Schmetterlinge im Bauch
Zufrieden schnaubten die Pferde in der Stallgasse, während andere genüsslich auf ihr Heu kauten. Gerade betrieb ich Hufpflege bei Schneemähne - des Königs Pferd.
„Stallmeisterin Noelia! Heerführer Eomér wünscht, dass sein Pferd und die seiner Männer bereit gemacht werden! Er will in Kürze mit Kampfausrüstung aufbrechen!" brachte laut keuchend der Stallbursche hervor.
Ich verdrehte die Augen, denn jedes Mal wenn so ein Befehl kam, konnte es nicht schnell genug gehen. Die Pferde bekamen nicht nur Sattel und Zaumzeug sondern auch schwere Brustpanzer, die anzulegen bedurfte etwas Zeit - die wir wohl nicht hatten.
Ich rief alle die im Stall arbeiteten zusammen und teilte so auf, dass jeder 5 Pferde innerhalb kürzester Zeit fertig machen sollte.
Es gelang uns knapp, gerade als fordernde Stimmen nach ihren Pferden verlangten. Eomér persönlich kam auf mich zu, um auf sein Pferd Baron aufzusteigen „Auf dich ist wie immer verlass Noelia. Gut gemacht!" und aus dem Stall zu galoppieren. Alle anderen folgten ihm und binnen kurzer Zeit war der Stall nahezu leer.
Schmachtend schaute ich dem Heerführer hinterher. „Noelia, der König wünscht dich zu sprechen. Bist du wieder bei uns? Hast du einen Geist gesehen?" fragte mich meine Freundin Eowyn. Sie grinste mich an, hakte sich bei mir ein und führte mich zur goldenen Halle. „Sammle deine Gedanken Noelia, der König hat was mit dir vor - bezüglich der Pferdezucht. Von meinem Bruder kannst du hinterher weiter träumen."
Eowyn gackerte den Rest des Weges, was mich dazu brachte permanent die Augen zu verdrehen. Meine Freundin wusste von meinen Gefühlen, glaubte aber nicht dass ich wirklich in ihren Bruder verliebt war, eher von ihm schwärmte. Es spielte eigentlich keine Rolle, was sie dachte... . Er sah in mir nicht mehr als die junge Stallmeisterin, die sich um sein Heiligtum kümmerte. Ich hatte einst sein Pferd ausgesucht und eingeritten – Baron.
„Noelia, ich will, dass du mit einigen Stuten nach Hochborn reitest. Eomér wird dich begleiten, sobald er zurück ist. Er muss Verträge erneuern und du lässt unsere Stuten von den prächtigsten Hengst decken."
Theoden war ein wahrer Pferdemensch, der sein Pferd und überhaupt alle Pferde liebte. Dazu kam, dass er sehr viel Ahnung hatte. Er vertraute mir die königliche Zucht an, trotz meiner erst 25 Jahren. Theoden war stets ein guter und gerechter König, dessen Güte ich am eigenen Leib erfahren durfte. Mit meiner Stellung als Stallmeisterin und Verantwortliche für die Kriegspferde Rohans, war ich keine einfache Bürgerin. Dazu kam, dass Eowyn wie eine Schwester für mich war und schon immer ihr Zimmer mit mir teilte. Naja - immer heißt, seit mein Dorf im Osten überfallen und beide Eltern als auch mein Bruder getötet wurden. Theodred des Königs Sohn fühlte sich seit dem sehr für die östlichen Grenzen verantwortlich.
Ich kann nicht sagen, dass es mir keine Vorteile verschaffte mit Eowyn befreundet zu sein und das Sagen im Stall zu haben. Ich fühlte mich in Edoras sehr wohl und heimisch. Die weiten Ebenen nutzte ich so manche male um neue Pferde einzureiten oder einfach meine Freiheiten zu genießen.
Der König und ich unterhielten und philosophierten miteinander über die Pferde und den Bestand. Ich sah das Leuchten in seinen Augen, bis sein neuster Berater - Grima auftauchte. Nicht umsonst nannte man diesen äußerst unangenehmen Mann - Schlangenzunge. Er hatte ein dunkles, schon beinahe widerwertiges Erscheinungsbild und schien sehr an Eowyn und mir interessiert zu sein. Unermüdlich machte er Annäherungsversuche mit unangebrachten Schmeicheleien.
