte aus Marlena unbekannten Gründen ein Eichhörnchen da. Die Figur war so detailreich gestaltet, dass man fast den Eindruck hatte ein lebendes Nagetiere säße auf der Spitze des Stabes. Den buschigen Schwanz hatte die hölzerne Figur um den Schaft des Stabes geschlungen.
Als die unbekannte Frau Marlena entdeckte verneigte sie sich respektvoll und lächelte die jungen Drachenreiterin höflich an.
"Ich grüß euch Argetlam. Mein Name ist Elain Hopetochter. Willkommen in der Schule der Magier."
"Ich danke euch für diese freundliche Begrüßung." versicherte Marlena und konnte sich eine Frage nicht verkneifen: "verzeiht mir bitte wenn ich so direkt bin aber man hat euch nicht zufällig nach eurer Großmutter benannt, die die Frau des Schmieds Horst aus Carvahall war?"
Elain blinzelte überrascht.
"Doch, das hat man. Entschuldigt, wenn ich euch nun meinerseits eine Frage stelle: Kennt Ihr meiner Familie? Ich kann mich nicht entsinnen euch schon einmal begegnet zu sein."
"Wir sind uns auch noch nie begegnet aber eure Mutter Hope und meine Cousine Ismira sind langjährige Freunde. Ismira hat mir einmal erzählt, dass sie schon als Kinder ein gemeinsames Waldversteck hatten."
"Cousine Ismira..... ihm meint die Tochter von Graf Hammerfaust? Wenn sie eure Cousine ist dann müsst ihr die Tochter von Eragon Schattentöter sein. Marlena nicht war?"
Elains Lächeln wurde nun über alle Maßen herzlich und sie legte freundschaftlich eine Hand auf Marlenas Schulter.
"Es freut mich sehr euch kennen zu lernen. Meine Mutter hält die Erinnerung an euren Vater stets in Ehren. Es vergeht kaum eine Woche wohl sie nicht bei irgendeiner Gelegenheit betont, dass sie das glückliche Leben welches sie mit meinem Vater führt nur Eragon Schattentöter zu verdanken hat. Ihr müsst wissen, eine Mutter kam entstellt auf die Welt. Wenn sie überhaupt überlebt hätte wäre sie mit Sicherheit eine ausgestoßene in der Gesellschaft gewesen. Dann wären wohl weder ich noch mein Bruder und meine jüngere Schwester geboren worden."
"Es freut mich zu hören, dass eure Mutter ein so erfülltes Leben genießt. Ich hoffe es geht ihr um Vater sowie um Geschwistern gut?"
Auf Marlenas Frage hin nickte Elain freundlich.
"Ja, meinen Lieben in der Heimat geht es gut. Mein Vater hat sich inzwischen zur Ruhe gesetzt und genießt gemeinsamen meiner Mutter sein Lebensabend. Mein Bruder betreibt die Mühle der Familie und meine jüngere Schwester kümmert sich um unsere Eltern so lange bis sie ihre eigene Familie gründet. Bei mir hat man schon in jungen Jahren eine Begabung für die Magie entdeckt. Ich gehörte zu den ersten Schülern, die Argetlam Murtagh in dieser Akademie ausgebildet hat. Nachdem ich meine Ausbildung in der Magie abgeschlossen hatte reiste ich erst ein wenig durch Alagaesia und stellte meine Fähigkeiten in den Dienst der Menschheit dann jedoch bat Murtagh mich um Hilfe. Ihr müsst wissen, dass die Anzahl der Magie begabten unter den Menschen ansteigt. Alle Völker erholen sich wohl langsam von der dunklen Herrschaft von Galbatorix. Da mehr Schüler zu betreuen waren besuchte Meister Murtagh Lehrer, denen er vertrauen konnte. Er hat mir den Posten seiner Stellvertreterin angeboten und ich habe es gern angenommen. Ich aber aufregende Jahre in diesen Mauern verbracht und empfinde das Lehren als eine sehr dankbar Aufgabe. Ich nehme an, dass ihr euch als Drachenreiterin bei Meister Murtagh vorstellen wollt. Nach den Regeln des Ordens ist er ja der ranghöchste Drachenreiter in diesen Landen. Persönlich wird euch wohl leider nicht empfangen können da er sehr beschäftigt ist aber seid versichert, dass ich ihn über eure Anwesenheit in Alagaesia informieren werde. Wollte heute noch weiterreisen oder dürfen wir euch ein Quartier für die Nacht anbieten?"
Die wiederholte Erwähnung von Murtaghs Namen machte Marlena ihren Auftrag wieder zu Bewusstsein.
"Ich bin nicht nur hier um mich bei meinem Onkel Murtagh anzumelden. Ich muss ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen. König Jalhod und seine Mutter schicken mich."
Marlena konnte während sie sprach förmlich beobachten wie das Lächeln von Elains Zügen verschwand.
"Na ihr im Auftrag der Königinmutter handelt nehme ich an, dass ihr von dem Zerwürfnis zwischen ihr und Meister Murtagh wisst?"
Marlena bestätigte dies mit einem stummen nicken.
"Es ist sehr ehrenwert, dass wir in dieser Angelegenheit vermitteln wollt aber ich befürchte, dass euer Onkel euch nicht empfangen wird. Er hat sich in den privaten Teil der Burg zurückgezogen und seine Gemächer mit einem Zauber versehen, dass niemand sie ohne seine Erlaubnis betreten kann. Gelegentlich lässt er sich von mir Berichte über den Ausbildungsstand der Schüler überbringen aber ansonsten nimmt er überhaupt nicht mehr am Alltag dieser Akademie teil. Ich werde im natürlich euren Wunsch ihn zu sprechen vortragen aber wie gesagt, ich befürchte er wird sich weigern euch zu empfangen."
Bevor Marlena antworten konnte erklangen Alonvys Stimme in ihren Gedanken:
- "sagt der Magierin, dass Dorn bereits mit seinem Reiter gesprochen hat und er fest überzeugt ist Murtagh bis Morgen davon überzeugen zu können ich zu empfangen kleine Halbling. Er sagte, erkennt sein Reiter gut genug um zu wissen wie er zu überzeugen ist. Er wird allerdings bis Morgen um die Mittagszeit brauchen, da dein Onkel im Augenblick sehr aufgebracht auf Einkommen reagiert hat und sich erst mal etwas beruhigen muss. Ich denke, dass wir es uns leisten können bis Morgen zu warten." -
- "Das sehe ich ähnlich wie du. Es bringt sowieso nichts jetzt mit meinem Onkel zu reden während er so wütend ist. Einer solchen Gemütslage werden nur Dinge gesagt die man anschließend bereut und der Problemlösung kommt an keinen Schritt näher." -
Alonvy übermittelte stumm ihre Zustimmung und Marlena erklärte Elain was sie soeben mit ihrer Drachendame beschlossen hatte. Die Magierin entspannte sich sichtlich, offenbar froh darüber dass die Situation sich zur Zufriedenheit aller aufzulösen begann.
"Also darf ich euch ein Quartier für die Nacht anbieten Argetlan Marlena. Vielleicht seid Ihr auch an einer Führung durch die Schule und einem anschließenden Abendessen nicht abgeneigt?"
"Ganz und gar nicht." strahlte Marlena. Besonders die angebotene Führung durch die Burg fand ihr Interesse. Ihre anfängliche Überbewältigung ob der mächtigen Festung hatte sich während des vertrauten Gespräches mit Elain Hopetochter zu großer Neugier gewandelt.
Murtaghs Stellvertreterin lächelte und bedeutete mir jungen Reiterin mit einer einladenden Geste ihr zu folgen.
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