Geheimnisse
"Ich. kann. Keinen. Bissen. Mehr. Essen." Sirius stöhnt und legt seinen Kopf auf den Esstisch.
"Sirius Orion Black, Manieren!", wendet Mrs. Potter scharf ein. Er setzt sich sofort auf und sieht dabei ziemlich krank aus.
"Danke für das Abendessen Mrs. Potter", sagt Peter höflich.
"Jederzeit Peter", lächelt Mrs. Potter ihn warmherzig an.
Remus und Peter kommen kurz nach Mittag an. Remus war den grössten Teil des Abends über sehr ruhig. Er sagte er habe letzte Nacht nicht gut geschlafen und fühle sich nicht gut. Er sieht wirklich ziemlich krank aus. Ich habe ihn schon mehrmals gefragt, ob es ihm gut geht und er sagt, dass es ihm gut geht. Die Falten in seinem Gesicht und die Ringe unter seinen Augen sagen etwas anderes.
Mrs. Potter steht auf und hilft Disly den Tisch abzuräumen. "Also Jungs", sagt Mr. Potter unwirsch. "Ich weiss es sind Ferien und ihr seid alle froh zusammen zu sein. Aber wir müssen einen Ball für morgen vorbereiten. Ihr werdet also zu einer vernünftigen Zeit ins Bett gehen verstanden?" Seine Stimme ist ernst aber seine Augen glitzern schelmisch. Plötzlich kann ich mir vorstellen woher James seine schelmische Art hat. "Nun Lily", wendet er sich lächelnd an mich. "Kann ich dir vertrauen, dass du diese Rasselbande im Zaum hältst?" "Seit sieben Jahren", antworte ich und werfe James einen spitzen Blick zu. Mr. Potter lacht als James protestiert: "Du tust so als wären wir furchtbar! Wir sind Engel, das sind wir." Sirius lächelt unschuldig während James mit seinem Zauberstab Licht ausstösst und einen Heiligenschein über den Köpfen der vier Jungen bildet. Mr. Potter schüttelt den Kopf und steht auf. "Gute Nacht Kinder. Schön, dass du hier bist Lily." "Vielen Dank nochmals Mr. Potter", lächle ich. "Gute Nacht Dad", sagt James fröhlich. Mr. Potter geht nach oben und lässt uns fünf an einem leeren Tisch zurück. Remus blickt immer wieder zum Fenster und Peter schaut auf seine Uhr. "Na Rotschopf gehst du ins Bett?", fragt Sirius lässig. Er studiert seine Fingernägel, aber er scheint es eilig zu haben.
"Seid ihr zu viert?", frage ich misstrauisch.
Alle nicken und James sagt: "Ja wie mein Vater gesagt hat, müssen wir uns für die Party morgen fertig machen." Sie setzen sich alle auf die Kante ihrer Stühle, als ob sie bereit wären auf der Stelle aus der Tür zu rennen.
"Habt ihr etwas vor?", frage ich und beobachte sie alle.
"Nein", sagen sie unisono. Sie führen definitiv etwas im Schilde.
"Willst du mir sagen was hier los ist?", frage ich und ziehe eine Augenbraue hoch.
"Nichts ist los Liebes, wirklich. Wir gehen gleich ins Bett", sagt James und lächelt mich beruhigend an.
"Okay. Wo schlaft ihr denn alle?", frage ich misstrauisch.
"Wurmschwanz ist in Tatzes Zimmer und Moony ist bei mir" antwortet James. "Wir sind gleich den Flur runter."
"Okay", sage ich und stehe auf. Was in Merlins Namen haben die denn alle vor? Sie sind seltsam, seltsamer als sonst. Sie bleiben alle sitzen und starren mich an. "Wollt ihr nicht mitkommen?"
"Was? Oh ja!", antwortet Sirius schnell. Sie stehen alle auf Remus lehnt sich ein wenig an Sirius und sieht blass aus.
"Komm Lily." James zieht mich schnell weg und wirft einen Blick auf die Jungs. "Ich zeige dir das Gästezimmer." James zerrt an meiner Hand und führt mich die grosse Treppe hinauf. Das obere Stockwerk ist genauso verwirrend wie das untere mit seinen vielen Fluren und Zimmern. Schliesslich bleibt er vor einer Tür stehen und öffnet sie.
Das Zimmer ist grösser als mein eigenes zu Hause. Es gibt ein grosses Erkerfenster an der Rückwand. Das Bett ist riesig und extravagant. Eine Kommode steht in der Ecke neben dem grossen Kleiderschrank. Es gibt sogar einen Schreibtisch am Fenster. Mein Koffer steht vor dem Nachttisch wo Disly ihn gelassen haben muss. Ich versuche mich in einem so teuren Zimmer nicht fehl am Platz zu fühlen. "Ist das in Ordnung?", fragt James der mein Schweigen missverstanden hat.
"Was? Ja natürlich." Ich drehe mich lächelnd zu ihm um. Er schlingt seine Arme um meine Taille und zieht mich zu sich. Er drückt mich an sich und vergräbt sein Gesicht in meinem Haar.
"Es tut mir leid was mit Petunia passiert ist, aber ich bin froh, dass du hier bist. Alles fühlt sich besser an, wenn du in der Nähe bist", sagt er. Ich spüre wie mein Herz bei seinen Worten flattert.
"Ich bin auch froh, dass ich hier bin. Du hast mein Weihnachten viel besser gemacht." Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und drücke meine Lippen auf seine.
Ich wollte ihn nur kurz küssen, aber er hält mich fest und vertieft den Kuss was mir recht ist. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und er umarmt mich fester. Er drückt mich mit dem Rücken gegen die Wand. Ich fahre mit meinen Händen unter sein Hemd und spüre die straffen Muskeln, die sich über seinen Rücken ziehen. Er bewegt seine Lippen zu meinem Hals was in meiner Magengrube eine Sehnsucht auslöst. Wir bleiben dort nur mit Lippen und Händen was Stunden hätte dauern können. Als wir uns trennen huscht ein Grinsen über seine Lippen. "Was?", frage ich.
"Lily Evans du bist sehr gut im Küssen", zwinkert er.
"Uhm", antworte ich spielerisch. Er küsst mich auf die Stirn und lacht.
"Gute Nacht Lils. Frohe Weihnachten", sagt er und tritt aus der Tür. Ich stehe einen Moment lang da und starre auf die geschlossene Tür. Mein Gehirn fühlt sich von all den Küssen benebelt an und ich spüre, wie ich schwanke. Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ein Flattern in meinem Magen. Es stand ausser Frage, dass ich total in James Potter verliebt war. Ich ziehe meinen Pyjama an und lösche das Licht. Ich krabble ins Bett und wiederhole den Kuss in meinem Kopf. Ich habe James jetzt schon hundertmal geküsst, aber ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt. Ich fühle mich immer noch wie eine Zwölfjährige. Ich liege auf dem Rücken und starre an die Decke. In die weisse Decke ist ein goldenes kreisförmiges Muster eingraviert. Es ist berauschend es zu betrachten. Ich frage mich abwesend ob das Muster dazu da ist einen schläfrig zu machen. Es funktioniert.
Ich spüre, wie ich abdrifte und bitte meine Augenlider sich zu senken. Die gedämpften Stimmen im Flur reissen mich aus dem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein. Jetzt bin ich voll wach. Irritiert richte ich mich im Bett auf und spitze meine Ohren.
"Pst! Weckt Lily nicht auf!", flüstert jemand scharf. Es klingt wie James. "Krone beweg dich. Wir müssen ihn hier rausbringen", antwortet jemand der besorgt klingt. Das Gespräch geht weiter, aber ich kann nicht verstehen was noch gesagt wird als sie nach unten gehen. Ich hatte das merkwürdige Verhalten der vier Jungs nach dem Abendessen schon wieder vergessen. James Potter hast du mich so geküsst, um mich abzulenken?
Ich krame nach meinem Bademantel als ich aus dem Fenster eine Bewegung sehe. Peter steht mit einem brennenden Zauberstab davor während James und Sirius Remus halb in den Wald zerren. Ich ziehe meinen Pullover über meinen Bademantel und schlüpfe in das erste Paar Schuhe, das ich finde. Ich nehme meinen Zauberstab vom Nachttisch und gehe die Treppe hinunter.
Ich muss mich ein paar Mal umorientieren, bevor ich zur Tür finde, aber schliesslich finde ich sie und mache mich auf den Weg nach draussen. "Lumos!" An der Spitze meines Zauberstabs erscheint ein helles Licht. Ich mache mich auf den Weg in den Wald.
Ich richte meinen Zauberstab auf den Boden und versuche nicht über irgendetwas zu stolpern. Was in aller Welt haben diese Jungs hier draussen zu suchen? Es ist spät es ist kalt und es ergibt einfach keinen Sinn. Ich sollte wahrscheinlich zurückgehen, aber ich bin von Natur aus neugierig.
Ein Heulen durchschneidet die stille Nacht wie ein Messer. Ich bleibe auf der Stelle stehen. Das hörte sich nah an. In diesem Teil des Landes gibt es keine Wölfe. Ich hebe mein Gesicht zum Himmel und mein Herz sinkt. Es ist Vollmond.
"Es ist ein bisschen seltsam findest du nicht?", sagte Severus als wir in der fünften Klasse waren kurz bevor wir aufhörten Freunde zu sein.
"Lass es Sev", hatte ich streng geantwortet. "Sie sagen er ist krank. Du weisst doch gar nichts."
"Jeden Vollmond? Komm schon Lily. Du bist doch schlau. Du musst doch wissen, dass etwas nicht stimmt", sagte er verärgert darüber, dass ich seiner Theorie nicht zustimmte.
"Severus", sagte ich scharf und benutzte seinen vollen Namen. "Hör auf damit. Das ist eine ernste Anschuldigung und du kannst das nicht einfach so sagen." Daraufhin liess er es sein. Die Wahrheit war, dass ich es bemerkt hatte. Wie könnte ich auch nicht? Aber ich hatte nie auf diese Neugier reagiert, weil ich nicht wollte, dass es wahr ist. Unwissenheit ist ein Segen, nicht wahr?
Da ist noch mehr Heulen. Es kommt immer näher. Mein Herzschlag beschleunigt sich und ich spüre wie das Adrenalin meine Adern füllt. Ich muss von hier verschwinden. Es gibt ein Geräusch wie brechende Zweige und stampfende Füsse. Mein Magen krampft. Ich muss gehen. Es gibt noch mehr Geräusche, rasche Schritte. Ich beginne mich umzudrehen, aber ich kann nicht sehen aus welcher Richtung ich gekommen bin. Das war eine schlechte Idee. Ich kann nicht sagen aus welcher Richtung das Heulen kommt oder aus welcher Richtung die Schritte kommen.
"Lily! Was machst du denn hier draussen? Geh!" Ein von Panik ergriffener James bricht durch die Bäume.
"Was machst du denn hier draussen?", frage ich. Wenn das, was ich denke, wahr ist dann ist es wahnsinnig gefährlich für ihn hier draussen zu sein!
"Vergiss es! Du musst gehen Lily! Sofort!" Seine Augen sind gross. Er reisst mich an den Schultern und schüttelt mich. "Geh!" Ein knurrendes Geräusch kommt aus dem Gebüsch hinter ihm. Seine Augen werden so gross als würden sie jeden Moment aus den Höhlen springen. Er dreht sich schnell um, wirft einen Arm hinter sich und stösst mich zurück, der andere Arm hebt seinen Zauberstab.
Ein knurrender Werwolf kommt langsam aus dem Gebüsch und mustert James und mich. Mir rutscht das Herz in die Hose und Tränen treten mir in die Augen. Es ist Remus. Das braucht mir niemand zu sagen denn ich weiss es schon seit einer Weile. Ich wollte es nicht glauben und deshalb habe ich nie nachgefragt. Es würde nur bestätigen was ich bereits wusste.
Plötzlich springt ein grosser schwarzer Hund aus den Bäumen. Okay, damit habe ich nicht gerechnet. Er springt schützend vor James und knurrt den Werwolf an. Der Hund kommt mir seltsam bekannt vor, aber ich kann ihn nicht einordnen. Seltsamerweise sitzt eine Ratte auf dem Hals des Hundes und wühlt sich mit ihren kleinen Pfoten in die drahtige Mähne. Was zum Teufel ist hier los? James scheint nicht im Geringsten schockiert zu sein über das was sich hier abspielt. Träume ich etwa? Bin ich eingeschlafen, oder was? "Sirius, sei vorsichtig", murmelt James leise. Sirius?
Plötzlich erinnere ich mich, wo ich den Hund schon einmal gesehen habe. Es war Sirius Patronus. Mein Herz macht einen Sprung als ich mich daran erinnere, dass die Ratte Peters Patronus war. Moony, Wurmschwanz, Tatze und Krone. Das würde bedeuten sie sind Animagi, illegale Animagi. Oh, verdammter Mist. Das kann doch nicht wahr sein.
"Ihr seid alle Animagi und sagt es mir nicht?" Es rutscht mir über die Lippen, bevor ich es aufhalten kann. Wahrscheinlich nicht die beste Situation, um zu schreien. James dreht sich um und drückt mir eine Hand auf den Mund. Der Werwolf stürmt vorwärts aber der Hund stürzt sich auf ihn. Sie beginnen eine Rauferei, während der Hund den Werwolf in die Tiefen des Waldes zurückführt. "Komm schon!", befiehlt James der mit mir im Schlepptau durch den Wald eilt.
Als wir uns dem Haus nähern wird er ein wenig langsamer. Plötzlich dreht er sich um und packt mich an den Schultern mit einem irren Blick in seinen Augen.
"Lily was hast du dir dabei gedacht?", fragt er. Seine Augen suchen mein Gesicht ab und seine Augenbrauen sind zusammengezogen.
"Ich hatte gehofft, dass ich mich geirrt habe", murmle ich immer noch geschockt. Remus ist ein Werwolf. Diese drei Trottel sind illegale Animagi. Das ist extreme Magie. Wie zum Teufel haben sie das geschafft? Wann haben sie das geschafft? James Potter und Sirius Black haben ein Geheimnis bewahrt. Die Hölle ist offiziell zugefroren.
"Mein bester Freund hätte dich wegen deiner Dummheit ermordet!" Seine Augen leuchten als er die Zähne fletscht. "Lily ich liebe dich so sehr. Ich weiss nicht was ich tun würde, wenn dir etwas zustossen würde."
Ich ziehe ihn in eine Umarmung und sage: "Ich bin absolut sicher James."
"Geh rein, bitte." Er beginnt mich durch die Tür zu schieben.
"Warte", protestiere ich. "Du schuldest mir eine Erklärung."
"Morgen früh ich verspreche es. Aber bitte bleib drinnen okay?"
"Aber James ich..."
"Lily, bitte, bitte hör mir nur einmal in deinem Leben auf mich", fleht er mich an.
"Gut", murmle ich verärgert. Das ist so was von nicht in Ordnung. Ich brauche Antworten, und zwar sofort. Okay, ich bin verärgert, aber ich will ihn trotzdem lebend. "Sei vorsichtig." Ich streichle ihn an der Wange und drehe mich um, um hineinzugehen.
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