Gerade kam er so richtig in Fahrt, als die Türen vom Thronsaal regelrecht aufflogen und Theodred mit Eomér an seiner Seite den Saal betraten. Mein Herz schlug schneller bei diesem wahrhaftigen Anblick. „Grima hör auf dich an unsere bezaubernde Stallmeisterin ran zu machen." verkündete der Prinz mit einem höhnischen Lachen. Theodred und ich waren sehr gute Freunde seit er und sein Hauptmann mich fanden. Wir hatten mehr miteinander zu tun als ich mit Eomér. Doch der Krieger war des Prinzen bester Freund und öfter an seiner Seite vorzufinden. So manche male saßen wir gemeinsam am Lagerfeuer und unterhielten uns über alles mögliche, wobei ich die Anwesenheit von Eomér besonders genoss.
Theodred und sein Freund traten vor dem König, um ihm die neusten Entwicklungen zu schildern. Jeder- auch Eowyn und ich sollten den Thronsaal verlassen. Leider durfte Grima auf Befehl des Königs bei der Unterredung dabei sein. Mein Weg führte mich in den Stall, meinen Leuten helfen, die Pferde zu versorgen. Während der Arbeit verging die Zeit immer recht schnell. In Gedanken vertieft, überraschte es mich, dass ich nicht alleine ein Barons Stall war.
„Noelia, wann wärst du bereit abzureisen? Der König wünscht, dass wir beide nach Hochborn reiten. Weißt du darüber schon bescheid?" Ich atmete ungewollt schneller, der Schreck saß tief. Schnell fügte der unerwartete Besucher hinzu: „ Bitte verzeih, ich wollte dich nicht erschrecken. Man sagt ich hätte nicht den leisesten Gang und dachte du würdest mich hören." So richtig wusste ich nicht, warum ich rot anlief und kicherte wie ein kleines Mädchen.
Ich riss mich zusammen und sammelte mich, da Eomér noch geduldig meine Antwort abwartete. „Gib mir bitte noch ein oder zwei Tage, damit ich alle Pferde versorgt weiß und ich beruhigt aufbrechen kann." Anerkennend lächelte er. „Du machst das wirklich großartig mit den Pferden! Ich wüsste nicht, wer das besser kann als du!" Der Hauptmann lächelte mich an, neigte seinen Kopf, drehte sich um und ging.
Den ganzen nächsten Tag kümmerte ich mich um die Pferde und verteilte Anweisungen. Unmittelbar vor unserer Reise, wollte ich Eomér fragen, ob er einen besonderen Wunsch hatte, bezüglich eines Pferdes. Ich ging zu seinem Zimmer, wo ich ihn vorfinden sollte. Nachdem ich anklopfte, öffnete mir ein attraktiver Eomér mit freiem Oberkörper. Der Anblick verschlug mir die Sprache. Vorsichtig lugte ich um die Ecke, um zu sehen, ob eine Frau bei ihm war. Ich habe ihn noch nie mit einer Frau gesehen....
Er riss mich aus den Gedanken, als er mich zurecht fragte: „Wie kann ich dir behilflich sein?" Mir war nicht bewusst, dass mein Mund sich während ich ihn anstarrte bewegte und tatsächlich verständliche Worte hervorbrachte. Lange überlegen musste ich nicht, denn in der Tat hatte ich einen Plan. „Ich dachte mir, wir nehmen 4 Stuten mit und reiten sie jeweils einmal auf einer Strecke. Akzenta, Ramira, Sarina und Dorina sollen es werden. Sie sind alle brav und gut eingeritten. Möchtest du dir aussuchen, welche von dir geritten werden soll oder überlässt du das mir?" Er schmunzelte. „Noelia, ich habe vollstes vertrauen zu dir und deinen Entscheidungen. Ich komme gerade vom Training, bin müde und ziemlich erledigt. Ich will noch ein Bad nehmen und dann nur noch schlafen, damit ich dir morgen ein guter Beschützer bin!" Er schmunzelte, was unglaublich verführerisch aussah. Ich konnte meine Augen nicht von seinem Oberkörper wenden. Er war wahnsinnig muskulös und perfekt in Form. Eomérs Brust war nicht stark behaart, nur in der Mitte ein wenig und unter dem Bauchnabel, was sicherlich in seinen Schambereich überging.
Ich stotterte etwas zur Verabschiedung , vereinbarte einen Treffpunkt und Zeit für den nächsten Tag und ging, bevor mich der Erdboden verschlang. „Gute Nacht Noelia!" rief er mir noch mit seiner rauen, männlichen Stimme hinterher. Ich drehte mich noch einmal um und versuchte so verführerisch wie möglich zu lächeln. Einen Moment hielten wir Blickkontakt, ehe er die Tür langsam schloss.
Eowyn und ich verbrachten noch vergnügliche Stunden, bis sie mich ins Bett scheuchte. „Du hast es zwar nicht nötig aber nun geh deinen Schönheitsschlaf frönen. Vielleicht sieht Eomér dann, was für eine wunderschöne Frau du bist und nicht nur die Stallmeisterin!" Das Kichern am Ende konnte sie scheinbar nicht mehr unterdrücken.
Ich schlief schlecht und träumte unsinnige Sachen, die immer irgendwas mit Eomér zu tun hatten. Eowyn war es, die mich von diesem Durcheinander erlöste, indem sie mich zärtlich weckte. Meine Freundin war eben ähnlich wie ihr Bruder unberechenbar aber genauso eine treue Seele, die Freunde nicht im Stich lies sondern immer beistand. Das tat sie auch bei mir, als ich in der ganzen Aufregung die Hälfte meiner Sachen beinahe vergessen hätte. „Noelia, entspann dich! Du kennst ihn doch!" Ich atmete betont aus und lächelte, nur um sie zu beruhigen, denn meine Nervosität sank auf gar keinen Fall.
Auf dem Weg zum Stall aß ich noch eine Kleinigkeit und lief gedankenverloren Theodred in die Arme. „Wie passend, zu dir wollte ich gerade. Sonst muss ich ja befürchten, dass du dich heimlich mit Eomér auf und davon machst." Lachte er mit einem Zwinkern. Hatte er also auch bemerkt, wie ich seinen Freund beobachtete oder gar, dass ich etwas für ihn empfand? Bemüht, mich nicht ertappt zu zeigen, knuffte ich in seinen Oberarm. Grinsend zog er mich in eine Umarmung. „Pass auf dich auf und komme gesund wieder! Ich wäre zu gerne mitgekommen, doch es warten andere Pflichten auf mich. Pflichten die ich nicht mag aber das erzähle ich dir, wenn du wieder da bist!" Er gab mir einen Kuss auf die Wange und einen Klaps auf den Hintern. Eowyn war hinter uns und hatte alles gehört. Wir gingen weiter und neugierig fragte ich sie: „Weißt du was er meint?" Sie nickte und flüsterte mir zu: „Ein Herzog kommt mit seiner Tochter – als potentielle Heiratskandidatin. ...Noelia, weißt du was man am Hof über den Prinzen sagt?" Mit großen Augen sah ich sie an. Im Stall bekam man nicht viel von Hoftratsch mit. Jedoch glaubte ich nicht, dass man irgendwas schlechtes über ihn sagte. Er war ein guter Mann und ein guter Prinz, dem das Wohl seines Volkes an oberster Stelle stand.
„Man munkelt, dass sowieso niemand eine Chance hat, weil er in dich verliebt ist und zur Frau nehmen will...Wahrlich ich kann nicht einschätzen, was an diesen Gerüchten dran ist Noelia. Vielleicht weiß Eomér mehr?! Das erklärt vielleicht, warum er so abweisend ist und irgendwie auch nicht ..."
Weiter kam sie nicht, da bereits der König und Hauptmann mit den Pferden wartend an der Stalltür standen. Eomér und ich bekamen letzte Anweisungen, bevor wir auf unsere Pferde stiegen und mit den andere beiden Stuten im Schlepptau unseren Weg antraten.
Eowyn winkte uns noch lange nach und war für einige Zeit der letzte Mensch, den wir sahen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro