༒︎ 68 ༒︎
Ich verstand gar nicht, was los war. Sae-jin kam ziemlich aufgebracht in die Wohnung zurück und das auch noch viel zu früh. Ich hatte gedacht, ich hätte Zeit, das ganze mit Seok-jin und seinem Abeoji zu klären.
Ich gebe ihr nicht die Schuld, dieses Gespräch nun gänzlich platzten zu lassen. Aber mir war sie wichtiger, als ein Streit zwischen Seok-jin und seinem Abeoji. Ich wies Kang-hyun an, Seok-jins Abeoji aus der Wohnung zu bringen und Seok-jin folgte mir nach hinten ins Schlafzimmer, wo ich sie schon vor der Tür bitterlich weinen hörte. Ich wollte die Tür öffnen, aber ich schaffte es nicht.
»Denkst du Sa-hra hat sie in der Stadt abgefangen? Ich traue ihr nicht, Yoon-gi. Wir wissen beide, wie hinterhältig sie sein kann«, redet mein bester Freund auf mich ein. Ich sah ihn na. Ja, das weiß ich und ich hoffe, sie würde mit mir über das, was vorgefallen war reden. Morgen ist schon die Hochzeit und die Einladungen sind längst alle verschickt. Ich kann das nicht mehr rückgängig machen. Vielleicht haben wir auch einfach Glück und Sa-hra taucht schon aus Prinzip nicht auf.
»Geh lieber. Ich bekomme das schon alleine hin!«, sagte ich zu ihm. Sie wird eh erst mal ihre Zeit brauchen, bis sie sich mir dann anvertraut, was eigentlich vorgefallen war. Will sie schließlich auch nicht überrumpel und ihr erst mal Zeit geben.
»Ganz sicher?«
»Ja ganz sicher Seok-jin. Los geh und rede mit deinem Abeoji. Du solltest dich um das kümmern und kümmere mich um meine Frau«, erklärte ich ihm nickend.
Widerwillig ging Seok-jin und ließ mich hier alleine. Das ist eine Sache in der Seok-jin nicht wirklich viel Helfen kann, auch wenn er das wollte. Wir mussten unsere Dinge selber hinbekommen und können uns nicht ständig von anderen Hilfe holen. Das würde nie zu einem Ziel führen, wenn sich mehrere Menschen da mit ein beziehen. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich meine Frau nicht beruhigen könnte? Wohl eher ein schlechter.
Ich ging von der Tür weg und ließ ihr erst mal die Zeit, die sich brauchte. Über belasten will ich sie dann auch nicht.
Ich ließ sie wirklich nur eine halbe Stunde alleine, bis ich mich dann ins Zimmer schlich und mich einfach zu ihr legte. Sie schaute mich nicht an. Regte sich auch gar nicht, als ich mich zu ihr legte. Sie lag mit dem Rücken zu mir. Ich legte meinen Arm um sie, drückte sie einfach an mich und sagte nichts. Ich versuchte wirklich es so zu machen wie Min-jun es mir erklärt hatte. Sofort zog ich ihren Duft ein und schmiegte mich an sie heran. Immer noch umklammerte sie das Kissen.
Es hörte sich an als würde sie schlafen, aber ich weiß genau, dass dies nicht der Fall war.
Ich wollte sie fragen, aber ich konnte nicht. Es war gerade so schön, einfach nur bei ihr zu liegen und sie im Arm zu haben. Meine Hand strich über ihren kleinen Bauch, der immer mehr wuchs. Ich wollte diesen Moment nicht zerstören.
Immer noch ruhig da liegen, obwohl schon ziemlich viel Zeit verstrichen war, in der wir hätten reden können, genossen es wohl wir beiden. Irgendwann, da drehte sie sich plötzlich in meine Richtung und drückte ihren Kopf in meinen Hals und legte ihn auf meinem Arm. Ich schloss meine Arme um sie. Jedes Mal, wenn ich sie so im Arm liegen habe, ließ mich das tausend andere, neue Gefühle verspüren. Es war einfach nicht zu beschreiben.
Wie machte sie das nur, mich so viele Dinge gleichzeitig spüren zu lassen?
»Ich liebe dich«, flüsterte sie gegen meinen Hals, wo die Luftstöße eine Gänsehaut über meine Haut zogen. Ich setzte einen Kuss auf ihr Haar. Manchmal, aber wirklich nur manchmal kommt es mir so vor, als würde ich eine kleine Schwester in meinen Armen halten. Wieso wusste ich nicht.
