8. Morzans Festung
Wie Alonvy es vorher gesagt hatte erreicht sie am späten Nachmittag die ersten Ausläufer des Buckels. Der Gebirgszug der sich praktisch parallel zur westlichen Küstenlinie ausbreitete lag einige Meilen weiter südlich von dem Gebirgspass nehmen durchqueren musste um zu den Hafenstädten des Reiches zu gelangen.
Marlena vermutete, dass Galbatorix zu seiner Zeit Morzan, seinen treuesten Diener, nicht ohne Hintergedanken diese Burg überlassen hatte. Ein Drachenreiter konnte den Gebirgspass innerhalb kürzester Zeit erreichen und damit war eine der Haupthandelsrouten des Reiches unter der Kontrolle des treuesten Gefolgsmann des Königs gewesen.
Inzwischen durchquerte Alonvy bereits die Schlucht in der sich Morzans ehemaliges Domizil befand. Die Schlucht war ein schmaler Einschnitt in die Bergflanke und breitete sich U-förmig aus. Aus der Entfernung war der schmaler Eingang zur Schlucht nur schwer auszumachen und selbst aus der Nähe konnte man durch die Krümmung der Schlucht die Burg erst entdecken, wenn man den Großteil der Gebirgspassage hinter sich gelassen hatte.
- "Beeindruckend!" - kommentierte Alonvy das Bauwerk, welches sich nun vor ihnen erhob.
Das Bollwerk welches einst Morzan bewohnt hatte wirkte als wäre es natürlich aus dem Grau der Felsen gewachsen.
Die Burg lag auf einer hohen Felsenklippe und vor dem massiven Bauwerk spannte sich ein weites Plateau auf. Selbst ältere Drachen konnten dort ohne Probleme einen Platz zum landen finden. Die freie Fläche vor der Burg selbst war offensichtlich baulich verändert worden. Sie wirkte, als bestünde sie aus blank geschliffenem weißen Marmor und hob sich deutlich vom Grau des übrigen Bauwerks ab. Auf der glatten weißen Fläche war blutrot das Wappen des Drachenreiterordens eingelassen. Marlena vermutete, dass dies zu den baulichen Veränderungen gehörte die ihr Onkel nachträglich an dem Gebäude vorgenommen hatte.
Dazu gehörte selbstverständlich auch eine lange Treppe, die sich durch das Innere des Berges zum Fuß der Felsenklippe zog.
Zu Morzans Zeiten hatte es diese Treppe nicht gegeben. Der ehemalige Diener des Königs hatte auf magische Weise eine Art Aufzug betrieben. Da der Zauber der eine geräumige Kabine zum Felsplateau empor hob stets mit dem Herren der Burg verbunden war musste Morzan immer darüber Bescheid der sein Domizil betrat und wer es verlassen wollte.
Direkt an der Bruchkante des Plateaus brach ein Wasserfall auf einer Breite von etwa 10 m unter der glatten, weißen Fläche hervor. Gerade als ich Marlena fragte wieso sich keinen Fluss durch das Tal zog er kannte sie, dass der Wasserfall am Fuß der Klippe in einem kleinen See mündete der sich wiederum in unterirdischen Höhlen entleerte. Schwaden aus warmen Dunst schlugen Marlena entgegen und die junge Reiterin vermutete, dass es sich bei dem Wasserfall um eine heiße Quelle handelte. Um die Burg selbst war es recht kühl da sie recht hoch im Gebirge lag. Dadurch entstand dank des heißen Wassers ein eindrucksvoller Effekt. Feinen Nebelschwaden rankten sich wie ein geisterhafter Schleier um die gesamte Festung.
Der Großteil der Burg schien direkt in den massiven Berg hinein gearbeitet zu sein nach außen hin war lediglich die Stirnfront sichtbar. Eine massive Mauer aus dunkelgrauen, fast schwarzen Fels in die ein gewaltiges hölzernes Tor eingelassen war. Dieser Zugang wurde von zwei spitz zulaufenden Wachtürmen flankiert die sich fast wie die Klauen einer gewaltigen Bestie in den Himmel reckten. Die Türme erstreckt sich fast bis auf dieselbe Höhe wie die Bergspitze und einzelnen Wehrgänge rankten sich wie die Triebe einer gewaltigen Schlingenpflanzen um die beiden Verteidigungsstellungen.
Als Drachenreiterin war Marlena selbstverständlich auch in der Kriegskunst ausgebildet worden und die junge Reiterin musste offen zugeben, dass sie beeindruckt war. Morzans Burg war vom militärischen Standpunkt her fast uneinnehmbar. Zumindest nicht ohne die Unterstützung von Drachenreiter. Das Plateau lag so hoch über der Talsole, dass es unmöglich durch Leitern zu bezwingen war. Da es zu Zeiten des früheren Besitzers der Burg keine Treppe gegeben hatte war der einzige Weg das Plateau zu erreichen ein mühsamer Aufstieg über die Felswand. Die Möglichkeiten einen solchen Aufstieg erfolgreich zu bewältigen wurden allerdings durch den Wasserfall stark begrenzt was die Verteidiger zu ihrem Vorteil nutzen könnten. Selbst jetzt wo eine Treppe existierte war die Verteidigung kaum geschwächt. Zwar war die Treppe breit genug das Güter angeliefert werden konnten aber für eine anrückenden Armee wäre sie ein nur schwer zu überwindender Engpass.
