
༒︎ 31 ༒︎
Schweißgebadet schreckte ich auf. Meine Atmung viel zu hektisch und mein Puls raste in die Höhe. Verwirrt über den Albtraum strich ich mit meiner Hand durch mein verschwitztes Haar. Ich holte stark nach Luft. Versuchte irgendwie wieder mit meiner Atmung klarzukommen. Mein Blick ging zu der Leuchtuhr auf meinem Nachttisch. Es ist viel zu früh. Sonst stand ich nie vor sechs Uhr auf, weil ich es liebte in meinem Bett zu liegen.
Ich dachte gar nicht lange nach, verließ das Bett und ging ins Bad. In der Dusche ließ ich das Wasser laufen. Eiskaltes Wasser. Doch bevor ich unter die Dusche ging, lief ich auf mein Waschbecken zu. Mein Bad war nicht klein, wie sollte es auch anders sein.
Es war Dunkel und Schwarz gehalten. Nur das Licht hier drin war weiß.
Ich starrte in den Spiegel und lehnte mich mit den Händen auf das Waschbecken. Wieso hatte ich das Gefühl einen ganz anderen Yoon-gi vor mir im Spiegel zu sehen? Ich bin schon lange nicht mehr der, den ich einst war. Doch ich versuchte die nicht reale Version von mir zu unterdrücken.
Klar kann ich bei meinem Freunde mehr der sein, der ich eigentlich bin, aber es war immer noch ein Großteil in mir, das sich eben zurückhielt. Der versuch anders zu sein. Es war nicht so das ich den Realen Yoon-gi verabscheue, nur mochte ich ihn schlichtweg einfach nicht. Dieser kleine, psychisch Kranke und schwache Yoon-gi. Der, der zu verletzt und gequält wurde. Viel zu viele Narben an sich trägt. Wunden die nie verheilt sind. Den gebrechlichen Yoon-gi. Der, der sich nach Liebe und Glück sehnte.
Ich mochte ihn alleine schon aus dem Grund nicht, weil er ein Feigling ist. Nicht stark genug. Diese Version von mir erreicht einfach nichts. Weder würde diese Version im Wohlstand leben, noch würde er einen sicheren Stand im Leben haben.
Ich hatte nicht ohne Grund einen Yoon-gi erschaffen, der nach Macht und Reichtum strebte. Gerade um meinem schwachen und instabilen Selbst eine Sicherheit zu geben. Mein blick viel vom Spiegel ab. Ja, es ist wahr, in mir verändert sich etwas. Und das ist nicht diese Version die sich ändern. Nein. Es ist mein wahres Ich, das sich verändert.
Und das nur ihretwegen. Sie ist der Grund warum sich mein reales ich so verändert. Es versucht an Macht zu gewinnen. Versucht die Überhandzugewinnen, damit sie mich weiter Kontrollieren kann und genau das darf ich nicht zu lassen. Sie muss verschwinden und gleichzeitig sollte sie mich nicht verlassen.
Innerliche Kämpfe mit mir selbst auszufechten waren nicht leicht. Vor allem hatte ich bisher noch nie solche Kampf geführt. Noch nie kämpfte sich das Wahre in mir hoch, um das, was ich allen zeigte zu vernichten. Der Gierige und Mörder hafte Yoon-gi war um einiges stärker, doch ich merke selber, wie das andere von mir an Stärke gewann.
Ich seufzte auf und schloss meine Augen. Mich selbst weiterhin im Spiegel anzusehen, würde gar nichts bringen. Das einige, was ich will, ist abzuschalten.
Also zog ich mir die Boxershorts aus und ging unter die Regendusche. Dass ich doch eigentlich erst gestern Abend geduscht habe, war mir egal. Nur so konnte ich wieder klarer im Kopf werden. Dass sie es so weit bringt mich so mit mir selbst Kämpfen zu lassen. Selbst, das ich an meiner Selbstbeherrschung zweifle, ist der Wahnsinn.
Das eiskalte Wasser spülte meine Anspannung hinfort und zurückblieb die Frage, wie halte ich das aus, wenn ich sie den Rest ihres Lebens in der Zelle einsperre?
Vermutlich gar nicht.
