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Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, stand ich doch noch eine Weile draußen, wo mich Herr Wang zurückließ. Ich werde mit dem ganzen einfach nicht fertig. Warum hatte mir den niemand sagen können, dass ich dabei bin in eine der mächtigsten Mafiafamilie einzuheiraten? Selbst Eomma hatte mir das verschwiegen, nur warum?
Ich richtete mich auf, stemmte meine Hände in die Hüften und atmete auf. Mein Atmen flog durch den Wind, dem ich lange hinterher sah. Mein Kopf wollte das ganze einfach nicht begreifen.
»Hyung«, ertönte Min-jun Stimme, der nach mir rief. Ich drehte mich immer noch hin- und hergerissen zu ihm um und starrte ihn an. Wieso kann ich nichts davon, was heute alles passiert ist begreifen? Es kommt mir so vor, als würde in mir eine Blockade stecken, die nichts davonzulassen will.
»Was ist bitte passiert? Was hat Herr Wang gesagt?«, fragt er mich, während er weiter auf mich zu lief. Ich drehte mich wieder weg. Er musste meine Zerrissenheit nicht sehen. Es hatte ohnehin keinen Sinn.
»Yoon-gi«, versuchte er es weiter, doch blockte ab.
»Hey«, legte er seine Hand auf meine Schulter und ich fuhr sofort aufgebracht herum.
»Was willst du, Min-jun? Du willst wissen, was er zu mir gesagt hat? Dass ich fucking nochmal ein Versager bin, aber gleichzeitig auch seinen verdammten Posten als angeheirateten Erben übernehmen soll. Und willst du wissen, was ich ihm gesagt habe? Dass ich es nicht will. Ich schaffe es ja nicht ein mal einen Clan zu führen. Wie soll ich dann alle Clans führen und Befehligen? Ich kann das nicht. Das bin ich nicht. Keine Ahnung was Appa ihm alles eingetrichtert hat, aber das wäre nicht ich. Ich kann diese Verantwortung nicht übernehmen«, ging ich ihn laut stark an.
Plötzlich wurde mir in meinem ganzen Chaos in meinem Kopf etwas klar. Ich kann froh sein, dass ich sie doch nicht getötet habe. Es wäre undenkbar gewesen, wenn ich sie damals getötet hätte. Mein ganzer Clan und alles, was ich für meinem Appa aufbauen wollte, wozu er keine Möglichkeit hatte, wäre jetzt vernichtet.
Ich hätte früher erfahren müssen, dass sie seine Enkelin ist.
Aber warum hatte er sie dann nicht gerettet, wenn sie für ihn doch so wichtig ist? Wieso hat er sie durch das Leid stapfen lassen, wenn sie für ihn doch so unglaublich wichtig ist?
Ich kann das nicht begreifen.
»Du hast was? Das ist es doch wohl nicht dein erst Yoon-gi? Wieso zur Hölle hast du das Angebot denn abgeschlagen? Denkst du überhaupt an deine Leute? Jetzt sind zwei Clans vereint und du braucht Sicherheit. Als seinen Nachfolger, der jeder sein will, könntest du deine Leute Sicherheit und eine Zukunft bieten. Yoon-gi du bist von Sinnen, wenn du das ablehnst!«
Mit dieser Reaktion habe ich schon gerechnet, weswegen es für mich nicht verwunderlich ist, dass er so reagiert. Aber ich habe auf meine innere Stimme gehört. Auf Appas Stimme.
Auch wenn es meinen Leuten Sicherheit bietet, so kann ich das nicht. Ich kann und sollte auch nur das tun, bei dem ich mir sicher bin, dass ich es auch kann und nicht einfach so wahllos etwas entscheiden, von dem ich nicht weiß, ob ich dem gewachsen bin. Wieso wählt er auch gerade mich aus?
Doch jetzt fragte ich mich. Hatte er mich schon damals insgeheim im Augen als seinen Nachfolger gehabt? Appa könnte mir jetzt darauf Antwort geben, wenn er noch da wäre.
Verzweifelt drehte ich mich wieder herum und raufte mir die Haare. Das alles ist einfach Scheiße. Alles ist scheiße und ich hasse die Lage, in der ich mich eben befand. Da tat sich eine Mauer vor mir auf. Eine Mauer, die mich zurückhalten will, etwas Dummes zu tun. Etwas sehr dummes. Und das Angebot gleich anzunehmen, wäre eine sehr dumme Aktion gewesen.
