༒︎ 36 ༒︎
Er hat mich noch nie angelogen? Ach ja ist klar. Er hat mich sehr wohl schon angelogen. Hat sein Versprechen gebrochen, das er mir gab. Er ist kein Mann, der sein Wort hält, das ganz sicher nicht. Min Yoon-gi ist die größte Lüge, die auf der Welt umherwandelt.
Ich will nicht glauben, was er mir da eben erzählte. Tae-hyung ist nicht Bruder? Ich will das nicht glauben. Er hat mich die ganzen Jahre über beschützt, hat so viel für mich getan. Obwohl ich Tae-hyung hassen will, oder sollte. Ich kann es einfach nicht. Es geht nicht.
Während mein Hass auf Yoon-gi wuchs, und das, obwohl ich ihn liebe, so schaffe ich es nicht den Mann zu hassen, den ich eigentlich Hassen sollte. Vor allem nach dem was er mir angetan hat. Das ganze machte doch, gar keinen Sinn mehr. Wo mache ich, einen Sinn in dem ganzen Spiel?
Mein Blick ging auf meinen Abeoji der nur schweigend da saß und uns abwechselnd musterte. Jetzt wo er etwas sagen sollte ist er still. Sein ernst jetzt.
»Sag was! Ist das wahr Appa? Ist Tae-hyung nie mein Bruder gewesen?«, verlangte ich von ihm zu erfahren. Aber nichts. Seine erschöpften und ermüdeten Augen stachen die meine nieder.
Schritte ertönten im Keller und ich wandte mich um. Ich wollte sehen, wer da kam. Yoon-gi selber drehte sich überrascht herum, ehe er dann zu grinsen anfing. Ein dunkler Schatten lag um seine Augen. Als er seinen Kopf wieder zu mir herumdrehte, lag etwas Grausames in ihnen. Sie funkelten teuflisch auf.
Was passiert hier?
Als dann Nam-joon die Zelle von Appa betrat und auf ihn zu ging, hatte ich keine Ahnung was mich erwartete.
»Wirst du ihn endlich dafür büßen lassen, mein Freund?« Yoon-gi betonte die letzten Worte deutlich angespannter. Nam-joon hielt einen langen metallischen Stock in der Hand, den er hinter sich her zog, während er weiter auf meinen Abeoji zu ging. Bitte was hatte er dann jetzt vor? Bisher wurde ich noch nicht zeuge davon, wie Appa hier behandelten wurde. Und eigentlich wollte ich das auch gar nicht sehen. So wirklich erpicht darauf, bin ich dann auch nicht.
»Seine Buße wird nie Enden. Vor allem nicht die was er ihr angetan hat«, kam es von Nam-joon. Was soll das jetzt heißen? Ich kam oft Malz nicht mit, was sie immer sprachen. Haben, dass Männer generell immer so an sich so Rätselhaft zu sprechen? Manchmal habe ich das Gefühl das sie ihre eigene Sprache sprechen.
»Du hättest wissen sollen, das es keine Gute Idee war sie einfach einzusperren. Sie ist keine Blume die einfach so verwelkt Hyun-woo!«, erklärte Nam-joon meinem Abeoji. Warum redet er so vertraut mit ihm?
Appa sah zu ihm auf und lachte nur.
»Was hättest du getan, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst? Hm? Irgendeine Idee Nam-joon. Oder sollte ich sagen.... Tae-hyung?«
Meine Augen wurden groß. Ich wusste nicht warum, aber mein ganzer Körper reagierte darauf das Appa gerade ihn Tae-hyung nannte. Sollte mir das etwas sagen? Ich wusste es nicht so richtig, aber mir schwebte eine Böse Vorahnung.
Immer noch brannten die Tränen in meinen Augen.
»Gut das du hier bist Nam-joon. Ich bin eben dabei ihr die Wahrheit zu sagen, was ihren geliebten Bruder anbelangt.«
Nam-joon schwang signalisiert den Kopf in Yoon-igs Richtung und sah ihn misstrauisch an.