Lange ließ ich das Wasser über meinen Körper prasseln. Ließ mich einfach berieseln so lange es noch gut tat. Erst dann stellte ich das Wasser ab und ging aus der Dusche. Schnell trocknete ich mich ab und wanderte wieder zu meinem Ankleidezimmer. Eine schwarze Jeans, die an den Knien leicht zerrissen war und ein weißes enges T-Shirt, mehr brauchte es gar nicht. Dennoch zog ich meine Schwarze Lederjacke heraus und zog sie mir über.
Erst als ich dann auf mein Handy schaute, bemerkte ich, das mir Jung-kook schon gestern Abend die Zugangsdaten zu der Kamera geschickt hatte. Doch eine andere Nachricht stieg mir ins Auge. Und zwar die von meinem jüngeren Bruder.
Ist Eomma etwa wieder ausgerastet wegen etwas was ich getan habe?
Das Min-ju gerade sogar Online war nutzte ich. Ich rief ihn also direkt an.
»Guten Morgen großer Bruder. Hast du gut geschlafen?«, kam es übertrieben freundlich von ihm. Also manchmal benahm er sich echt noch wie ein Kind. Man könnte gar nicht glauben, dass er schon an die Dreißig geht.
»Was sollte diese Nachricht? Was ist damit gemeint das Eomma ein Herz Kasper hat?«, will ich von ihm wissen.
»Tja, ich sage es mal so. Sie ist schlichtweg einfach nicht mehr die jüngste, bedeutet das dem Alter entsprechende Dinge vorkommen und das ist nun einer davon. Mit Herz Kasper meinte ich einen Herzinfarkt, du Genie. Sie liegt im Krankenhaus und verlangt, dass du zu ihr kommst. Die Ärzte sagen zwar das sie es überleben wird, aber du weißt ja wie Dramatisch sie ist. Komm einfach ins Krankenhaus und zu rede mit ihr. Sie hat dir wohl etwas zu sagen«, erklärt er mir.
Eomma hatte also ein Herzinfarkt? Hätte sie nicht gleich daran verrecken können? Damit wäre mir so ziemlich geholfen gewesen. Dass sie jetzt sogar noch Anforderungen stellt, ist ja wohl die Höhe.
»Denkst du wirklich, dass ich klein beigebe und einfach tue, was sie sagt?«, fragte ich ihn, wirkte dabei ziemlich gereizt.
»Nein natürlich nicht. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass du nur dann Stress vermeidest, wenn du deinen kleinen Arsch hierher bewegen würdest. Ehrlich Yoon-gi ich liebe dich, weil du Bruder bist, und genau deswegen gebe ich dir auch einen brüderlichen Rat. Komm her und rede mit ihr!«
Ich zischte auf und ging in die Küche. Das Erste, was ich brauchte, war Kaffee, vorher würde ich nirgendwo hingehen. Min-ju hatte diese gewisse Gabe mich zu Dinge zu bewegen, auf die ich einfach keine Lust hatte. Wie machte er das immer nur? Jetzt fiel es mir ein. Er ist einfach der einzige Mensch, bei dem ich jedes Mal einfach nur ich bin. Keine gespielte Version von mir, sondern einfach ich.
Ich bin einfach nur Yoon-gi und nicht Min Yoon-gi.
Augenverdrehend drückte ich die Taste an meiner Hightech Kaffeemaschine und gab schließlich auf. Gegen meinen kleinen Bruder anzukommen war nicht leicht. Er hatte ebenso wie ich seinen Sturkopf. So waren wir Mins eben. Wir wollen immer unseren Kopf durchsetzten.
»Sobald ich meinen Kaffee habe, mache ich mich auf den Weg. Sag mir welches Krankhaus und ich komme. Aber ey, rein dir zu liebe ist das klar?«
»Ja glasklar. Also komm ins Keimyung University. Also das Dongsan Hospital um es verständlich zu machen.«
»Ich weiß schon, welches Krankhaus zu du meinst. Immerhin wohne ich hier. Also ich komme dann. Bis dann!« Sofort legte ich auf und trank meinen Kaffee. Das kann ja was werden.
