Geburtstagswünsche
Im Januar kehrten die Dinge langsam zur Normalität zurück. Langsam hörte Marlene auf im Schlaf zu schreien. Langsam hörte James auf jedes Mal in Panik zu geraten, wenn er mich in einem überfüllten Raum nicht finden konnte. Langsam hörte Remus auf die Person neben sich zu packen, wenn er jemanden vor Lachen schreien hörte. Langsam hörte Peter auf jedes Mal zusammenzuzucken, wenn jemand einen Zauberstab zog. Langsam hörte Sirius auf jedes Mal aufzuspringen, wenn ihn jemand berührte. Langsam hörte ich auf in Marlenes Bett schlafen zu müssen, weil ich Angst hatte allein zu sein.
Als das Schuljahr nach den Ferien wieder begann waren wir sechs das Gesprächsthema in der Schule. Alle wollten wissen, wie er aussah. Wie es war gekidnappt zu werden. Sie wollten wissen wie viel Angst wir hatten welche Zaubersprüche wir benutzten, wie es sich anfühlte. Es war das einzige Mal, dass ich sah, wie Sirius Black und James Potter vor dem Rampenlicht zurückschrecken. Die Schüler waren schon schlimm genug aber die Lehrer waren noch schlimmer. Alle Lehrer beobachten uns als wären wir hilflose Kinder, die darauf warten, dass man sie ausnutzt. Jedes Mal, wenn etwas Unangenehmes über Voldemort zur Sprache kommt, richten sich ihre Blicke auf uns. An dem Tag als die unverzeihlichen Flüche in Verteidigung gegen die dunklen Künste zur Sprache kamen hat Professor Tate uns zufällig entschuldigt. Das Schlimmste ist, dass wir sechs zusammen uns alle fürchten. In einer Freundschaft ändert sich etwas, wenn man die Schreie der anderen hört. Alle unsere Freundschaften hatten sich auf negative Weise verändert aber auch auf positive Weise. Man kann so etwas nicht durchmachen ohne, dass man sich dabei ein bisschen näher kommt egal wie ängstlich man ist. Sogar Marlene und Sirius haben sich nach einiger Zeit wieder versöhnt.
Am 30. Januar, meinem Geburtstag, meinem Tag dem Tag, an dem ich alles bekommen soll, was ich will werde ich in aller Frühe von Marlene geweckt die auf mein Bett springt und schreit: "Lily wach auf! Lily wach auf!" Ich fummel nach meinem Zauberstab. Ich kann ihn nicht finden, weil ich mich weigere meine Augen so früh zu öffnen und ich weiss, dass es früh ist, weil kein natürliches Licht hereinscheint, das die Innenseite meiner Augenlider rot färbt. "Marlene", zische ich durch zusammengebissene Zähne. "Wenn dir dein Leben lieb ist, wirst du von mir runtergehen. Und zwar sofort." Ich spüre wie meine Matratze verrutscht als sie sich losreisst. Schliesslich öffne ich die Augen und sehe sie über mir stehen und warten. "Was Mar?"
"Steh auf!", befiehlt sie.
"Nein." Ich drehe mich um und ziehe meine Decken um mich herum. Ich spüre ein Ziehen an meiner Decke und liege plötzlich auf dem Boden.
"Scheisse Marlene!" Das hat echt weh getan. Meine Hüfte pocht. Ich spüre, wie sich mein Magen zusammenzieht als meine Laken und ich selbst in lila Licht gehüllt werden und mich in die Luft heben. "MARLENE MCKINNON WAS ZUR HÖLLE DENKST DU WAS DU DA TUST?"
"Pst Lily wir wollen doch nicht alle aufwecken, oder?" Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, aber ich weiss genau, dass sie grinst. Ich spüre wie sich mein Lakenbündel bewegt. Ich kann nicht sehen, wohin wir gehen, und das gefällt mir nicht.
Plötzlich werde ich fallengelassen, aber ein Paar Arme fängt mich auf, bevor ich ein zweites Mal auf dem Boden aufschlagen kann. Ich wälze mich in meinem kleinen Deckenbündel, bis mein Kopf endlich auftaucht. James hält mich mitten im Gemeinschaftsraum wie eine Braut an seine Brust gedrückt. Er scheint sich ein Grinsen zu verkneifen also starre ich ihn an.
"Merlin Marlene ich habe dir gesagt du sollst sie hierherbringen nicht entführen", sagt er kopfschüttelnd.
"Hey man muss tun was man tun muss", antwortet sie und verschränkt ihre Arme mit einem triumphierenden Grinsen.
"Bitte lass mich runter", sage ich mit zusammengebissenen Zähnen. James lächelt und drückt mich fester an sich. Er lehnt sich dicht an mein Ohr und flüstert: "Aber ich mag es dich so nah bei mir zu haben." Seine geflüsterten Worte jagen mir einen Schauer durch den Körper. Ich kämpfe gegen den Drang an ihn zu küssen, weil ich immer noch verärgert bin. "Igitt ich bin weg", beschwert sich Marlene und geht die Treppe zum Mädchenschlafsaal zurück nach oben. James gluckst als sie geht. Er senkt seine Lippen auf meine. Ich vergesse meine Verärgerung sehr schnell als ich mich in dem Kuss verliere. Er beginnt zu gehen und ich frage fast, wo er hingeht, aber dann lässt er uns beide auf die Couch sinken. "Happy Birthday", murmelt er, bevor er seine Lippen wieder auf meine presst.
Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir uns küssen, bevor ich höre: "He! Meine Augen! Meine unschuldigen reinen Augen!" Irgendwann haben James und ich uns so verschoben, dass ich auf der Couch liege und er auf mir drauf ist. James zwinkert mir zu als er sich aufsetzt. Ich setze mich auch auf - widerwillig. Sirius steht da und schaut uns angewidert an. "Schöne Haare Rotschopf", kommentiert er. Ich hebe schweigend den Mittelfinger. Ohne zu zögern, knöpft Sirius seine Hose auf, lässt sie von den Beinen gleiten und wirft sie auf den Boden, wo sie eine karierte blaue Boxershorts enthüllt. "Wenn du darauf bestehst."
Ich verdrehe die Augen und sage: "Gott Black warum bist du so komisch?" Ich spüre wie ein Lachen in meiner Kehle brodelt, aber ich weigere mich Sirius gewinnen zu lassen.
"Talent", sagt er grinsend.
"Tatze, hör auf meine Freundin verführen zu wollen", lacht James.
"Wen verführt er denn da?" Remus stapft die Treppe hinunter und unterdrückt ein Gähnen. Er sieht sich die Szene vor ihm an und sein Blick bleibt auf Sirius hängen.
"Sirius hör auf zu versuchen Sex mit Lily zu haben", sagt er und lässt sich auf einen Stuhl sinken. Meine Wangen brennen vor Peinlichkeit. Sirius lacht über meinen Gesichtsausdruck und ich strecke ihm die Zunge raus. "Niemand hat Sex mit mir!", schiesse ich ihnen entgegen.
"Ja", sagt James. "Und es ist verdammt deprimierend." Ich verpasse ihm einen Ellbogenstoss in die Rippen.
"Au!", beschwert er sich.
Ich befreie meine Beine von James und stehe auf. "Ich gehe mich anziehen", verkünde ich.
"Alles Gute zum Geburtstag Lily", sagt Remus als ich gehe.
"Ja alles Gute zum Geburtstag Lilikins!", ruft Sirius.
Als ich den Mädchenschlafsaal erreiche starrt mich Marlene mit verschränkten Armen an. "Habe ich da etwas über Sex gehört?" fragt sie. Ich zucke mit den Schultern und erkläre ihr was passiert ist. Sie sieht mich an, bevor sie sagt: "James weiss, dass du bis zur Hochzeit warten willst, oder?"
