༒︎ 32 ༒︎
Zum wiederholten Mal übergab ich mich. Nicht diese große Übelkeit machte mich fertig, auch die höllischen Magenschmerzen. Ich konnte nichts mehr in mir behalten. Konnte ja nicht mal essen sehen schon kam es mir wieder hoch. Es sind Wochen vergangen in denen Yoon-gi sich von mir fern hielt. Ganze zwei Wochen.
Auch wenn man hier unten kein Zeitgefühl mehr hatte, doch sowohl Seok-jin als auch Jung-kook kamen um nach mir zu sehen.
»Wie lange geht das jetzt schon so?«, wollte Doktor Chen wissen, der Jung-kook fraglich ansah. Jung-kook zuckte nur mit den Schultern und sah zu Seok-jin.
»Als ich gestern hier war, ging es ihr schon nicht gut. Sah da schon ziemlich Blass aus. Aber übergeben hat sie sich da noch nicht«, erklärte Seok-jin ihm, der hinter mir saß und über meinen Rücken strich. So nett wie er war, hatte er meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Wenigstens hatte ich diesmal einen Eimer, in dem ich meinen Magen Inhalt entleeren kann und keiner von beiden müsste den Dreck weg putzten.
»Wie fühlst du dich Sae-jin?«, fragte mich Doktor Chen, der sich zu mir herunter in die Hocke begeben hatte. Träge sah ich ihn an. Ich hatte keine Kraft. Zu gar nichts.
Mein Blick wanderte hoch, zu dem kleinen Roten Lichtchen das blinkte. Genau jetzt könnte Yoon-gi mich beobachten. Ich weiß genau, dass er mich hört. Jeder kleine Ton würde er von mir hören. Zu gerne will ich jetzt wissen, ob er mich beobachtete. Traute er sich inzwischen schon gar nicht mehr zu mir?
Hat er Angst, vor mir?
»Scheiße. Ich will nicht mehr. Möchte nur noch wissen was mit mir los ist!«, jammerte ich. Doktor Chen sah mich verständnisvoll an und nickte.
»Mach mal bitte deinen Mund auf!«, verlangte er von mir. Er hob seine Hand als ich meinen Mund öffnete und schaute mit einem Lichtstift in meinen Hals hinein.
»Gut. Darf ich mal kurz deinen Bauch abtasten?« Ich nickte, ließ mich vorsichtig zurück ins Bett sinken und schlug die Decke weg. Er hob das T-Shirt hoch. Endlich bekam ich nicht nur meine Kleider, die irgendwelche Männer aus dem Haus geholt hatten, in dem ich hauste. Allein bei dem Gedanken daran das Yoon-gi irgendwelche wild Fremde Männer in mein Zimmer ließ, um meine Kleider zu holen, gab mir ein komisches Gefühl.
Mit etwas druck tastete Doktor Chen meinen Bauch rundherum ab und das auch viel weiter unten, als er sollte. Anhand seines Blickes als er mein Unterleib abtastete, wusste ich nicht so ganz was er zu bedeuten hatte.
»Ich gehe stark davon, aus das du eine Lebensmittelunverträglichkeit hast. Aber eine Sache solltest du wissen. Dein Unterleib ist härter geworden Sae-jin«, erklärt er mir. Ich wusste nicht, was das du bedeuten hat, also sah ich ihn nur fraglich an.
»Was soll das heißen? Ist das jetzt gut oder schlecht?«, fragte ich ihn.
»Weder noch. Es wäre jetzt gut zu wissen, wann du deine letzte Periode hattest und ob du noch andere Symptome hast um wirklich sicher zu sein«, sagte er.
Nun leuchtete es mir auch ein wovon er da sprach. Ängstlich sah ich Seok-jin an, der mich nur aufmunternd anlächelte. Ein kurzer Blick zu Jung-kook, der sich sichtlich unwohl dabei fühlte, reichte aus.