Immer noch starrte mich Min-jun fassungslos an. Als ich mich leicht zu ihm drehte, um ihn anzusehen, drehte er sich, die Hand an der Stirn haltendvon mir weg. Völliger Unglaube lag in seinem Blick. Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Es quälte ihn, dass ich mir solch eine Gelegenheit verstreichen lasse. Aber es war meine Entscheidung. Wenn er seit kurzem das Bild von mir hatte, Machtgierig zu sein, dann hatte er definitiv nicht mehr den in mir gesehen, der ich eigentlich bin.
Ja, ich töte Menschen. Ich war für unseren Abeoji eine Killermaschine, die für ihn jeden getötet hätte, wenn er es mir befohlen hätte. Und ich habe in seinem Auftrag unzählige Menschen getötet und gefoltert. Manche mit Spaß und getriebener Lust, bei anderen war es anders. Aber immerhin habe ich immer alles für unseren Abeoji getan. Wirklich alles.
Min-jun, der kleine heilige Min-jun unserer Eomma wurde von vielem ferngehalten, bis er es dann irgendwie gehasst hat, von Eomma so behütet zu umsorgt zu werden. Irgendwann hatte der Neid auf mich angefangen und er wollte so sein wie ich. Doch das ließ ich nicht zu.
So wie er gerade da steht so. Verzweifelt und fassungslos, mit diesem Ausdruck in dem Gesicht. Genau so stand er damals vor unserem Abeoji. Da war er gerade mal vierzehn und ich kurz davor, siebzehn zu werden. Er hatte ihn weinend an gefehlt, dieselbe Arbeit wie ich zu verrichten, um ihn zu helfen.
Ich werde das nie vergessen.
»Ich verstehe es nicht, Yoon-gi. Ich kann und will es nicht verstehen. Das ist so eine große Chance. Du weißt genau wie viele sich um diesen Platzt prügeln und.......« Er hielt inne und lachte dann auf.
»Ich kann es nicht fassen, dass du dir das entgehen lässt. Jetzt verstehe ich auch, warum du Sae-jin Heiraten sollst für eine Clanvereinigung. Weil er das so wollte. Ihr verdammter Halabeoji wollte dich! So wie ich mir denken dank hat er deswegen noch keine Nachfolger ernannt, weil schließlich dem Abkommen und zu deiner Ehe zustimmen musste. Shibal, er hat dich, schon damals sein Nachfolger erwählt nur wusste das keiner. Du bist sein heimlicher Erbe. Und du lehnst es einfach ab. Bist du wahnsinnig, Yoon-gi?«
Sein Verhalten ist für mich nichts neues. Alles, was Min-jun will, ist, von unserer Eomma loskommen. Was also hätte er den bitte davon, wenn ich das Erbe annehmen würde? Welches?
»Ich tue, das, was ich für richtig halte, Min-jun. Stellst du etwa meine Entscheidung infrage? Ich dachte, du würdest immer hinter mir stehen. Aber jetzt sehe ich, dass es wohl doch nicht so ist. Wenn du so Macht geil bist, dann biete du dich ihm doch an. Wenn du es nicht anders hinbekommst, ohne mich in diese Sache hineinzuziehen, dann erwähne bitte nicht meinem Namen und dass wir verwand sind. Ich brauche und will keine Macht. Das Einzige, was ich will, ist die Frau zu retten, die ich liebe. Die verdammt noch mal schwanger ist mit meinem Kind. Ich muss wie ein Ehemann und Abeoji denken. Ich will nicht das mein Kind später unter solch einem Machteinfluss leidet, nur weil ich zu gierig war. Das nehme ich sicher nicht auf meine Kappe. Aber bitte. Wenn du so hitzig darauf bist, dann geh und schnapp dir das Erbe. Ich will es nicht!«
Ich versuchte es ihm wirklich klar zu machen. Es war nicht leicht. Gar nicht leicht, ihm das verständlich zu machen. Dafür fiel es mir um so leichter, das Erbe einfach abzuschlagen. Ich tat es nicht nur für mich, sondern auch für Sae-jin.