»Du willst mich also nicht mehr weiter Erpressen? Warum jetzt nicht mehr? Ich dachte, du bräuchtest mich? Redest ja ganz groß davon, dass ich dir zu wichtig wäre. Ganz ehrlich Yoon-gi, werd Erwachsen. Nur weil du mir damals den Arsch gerettet hast, um nicht auf der Straße zu verhungern, gibt es nichts was ich dir sonst noch Schuldig wäre. Meine Schuld ist begleichen, also leb damit!«
Schuld? Straße? Verhungern? Ich blickte bei dem ganzen Gerede gar nicht mehr durch. Meine Brust verengte sich schmerzhaft, als ich mir einen Nam-joon vorstellte, der als Jugendlicher Obdachlos auf der Straße saß und nach Geld bettelte, um sich was zu essen kaufen zu können. Warum schmerzte das nur so? Warum verdammt?
Es soll aufhören, es tat so weh. Nam-joon ist ein fremder, wie kann mich seine Geschichte nur so mitnehmen. Ich kenne ihn kein Stück weit. Weiß gar nichts von ihm. Ebenso wie er über mich.
Yoon-gis lachen riss mich aus meiner Trance und ich schaute zu ihm auf.
»Es geht nicht um beglichene Schulden Nam-joon. Es geht um mehr als das. Du warst mein Freund und jetzt stellst du dich gegen mich. Hätte ich damals schon gewusst, wer du wirklich bist, hätte dich eher weniger mit genommen. Wenn man es richtig nimmt, habe ich mir den Feind sogar noch selbst ins Haus geholt. Besser gesagt die Brut meines Feindes«, stieß Yoon-gi aus.
Brut des Feindes? Wie viele Feinde hat Yoon-gi denn bitte?
»Na los sag es ihr! Tu es selbst. Sag ihr wer du für sie bist. Na los, trau dich nur. Weder dir noch ihr wird es Schaden, oder eventuell doch? Aber das kannst du nur selbst herausfinden Nam-joon. Es wäre nur fear, wenn du es ihr sagt, als wie wenn ich es tu!«
»Was soll das ganze? Warum?«, schrie ich los. Ich starrte Yoon-gi an, hielt seinem Blick stand. Auch wenn ich sah wie er mit seiner Hand ausholte, so blieb ich hart und wandte nicht meinen Blick ab.
Schmerz durchzog meine Wange, doch ich ignorierte ihn.
»Schlag mich so viel du willst. Ich bin eine schlimmere Folter gewohnt als deine Schläge. Diese Schmerzen sind nichts im Vergleich zu denen, die ich tagtäglich erleide. Es ist schon schlimm diesen Abschaum von einem Abeoji neben mir sitzen zu haben.«
Yoon-gi lachte und kam auf mich zu.
»Du hast recht. Er ist ein Abschaum. Vor allem, wenn man bedenkt, dass du ihm durch den Mord an deiner Eomeoni sogar noch einen Gefallen getan hast.«
Ich stockte. Was hat er da eben gesagt? Das kann er nicht ernst meinen.
»Hör auf zu Lügen!«, schrie ich ihn an.
»Was für Lügen? Du kannst ihn selber fragen. Als er herausgefunden hat das Tae-hyung nicht sein Sohn ist, war er der festen Überzeugung deine Eomma hätte ihn damals betrogen. Aus reiner Wut und Hass in dem Moment wollte er sie töten. Die Männer, die damals hinter euch her waren, waren Auftragskiller und ein kleines Mädchen hat sogar noch einen von ihnen getötet. Es wundert mich nicht das die Mordkommission hinter dir her ist. Immerhin haben sie einen ihrer besten Männer verloren.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich will es nicht glauben das Appa wirklich Männer dafür bezahlt hat, um Eomma zu töten. Ich kann es einfach nicht. Diese Erkenntnis traf mich und das hart. Es hinterließ ein noch viel größeres Loch in mir.
»Nein. Sag mir das es nicht wahr ist! Rede endlich du Feigling!«, schrie ich weinend meinen Appa an.