Falls es doch einmal einer Streitmacht gelingen sollte das Plateau zu erreichen bot sich praktisch keine Deckung. Von den Wehrgängen aus hätten Hunderte von Bogenschützen angreifende Truppen unter Feuer nehmen können und die Tatsache, dass der eigentliche Bau im Inneren des Berges war machte es praktisch unmöglich zu erkennen was Angreifer erwarten würde wenn sie es irgendwie schaffen sollten durch das Haupttor zu gelangen.
Zusammen mit den feinen, lichten Nebelschwaden bildete der dunkle Bau bereits einen überaus eineschüchternen Anblick. Marlena kam nicht umhin zu vermuten, dass das ganz im Sinne des früheren Bewohners war.
Bevor man lehne diesen Gedankengang jedoch fortsetzen konnte schien etwas blutrotes aus der Spitze des Berges heraus zu brechen. Einen Moment lang glaubte junge Reiterin möglicherweise einen Vulkan vor sich zu haben, dann jedoch erkannte sie die Wahrheit:
Es musste offenbar auf der Spitze des Berges in den Morzans ehemalige Heimstatt eingelassen war eine gewaltige Höhle geben. Der Ausgang der Höhle wurde durch die Bergkuppe verdeckt und war Marlena deswegen nicht gleich aufgefallen. Nun begriff die junge Halbling auch was das blutrote etwas war, das sich ihnen nun zuwandte.
Die Höhle auf der Bergspitze war offensichtlich Dorn vorbehalten. Nun platzierte sich der gewaltige rote Drache nun auf dem Berggipfel und thronte so, direkt zwischen den beiden Wert türmen über dem Eingang zur Burg seines Reiters.
Marlena konnte förmlich spüren die sich der Blick der rubinroten Augen auf sie und ihre Drachendame richtete. Alonvy verlangsamte ihren Flug bis sie sich mit nur noch mit kräftigen Flügelschlägen auf der Stelle hielt.
- "Das hier sind Dorns Jagdgründe." - erklärte Alonvy als sie einen fragenden Gedanken ihrer Reiterin auffing. - "Du weißt doch genau, dass es äußerst unhöflich wäre ohne seine Erlaubnis in dieses Gebiet einzudringen." -
Marlena tadelte sich in Gedanken selbst. Natürlich wusste sie, dass es Brauch unter den Drachen war sich erst dem Mitglied der Art zu präsentieren, dass dieses Gebiet für sich beanspruchte. Der Anblick des gewaltigen roten Drachen, der über der ohnehin geisterhaft wirkenden Burg thronte war einfach zu fesseln gewesen und hatte ihre Gedanken auf ein Kirchen verlangsamt.
So beeindruckend der Anblick auch sein mochte die folgenden Ereignisse stellten ihm noch in den Schatten. Nach dem Dorn mit schnaubenden Atemzügen den Geruch der Neuankömmlinge gekostet hatte spreizte er leicht seine Flügel und richtete sich zu seiner ganzen imposanten Größe auf. Dann warf er den Kopf in den Nacken und unter donnerndem Gebrüll leckte eine Flammenzunge in den Himmel. Das Licht des dunkelroten Feuers brach sich in den Nebelschwaden und färbte sie ebenfalls rot und ließ sie in einem majestätischen Licht erstrahlen.
Marlena krallte sich unwillkürlich etwas fester an den Sattel ihrer Drachendame. Der Anblick, der sich ihr bot war einfach überwältigend. Das weiße Plateau wirkte wie ein Flammenmeer. Schwarz zeichneten sich die Konturen der Festungsanlage am und über der ganzen Zähne thronte Dorn vor einem Himmel, der buchstäblich in Flammen aufzugehen schien. Das brüllen des Drachen und das Donnerndes Wasserfall erschufen eine Geräuschkulisse wie das Bild abrundete und endgültig zu zu einer Szenerie machte, die selbst dem blutigsten Krieger Albträume bescheren konnte. Marlena konnte gar nicht anders als sich eingeschüchtert zu fühlen.
- "Ganz ruhig kleine Halbling!" - schmunzelte Alonvy. - "Dorn heißt uns doch nur willkommen." -
- "Wenn das ein "Willkommen" ist möchte ich gar nicht wissen wie es ist wenn dein roter Bruder Neuankömmlinge auffordert zu verschwinden." -
Anarie stieß ein heiseres Lachen aus und schwebte zum Plateau hinunter.
- "Dorn hat mich in seine Höhle eingeladen." - erklärte die Drachendame nach dem sie gelandet war und ihrer Reiterin von ihren Rücken geglitten war. - "Ich würde mich gern ein bisschen mit ihm unterhalten. Er hat in der Festung Bescheid gegeben. Es wird da jemand kommen und dich abholen. Wir sehen uns später." -
Noch bevor man lehne etwas erwidern konnte schwang sich Alonvy wieder in die Luft und verschwand hinter der Bergspitze. Die junge Reiterin kam nicht umhin sich etwas im Stich gelassen zu fühlen. Leicht fröstelnd zog sie ihren Umhang fester um die Schultern und emfand das Gewicht, ihres weißen Schwertes am Gürtel als beruhigend. Wirklich vertreiben konnte die Klinge aber das Gefühl, welches Marlena beherrschte nicht. Die junge Drachenreiterin fühlte sich auf dem weiten, offenen Plateau winzig und furchtbar allein.
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