»Ahm. Ich habe mein Handy nicht hier und ich weiß auch gar nicht welches Datum wir heute haben um es besser sagen zu können«, sagte ich ihm. Da holte er auch schon sein Handy heraus.
»Das kein Problem«, sagte er und tippte auf dem Display herum, ehe er es mir gab. Seinen Kalender hatte er schon geöffnet. Wir haben schon Ende Oktober? Wie schnell die Zeit ging. Ich ging auf den letzten Monat zu zurück und zeigte ihm, wann ich ungefähr meine Periode eingegeben hatte.
»Dann bist du also schon Überfällig, seit einer Woche. Okay. Es könnte immer noch sein das was passieren könnte, immerhin war das alles ziemlich stressig. Aber nur um sicher zu sein, lasse ich dir einen Schwangerschaftstest bringen, okay und danach sehen wir weiter. Aber sonst hast du so weit keine andere Beschwerden, oder so?«
Ich dachte nach, doch dann schüttelte ich den Kopf.
»Okay gut. Ich lasse etwas gegen die schmerzen hier. Dennoch solltest du immer wieder versuchen weiter zu essen. Gar nichts mehr in dich aufzunehmen, ist dann auch nicht gut. Dein Körper gewinnt so, nicht an stärke und glaub mir die brauchst du, um Yoon-gi auszuhalten. Es wird hart werden, dass kann ich dir versichern, aber du musst durchhalten Sae-jin. Verstanden?«
Ich nickte.
»Gut so. Yoon-gi ist vielleicht ein schwerer Fall, aber das war er auch schon an seiner Geburt. Versuch es irgendwie auszuhalten«, meinte er zu mir.
Ich runzelte die Stirn. Was soll das heißen er war an seiner Geburt schon ein schwerer Fall? Ich konnte mir darunter gerade gar nichts vorstellen.
»Wie ist das gemeint, mit seiner Geburt?«, will ich wissen.
»Yoon-gi hatte einen schweren Start ins Leben. Es gab Komplikationen bei denen selbst Soo-min, also seine Mutter fast ums Lebens gekommen wäre. Sie wurde deswegen am Herzen operiert. Yoon-gi war ein kleiner Säugling der zu wenig Nahrung aufgenommen hat. So oder so kam er zu früh auf die Welt. Er musste lange in einem Brutkasten ums Überleben kämpfen. Er hat sich schon damals durchgeboxt und das blieb ihm bis heute«, erklärte er mir.
Yoon-gi wäre an seiner Geburt fast gestorben? Ich kann mir gar nicht ausmalen, was das für ein Schock für seine Eltern sein musste. Vor allem für seine Mutter. Auch wenn ich gehört habe das er zu ihr keine wirkliche Bindung hat, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihn nicht lieben würde. Er ist immerhin ihr Sohn.
»Das ist schlimm«, kam es abwesend über meine Lippen.
»Ja das ist es. Aber man kann die Vergangenheit nicht ändern. Dass es so weit kommt, konnte keiner vorher sehen. Wir tun alle Dinge, die wir irgendwann bereuen. Meist sogar welche die wir nie wieder gut machen können. Daher ist es wichtig die Vergangenheit hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. Das vergängliche kann man nicht ungeschehen machen, aber man kann aus ihr heraus wachsen und gewisse Dinge besser machen«, sagte er.
Doktor Chen hatte recht. Immer nur an der Vergangenheit zu hängen ist nicht gut. Für keinen von uns. Es ist aber auch nicht leicht einfach so abzuschalten und nach vorne zu blicken. Alles im Leben braucht Zeit um entweder Verarbeitet zu werden, oder aufzuarbeiten. Ich in meinem Fall muss es erst noch auf Arbeiten. Heißt ich muss in meine Vergangenheit zurückkehren, auch wenn ich es nicht will.
Doktor Chen verabschiedet sich und ging. Versprach mir noch das er selber einen Schwangerschaftstest besorgen würde. Ich wollte nicht, das eine Vermutung schon in den reihen des Junha Clans sich herumsprechen, wie ein Lauffeuer. Die machen sich dann nur Hoffnung das es Yoon-gi Kind wäre.
Bisher habe ich noch nicht richtig mit Yoon-gi geschlafen. Also kann ich eine Schwangerschaft mit seinem Kind voll und ganz ausschließen. Auch wenn Seok-jin erst der Meinung war, so dementierte es Doktor Chen. Das was Yoon-gi und ich bisher hatten, kann kaum dazu führen. Wenn dann gehörte schon richtig viel Glück dazu und das habe ich leider nicht.
Jetzt wo auch wirklich der Verdacht besteht, dass ich schwanger sein könnte, machte sich eine Panik in mir breit. Ich sollte lieber gar nicht erst mit den Gedanken spielen dieses Kind zu lieben.
Ich brauche keine Hoffnung in mir aufkommen lassen das ich entweder nicht schwanger bin, oder es von Yoon-gi sein könnte. Weder das eine noch das andere wird nicht eintreffen. Auch wenn es mir Angst machte und ich nicht ganz wusste, wie ich mich darauf einstellen soll das ein Kind in mir getötet wird, drehte sich mir wieder der Magen um.
Ein trockenes Würgen kam über mich.
»Schon wieder?«, kam es von Jung-kook. Doch als ich mich über den Eimer beugte, kam zum Glück nichts.
Erleichtert setzte ich mich zurück und lehnte mich gegen Seok-jins Brust, der Beschützerisch und fürsorglich seinen Arm um mich legte. Dieser blöde Gips war einfach dermaßen im Weg und erschwerte mir alles. Man bin ich froh, wenn ich den endlich mal los bin. Ich halte das mit dem Gips bald nicht mehr aus.
Das Quietschen der Zellentür machte sich bemerkbar und Seok-jin drehte sich herum. Ich schaute auf und sah Nam-joon auf mich zukommen. Dieser stellte sich vor mich hin und hält mir ein Handy entgegen. Verwirrt sah ich von dem Handy zu ihm auf.
»Er will mit dir reden!«, sagte er ruhig zu mir.
Ich schluckte, ehe ich das Handy in die Hand nahm und es an mein Ohr hielt. Ängstlich blinzelte ich die Tränen weg, die sich in mir anbahnten.
»Yoon-gi«, hauchte ich seinen Namen.
»Hast du jetzt Angst, Uju?«, fragte er mich sanft durch den Hörer. Meine Atmung stockte und mein Herz fing an zu rasen. Ein Schauer lief mir, bei dem klang seiner Stimme über meinen Rücken und hinterließ eine Gänsehaut.
»Die musst du nicht haben. Versuch einfach nicht Gefühle für etwas zu entwickeln, das nicht Leben wird. Sei dir bewusst wer ich bin Uju. Ich beobachte dich und höre jedes Wort, das deinen Mund verlässt. Du kannst mich nicht Täuschen, nicht mehr! Wenn es sicher steht, dass du schwanger bist, werde ich zu dir kommen. Also habe noch etwas Geduld, Na Daehag. Aber ich werde kommen«, sagte er.
Tränen liefen mir über die Wangen. Es wird unaufhaltbar sein. Er wird das Kind töten und ich werde es nicht verhindern können.
»Warum weinst du? Du hast keinen Grund!«, meinte er.
»Warum kann nicht ich das entscheiden? Es ist mein Körper Yoon-gi. Ich gehöre doch nicht länger dir, weil du mich doch töten willst. Also warum, benimmst du dich dann so, als wäre es immer noch so? Merkst du eigentlich gar nichts? Du widersprichst dir selbst, weil du selber nicht weißt, was du eigentlich willst. Ist das eine typische Männer Krankheit? Du bist nicht besser als Tae-hyung. Ihr seid genau gleich. So wie er wolltest auch du mich nur Besitzen. Aber ich werde weder dir noch ihm Gehören. Damit du es auch kapierst. Ich gehöre nur mir selbst. Ich gehöre nicht länger dir Min Yoon-gi. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, das ich ein Mensch bin, dann bist du wortwörtlich in der Hölle gelandet! Glückwunsch, allmählich fange ich dich zu Hassen!«
Ich hörte noch wie er etwas sagte, doch ich nahm das Handy weg und gab es Nam-joon zurück. Seine Stimme wollte ich nicht mehr hören. Sie war mir im Moment zu wieder und ich hatte keine Lust auf weitere Anstrengungen.
»Was? Bist du noch ganz Dicht? Ich werde sie nicht für dich schlagen! Da kannst du noch viel betteln wie du willst. Im Gegensatz zu dir habe ich noch meine Ehre und die will ich auch behalten. Also vergiss es. Du kannst mich bei jedem anderen dazu bringen, aber nicht bei ihr. Also bis dann!«
Erstarrt sah ich Nam-joon an.
»Bravo Nam-joon. Jetzt wird Yoon-gi dich hassen. Ist dir das klar?«, kam Jung-kook mit seinen Worten ums Eck. Nam-joons Augen flatterten und drehte sich dann zu Jung-kook um.
»Das ist meine Sache, also halt dich da heraus!«
Nam-joon wollte gehen, doch ich schnappte nach seinem Arm und er hielt überrascht inne. Perplex starrte er auf meine Hand, die sein Handgelenk umschlang.
»Tut mir leid«, sprudelte es aus mir heraus. »Aber danke« Verwirrt verengte er seine Augen, sah mich skeptisch an.
»Wofür?«, fragte er.
»Das du es nicht getan hast.«
Er schob meine Hand von seiner herunter.
»Nur weil ich einen gewissen Anteil an Respekt dir gegenüber habe, heißt das noch lange nicht das ich es nicht doch getan hätte. Bilde dir lieber nicht zu viel darauf ein. Ich werde dich sicher nicht vor ihm beschützten, falls du darauf hoffst. Trag deine Kämpfe mit ihm schön allein aus!«
Mit diesen Worten verließ er die Zelle und eine kurze erdrückende Stille trat ein, in der niemand etwas sagte.
»Also manchmal ist er wirklich ein Arsch. Besser wäre es, wenn er ihr endlich mal die Wahrheit sagen würde«, meinte Seok-jin der vor dem Bett stand, die Hände in die Hüften gestemmt und zur Zellentür schaute.
»Das ist eben Nam-joon. War er je anders?«, fragte ihn Jung-kook. Seok-jin stieß ein seufzten aus und nickte dann.
»Was für eine Wahrheit? Was meinst du damit Seok-jin?«, fragte ich.
»Tut mir leid Sae-jin, aber er sollte es dir dann schon selber sagen, wenn er bereit dazu ist. Außer Yoon-gi wird es dir sagen. Aber hoffe lieber nicht darauf. Um so länger du unwissend bist, kann er es besser gegen Nam-joon verwenden.«
»Wie gegen ihn verwenden?«
»Ach lassen wir das. Es ist schon spät. Du solltest versuchen zu schlafen. Morgen sieht die Welt bestimmt schon wieder ganz anders aus. Also Gute Nacht Sae-jin.«
Seok-jin nahm Jung-kook mit sich. Allein blieb ich wieder mal zurück und das auch noch mit schmerzen im Bauch. Können diese Magenkrämpfe denn nicht endlich aufhören?
Ich versuchte zu schlafen, doch mit dem Blick auf meinen Abeoji war das einfach nicht möglich. Die meiste Zeit war er ruhig und mischte sich nicht mehr ein. Sowohl ich als auch er haben unsere Zellen Nachbarschaft akzeptiert und hielten uns bei Dingen des anderen heraus. Selbst Dinge die in unseren Köpfen waren, sprachen wir nicht aus.
Ich hoffte, es blieb auch so.
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