Ich kenne ihren Wunsch danach einfach nur in Frieden und Freiheit leben zu können. Wenn ich sie wieder bei mir habe, dann ist eines ganz sicher. Sie soll nicht weiter kaputt gehen. Denn ich weiß genau, dass Tae-hyung sie nur benutzt. Sie ist der Lockvogel. Ihm geht es gar nicht um Sae-jin. Ihm geht es nur um mich. Und ich bin mir so was von sicher, dass er auch Nam-joon getötet hat. Und genau dafür wird er büßen. Er wird dieselben schmerzen von mir erleiden, die Nam-joon leiden musste, bevor er starb. Er wird denselben Tod finden wie er.
Ich werde es nicht ungesühnt lassen. Seinen nicht leiblichen Abeoji so zu ermorden ist eine Sache, aber der an Nam-joon, der war nicht berechtigt und dafür wird Tae-hyung noch bezahlen, und zwar mit seinem verfickten Leben.
Immer noch stand Min-jun da und schaute mich ratlos an. Wenn ich es richtig sah, lag sogar ein Hauch von Enttäuschung in seinem Blick. Aber das war mir egal. Ich kann nicht länger das tun, was ich will. Es gibt nun wichtigere Prioritäten für mich. Es ist meine Pflicht als Ehemann meine Frau zu beschützten und das bis zu meinem letzten Atemzug. Dies habe ich erst heute geschworen, doch für mich hatte ich das schon länger geschworen. Und damit ist nicht nur sie gemeint, sondern auch mein Kind.
»Und wie entscheidest du dich? Versetzte dich mal in meine Lage, dann würdest du vielleicht verstehen, warum ich das nicht will. Zwingen kannst du mich so oder so nicht. Du wirst nicht ein Wort, von dem an die Unterbosse verlieren, ist das klar? Wenn ich auch nur ein Wort davon höre, dass ich so eine Scheiße abgelehnt habe, werden sie sich nur wie ausgehungerte Hunde auf mich stürzten. Du behältst diesen Scheiß für dich, hast du verstanden?«, ging ich an, als ich auf ihn zu lief.
Mit eiserner fester Miene blickte er mir entgegen. Es gab nicht viel, was ihn aus der Ruhe brachte, dass dies nun so eine Sache war, wunderte mich gleich dreimal nicht. Ich kenne Min-jun.
»Was hast du dann jetzt vor, Yoon-gi? Es wird vielleicht nicht lange gehen, bis sie es dann herausfinden. Du weißt, wie sie sind«, kam es von ihm. Dem Anschein nach hatte er sich wohl beruhigt. Es war nicht ganz meine Stärke meine Unterbosse zu beruhigen, also wusste ich schon, was ich jetzt vorhatte. Sie werden bestimmt alle schon reden und darüber tuscheln, welche Mutmaßungen jetzt zutreffen, die sie sich ausdachten.
»Du und ich werden jetzt da wieder hineingehen und kein Wort über das verlieren, was eben hier vorgefallen war. Sowohl du als auch ich werden schweigen wie ein Grab. Zumindest mal so lange, bis Sae-jin wieder hier bei mir ist. Was dann passiert, werden wir dann sehen. Aber vorerst hältst du deinen Mund. Ist das klar?«
Ich wollte nichts anderes als dass er seinen Mund hielt.
Egal wo Sae-jin sich jetzt gerade auch aufhält, dort wi sie jetzt ist, wird es eine Hölle für sie sein. Ich muss sie so schnell wie möglich finden. Immerhin ist sie schon bei der Hälfte der Schwangerschaft. Dass man sie mir auch gerade dann wegnehmen muss, wenn sie schon so weit mit ihrer Schwangerschaft ist raubt mir den letzten Nerv. Ich komme mit dem Gedanken nicht klar, dass ich sie vielleicht erst dann finde, wenn das Kind schon da ist. Innerlich zerfleischten mich meine Dämonen dafür. Für meine Hilflosigkeit. Für mein Versagen sie nicht richtig beschützt zu haben.
Die Angst nur mein Kind retten zu können, oder vielleicht keinen von beiden, weil sie schon Tod sind zerfraß mich. Wenn ich eine Sache ganz klar vermeiden muss, dann das. Ich darf nicht noch mal versagen.
Nur leide hatte ich ein Problem.
Bitte, wo und wie soll ich Anfangen zu suchen? Ich habe keinerlei Anhaltspunkte wo ich sie zurückverfolgen kann. Mann kann fast schon sagen, dass ich mit nichts anfangen. Ich stehe komplett bei null. Jetzt sind wir wieder bei dem Punkt, wie damals ich sie das erste Mal sah. Ich hatte keinen Plan wo und wie ich sie finden sollte, bis ich einfach dem Auto nachgefahren bin. Doch diesmal kann ich leider keinem Auto hinterherfahren, weil es schon längst über alle Berge ist.
Min-jun und ich handelten den Deal aus kein Wort von dem Erbe zu erzählen und hatte einfach alle nach Hause geschickt. Meine Nacht war kurz, zu kurz. Ich konnte nicht schlafen, weil sie nicht da war. Die halbe Nacht war ich wach.
Doch als ich dann so gegen Zehn Uhr an meinem Laptop saß und meine E-Mails checkte, sprang mir eine ganz merkwürdige E-Mail entgegen, die ich direkt öffnete. Es war keine Nachricht. Einfach gar nichts, bis auf eine angehängte Datei. Mein ungutes Gefühl um was es sich handeln könnte steig an.
»Öffnen sie Yoon-gi. Da meldet sich bestimmt jemand wichtiges!«, ertönte Nam-joons stimme neben mir. Ich schaute zu ihm, der neben mir stand und über meine Schulter in den Laptop schaute.
»Wieso? Weißt du was das ist?«, fragte ich ihn und griff nach meiner Kaffeetasse um einen Schluck davon zu nehmen. Während dessen klickte ich dann auf die Datei.
Sofort startet sich ein Video und mir blick der Kaffee halb im Rachen stecken als ich Sae-jin sofort erkannte, wie sie auf einem Bett saß. Ein Mann direkt vor ihr. Ihr blick dem sie dem Mann zuwarf war eindeutig. Was auch immer da gleich passieren sollte, es war nichts Gutes, bis dann auf ein mal ein Ton kam.
»Du weißt von der Kamera, nehme ich an? Willst du deinem ach so tollen Yoon-gi zeigen, was du alles bei ihm so gelernt hast? Willst du deinen Ehemann nicht Stolz machen, so wie es sich für eine gute Ehefrau gehört? Zeig ihm und mir, was du gelernt hast!«
Mir stieg die Galle hoch als ich diese Worte und diese Stimme hörte. Man erkannte ihn an seiner Statur zwar nicht mehr, anhand seiner Stimme dafür um so besser. Es war unverkennbar Kim Tae-hyung der da sprach und auch vor ihr stand. Doch der nächste Satz ließ mein Blut in meinen Adern gefrieren.
»Los, öffne deinen Mund für mich, Prinzessin! Ich will dich spüren!«
Behaglich öffnete sie ihn mit ihren zittrigen Lippen und Tae-hyungs ekelhafter schwanz, drang in ihrem Mund vor.
»Dieser Wichser!«, schrie ich auf und donnerte den Laptop zu und stand dann abrupt auf. Wenn genau das sein Ziel ist, mich wütend zu machen. Mich mit ihren Leben zu erpressen, dann hat er es geschafft. Ich bin rasend vor Wut und so zog ich mir Schuhe und Mantel an.
»Wo willst du hin Yoon-gi?«, rief mir Nam-joon hinterher als ich mir den Laptop schnappte und aus der Tür verschwinden wollte. Nur leicht konnte ich sie öffnen.
»Was wohl. Ich will diese verdammte E-Mail nachverfolgen. Wenn dieser Wichser ihn noch mehr von ihrer Ehre raubt, befördere ich ihn so schnell es geht in die Hölle. Er wird Höllen Quallen erleiden Nam-joon darauf kannst du Gift nehmen. Wir sehen uns!«
Dann riss ich die Tür auf und ein verwirrter Seok-jin stand plötzlich vor mir.
»Nam-joon?«, kam es verwirrt von ihm. Ich hatte keine Zeit für Erklärungen, drängte mich an ihm vorbei und rannte förmlich die Treppen nach unten.
»Verdammte Yoon-gi!«, rief Seok-jin nach mir, aber ich rannte schon aus der Haustür. Ich hatte ein Ziel und das musste ich verfolgen. Es wäre vielleicht unsere einzige Möglichkeit sie zu finden, wenn wir diese E-Mail zurückverfolgen können.
Ich muss alles tun, was ich kann um Sae-jin und mein Kind zu retten. Ich würde für sie sterben, wenn es heißt die beiden am Leben und in Sicherheit zu wissen. Sie sind alles für mich und werden es auch immer sein.
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