Vielleicht lag das ja doch daran, da sie eigentlich viel zu jung für das ganze wahr. Ich hatte von Anfang an nicht nach gedacht und sie einfach begehrt. Ich hätte sie damals schon im Club erst fragen sollen, wie alt sie eigentlich ist. Aber selbst, das kann man nun nicht mehr ändern. Es hätte wahrscheinlich eh nichts genützt, auch wenn ich es gewusst hätte. Ich hätte mich nicht von ihr fern halten können. Das war mir auch jetzt noch klar. Wenn ich so an das ganze zurückdachte, bin ich froh darüber. Ich habe scheiße gebaut, ja, aber ich würde diese ganze scheiße wieder tun nur, um das, was wir jetzt haben wieder zu erleben. Ohne sie kann ich nicht. Ich brauche sie!
Für immer!
Huimang steckte ihren Kopf hervor und schaute mich an. Gab dann ein leisen laut von sich, ehe sie auf Sae-jin stieg.
Ich streichelte sie und sie fing an laut zu schnurren.
»Hast du gut auf mein Mädchen aufgepasst, hm? Hast du gut gemacht!«, lobte ich sie. Sie streckte mir ihren Kopf entgegen, während ich sie hinter ihrem Ohr kraulte. Ich hörte, wie Sae-jin gegen meinen Hals lachte.
Es ging nicht lange, da löste sie sich von mir und holte Huimang zwischen uns. Sofort legte sie sich hin und schnurrte zufrieden weiter. Wie immer drängte sie sich zwischen uns. Aber das war auch okay. Da merkte man, dass ihr die Liebe nur von Sae-jin nicht reichte. Sie wusste ganz genau, wenn wir zusammen im Bett lagen, dass sie dann uns beide bekommt und das forderte die Katze auch jedes Mal ein.
»Erzählst du mir jetzt vielleicht, was los war? Bist du Sa-hra in der Stadt begegnet?«, fragte ich sie. Ich hoffte, sie würde mich ansehen, aber das tat sie nicht. Sie blieb einfach weiterhin so liegen und streichelte Huimang, die für sie gerade wohl wichtiger erschein als ich.
»Ja, bin ich«, kam es dann von ihr, hörte sich aber ziemlich niedergeschlagen an.
»Okay, wenn du immer noch nicht reden willst, ist es okay. Ich will dich zu nichts zwingen, Sae-jin. Es wäre nur schön, diese Sache noch vor der Hochzeit klären zu können«, sagte ich zu ihr. Da ertönte ihr Handy und sie schaute auf, über ihre Schulter. Doch sie ignorierte es und legte sich wieder hin.
Für ihre erst zwanzig Jahre ist das viel, was sie da mit machen musste. Irgendwo tat es mir ja auch leid, sie das erleben lassen zu müssen. Aber ohne das ganze wären wir womöglich kaum hier. Hätten jetzt nicht das, was wir jetzt haben. Zumindest glaubte ich das.
»Sorge einfach dafür, dass Seok-jins Abeoji und Sa-hra nicht mehr auf der Gästeliste stehen, oder ich tue es. Ich will Menschen, die mich eh nicht achten und Respektieren nicht mehr unter die Augen treten. Nein, sie sollen mir nicht mehr unter die Augen treten. Ansonsten sehe ich nur noch Rot und glaub mir. Ich bin schon lange nicht mehr das kleine Mädchen, das sich herumschubsen lässt. Das habe ich mir lange genug antun lassen!«
Ihre Worte klar und deutlich. Doch wie kann sie das nur von mir verlangen? Wenn sie mir nicht sagt, warum, kann ich sie auch nicht von der Gästeliste streichen. Ich brauche doch nur einen Grund.
»Ist das der Grund? Weil sie dich nicht achten und respektieren?«, wollte ich von ihr wissen. Das Nicken reichte dann aus. Also tat ich, was ich wohl tun musste. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und Sae-jin sah verwirrt zu mir hoch, während ich das Handy an mein Ohr legte.
»Choi, ich habe eine Aufgabe für dich. Streich bitte in der Gästeliste Shim Sa-hra und Kim Kang-ho heraus. Ich denke, es wird ihnen eine Lehre sein. Ach und noch was. Stelle bitte zwei Leute an die Eingänge. Lass die Nachricht herausgehen, dass niemand ohne seine Einladung zutritt hat. Das wäre alles.«
»Ahm, okay. Ja wird gemacht. Dann bis morgen, Boss!«
Ich legte einfach auf, ohne mich zu verabschieden, was ich eh nie tat. Meine Aufgabe um meine Zukünfte Frau zufriedenzustellen ist dann wohl geglückt.
Überrascht schaute sie mich an.
»Was ist? Ich habe getan, was du wolltest. Ich brauchte nur einen Grund, das war alles«, erklärte ich ihr. Sie war zwar überrascht, dennoch lag die Emotionslosigkeit in ihrem Blick. Ich kann gerade gut nachvollziehen, wie sich fühlte. Man bringt in genau solchen Situationen nicht das auf, was man eigentlich zeigen will. Sie ist innerlich taub und das ich auch okay. Das darf sie sein.
Auch wenn es gerade ein Tag vor der Hochzeit ist, sollte sie sich ausruhen. Ich hatte ihr noch heute Morgen gesagt, bevor sie los ist, dass sie das auch noch der Hochzeit machen könne. Aber sie hat so hartnäckig darauf bestanden, noch Umstandsmode zu kaufen.
»Soll ich für uns beide etwas zu essen machen, danach vielleicht eine warme Wanne voll laufen lassen, sodass wir uns beide noch mal richtig entspannen bevor das ganze morgen losgeht? Was hältst du davon? Danach kuscheln wir uns zusammen ins Bett und schlafen so lange wir können.«
»Klingt gut. Aber ich habe richtigen Heißhunger auf Bürger und Mozzarella Sticks. Ich brauche etwas Deftiges. Also bestellen wir uns doch einfach etwas. So musst du nicht unbedingt kochen«, kam es von ihr. Ah, jetzt ist so also doch noch Kompromissfähig. Das ist ja schon mal was. Sie lächelte leicht, aber es war nicht das Lächeln, was ich sonst von ihr gewohnt war.
Aber ich sollte mich damit zufriedengeben, denn immerhin redete sie wieder mit mir und verschanzte sich nicht weiterhin vor mir.
Ich bestellt bei meinem Lieblingsbürgerladen und warteten im Bett bis das Essen kam. Erst dann standen wir dann auf. Fast Food darf auch mal zwischendurch sein. Solange ich das dann wieder abtrainiere. Ich sollte immerhin in Form bleiben, um sie beschützten zu können. Man weiß nie, wann jemand hier durch die Tür spaziert.
Gerade jetzt musste ich wieder an Tae-hyung denken. Meine Leute jagen ihn durch ganz Südkorea, doch finden tun sie nie. Sobald sie denken, sie haben ihn, ist er schon wieder weiter gezogen. Es ist eine Jagt, bei der keiner weiß, wer wen zuerst fängt. Ich hoffe für ihn, dass er sich bald fangen lässt. Solange er da draußen umherstreift, ist Sae-jin nicht sicher. Nein, keiner ist vor ihm sicher. Er kann aus irgendeinem Loch hervorkriechen und uns alle mit einem Schlag umbringen.
Er kann, wer weiß was tun von dem wir nicht wissen, was es sein wird. Es wird Zeit das ich ihn so langsam in die Hände bekomme. Besser für ihn und besser für mich. Er braucht nicht zu glauben, dass ich Sae-jin auch nur ein mal alleine in der Stadt herumlaufen lasse.
Zuletzt dachten, meine Männer noch er hätte sich an der Südküste von Südkorea versteckt. Also sind sie ohne weiteres nach Busan gefahren. Doch dann war er da auch schon wieder weg. Wo er sich jetzt aufhält, haben wir keine Ahnung.
Es kann doch nicht sein, dass er das ewige Versteckspiel noch länger mitmacht?
Wird in das nicht auch bald langsam lästig?
Ständig auf der Flucht zu sein ist doch anstrengend. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es wirklich auf Dauer mitmachen würde. Früher oder später finden ihn meine Männer so oder so und davor kann er nicht ständig davon laufen.
Fertig mit dem essen saßen wir dann in der Wanne. Sae-jin in meinem Arm und meine Hand strich über ihren kleinen Bauch. Ich bin wirklich neugierig auf Morgen. Wie sie wohl in ihrem Kleid aussehen wird? Würde man ihren Bauch sehen, oder versteckt sie den lieber?
Vor der Wanne auf dem Boden miaute es, ehe Huimang ihr Köpfen über den Wannenrand streckte und zu uns schaute. Wir mussten leider die Badtür offen lassen, nur ihretwegen. Sie ist in lertzterzeit ziemlich anhänglich. Gerade bei Sae-jin. Das ist kaum auszuhalten. Aber Sae-jin mochte das wohl eher. Mir würde das auf die Nerven gehen.
»Nein, hier kommst du nicht rein. Das ist nichts für kleine Katzen wie dich Huimang«, mahnte Sae-jin sie und schubste sie von dem Wannenrand herunter. Besser so. Sie jetzt hier im Wasser zu haben wäre echt nicht toll.
