23. Drache und Reiter
Gemeinsamschritten Burod und Beoram durch den großen Haupttunnel der zur Hauptstadt der Zwerge führte. Ihre Reise nach Alagaesia war im wesentlichen ohne Komplikationen verlaufen. Arget Un Eragon hatte sie nur einmal kontaktiert und ihnen vom Ableben der ehemaligen Königin Nasuada erzählt.
Zwar hatte Burod die Königin nicht gut gekannt, dennoch bedauerte er ihr dahin scheiden. Es war ein Verlust für ganz Alagaesia. Der Zwerg war der Monarchin der Menschen zwar nur zweimal begegnet und das nur bei offiziellen Anlässen aber er war sich der Tatsache bewusst, dass das Volk der Knurlan vier großen Respekt entgegenbrachte.
Es waren ihre Rebellen gewesen, die den Tyrannen Galbatorix gestürzt hatten und nicht zuletzt war ihrem Vater, Ajihad, die Ehre zuteil geworden nach Tradition der Zwerge bestattet zu werden. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte des Volkes, dass das Beor-Gebirge sein zuhause nannte.
Selbstverständlich hatten sich sowohl Drache als auch Reiter bereit erklärt den Zwergenkönig Orik nach Ilirea zu bringen sollte dies sein Wunsch sein. Burod hatte bereits vor einigen Jahren seinen schemelartigen Sattel so angepasst, dass er auch einen zweiten Reiter tragen konnte. Immer noch zog der Zwerg diese einzigartige Sitzposition einem klassischen Drachensattel vor. Helzvog hatte den Beinen der Knurlan eine bestimmte Länge gegeben und nur diese Länge war die richtige! Seinen Sattel war für einen Zwerg einfach viel bequemer als die Ausformung, die die hoch gewachsenen Völker verwendeten.
Arget Un Eragon hatte dagegen auch nie Einspruch erhoben und das Schnittmuster, welches Burod entworfen hatte um seinen Sattel herzustellen, sogar in die Schriften aufgenommen, die zur Ausbildung junge Reiter dienten.
Bereits einige Rekruten aus den Reihen der Zwerge hatten von Burod Entwurf profitiert.
- "Wie weit ist es denn noch?" -
Infolge von Beoram Frage richtete Burod die Aufmerksamkeit auf seinen Drachen.
- "Du bist nicht gern unter der Erde oder Delva?"-erkundigte sich der Zwerg. Delva war Burods persönlicher Kosenamen für seinen Drachen. Es war zwar auch ein allgemeines Kosewort im Volk der Zwerge aber vor allem beschrieb es eine bestimmte Art von Goldader. Burod war dazu übergegangen seinen Drachen so zu nennen als ihm das Gold noch Hornwerk und der feine Glanz des Edelmetalls auffiel dass das Schuppenkleid des braunen Drachens durchzog.
- "Kein Drache ist gerne unter Felsen begraben." - gab der Braune zurück.
- "Oeí! Du bist eben ein Kind von Urû (Göttin der Luft) und Morgothal (Gott des Feuers). Mach dir keine Sorgen. Wir sind gleich da. Siehst du da vorn die Fackeln? Durch das Tor dahinter müssen wir und dann wird sich vor uns der Stadtberg von Tronjheim erheben. Glaub mir! Der Anblick wird dich für die Zeit im Tunnel entschädigen." -
- "Wollen wir's hoffen!" - knurrte Beoram und fragte anschließend: - "Warst du oft in eurer Hauptstadt bevor ich bei dir geschlüpft bin?" -
- "Eta (nein)."- antwortete der Zwerg seinen Seelenbruder. - "Im Grunde nur zweimal. Das eine Mal zu einem hohen Fest unseres Volkes mit meinem Vater und das zweite Mal als die Drachenreiter- Prüfung abgehalten wurde. Trotzdem ist mir der Anblick seit meiner Kindheit im Gedächtnis geblieben. Der riesige Krater und der eindrucksvolle Stadtberg! Das machte auf einen jungen Zwerg bin ich schon Eindruck und ich habe zum ersten Mal gespürt zu was für einem großen, stolzen Volk ich gehöre." -
- "War dir das vorher nicht klar?" -
- "Unglaublich dass wir erst jetzt diese Unterhaltung führen." - lachte der Zwerg.