»Du kleine Göre warst selbst schuld. Wärst du wie jedes andere Kind einfach davon gelaufen, wäre das nie so weit gekommen. An der scheiße, bist du selbst schuld!«
Ich will es immer noch nicht ganz glauben. Kann es nicht ganz nachvollziehen. Er wollte sie töten, weil er glaubte, Eomma hätte ihn betrogen?
»Und ist es wahr? Hat sie dich betrogen? Was genau hättest du davon sie zu töten? Aus reiner Wut zu handeln war falsch. Du hättest nachdenken können«, schluchzte ich. Immer wieder versuchte ich meine Hände, die an meinem Rücken angekettet waren irgendwie zu bewegen. Aber Fehlanzeige.
»Nein hat sie nicht«, donnerte Appas Stimme in dem Keller. Ich stieß einen Luftstoß aus. Ich kann es nicht Fassen. Aber wie soll sich in meinem Kopf bitte erklären, wie Tae-hyung dann nicht mein Bruder sein kann?
»Und was ist mit Tae-hyung? Du hast ihn geliebt wie einen Sohn. Wie deinen Sohn!«, ging ich ihn an.
»Ein scheiß, habe ich getan. Tae-hyung hat mir nie so geähnelt, wie du. Dennoch war ich mir nach Test unsicher, ob du nicht auch von einem anderen Mann wärst. Aber deiner war wenigstens Positiv. Tae-hyung war nie mein Sohn und wird es auch nicht sein. Er ist nie unser Sohn gewesen!«
Unser Sohn? Ich drehe bald durch, wenn nicht endlich mal jemand hier Klartext redet. Es raubte mir jegliche Nerven, um bei dem ganzen Gerede durchzublicken.
Mein Blick fiel auf Yoon-gi der immer noch nah bei mir stand und die Arme vor seiner Brust überkreuzt hatte. Stumm sah er die Sache zwischen Appa und mir an. Selbst Nam-joon beäugte die ganze Situation genaustens.
»Du willst mir jetzt nicht ernsthaft sagen, dass ich einen falschen Mann als Bruder geliebt habe? Ist es das, was du damit meinst? Dass ich mich all die Jahre einem fremden Anvertraut habe? Du weißt genau was Tae-hyung alles für mich getan hat. Er hat mich vor dir gerettet. Und jetzt kommst du damit um die Ecke. Wenn du glaubst, dass ich dir auch noch eine Sache glaube, dann hast du dich getäuscht!«
Ich war fertig mit den Nerven. Einfach fertig. Mich verließ meine ganze Kraft.
»Oh das hast du und nicht nur du. Deine Eomeoni war genauso blind um zu sehen, dass es nicht ihr Sohn ist. Du bist mein Fleisch und Blut, aber nicht er. Er wusste es seit dem Moment wo ich ihm sagte, dass deine Eomeoni tot ist. Kurze Zeit später half mir Sun-ho herauszufinden, wer Tae-hyung eigentlich ist. Erst dann kam heraus das die Babys von der Hebamme vertauscht wurden. Sie hat mir meinen Sohn gestohlen. Meinen wahren Erben. Denkst du, ich würde ruhig bei der Sache bleiben? Plötzlich stand die Mordkommission vor der Tür und wollte dich. Ich habe schon ein Kind verloren, ich konnte nicht auch noch das andere verlieren. Deswegen habe ich dich eingesperrt. Sun-ho war der einzige, der mir geholfen hat dich vor der Welt zu verstecken zu deinem Schutz. Auch wenn ich dir nicht der Abeoji war, habe ich dich dennoch geliebt. Ich bereue meinen Fehler deine Eomma töten zu wollen. Jeden verdammten Tag, denn ich habe sie geliebt und das seit Tag Eins. Durch mein Leid konnte ich dich kaum noch ansehen. Jedes Mal, wenn ich dich sah, hast du mich an sie erinnert. Der Schmerz war nicht zu ertragen. Es nagt noch heute an mir.«
Immer mehr Tränen rannen über meine Wange. Ich konnte das ganze nicht mehr aushalten. Man kann nicht von mir erwarten, dass ich das ganze jetzt einfach herunterschlucke und einfach weiter mache. Ich kann das nicht.