»Darf ich eigentlich ein paar kleine Details wissen, wie dein Kleid aussieht?«, fragte ich sie. Da ließ sie einfach Wasser in mein Gesicht spritzten und ich knurrte genervt auf.
»Kannst du vergessen. Das siehst du alles morgen. Lass dich einfach überraschen Herr Min. Mit Geduld hast du es nicht so, hm?«
»Bist du witzig«, kam es genervt von mir, während ich mir das Wasser aus dem Gesicht wischte. Hätte das jetzt sein müssen? Eher nicht.
Eigentlich wollte ich das auch gar nicht wirklich wissen. Denn der Grund warum ich das fragte, war nur, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Und das hat ja wohl gut funktioniert, wenn auch es für mich scheiße, ausging. Aber ich stand da drüber.
»Ich wünschte ich könnte öfter, solange du noch Schwanger bist hier in der Wanne liegen. Kaum zu glauben das du fast schon die Hälfte erreicht hast. Dafür das es so klein ist«, kamen die Worte über meine Lippen, ohne darauf zu achten, wie sie mich eigentlich ansah. Doch als ich meinen Kopf leicht drehte, sah ich ihren Blick genauer.
»Weißt du überhaupt, in welcher Woche ich bin Yoon-gi?«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte diese Information nur so nebenbei von Chen erfahren. Aber Genaueres hatte er mir dann wieder nicht verraten. Er sprach ungern von Sae-jins Schwangerschaft, warum auch immer. Wenn ich ihn fragte, dann sah er immer gleich so genervt aus. Ich habe so ein Gefühl das da etwas im Buch ist. Ich traue Chen gerade gar nicht mehr.
Dieses dumpfe Gefühl, das er irgendetwas plant, lässt mich nicht los. Und genau aus diesem Grund will ich auch gar nicht mehr das Sae-jin zu ihm geht. Ich werde Chen aus seinem ärztlichen Dienst befreien, immerhin ist er eh schon in Rente. Dann kann er da machen, was er will, aber kommt meiner Familie nicht mehr zu nahe. Ich will nicht riskieren, dass er Sae-jin irgendetwas gibt, was dem Kind und ihr schadet. Das muss auf allen Fälle verhindert werden.
»Uju«, fing ich das unangenehm nun an. Sie muss es wissen.
»Was ist?«
»Chen wird uns verlassen. Du wirst also bei der nächsten Vorsorge Untersuchung den neuen Arzt kennenlernen. Ich bin mir sicher, du wirst dich gut mit ihm verstehen«, sagte ich ihr. Verwundert schaute sie mich an.
»Was wieso? Ich bin mit Doktor Chen aber zufrieden«, protestierte sie.
»Gut für dich, aber nicht für mich. Ich bin nicht der einzige, dem aufgefallen ist das Chen sich merkwürdig verhält. Ist zu deinem Schutz und dem des Kindes. Ich gehe sicher kein Risiko ein, das solltest du wissen. Er bmochte mich noch nie. Hatte generell immer etwas gegen meine Familie. Komm damit klar. Der neue Arzt ist jung und du wirst schon mit ihm klarkommen!«
Da stand sie auf, steig aus dem Wasser und wickelte sich das Handtuch um den Körper.
»Ich vertraue Doktor Chen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Er würde mir und dem Kind nie etwas antun. Dessen kann ich dir versichern Yoon-gi. Das, was du da tust, sind vielleicht nur deine Persönliche Dinge, aber bei mir nicht. Ich will, das er bleibt!«
Die Wut stieg in mir auf. Sie denkt schon wieder, sie könnte sich über mich stellen. Junge, ich muss cool bleiben.
»Sae-jin«, donnere ich und sehe wie sie zusammen zuckte.
»Stell meine Geduld nicht schon wieder auf die Probe. Was ich sage, gilt und da wirst selbst du in solchen Dingen nichts machen können. Respektiere meine Entscheidung. Ich tue das nur für dich!«
Meine Worte gelten und das muss sie lernen endlich zu respektieren.
Schnaubend verließ sie das Badezimmer. Ich kann es nicht fassen. Wieder ist ein schöner Moment vorbei, der hätte nicht enden sollen. Doch diesmal darf ich mich selbst hassen, weil ich es war der den Moment zerstörte. Dennoch muss sie es langsam lernen, sonst bringt sie sich noch in große Gefahren, wenn sie nicht auf mich hört. Irgendwann wird es ihr noch eine Lehre sein!
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