13. Marantera
"Du warst du mich schon mal eine größere Herausforderung Schattentöter."
Mit diesen Worten senkte Arya ihre abgestumpfte smaragdgrüne Klinge. Die Spitze ihres Schwertes hatte vor Sekunden noch an Eragons Kehle gelegen.
"Du bist nicht wirklich bei der Sache oder Eragon?"
Der Anführer der Reiter konnte diese Einschätzung seiner Gefährtin nur bestätigen. In der Tat waren seine Gedanken nicht bei den Übungsgefecht welches sie bestritten hatten sondern verweilten bei seiner Tochter.
"Ist es wegen Murtagh?"
"Nein, mein Stern. Das für meinen Bruder dieser Tag kommen würde wussten wir seit langem und ich bin sicher, Marlena wird ihm dabei helfen die Situation zu meistern. Mich bekümmert eher was du über diesen Zwerg erzählt hast. Ich hatte gehofft, dass der Groll der Az Sweldn Anhû in endlich verraucht wäre."
Arya nickte verstehend.
"Ich kann nachempfinden warum nicht das bedrückt Eragon aber ich denke nicht, dass wir uns übergebürliche Sorgen machen müssen. Sicher ist das was dieser Gintar gesagt hat eine Beleidigung gegenüber den Reitern und unserer Familie aber vergiss nicht, dass der Grimsborith seines Clans ihm deswegen nach Alagaesia geschickt hat weil er seinen eigenen Leuten unbequeme war. Sie sollten die Unterhaltung mit Orik abwarten aber wenn wir Glück haben ist dieser Zwerg nur ein verstimmter Einzelgänger. Nach Marlenas Auskunft war es noch nicht mal ein Text über Magie dem er das studiert hat. Es war eine religiöse Schrift der Zwerge und du weißt was ich von ihrem Glauben halte."
Eragon nickte. Er wusste allerdings das die schöne Elfe an seiner Seite mit der Religion der Zwerge wenig anfangen konnte. Zwar rechnete sich Eragon auch nicht zu den wahrhaft gläubige Menschen aber er akzeptierte die Tatsache, dass Mythen und Legenden oftmals einen wahren Kern hatten.
Gerade als er seine Gefährtin darauf ansprechen wollte kam ihm eine wohl bekannte Stimme zuvor:
"Ich würde diese Angelegenheit nicht so auf die leichte Schulter nehmen meine jungen Freunde."
Die beiden Drachenreiter blickten sich zu ihrer gemeinsamen Behausung um Brot mit einem mal Angela stand. Die Kräuterhexe schien buchstäblich aus dem Boden geschossen zu sein wie die Pilze die sie in einem Beutel bei sich trug. Ihre langwierige Bekannte kam auf die beiden zu und fuhr dabei fort: "Ich denke, dass dieser Zwerg nur die Spitze des sprichwörtlichen Berges ist."
"Was wisst ihr weise Frau?"
Angela bedachte Arya mit einem Blick als hätte diese soeben eine ungewöhnlich dumme Frage gestellt.
"Kindchen ich weiß eine Menge! Selbst wenn wir die nächsten 100 Jahre sitzen würden könnte ich diese Frage nicht ausschöpfen beantworten. Hier ist aber eine Sache die ich weiß: Mein alter Lehrer hatte recht, du bist wirklich ein Kiselhirn."
Angelas Blick wanderte zu Eragon der nur mühsam ein Schmunzeln unterdrückte.
"Kannst du eine bessere Frage stellen Schattentöter?"
"Ich werde mich bemühen." gab Eragon zurück und fragte nach einigen Sekunden: "Was glaubst du uns in dieser Situation mitteilen zu müssen?"
Angela grinst schelmisch und vollführte eine Geste in Aryas Richtung die ein stummes "Siehst du?! So macht man das." zum Ausdruck zu bringen schien.
"Eine Sache habe ich euch schon gesagt ich denke nicht, das dieser Zwerg ein Einzelgänger ist. Wenn ihr nach einem Ansatz sucht dann habe ich einen für euch. Einen Namen: Marantera. Sein Bruder dürfte euch eher ein Begriff sein: Gûntera."
Mit diesen Worten wandte sich Angela zum gehen drehte sich aber noch einmal zu den beiden Reitern um: "Wenn ich du wäre Schattentöter, würde ich erst einige Nachforschungen über Marantera anstellen bevor du deinen Freund den Zwergenkönig darauf ansprichst. Denkt daran: Unwissenheit ist nicht immer eine ausreichende Entschuldigung und du könntest mehr verlieren als du bereit bist aufzugeben wenn du unbedacht handelst."
Mit diesen Worten stampfte Angela endgültig davon.
"Marantera Bruder von Gûntera." murmelte Arya. "Ist Gûntera nicht der König der Götter der Zwerge?"
"In der Tat Kiselhirn vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für dich." neckte Eragon.
Arya bedachte ihn daraufhin mit einem durchdringendem Blick und Saphiras Reiter sah sich gezwungen seine Gefährtin mit einem sanften Kurs zu bestechen um ihren aufkeimenden Zorn zu besänftigen.
"Denkt daran, du bist mein Anker, meint stets sicherer Hafen."
Aryas Blick machte deutlich, dass sie die Schmeichelei durchschaute aber sie ließ sich dennoch versöhnen. Die Flügelschläge von Drachen ließen die beiden Reiter schließlich zum Himmel blicken.
"Ich denke deine Schüler treffen gerade ein." vermutete Eragon als er die beiden silbergrauen Drachen erkannte die zur Landung ansetzen. Bei diesen beiden handelte es sich um wilde Exemplare die mit einer ungewöhnlichen Bitte an den Orten der Drachenreiter herangetreten waren. Sie entstammen einer der jüngsten Brutgruppen und hatten den Wunsch zum Ausdruck gebracht die Sprache der Zweibeiner zu lernen. Aus ihrem Clan beherrschte noch niemand das gesprochene Wort. Innerhalb dieser Familie verständigte man sich nur auf die für die Drachen natürliche Art: Gefühle und Bilder.
Die beiden jungen Familienmitglieder hielten es aber für wichtig auch die gesprochene Sprache zu beherrschen da in den letzten Jahren bereits einige Menschen stete weiter im Osten entstanden waren.
Arya hatte sich schließlich bereit erklärt die beiden Jungdrachen zu unterrichten.
"Was willst du jetzt tun?" erkundigte sich die Elfe bei ihrem Gefährten während ihre Schüler bereits landeten.
"Ich werde mich an Angelas Ratschlag halten und zunächst einige Nachforschungen anstellen. Orik kann ich auch später noch kontaktieren."
Arya nickte.
"Wenn Angela mehr hinter diesen Zwerg vermutet als ich es bisher getan habe wäre ich bei diesem Gespräch sowieso gerne dabei. Ich werde in etwa einer Stunde bei dir sein."
Eragon nickte. So lange würde er sicher für seine Nachforschungen brauchen. Nachdem er sich von Arya verabschiedet hatte besuchte der Anführer der Reiter sein Haus auf und ging in sein Arbeitszimmer. Aus einem gut bestückten Bücherregal nahm er einen Band heraus, der ihm besonders viel bedeutete. Es war das erste Buch was er je besessen hatte. Eine Abschrift von Domina abr Wyrda. Die erhoffte er Hinweise zu finden.
Nach einigem Suchen fand er in dem Werk des Mönchs Heslant das Kapitel welches sich mit den Zwergen und ihren Göttern beschäftigte. Seite für Seite ginge aufmerksam die Aufzeichnungen durch fand jedoch keine Erwähnung eines Gottesnamens Marantera.
Er wollte fast schon aufgeben als er auf den letzten Seiten die sich mit der Kultur der Zwerge befassten eine kleine fast unscheinbar wirkende Notiz fand.
Dort stand:
Im Zuge meiner Arbeit bin ich, der Verfasser dieses Werkes, stets um Vollständigkeit bemüht. Ich habe eine möglichst vollständige Abhandlung der Götter der Zwerge und ihrer Legenden aufgeführt. Ich muss jedoch ergänzen, dass die Möglichkeit besteht dass eine ihrer Götter Figuren hier keine Erwähnung gefunden hat. Das liegt daran, dass nur geflüsterte Gerüchte über diesen speziellen Gott im Umlauf sind. Jeder der persönlichen Kontakt zu den Zwergen gesuchte sei gewarnt! Die Erwähnung des Namens dieser Gottheit gilt bei den Zwergen als nicht wiedergutzumachende Beleidigung! Ich habe den Fehler gemacht diesen Namen in Gegenwart eines mir lieb und teuer gewordenen Freundes aus den Zwergen Volk auszusprechen. Seitdem weigert er sich mit mir zu sprechen und in seinem Haus bin ich nicht mehr willkommen. Eine Erklärung hat er mir nie gegeben geschweige denn die Möglichkeit nicht zu entschuldigen. Nachforschungen jeder Art über diesen unbekannten Gott müssen also mit größter Vorsicht vorangetrieben werden wenn man die Zwerge nicht verprellen will. Ich werde den Namen dieser Gottheit am Ende dieses Textes nennen. Wichtig ist im Zusammenhang mit ihnen jedoch noch, dass alle Informationen über ihn scheinbar aus den heiligen Schriften des Zwergenvolkes entfernt wurden. In nahezu jedem ihrer heiligen Bücher findet man Hinweise auf Seiten die herausgerissen wurden. Diese Seiten waren stets Russ geschwärzt. Des weiteren ist entscheidend, dass scheinbar nur Mitglieder des Zwergenvolkes die ein bestimmtes Alter erreicht haben überhaupt von dieser unbekannten Götterfigur zu wissen scheinen. Jeder im Zwergenvolk weiß aber, dass es eine nicht wiedergutzumachende Beleidigung ist den Namen Marantera auszusprechen. Damit habe ich alle Informationen zu Papier gebracht die ich über diese Gottheit in Erfahrung bringen konnte. Noch einmal sei jeder gewarnt der Nachforschungen über Marantera anstellen will. Egal wie tief das Band der Freundschaft ist welches den Suchenden mit einem Zwerg verbindet, es würde nicht überleben wenn der Name Marantera ausgesprochen wird.
Nachdenklich klappte Eragon seiner Ausgabe von die Macht des Schicksals zu. Was er hier erfahren hatte beunruhigte ihn. In jedem Fall war er froh diese Informationen vor seinem Gespräch mit Orik erhalten zu haben. Der Zwergenkönig war im von je her ein teurer und lieber Freund. Das Gespräch was nun Unausweichlichkeit musste mit allergrößter Vorsicht geführt werden.
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