Mit zwei Männern die jeweils eine Seite von mir flankierten lief ich in den Empfangsbereich des Dongsan Krankenhauses. Min-ju stand schon dort an der Anmeldung. Mir ist schon klar, dass ich ohnehin ihre Dinge abklären musste, doch herkommen hätte ich nicht müssen. Das Ganze hätte auch alles per Fax gehen können.
Aber da mein liebender Bruder mich ja hier herbeordern musste, hatte ich ja keine andere Wahl.
»Schwester Ji-soo, die hübsche« Er zwinkerte der Krankschwester, die an der Anmeldung stand zu. »Hat mir auch schon alle Papiere für Eommas Behandlung gegeben. Ich bin ja nicht befugt mich darum zu kümmern, also bitte. Deine Aufgabe. Ihr Leben liegt nun in deinen Händen. Das wolltest du doch«, sagte er und reichte mir die Papiere.
Ich gab ein Zeichen, das der rechte neben mir die Papiere ihm abnahm und ich meinen Bruder wieder anstarrte.
»Was genau will diese Frau von mir? Wofür bin ich jetzt hier?«, will ich jedoch genauer von ihm wissen, doch er sah er mich einfach nur ernst an und steckte seine Hände in seine Anzughose.
»Das soll sie dir schon selber sagen. Sie ist etwas geschwächt, aber so weit stabil. Los geh und hör sie dir an!«
Ich verengte meine Augen. Er teilte mir noch ihre Zimmer Nummer mit und ich lief an ihm vorbei. Beide Männer hinter mir her laufend, wie kleine Hunde. Es ist nicht so das ich nicht auf mich selber aufpassen könnte, es war nur für den Fall, das, wenn hier etwas losgehen würde, ich Leute auf meiner Seite hatte. Sie sollten für Ruhe sogen, die hier brauchte.
Vor ihrem Zimmer holte ich einmal tief nach Luft. Einfach durchatmen.
»Ihr bleibt vor dem Zimmer und lasst keinen herein. Außer es ist ein Arzt!« Beide nickten, ehe ich dann die Tür öffnete und das Zimmer betrat. Sofort landete mein Blick auf ihr und ihre Augen erstachen mich, als sie mich in ihr Visier nahm.
»Mein Sohn«, krächzte sie und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich ging auf sie zu, doch gab ihr nicht meine Hand. Sie verzog das Gesicht zu einem lächeln und nahm ihre Hand zurück. Was hat diese Frau nun wieder vor?
»Warum wolltest du mich sehen? Min-ju sagt du willst mit mir reden, warum?«, fragte ich sie, ohne auch nur einen hauch Mitgefühl zu zeigen.
»Ist es etwa ein verbrechen, wenn eine Eomeoni ihren erst geborenen Sohn sehen möchte? Du hast mich immer so viel Kraft gekostet. Ich war selber nicht dazu bereit eine Eomeoni zu sein. Weder für dich noch für deinen Bruder. Du warst kein einfaches Kind. Es war ja fast schon zu leicht dich zu brechen. Dich zu meiner Marionette zu machen. Habe ich dir je gesagt wie sehr ich dafür bewundere?«
Keine Ahnung wovon genau diese Frau da eben sprach, aber eines ist klar, es waren wahre Worte.
»Ich wollte, das du mein Leid in dir Trägst. Das Leid, was dein Halabeoji mir angetan hat, als er mich an deinen Abeoji verkaufte und das deines Abeojis. Anfangs habe ich ihn nie geliebt, weil ich einen anderen liebte. Ich habe ihn regelrecht dafür gehasst. Er.....hat mich nie geliebt. Du erinnerst mich zu viel zu sehr an ihn. An deinen Appa. In jeglicher Hinsicht bist du wie er. Gierig, arrogant und egoistisch. Genau derselbe Arsch wie er es damals war. Du weißt nicht, was er mir in den Jahren vor deiner Geburt angetan hat, aber du hast es zu spüren bekommen. Von mir. Alles, was ich dir angetan habe, hat er mir angetan. Erst als ich mit dir Schwanger war, ließ er endlich mal in Ruhe. Für ihn war ich nur ein Spielzeug. Ein Objekt. Dann als du auf der Welt warst ...«
Ich sagte nichts, sie ließ einfach reden. Hörten ihren Worten weiter zu. Selber wusste ich nicht so ganz was ich von ihren Erzählungen halten soll, ob ich sie glauben soll. Dennoch redete sie weiter und ich nahm jede Information auf.