Beoram stimmte in das Lachen seines Reiters mit ein und erklärte: - "Na vorher was Du damit beschäftigt die Ausbildung erfolgreich zu durchlaufen und anschließend wolltest du jeden Kieselstein in der Ostmark in ein Kunstwerk verwandeln. Ganz nebenbei sind wir auch noch Mitglieder des Ältestenrates und haben zahlreiche Aufträge für den Orden erfüllt. Nicht zu vergessen die Schüler die wir ausgebildet haben." -
- "Denkst du ich habe dich vernachlässigt?" - erkundigte sich Burod besorgt. Erleichtert stellte er fest, dass sein Drache wieder lachte.
- "Natürlich nicht! Wenn es so gewesen wäre hätte ich mich schon bemerkbar gemacht. Wir hatten einfach viel zu lernen als unsere Ausbildung begann und wir sind zu einer Zeit erwählt worden als der neue Orden noch ganz am Anfang stand. Kein Wunder das sehr schnell Aufträge und Aufgaben an uns weitergegeben wurden, die man heute erst erfahren Reitern anvertrauen würde. Außerdem sind wir doch beide unsterblich. Wozu also die Eile?" -
- "Oeí! Da hast du natürlich recht." - lachte der erste Reiter der Zwerge. - "Um deine Frage zu beantworten Delva: natürlich habe ich mein Volk immer geachtet aber erst beim Anblick Tronjheims habe ich seine Größe wirklich begriffen. Du weißt ja, dass ich zum Clan der Jäger gehöre. Wir leben fast wie die Bergnomaden. Wir folgen den Wanderungen des Wilds durch die raue Schönheit unserer Berge. Während der Sommermonate führen wir ein Lagerleben und nur im Winter ziehen wir uns in unserer befestigten Siedlungen zurück. Während der Zeit des Jagens verbringen wir immer nur einige Tage in unseren Dörfern. Länger halten wir uns dort nur auf wenn wir krank oder verletzt sind." -
- "Dann sind eure Dörfer während des Sommers praktisch unbewohnt?" -
- "Eta! Die Alten, Frauen und Kinder leben natürlich stets dort. Sie verarbeiten unsere Jagdbeute und verkaufen sie an die Händler. Trotzdem sind unsere Dörfer meist einfache Blockhütten die von hölzernen Palisaden umgeben sind." -
- "Und das obwohl ihr die Steine so liebt. Du hast mir mal erzählt, dass dein Clan auch einige hervorragende Steinmetze hervorgebracht hat. Du bist ja selbst einer." -
- "Das stimmt auch!" - beschwichtigte der Reiter seinen Drachen. - "Aber wir nutzen die edle Substanz des Steins mehr zum herstellen von Kunstwerken. Statuen oder Schmuckstücke für die Frauen. Wir verwenden Stein nicht zum Bau unserer Häuser. Du musst wissen Delva, jedes Mitglied meines Clans ist in seiner Jugend auf der Pirsch gewesen. Das herumziehen liegt uns einfach im Blut. Das wirkt sich wohl auf die Art aus, wie wir unsere Häuser bauen. Steinbauten sind etwas gewaltiges, dass man für die Ewigkeit errichtet. Im Clan der Jäger ist man nicht bestrebt, Städte oder Dörfer zu errichten die der Zeit trotzen. Was es wohl unsere Art unsere Wurzeln zu ehren. Natürlich sind Städte wie Tronjheim besonders beeindruckend aber mir würde ein kräftiger Wind fehlen, der durch die Täler fegt und in den Felsspalten singd." -
- "Das habe ich bei dir schon gespürt als ich geschlüpft bin." - erklärte Beoram und teilte seinem Reiter mit, dass auch er das Gefühl von Freiheit in der Natur sehr schätzte.
- "Seltsamen." - murmelte der Zwerg.
- "Was meinst du?" - erkundigte sich der braune Drache.
- "Ihr Drachen scheint euch sehr bewusst darüber zu sein was euch dazu bewegt einen bestimmten Seelenpartner zu wählen aber ihr redet kaum darüber. Wir beide kennen uns jetzt fast seit 40 Sommern und ich kann an einer Hand abzählen wie oft Du über dieses Thema gesprochen hast." -
Unvermittelt blieb der braune Drachen stehen und senkte sein Haupt bist er und sein Reiter sich direkt in die Augen sehen konnten.
- "Das tun wir, weil man nicht leichtfertig über die Natur der Seele eines anderen Auskunft geben sollte." -
- "Die Natur einer Seele? Heißt das Du kennst meinen wahren Namen in der Sprache der Magie?" -
Beoram schien einen Moment zu überlegen und seine Worte abzuwägen.
- "Nein, nicht wirklich. Du musst wissen, wenn ein Drache aus seinem Ei heraus einen Reiter betrachtet dann studiert er die Seele und den Geist desjenigen, der vor dem Ei steht. Stellen wir fest, dass der Kandidat zu uns passt schlüpfen wir und unsere Seelen verschmelzen zu einem Ganzen. Vielleicht habe ich damals wirklich deinen wahren Namen gespürt als ich deine Seele betrachtet habe aber du darfst nicht vergessen, wie klein mein Geist damals noch war. Ich war ein Schlüpfling! Die Zweibeiner würden sagen, ich war ein Baby. Selbst wenn ich damals seinen wahren Namen gekannt habe hätte ich ihn nicht in Worte fassen können. So habe ich einfach noch nicht gedacht. Inzwischen hat sich dein wahrer Name längst verändert." -
- "Wie kannst du da so sicher sein?" -
- "Er hat sich mit Sicherheit bereits kurze Zeit später einmal verändert. Als du mich berührt hast und unsere Seelen sich verbunden haben. Ich bin ein Teil von dir geworden so wie du einer von mir. Trotzdem wäre es nicht gut zu offenen über den Kontakt zu sprechen, der bestanden hat als du vor meinem Ei erschien bist. Zum einen ist es sehr persönlich und zum anderen könnte ein geschickter Magier durch diese Informationen zumindest auf die richtige Spur gebracht werden wenn es um deinen oder meinen wahren Namen geht. Sicher könnte es auch dir bei der Suche nach dir selbst helfen aber so eine Suche muss zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Wenn man noch nicht bereit ist zu erkennen und zu akzeptieren wer und was man ist kann der Verlust der Selbsttäuschung leicht ein Pfad in den Wahnsinn sein." -
- "Nun ist mir klar warum Ihr Drachen so selten darüber redet was euch bewegt einen Reiter zu erwählen. Es ist nicht, dass ihr die Angelegenheit als nebensächlich ansieht sondern das euch, vielleicht auch viel mehr als uns Reitern, bewusst ist wie wichtig und entscheidend dieser Moment ist.
Beoram brummte zustimmend und schweigend legten die beiden Seelengefährten den Rest des Weges zurück. Vor der großen Tür angekommen die Zugang zur Hauptstadt der Zwerge gewährte klopfte Burod die Pfeife aus, wir bis jetzt geraucht hatte, und rückte Kettenhemd und Wams zurecht. Wie von Geisterhand schwangen die Torflügel vor ihnen auf und Tauchtdrache und Reiter in gleißendes Licht. Nach dem Zwielicht des Tunnels waren die beiden zunächst geblendet doch dann erkannten sie vor sich den majestätischen Stadtberg von Tronjheim.
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