19. Gespräche
Zufrieden mit der Strecke dir bisher zurückgelegt hatte könnte sich Gintar eine Pause. Er hatte gespürt, dass man versucht hatte ihn mit der Traumsicht aufzuspüren aber er wusste auch, dass es bei einem Versuch geblieben war. Ohne Zweifel hatte man inzwischen sein verschwinden bemerkt.
Nachdem sich der Zwerg kurz an einem Wasserschlauch, den er mit sich führte, erfrischt hatte holte er aus seinem Rucksack einen Taschenspiegel hervor und begann Magie zu wirken.
Das Bild auf der schillernden Fläche wandelte sich und das Gesicht eines Zwerges der die offiziellen Gewänder der Dûrgimst Quan trug zeichnete sich ab. Der Priester der Knurlan saß in einer kleinen Kammer an einem Schreibtisch.
"Gintar! Es freut mich endlich wieder von dir zu hören. Du hast dich lange nicht mehr gemeldet."
"Was bringt es sich zu melden wenn es nichts zu berichten gibt Lotrag." knurrte der Zwerg sein Gegenüber an.
Der Zwerg im Spiegel lachte kurz freudlos auf.
"Darf ich also vermuten dass du jetzt etwas zu berichten hast?"
"Allerdings! Einiges wird er allerdings nicht gefallen mein Freund. Ich musste meine Position in der Magierschule aufgeben. Es gab Komplikationen."
Die Gesichtszüge des Zwergs Lotrag hatten sich während Gintar sprach deutlich verhärtet.
"Was für Komplikationen?"
"Die Tochter von Eragon und seine elfischen Hure ist in der Magierschule aufgetaucht. Ich habe leider die Beherrschung verloren als sie vor mir stand!"
Wütend schlug der Zwergenpriester mit der flachen Hand auf die Holzplatte seines Schreibtisches.
"Verdammt Gintar! Wir haben lange gebraucht um dich in diese Position zu bringen und Ruf verspielst sie leichtfertig! Was hat die Tochter unseres Feindes von dir erfahren?!"
"Mäßige deinen Ton Lotrag! Ich bin dir nicht unterstellt! Du hast kein Recht mit mir wie mit einem Diener zu sprechen! Außerdem musste der keine Sorgen machen. Von unseren Hoffnungen was Marantera betrifft habe ich nicht mal eine Andeutung gemacht. Die Drachenreiter wissen also nichts!"
"Da wäre ich nicht so sicher Gintar!" knurrte Lotrag. "Man hat angekündigt, dass der Drachenreiter Burkott demnächst in der Hauptstadt erwartet wird. Ich glaube kaum dass es ein Zufall ist, dass ein Mitglied des Ältestenrats der Drachenreiter unsere Heimstätten besucht so kurz nachdem es diesen Vorfall mit dir gegeben hat."
Auch Gintar spürte nun etwas Sorge in sich aufsteigen. Er beschloss aber selbstbewusst zu wirken denn immerhin brauchte er die Unterstützung seiner Verbündeten für sein weiteres Vorgehen.
"Macht euch keine Sorgen. Ich weiß was ich gesagt habe. Die Reiter wissen nichts. Vermutlich wollen sie nur Flagge zeigen nach dem eines ihrer Mitglieder durch mich beleidigt wurde. Außerdem haben wir wichtigeres zu besprechen. Ich bin mit meinen Nachforschungen weitergekommen."
Das Abbild von Lotrag auf der Oberfläche des Spiegels wirkte noch immer etwas skeptisch schien jedoch bereit zu sein weiter zuzuhören.
"Hast du die Information die wir benötigen?"
"Nein Lotrag aber ich weiß nun genau wo sie zu finden ist! Ich habe eine alte Chronik unseres Volkes eingesehen und ihr entnommen wusste ich eine vollständige Kopie der Schriften die wir benötigen befindet."
"Wo?"
"Auf Vroengard. Der alte Orden der Drachenreiter hatte sie in Verwahrung genommen. Hrothgar verhandelte mit ihrem Anführer über die Aushändigung dieser Schriften als die Krise mit Galbatorix begann. Daher wurden die Verhandlungen zurückgestellt."
"Du willst also diese verlassene Insel besuchen um dort in den Trümmern nach den heiligen Schriften zu suchen? Was ist mit der dunklen Kraft die dort umgeht?"
Gintar lachte.
"Meine Zeit an der Magierakademie war nicht verschwendet mein Freund. Ich weiß wie ich mich davor schützen kann. Aber ihr müsst mir die finanziellen Mittel zukommen lassen damit ich ein Schiff und einen Kapitän bezahlen kann. Er muss nicht zu der Insel fahren ohne dass viele Fragen gestellt werden."
Lotrag schüttelte missbilligend den Kopf.
"Das würde teuer werden. Weist das unsere finanziellen Mittel sich auf das beschränken, was wir und unsere Verbündeten aufbringen können. Was Du da von uns verlangst wird unsere Möglichkeiten nahezu ausschöpfen und das alles ohne dass der Erfolg garantiert ist. Sicher vor 100 Jahren war die Schrift dort aber wer sagt, dass sie im Krieg der Reiter gegen die 13 Verräter nicht wie so vieles andere verbrannt ist? Das ist ein großes Risiko!"
Gintar musste sich beherrschen um das Abbild des Zwerges im Spiegel nicht wütend anzufahren. Wie konnte man nur so kurzsichtig sein!
Der Zwerg jedoch zwang sich zur Ruhe. Ein Streit mit seinem Verbündeten würde in seinem Ziel nicht näher bringen.
"Ich verstehe deine Bedenken Lotrag aber das was ich herausgefunden habe ist der beste Hinweis seit langem. Du weißt was auf dem Spiel steht. Oder hast Du den Glauben an Marantera verloren?"
"Natürlich nicht!" polterte der Priester. "Marantera wird den dunklen Klan entfesseln und das Em'frakt bringen."
"Dann musst du mich jetzt unterstützen! Der Zeitpunkt ist äußerst günstig. Eragons Tochter besuchte die Magierakademie mit einem Auftrag. Ich habe herausgefunden, dass die Mutter des Königs Jalhod im Sterben liegt. Der Drachenreiter Murtagh wird bald zu einer Reise an ihre Seite aufbrechen und wenn der Tod von Nasuada bekannt wird ist das ein Schock für das Volk der Menschen. Auch wenn ihr Sohn inzwischen die Krone trägt bringt man ihr im ganzen Reich immer noch liebevolle Verehrung entgegen. Ihr Tod wird für Verwirrung und Unruhe sorgen."
"Und der Orden der Drachenreiter wird natürlich versuchen Flagge zu zeigen und den neuen König der Menschen zu unterstützen." folgerte Lotrag.
"Ganz genau!" bestätigte Gintar begeistert. "Unsere größten Feinde werden abgelenkt sein. Diese Gelegenheit müssen wir nutzen!"
"Also gut Gintar! Ich werde unsere Verbündeten überzeugen das Geld zur Verfügung zu stellen. Begibt sich am besten in die freie Hafenstadt der Menschen. Wir werden zwei unserer Verbündeten mit einem Handelsschiff von Surda aus nach Norden schicken. Kontaktieren ich noch einmal wenn du ein Quartier gefunden hast damit sie wissen wo du zu finden bist. Sie werden dich auch nach Vroengard begleiten und dich bei der Suche unterstützen."
"Sechs Augen sehen mehr als vier." bestätigte Gintar und fügte noch hinzu:"Das Em'frakt wird kommen!"
"In der Tat." Sagte Lotrag und im Anschluss verschwand sein Abbild von der schillernden Oberfläche des Spiegels.
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Nachdenklich trat Eragon aus seinem Haus ins Freie. Er hatte gerade Burkott und Beoram über die neuesten Entwicklungen in der Magierakademie informiert und darauf hingewiesen, dass die Nachforschungen des Zwerges nun wichtiger waren als je zuvor. Gewissenhaft hatte der erfahrene Drachenreiter die Informationen des Oberhaupts des Ordens aufgenommen und versichert, dass sie in einigen Tagen das Beor-Gebirge erreichen würden.
Es waren aber nicht die Entwicklungen bei den Zwergen Eragons Stimmung dämpfte sondern das Gespräch was Eragon im Vorfeld mit Murtagh geführt hatte schlug Saphiras Reiter aufs Gemüt.
- "Ich kann nicht verstehen Kleiner." - Saphiras sanfte Stimme erklang in den Gedanken ihres Reiters. - "Wir haben aber beide gewusst, dass wir unsere sterblichen Freunde eines Tages loslassen müssen." -
- "Wie üblich hast du recht Saphira." - seufzte Eragon. - "Ich habe Murtagh auch klargemacht, dass er auch in Zukunft nicht allein sein wird. Wir werden für ihn da sein." -
- "Natürlich er gehört zur Familie." - bestätigte Saphira.
Durch die Gedanken seiner Drachendame erkannte Eragon, dass seine Seelenschwester am Rande des Hochplateaus lag und sich eng an ihren Grünen Nistpartner geschmiegt hatte.
- "Du willst du im Augenblick auch nicht allein sein oder meine Schöne?" -
- "Wer will das schon Eragon? Ich bin sicher dein Herzstern würde sich auch über etwas Gesellschaft freuen." -
Saphira schickte ihren Reiter ein Bild, welches ihm Aryas Aufenthaltsort verriet. Eragon schmunzelte dankbar und machte sich auf den Weg. Er fand die dunkelhaarige Elfe in der Nähe seines kleinen Gartens. Arya hatte sich dort auf einem flachen Stein niedergelassen und genoss die warmen Strahlen der Morgensonne.
"Störe ich dich?" erkundigte er sich als sie sich neben seine Gefährtin niederließ.
Statt einer Antwort zu geben rutschte Arya ein Stück näher an ihn heran und schmiegte sich mit dem Rücken an Eragons Brust. Dankbar legte der Anführer der Reiter einen Arm um sie und haucht ihr einen Kuss in den wohl riechenden Haarschopf. Dann schloss auch er die Augen. Eine Weile Genossen die beiden Reiter einfach die warme Sonne ohne dass einer der beiden etwas sagte.
Schließlich war Eragon es der das Gespräch wieder aufnahm.
"Marlena hat Murtagh überzeugt, sich auf den Weg nach Ilirea zu machen. Ich habe das an seinen Sohn weitergeleitet. Er ist sehr erleichtert und vermutlich wird mein Bruder noch rechtzeitig eintreffen."
"Gut!"
Jemand der Arya nicht zu gut kannte hätte in dieser knappen Antwort vielleicht fälschlicherweise Desintresse gelesen. Eragon jedoch hatte in den zurückliegenden Jahren ein tiefes Verständnis für seinen Stern entwickelt. Gerade für die Elfen war eine so kurze Antwort Zeichen, dass sie zufrieden mit dem waren was sie erfahren hatten und wie sich die Dinge entwickelten. Gerade das schöne Volk legte einen besonderen Wert auf Präzision. Aryas simpler Antwort brachte zum Ausdruck, dass sie der Meinung war, dass es keine Unklarheiten mehr gab die ausformuliert werden müssten.
"Ich denke, dass mein Bruder das Richtige tut aber dennoch wird es nicht leicht für ihn werden. Ich muss zugeben, dass auch ich Nasuada vermissen werde. Wir verlieren eine gute Freundin."
"In der Tat." flüsterte Arya. "Ich kannte Nasuada praktisch ihr ganzes Leben. Ich habe es erlebt als sie mit ihrem Vater als Kind zu den Varden kam. Es hat mich beeindruckt wie schnell sie einen so ausgereift Charakter entwickelt hat. Das keinesfalls natürlich. Ich werde die Teiwen an sie stets als eine der wertvollsten in meiner Erinnerung ansehen."
Eragon wusste was Arya mit dem Wort Teiwen meinte. Das unsterbliche Volk der Elfen teilte sein Leben nicht nur in einzelne Sommer ein die man erlebt hatte sondern es legte auch Lebensabschnitte fest die man mit den Kapiteln eines Buches vergleichen konnte. Mit jedem dieser Kapitel Verband die betreffende Elfe eine Abfolge von Ereignuissen die ihr Leben besonders beeinflusst hatten. Umstände die geprägt hatten wer oder was man in der Gegenwart war und in dieser Kombination vermutlich nie wieder auftreten würden. Eragon wusste, dass Arya der ehemaligen Anführerin der Varden ein rohes Maß an Respekt zollte indem sie den Abschnitt ihrer unsterblichen Existenz, den sie mit Nasuada verbracht hatte zu einerTeiwen ihres Lebens erklärte.
"Was Murtagh betrifft, so steht seinem Bruder nun eine Nuanca bevor." fuhr Arya fort." Eine Zeit der Trauer aber auch ein Abschnitt in dem sich neue Möglichkeiten auftun. Ich bin sicher, dass er stark genug ist um für sich einen neuen Anfang zu finden."
"Ich habe ihm schon gesagt, dass er auf der Suche nach einem neuen Anfang nicht allein ist. Ich habe ihm klargemacht, dass wir für ihn da sind."
"Gut."
Es heute Eragon, dass Arya offensichtlich der Meinung war, dass es auch zu diesem Punkt nichts mehr zu sagen gab. Kurz nach dem Krieg hatte sie noch gemischte Gefühle was den Bruder ihres Gefährten anging doch inzwischen achtete sie ihn als Reiter und akzeptierte ihn als Mitglied der Familie.
Die Worte seiner Gefährtin trösteten Eragon zwar etwas, ganz wollte seine Trauer jedoch nicht vergehen.
"Es ist bedauerlich, dass kein Drache Nasuada zur Reiterin auserwählt hat." Meinte nach das klein Arya nach einem erneuten Augenblick des Stille.
"Ich habe es ihr angeboten an den Reiterprüfungen teilzunehmen aber sie hat es stets abgelehnt." antwortete Eragon. "Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass ein Drache bei ihr geschlüpft wäre."
Arya saß noch immer mit dem Rücken an Eragons Brust gelehnt, drehte sich aber nun so dass sie ihren Gefährten anbieten konnte.
"Warum glaubst du das?"
"Sicher nicht weil ich unsere alte Kampfgefährtin für ein schwächliches Menschenweib halte mein Stern." antwortete Eragon und entlockte seiner Gefährtin damit ein Lächeln. "Es ist nur so, dass du und ich nun bereits einige Generationen an Schülern ausgebildet haben. Ich bin nicht ganz sicher wie ich es beschreiben soll aber bisher war jeder unserer Schüler ohne den Drachen der bei ihm geschlüpft ist nicht ganz vollständig. Manchen sah man regelrecht an dass etwas fehlte, bei anderen erfuhr man es erst, wenn wir sie besser kennen lernten."
"Was meinst du mit nicht vollständig? Das verstehe ich noch nicht so ganz." erkundigte sich die Elfischerreiterin mit ehrlichem Interesse.
"Ich schon sagte, ich bin nicht ganz sicher wie ich es beschreiben soll aber nimm zum Beispiel unsere ersten Schüler: Marek. Ein junger Mensch der sich selbst noch finden musste und fast schon ein gefährliches Maß an Übermut besaß. Dazu etwas auf brausend und vielleicht sogar eine Spur Arroganz. Laorie schlüpfte bei ihm und brachte Sanftmut, innere Ruhe und Selbstbeherrschung in die Gleichung ein. Tar war schüchtern und fühlte sich schwach und verloren. Aroc hatte schon als Schlüpfling Selbstvertrauen für zwei und durch ihn öffneten sich für Tar Möglichkeiten und Herausforderungen die dem jungen Gehörnten halfen sich selbst besser verstehen zu lernen."
"Narie, ein verlorenes Kind auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Nach einem Platz an dem sie gehört." ergänzte Arya die offensichtlich verstanden hatte worauf Eragon hinaus wollte. "Silber Schopf hat eine lebenslustige kleine Schwester bekommen und den Rückhalt, den sie dringend brauchte."
"Ganz richtig." bestätigte Eragon. "Nasuada erschien mir immer als eine Persönlichkeit, die vollständig war und ihren Platz im Leben gefunden hatte. Deswegen glaube ich, dass für sie kein Drache geschlüpft wäre. Nicht weil sie nicht über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt sondern einfach vollständig ist, so wie sie ist. Es trug er leid, ich kann es nicht besser ausdrücken."
"Manche Einsichten lassen sich nicht so einfach in Worte fassen Liebster." erklärte Arya. "Dadurch sind sie aber nicht weniger war oder wichtig. Du bist weise geworden Schattentöter."
Eragon schmunzelte und antwortete: "Eine Entwicklung die sich bei einem unerfahrenen, ungebildeten Bauernjungen wohl nur eingestellt hat, weil er mit der Gesellschaft einer schönen und weisen Drachendame gesegnet wurde."
- "Du Schmeichler." - summte Saphira, die mit ihren Nistpartner in einiger Entfernung lag, in die Gedanken ihres Reiters.
- "Da bin ich mir zu großem Dank verpflichtet Schimmerschuppe." - scherzte nun Arya die offenbar ebenfalls die Worte der Drachendame gehört hatte.
- "Augenblick mal kleine Maus!" - ließ sich nun Fírnen für die beiden Gefährten hörbar vernehmen. - "Was ist denn mit der Elfenprinzessin, deren Herz so oft verletzt worden ist, dass sie es für besser hielt es auf ewig zu verschließen?" -
"Die hat durch ihren weißen Sculblaka gelernt, dass es vielleicht ein Risiko ist sich zu öffnen aber man auf wundervolle Weise entlohnt wird wenn man es für die richtige Person eingeht."
Mit diesen Worten schenkte Arya ihren Gefährten einen zärtlichen Kuss. Als sich die Lippen der beiden wiedertrennten lehnte Eragon seine Stirn an die von Arya.
"Was wären wir nur ohne unsere Seelenpartner mein Stern?"
- "Rettungslos verloren." - antworteten die beiden Drachen wie aus einem Mund.
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