»Erst dann war er wie ein umgedrehter Mensch. Aber auch nur zu dir. Es sollte dich nicht wundern, dass es keine Bindung zwischen uns gibt. Kurz nach deiner Geburt hatte ich dich nur ein mal im Arm gehalten. Ich war zwar nicht bereit dafür, aber diese unendliche Liebe einer Eomeoni haben mich überwältigt. Du hast nicht das recht, zu behaupten ich hätte dich nie geliebt. Hätte dich immer nur gehasst. Das ist falsch Yoon-gi. Ich habe dich geliebt tu es noch heute. Aber das er dich mir einfach genommen hat, hat mich gekränkt. Er hat dich schon immer mehr geliebt als mich. Du warst sein Ein und Alles. Ich war nichts für ihn. Diese Dinge, die ich dir angetan haben, waren nicht aus Rache dir gegenüber, sondern auf ihn. Anfangs war es nie leicht für mich dich irgendwie zu quälen, damit ich dich anders forme. Ich war erpicht darauf, aus dir einen Mensch zu machen, der nicht fähig wäre seinen Posten zu übernehmen. Wollte dich unbedingt brechen, damit er aufhörte dich so zu vergöttern.«
Die Tränen rannen ihr über die Wange. Sie holte stark nach Luft, blickte zur Decke hinauf.
»Ich wollte Rache für seine Taten. Dass ich es an dir ausließ, war falsch, das wusste ich selber. Doch die Wunde, die er mir zugefügt hat, war zu tief und zu schmerzvoll. Dass er dich mir vorzieht. Ich wollte nicht das er dich einfach benutzt. Selbst dann als er nach Jahren angefangen mich zu lieben, so wie ich ihn, wollte ich ihn dennoch weiter dafür büßen lassen. Er dachte, er könnte es verhindern in dem er dir all die Liebe gab, die er dir geben konnte. Aber ich habe es dir angesehen, das selbst das nicht nutzte. Dass du mich dann gehasst hast, für meine taten, gab mir dann den Rest. Anstatt ihn dafür leiden zu lassen, in dem ich dich zu einem Wrack machte, habe ich es geschafft das mein eigener Sohn mich hasst. Mich verabscheut. Dabei wollte ich dich vor ihm bewahren. Ich wollte dich für mich. Auch als Min-ju auf der Welt war, wollte ich nur dich. Ich habe versucht ihm das zu geben, was ich dir geben wollte. Hätte dein Abeoji dich mir nicht weggenommen, hättest du nie das Leben geführt!«
»Was genau willst du mir mit dieser tragischen Geschichte nun sagen? Dass ich dich zu Unrecht hasse und Verabscheue?«, fragte ich sie. Ich hatte keine Lust mehr auf ihr Gerede. So allmählich war ich davon gelangweilt.
»Ich wollte dir die Wahrheit sagen, weshalb ich dich so behandelt habe. Es tut mir leid Yoon-gi das ich dir nie die Eomma war die du gebraucht hast. Mir ist klar, dass ich nichts davon wiedergutmachen kann, aber was ich tun kann ist, diesem Mädchen in meinem Keller einen Grund zu geben dich nicht aufzugeben. Du brauchst sie mehr, als sie dich braucht. Gerade sie könnte deine Rettung sein, vor dem Monster, das ich in dir erschaffen habe. Ich versuche das in dir zu bekämpfen, was ich erschaffen habe«, redete sie weiter.
Ich stieß ein schnaubendes Lachen aus, ehe ich mich um drehte und zur Tür ging.
»Du bist auf dem besten Weg dasselbe zu tun wie dein Abeoji. Wenn sie doch auf gut Glück von dir Schwanger ist, sehe ich jetzt schon wie du sie wieder wegsperrst und das Kind an dich reisen wirst. Genau wie es dein Abeoji mit dir gemacht hat. Mache nicht denselben Fehler. Dein Kind sollte eine Eomma haben!«
Ich ließ ihre Worte unkommentiert und verließ einfach ihr Zimmer. Ruhe war gerade alles, was ich wollte. Einfach nur ruhe, um mir ihre Geschichte durch den Kopf gehen zulassen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro