Hope you like it :)
"Wissen Sie, er war perfekt. Ich weiß, niemand ist perfekt, aber in meinen Augen war Ardy es. Er hatte seine Macken und nervigen Angewohnheiten, aber auch die habe ich an ihm geliebt. Ich habe alles an ihm geliebt. Er hätte auch in einem Kartoffelsack rumlaufen können, er wäre trotzdem wunderschön gewesen. Tja, so ist das wohl, wenn man verliebt ist, oder?
Seine Augen. Gott, sie waren so wunderschön. Diese Farbe, dieses grau-grün-wasweißich. Und dieses Funkeln darin. Immer wenn er sich gefreut hat oder wenn wir beide uns einfach nur in die Augen geschaut haben, haben sie so wunderschön geglänzt. Sein Körper. Er war dünn, keine Frage, vielleicht sogar schon mager. Früher, als er noch Breakdance gemacht hat, war er trainiert. Seitdem er jedoch damit aufgehört hat, hat er seine Muskeln verloren und ist immer dünner geworden. Aber trotzdem war er in meinen Augen immer noch so wunderschön, auch ohne Muskeln. Ich meine, ich bin schließlich auch total untrainiert. Nur neige ich halt eher dazu, dann etwas zuzunehmen, während Ardy dünner wird. Er hat sich für seine hervorstehenden Rippen geschämt. Doch immer wieder habe ich ihm gesagt, wie sehr ich auch sie an ihm liebe, denn sie gehören zu ihm. Dann haben seine Augen wieder geleuchtet und wir haben uns geküsst. Hach, seine Küsse. Sie waren so wundervoll. Diese rauen, manchmal etwas abgenagten Lippen, sie passten einfach zu ihm. Ardys Küsse waren alle anders, aber immer waren sie wunderschön. Ob ein kurzer oder ein sanfter oder ein leidenschaftlicher Kuss, sie waren alle auf ihre Weise unbeschreiblich. So wie Ardy selbst auch.
Unbeschreiblich. Das passt.
Wissen Sie, wir waren glücklich. Wunschlos glücklich. Alles war gut, alles hat geklappt. Ja, wahrscheinlich war alles ZU gut, alles ist ZU glatt gelaufen. Denn dann kam diese Nacht. Diese eine Nacht, die mein gesamtes Leben verändert hat. Naja, versaut trifft es eher. Wobei, es war gar nicht die Nacht, schließlich bin ich, ich allein, schuld. Schuld daran, dass Ardy mich verlassen hat. Ich könnte es jetzt auf den Alkohol schieben, und ich denke, der hat auch seinen Teil dazu beigetragen, aber im Endeffekt ist es egal, was die Umstände waren. Der Punkt ist: Ich habe Ardy betrogen. Und es war der größte Fehler meines Lebens.
Ich habe noch nie eine Sache so sehr bereut, wie diese Nacht. Hätte ich die junge Frau, die mich im Club angetanzt hat, nicht einfach stehen lassen können? Wieso musste ich mit ihr tanzen und wieso um alles in der Welt habe ich mich darauf eingelassen, als sie mich auf ein kleines Sofa drängte und mir ins Ohr raunte: "Lass uns ein bisschen Spaß haben, Süßer!" Warum?! Warum nur...?
An die Nacht kann ich mich kaum erinnern. Nur dass ich irgendwann am nächsten Morgen bei einer fremden Frau im Bett lag. Nackt. Sie ebenfalls. Gott, ist das klischeehaft. Aber es war nunmal so. Als ich gecheckt habe, dass ich mit der blonden Tusse meinen Freund betrogen habe, hab ich sofort ihre Wohnung verlassen. Nur schnell Klamotten angezogen und weg. Irgendwie hab ich's nach Hause geschafft. Tür auf, zum Glück hatte ich noch meinen Schlüssel, Handy und Portmonee bei mir. Das wär ja noch die Krönung gewesen, wenn mir meine Sachen geklaut worden wären!
Naja, als ich die Wohnungstür aufschloss, sprang mir mein Freund praktisch auf den Arm. Er klammerte sich an mich und schluchzte in mein Ohr, wo ich gewesen sei und warum ich mich nicht gemeldet hätte. Dann ließ er mich los und presste seine wundervollen Lippen auf meine.
Das war unser letzter Kuss. Denn als wir uns lösten, starrte Ardy auf meinen Hals. Ich war erst verwirrt, doch als er zu zittern anfing und stotterte: "Taddl, was ist das an deinem Hals?", da hatte ich schon eine Ahnung, die sich mit einem Blick in den Spiegel bestätigte. 3 große rote Knutschflecke prangten auf meinem Hals. Ich sehe immer noch Ardys Blick genau vor mir, seine Augen, die mich anstarrten. Sie glänzten nicht. Sie waren schon fast stumpf. Ich... ich konnte in diesem Moment nichts sagen. Wie soll ich meinem festen Freund denn bitte erklären, dass ich ihn betrogen habe, wenn ich es selbst nicht akzeptieren kann?!
An den Rest kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich weiß nur, dass Ardy nach einiger Zeit des Schweigens angefangen hat zu weinen, dass ich ihn in den Arm nehmen wollte, ihn beschützen wollte vor allem Bösen. Doch Ardy ist vor mir zurückgewichen. Hat geschrien, ich solle ihn nicht anfassen und dass es aus ist. Und da habe ich das erste Mal begriffen, was ich getan habe. Ich habe meine große Liebe betrogen, mit irgendeiner dahergelaufenen Bitch. Ich habe mein gesamtes Leben zerstört. Und ich habe gecheckt, dass ich Ardy nicht vor allem bösen bewahren kann. Denn das bin ich. Ich habe ihm das Herz gebrochen, wie er mir ins Gesicht geschrien hat, bevor er mir eine heftige Backpfeife verpasste. Verdient. Ja, ich hatte es verdient. Ich war der größte Idiot auf Erden. Nachdem Ardy mit seinem Rucksack, in den er ein paar Sachen gestopft hatte, die Wohnung lautstark verlassen hatte, brach ich zusammen. Mitten auf dem Flur in unserer Wohnung. Naja, jetzt wohl eher meiner Wohnung. Fuck.
Das ganze ist jetzt schon ein gutes halbes Jahr her, aber ich muss immer noch jeden Tag an ihn denken. Er war und ist die Liebe meines Lebens, und ich habe ihn betrogen. Wissen Sie, wie man sich fühlt, wenn man das checkt? Scheiße. Scheiße fühlt man sich. Ich hoffe einfach, dass es Ardy gut geht. Dass er im Gegensatz zu mir über unsere Trennung hinweg ist und dass er ein neues glückliches Leben führt. Sowas wie mich hat er nicht verdient. Ich bin ein Arschloch und eine dumme Misset. Ich schäme mich für das, was ich bin.
In der vergangen Zeit habe ich viel an mir verändert. Viele neue Tattoos, die ich unter anderem zusammen mit Ardy entworfen habe. Grüne, oben lange Haare, zu einem kleinen Zopf gebunden. Bald ist die Farbe raus. Dann kommt Blau, denke ich. Die Farbe hatte er auch mal. Es stand ihm unheimlich gut. Aber Ardy ist einfach ein Typ, der alles tragen kann und dem alles steht. Im Gegensatz zu mir. Jeden Morgen stelle ich mir die Frage, was ich anziehen soll. Und da stelle ich mir Ardys Antworten vor, was er zu einem Outfit sagen würde. Krank, oder? Ich weiß, ich sollte mich von ihm loslösen, es akzeptieren, dass Schluss zwischen uns ist, aber es geht nicht. Ardy war Jahre lang ein großer Teil meines Lebens, wir waren praktisch dieselbe Person. Und von einem auf den anderen Tag ist alles futsch. Und ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen. Ich würde alles dafür tun, um Ardy noch einmal zu sehen. Verstehen Sie? Einfach nur ihn ansehen; ob er sich verändert hat oder nicht. Sicherlich hat auch er jetzt mehr Tattoos als früher, als... als wir noch ein Paar waren. Fuck, der Gedanke an unsere "gute" Zeit tut so weh. Es sind einfach Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Ardy wird immer ein Teil von mir bleiben. Immer."
Mein Körper sackt in dem unbequemen Stuhl zusammen und ich vergrabe schluchzend mein tränenüberströmtes Gesicht in meinen tätowierten Händen. Ein paar Minuten weine ich vor mich hin, dann räuspert sich meine Psychologin, die mir gegenüber sitzt, und fragt mitfühlend: "Und weil Sie diesen inneren Schmerz und die unüberwindbare Liebe zu Ardian nicht mehr ertragen konnten, haben Sie versucht, Suizid zu begehen, Thaddeus?" Ich nicke schwach. "Wie glauben Sie, wenn Ardian dies erfahren hätte, hätte er reagiert?" Ich überlege kurz. "Ich... ich weiß nicht genau. Ich weiß nicht, ob er um mich getrauert hätte oder o-ob es ihn gar nicht interessiert hätte." Alleine die Vorstellung, wie Ardy von meinem Tod erfährt und desinteressiert mit den Schultern zuckt lässt mich aufschluchzen.
Meine Psychologin seufzt, während sie aufsteht. "Thaddeus?" Ich sehe zu ihr hoch. "Ich denke, Ardian kann Ihnen am besten selbst erklären, wie er sich gefühlt hat, als er die Nachricht bekam, dass sein Ex-Freund..." Dieses Wort gab mir einen Stich ins Herz. Ex-Freund. Weil ICH so dumm war. ICH habe es verbockt. ICH bin Schuld. Wieder wächst der Hass auf mich, der mich vor ein paar Tagen zu meinem Selbstmordversuch getrieben hat. So etwas wie mich sollte nicht auf dieser Welt leben, weshalb ich von der Brücke springen wollte.
"Thaddeus?" Eine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. "Haben Sie mir überhaupt zugehört?" Ich schüttele den Kopf, woraufhin meine Psychologin verstehend lächelt. "Haben Sie wieder an Ardian gedacht?" "Ja", antworte ich monoton, "ich denke nur an ihn."
"Ich denke auch oft an dich, Taddl."
Diese Stimme. Sofort drehe ich mich zur Tür, wo mein Fr... Ex-Freund steht und mich anlächelt. Dieses Lächeln. Oh mein Gott. Zu lange habe ich es nicht gesehen. Ich scanne ihn von Kopf bis Fuß ab. Seine Haare sind etwas länger als früher, sodass ihn ein paar hellrosa Strähnen ins Gesicht hängen. Sein Style ähnelt meinem sehr, obwohl wir beide unabhängig voneinander unseren Klamottengeschmack weiterentwickelt haben. Seine Hände sind wie meine tätowiert, und auch auf den Armen und der Brust sind bereits Ansätze zu erkennen.
Alles in Allem sieht er immernoch wunderschön aus, wenn nicht sogar noch hübscher als... vor unserer Trennung. Ungewollt muss ich schlucken und wieder steigen mir Tränen in die Augen. Was bin ich nur für eine Pussy geworden, seit Ardy mich verlassen hat.
"Ich lasse Sie beide nun alleine. Bitte geben Sie mir bescheid, wenn Sie sich ausgesprochen haben. Und kein Sex auf dem Schreibtisch." Ardy und sie grinsen sich an, ich lächle schwach. Das ist doch alles eh nur ein Traum, aus dem ich gleich erwache und enttäuscht auf die leere Betthälfte neben mir starre.
"Taddl, nein. Das ist kein Traum, ich bin hier und... ich möchte reden. Mit dir."
Ungläubig hebe ich meinen Kopf und sehe in Ardys Augen. Sie strahlen. Das letzte Mal, als ich sie sah, waren sie glanzlos. Und nun ist dieses Grün-Grau intensiver denn je. "Wunderschön", murmle ich gedankenverloren. "Was ist wunderschön?", hakt mein Gegenüber nach. "Du", antworte ich geradeheraus und sofort wird Ardy rot, was ihn noch süßer aussehen lässt. Ich sollte mich zusammenreißen, doch meine Gedanken kreisen nur um ihn.
"Du... hast dich äußerlich sehr verändert", beginnt er zögerlich ein Gespräch. Ich nicke. "Du auch." Ein kleines Lächeln von ihm genügt als Antwort. Wieder Stille. Mehr als unangenehm.
"Ardy, bitte komm zum Punkt. Warum bist du hier?" "Ich will mit dir reden." "Worüber?" Er zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben. "Über das Wetter natürlich!" Ich muss grinsen. Er hat sich nicht verändert.
"Gott, ich habe dein Lächeln so vermisst, Taddl", gesteht er. Ich lächle noch breiter und hauche dann vorsichtig, gespannt auf seine Reaktion: "Ich... ich habe dich vermisst, Ardy. Alles an dir. Dein Lächeln, deine weichen, immer etwas verwuschelten Haare, deinen Bartansatz, der beim Küssen gekratzt hat..." Seufzend breche ich ab, weil mir schon wieder Tränen die Wange hinunter laufen.
"Scheiße, was stellst du nur mit mir an, Ardian?" Er schaut mich abschätzend an. "Sag du es mir."
"I-ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was ich fühlen oder denken soll. Einerseits bin ich so froh, dich zu sehen und auch zu sehen, dass es dir gut geht. Das... das ist das wichtigste, weißt du? Auch wenn du mir nicht verzeihst, was ich ehrlich verstehen könnte, selbst dann wäre ich glücklich, solange es dir gut geht."
"Liebst du mich noch, Taddl?"
Die Frage kam unerwartet. Ein paar Sekunden lang sehen wir uns in die Augen, ehe ich nicke und als Bekräftigung hinterher schiebe: "Ja. Ja, ich liebe dich noch, Ardy. Wie am ersten Tag. Ich habe dich immer geliebt und ich fürchte, so schnell wird diese Liebe auch nicht verschwinden."
Verlegen schaue ich auf den Boden und warte auf eine Reaktion von Ardy. Doch es bleibt still. Habe ich ihn so verschreckt mit meinem Geständnis? Ist er schockiert?
Noch ein paar Sekunden ist es totenstill im Raum, bis Ardy von seinem Stuhl aufsteht und langsam zu mir kommt. Als seine Schuhspitzen in mein Sichtfeld treten, hebe ich langsam meinen Blick und schaue hoch in sein Gesicht. Auch Ardys Blick ruht auf mir. Immernoch sagt er nichts. Langsam wird mir unter seinem durchbohrenden Blick unwohl und ich wende meinen Blick wieder zum Boden.
Ardy seufzt. "Ach, Taddl."
"Was?", frage ich verwirrt und knete meine Hände.
"Wieso? Wieso musst du immer noch so wunderschön sein? Wieso müssen deine neuen Tattoos dir so gut stehen? Wieso ist dein neuer Style genauso wie meiner? Wieso ist deine Stimme immer noch so wundervoll tief, beruhigend und erotisch? Wieso ist deine Stupsnase noch so niedlich, auch wenn sie eigentlich nicht zu dem harten Kerl passt, der du gerne sein würdest? Wieso würde ich dir nach einem Blick in diese wundervollen Augen alles verzeihen? Wieso fällt es mir so schwer, dich nicht zu küssen? Und wieso verdammt nochmal liebe ich dich immer noch so sehr, obwohl ich dich hassen sollte?!"
Während seiner Rede hatte Ardy angefangen zu zittern, doch jetzt, wo er anscheinend sich alle Gefühle von der Seele geredet hat, fängt er heftig an zu schluchzen und immer mehr Tränen bahnen sich einen Weg seine geröteten Wangen hinab.
Auch ich fange langsam an zu weinen, da mich sein Liebesgeständnis tief berührt hat.
Vorsichtig mache ich einen Schritt auf ihn zu, bevor ich langsam meine Arme um seinen bebenden Körper schließe und er sich an mein Shirt klammert, als wäre er ein Ertrinkender und ich sein Rettungsring.
So bleiben wir ein paar Minuten stehen, eng umschlungen, bis Ardys Tränen versiegen und er sich an meine Brust kuschelt, während ich ihm einen kurzen Kuss auf die flauschigen Haare drücke und ihm liebevoll über den Nacken streiche. Seufzend vergräbt Ardy sein Gesicht in meiner Halsbeuge und atmet tief ein bevor er einen Kuss dorthin haucht.
Ich kichere. "Rieche ich so gut?"
Ardy löst sich aus der Umarmung und schaut zu mir hoch, während ich meinen Kopf zu ihm hinunter beuge. "Ja", antwortet er dann, "du riechst nach... Heimat. Ich bin wieder zu Hause angekommen, Taddl. Denn mein Zuhause ist genau hier."
Verwirrt schaue ich ihn an; er lächelt liebevoll und streicht mir mit dem Daumen über meine Wange. Dann beugt er sich zu meinem Ohr und haucht: "Mein Zuhause ist in deinen Armen."
Eine Gänsehaut überkommt mich und eine Träne läuft meine Wange hinab.
Erschrocken und doch so sanft küsst
mein Gegenüber sie von meiner Wange.
"Bitte sag etwas, Taddl", fleht er dann.
Ich überlege, was die besten Worte wären, um das Gefühlschaos in mir drin zu beschreiben, doch ich finde keine Antwort. Stattdessen lege ich meine Hände an Ardys Wangen, lege meine Stirn an seine und hauche "Ich liebe dich".
Ein Strahlen bildet sich auf seinem Gesicht, woraufhin ich mich noch ein Stück hinunterbeuge und langsam unsere Lippen verschließe.
Hatte ich nicht vorhin gesagt, dass alle Küsse mit Ardy anders und trotzdem alle wundervoll sind? Das bestätigt sich gerade wieder.
Doch dieser liebevolle und zärtliche Kuss gerade übertrifft wirklich alles, denn ich weiß, dass Ardy mich immer noch liebt und mir verziehen hat. Dieser Kuss ist rundum perfekt, genauso wie Ardy es ist.
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Das war's, ich hoffe es hat euch gefallen :)
Mein erster Oneshot hier auf Wattpad, deswegen würde ich mich über Kommentare und Bewertungen sehr freuen!
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