»Dein Schutz? Das Einzige, was ich gebraucht hätte, wäre ein Abeoji, der mich nicht von sich stößt und hoch oben in einem Turm einsperrt. Hast du eine Ahnung wie ich mich gefühlt habe? Abgeschottet von der Welt. Keine Freiheit mehr und das von heut auf Morgen. Du hast mich nicht aus Liebe wegen eingesperrt, sondern allein aus Reue, wegen Eomma. Und verdammt noch mal ich habe sie getötet. Ist dir das eigentlich klar? Ich hätte dich gebraucht, doch wer war für mich da als es mir deswegen schlecht ging? Nicht du. Sondern Tae-hyung. Er hat mich nicht einfach so fallen lassen wie du. Im Gegensatz zu dir hat er mich wieder aufgebaut. Auch wenn er nicht mein Bruder ist, aber er hat mich nie allein gelassen. Ihm war ich immer wichtig!«
Dem Blick meines Abeojis standzuhalten war nicht einfach. Reue? Er verspürt Reue. Dass ich nicht lache. Von dieser Reue habe ich nie etwas gespürt. Eomma ist tot und nichts auf der Welt kann sie je wieder zurückbringen. Vor allem weiß ich auch nicht von was für einem Sun-ho er da sprach.
»Ich weiß zwar nicht, wer dieser Sun-ho ist, von dem du sprichst, aber er hätte besser darin getan dich von deinem absurden Plan abzuhalten. Dass er dir noch Hilft alles zu vertuschen, macht ihn zu keinem besseren Mann wie dich!«, warf ich ein, als ich auch schon einen weiteren Schlag von Yoon-gi kassierte und diesmal sogar einen viel zu heftigen. Diese Wucht wurde von großem Zorn belagert. Ich landete durch die Wucht auf dem Boden.
Erschrocken sah ich auf.
»Pass auf wie du von meinem Abeoji redest, du kleines Miststück«, brüllte Yoon-gi.
»Es reicht!«, donnert nun Nam-joon und Yoon-gi sah ihn Wut verzehrt an.
»Oh es reicht noch lange nicht. Die Show hat gerade erst begonnen Nam-joon. Wir sind der Wahrheit schon einen Schritt näher. Versuch erst gar nicht deine verdammte Schwester aus dem Keller zu befreien. Sie wird bekommen, was sie verdient. Außer du willst ihr hier unten Gesellschaft leisten?«
Yoon-gi war bedrohlich auf Nam-joon zu gegangen. Immer noch stand Nam-joon eisern vor den Gittern und starrte Yoon-gi an. Sein Blick war kalt. Eiskalt. Und er war ruhig. Fast schon zu ruhig.
»Du?«, kam es überwältigt von mir. Endlich ein mal verstehe ich es. Das, was Seok-jin letztens meinte und was Yoon-gi mal sagte. Jetzt ergab das alles plötzlich Sinn. Die Puzzleteile fügten sich in meinem Kopf zusammen und ergaben endlich ein komplettes Bild.
Seok-jin meinte das Nam-joon selber die Wahrheit sagen sollte, wenn er bereit dazu wäre. Yoon-gi würde es nicht, weil er dadurch ein Druckmittel verlieren würde. Jetzt wo die Katze aus dem Sack ist, frage ich mich, wie will Yoon-gi ihn nun weiterhin erpressen und vor allem wogegen?
Nam-joon sah mich an.
»Willkommen Zurück in der Welt der Mafia, kleine Schwester. Versuch lieber nicht wieder vor ihr zu Flüchten. Bis du in den Reihen geboren, gibt es keine Möglichkeit der Flucht, außer sich der Welt zu stellen!«
Völlig perplex schaute ich ihm hinterher als er Appas Zelle verließ und dann aus dem Keller verschwand. Zurück blieb Yoon-gi, der mich Finster anschaute.
»Heul nicht weiter herum und spar dir lieber deine Kraft. Du wirst sie brauchen um gegen mich anzukämpfen, Uju!«
Und damit verließ auch nun er meine Zelle und verschwand. Wie tief bin ich bitte nur gesunken?
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