"Ja wir haben darüber gesprochen. Er hat gesagt, er macht es so wie ich es will", sage ich und ziehe meine Uniform an.
"Okay gut", seufzt Marlene erleichtert.
Als ich wieder nach unten komme geht James mit einer kleinen Schachtel in der Hand auf und ab. "Geht es dir gut?", frage ich. Er springt auf als ich ankomme und dreht sich um, um mich anzusehen. Er lächelt und sagt: "Du siehst wunderschön aus."
"Ich trage was ich immer trage", sage ich ein wenig verlegen.
"Du siehst immer schön aus", sagt er und küsst mich auf die Wange.
"Danke", sage ich und umarme ihn.
Er räuspert sich. "Du weisst, dass ich vorhin nur einen Scherz gemacht habe, oder? Als ich sagte - ich meine nur-" Er seufzt und fährt sich mit den Fingern durch die Haare. "Ich habe es nicht so gemeint was ich gesagt habe. Ich meine, natürlich will ich es, aber ich meinte es so als ich sagte, dass es nur an dir liegt."
"Ich weiss, dass du nur herumgealbert hast", lache ich. "Du machst dir zu viele Sorgen du Trottel."
"Sag mir einfach Bescheid, wenn du deine Meinung änderst", grinst er.
"Du wirst der Erste sein", sage ich und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Gut zu wissen", sagt er. "Und jetzt: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Er drückt mir die kleine Schachtel in die Hand.
"James ich habe dir gesagt du sollst dir keine Sorgen machen", sage ich und packe das Geschenk aus. Ich öffne die kleine weisse Schachtel und sehe ein goldenes Medaillon mit einem kleinen grünen Stein in der Mitte. "James", hauche ich.
"Schau", sagt er aufgeregt und nimmt es mir aus den Händen. Er öffnet das Medaillon und zum Vorschein kommt ein bewegtes Bild von uns beiden. "Das ist das Bild, das Mum an Weihnachten gemacht hat." Wir sitzen beide in unseren Pyjamas am Marmorkamin. Ich sitze auf James' Schoss und versuche den schaumigen Schnurrbart von seiner heissen Schokolade abzuwischen, bevor er sich dazu entschliesst mir in den Nacken zu kuscheln und mich damit vollschmiert.
Mir stehen die Tränen in den Augen als ich auf mein Geschenk starre. Es ist eines der schönsten Geschenke, die mir je jemand gemacht hat und es ist so aufmerksam. "Lils?", fragt er in mein Schweigen hinein. "Du magst es doch, oder? Wenn nicht kann ich es zurücknehmen und etwas anderes besorgen. Ich dachte nur du möchtest vielleicht ein Bild von uns mit..."
Ich werfe meine Arme um seinen Hals und unterbreche ihn. "Ich liebe es. Ich liebe dich. Danke James", flüstere ich. Er schlingt seine Arme um mich. Er zieht sich zurück und legt mir das Medaillon um den Hals. "Mum hat mir geholfen es auszusuchen. Sie sagte es würde zu den Ohrringen passen, die ich dir zu Weihnachten geschenkt habe."
Ich trage mein Medaillon den ganzen Tag und spiele während des Unterrichts untätig damit. Als ich Alte Runen verlasse packt mich jemand am Arm und zerrt mich in ein leeres Klassenzimmer. Zuerst denke ich, dass es James oder Sirius sind die sich an meinem Geburtstag mit mir anlegen wollen, aber dann sehe ich, dass Severus mich anschaut.
Ich weiche zurück und verschränke die Arme. "Was willst du?"
"Heute ist dein Geburtstag", sagt er schlicht.
"Und?" Das gefällt mir nicht. Er versperrt mir den Weg nach draussen. Irgendetwas fühlt sich falsch an.
"Schöne Halskette. Hat Potter sie dir geschenkt?", spottet er.
"Ja nicht, dass es dich etwas angeht. Was willst du?", frage ich ungeduldig.
"Sei vorsichtig Lily", flüstert er so leise, dass ich es kaum hören kann.
"Worauf soll ich aufpassen?", frage ich. Wovon redet er da? Ich will nicht mit ihn reden, aber er kann nicht einfach so etwas sagen und es mir nicht erklären.
"Du hast den Dunklen Lord in dieser Nacht verärgert Lily", sagt er schnell. "Er war wütend darüber, dass du dich ihm widersetzt hast. Er war sogar noch wütender auf uns, weil wir euch alle entkommen liessen. Wir haben versucht..."
"Du warst in dieser Nacht dort?" Meine Stimme ist kalt und distanziert, sie klingt nicht einmal wie meine. Es fühlt sich an als hätte mir jemand Eiswasser über den Kopf geschüttet und damit ein Frösteln in meinen Adern verursacht. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und meine Zähne pressen sich zusammen. Severus erstarrt als ihm klar wird was er gerade verraten hat. Sein Blick schweift durch den Raum und er kaut auf seiner Unterlippe. Er schluckt laut, bevor er sagt: "Hör zu Lily ich..."
"Spar es dir." Meine Sicht verschwimmt durch den Schleier der Tränen. Ich bin nicht traurig, dass mein ehemaliger bester Freund mich verraten hat. Oh nein, ich bin verdammt wütend. Meine Welt färbt sich rot und es kostet mich alles mich nicht auf ihn zu stürzen. "Wir. Hätten. Sterben. Können." Ich spucke zwischen die Zähne.
Er zuckt zusammen als hätten ihn meine Worte körperlich verletzt. "Ich würde nie zulassen, dass sie dir wehtun Lily", flüstert er gen Boden. Er hat nicht einmal den Mut mich anzusehen.
"Sieh mich an!" explodiere ich. "Wir hätten sterben können! Sie haben uns gefoltert verdammt! Du kannst mich mal!" Ich ziehe meinen Zauberstab heraus, bevor ich überhaupt realisiert habe, was ich getan habe. "Levicourpus!", rufe ich. Severus erhebt sich vom Boden und baumelt kopfüber an seinen Knöcheln.
"Lily!", schreit er.
"Wie konntest du nur?", frage ich.
"Es ist nicht so schlimm wie du denkst und ausserdem bist du mit Potter zusammen. Und.. und.. und ich habe..."
"VERGLEICHE MICH NICHT MIT JAMES POTTER WENN DU EIN TODESSER WIRST UND DABEI HILFST UNS ZU FANGEN!" Mein Zauberstab zittert in meinen Händen. So eine Wut habe ich noch nie verspürt. Noch nie wollte ich meinen Zauberstab hinwerfen und jemandem körperlichen Schaden zufügen. Ich hätte sterben können. Meine Freunde hätten sterben können. James hätte sterben können.
"Lass mich runter", sagt er leise. Ich schwenke meinen Zauberstab und er fällt zu Boden. "Lily", sagt er und geht auf mich zu. Ich merke erst was ich tue, nachdem mein erster Schlag seinen Kiefer getroffen hat.
"Lily!", ruft jemand hinter mir.
"Bleib weg von mir Severus! Ich will dich nie wieder sehen!", schreie ich. Jemand legt seine Arme um mich und zerrt mich aus dem Klassenzimmer.
"Lasst mich los!", rufe ich. Die Arme lassen mich los und ich drehe mich zu Remus um.
"Was hast du dir dabei gedacht Lily? Du schlägst doch nicht einfach Leute?" Seine Augen sind gross und suchen mein Gesicht, während er meine Schultern festhält.
"Er war da Remus", sage ich leise. "Er war bei Du-weisst-schon-wem und den Todessern in der Nacht als wir entführt wurden." Das bisschen Farbe in Remus Lupins Gesicht verschwindet und er lässt die Arme sinken. "Was?" "Also ich denke ich hatte einen verdammt guten Grund ihn zu schlagen."
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