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21. Dezember

Nur noch wenige Tage bis Weihnachten und heute beehrt uns wieder Writing_Toast mit eine Geschichte ^^

Freiheit und Unendlichkeit 

Sie liebte es, wenn sie den Strand für sich hatte. Die Möwen nur für sie kreischten, sich die Wellen nur für sie am Sandstrand brachen. Oder für sie und diesen einen Jungen mit den grün gefärbten Haaren. Den einzigen Menschen auf der Welt, den sie noch mehr liebte als das Alleinsein.

Er war alles, was sie nicht war. Zurückhaltend, bedacht, ruhig. Ihn zeichnete das genaue Gegenteil von der selbstbewussten und unabhängigen Art, die sie wie eine geheimnisvolle Aura überallhin zu verfolgen schien, aus. Doch trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – zogen sich die beiden an wie zwei unterschiedlich gepolte Magnete. 

Es war Oktober, als sie an der Ostsee entlangliefen. Ein kalter Herbsttag, die See stürmisch. Dunkle Wolken am Himmel, nur vereinzelte Sonnenstrahlen die es schafften, sich durch die dichte Wolkendecke zu kämpfen. Die Sommersaison war definitiv vorbei. 

Das brünette Mädchen ging mit schnellen Schritten, die Hände tief in den Taschen ihrer dunkelroten Winterjacke vergraben. Sie zog den Kopf ein, fröstelte kurz, riss sich dann jedoch zusammen und stapfte entschlossen weiter. Wollte vor ihrem Jungen nicht zugeben, dass sie nun bereute, nicht auf ihn gehört zu haben. Eigenwillig wie immer darauf bestanden zu haben, ihre Mütze Zuhause zu lassen, damit sie den frischen Meerwind in den Haaren spüren konnte. Also biss sie sich auf die Zunge und lief stur weiter.

Er wusste es trotzdem. Deshalb holte er sie auch mit wenigen, großen Schritten ein und zog sich seine schwarze Wollmütze vom Kopf, stülpte sie kurzerhand über den des Mädchens. Ihre langen Haare flogen ihr wild ins Gesicht, als sie lautstark protestierte. "Ich brauche keine Mütze, mir ist nicht kalt! Oder sehe ich etwa so aus, als würde ich frieren?"

"Ja", kam prompt die knappe Antwort und man konnte auch ohne den Jungen mit den grünen Haaren zu sehen sicher sein, dass er schmunzelte. Seine Stimme verriet ihn. Ein empörtes Schnauben und einige weitere halbherzige Beschwerden später änderte das nun bemützte Mädchen ihre Taktik, tat so als würde sie die Kopfbedeckung nur ihm zuliebe aufbehalten. Als hätte sie sie sonst schon längst ins Meer geschleudert.

Sie wussten es beide besser. Doch niemand sprach es laut aus – was okay war. Es reichte, dass das Mädchen mit der roten Jacke ihre Finger im Gehen mit denen des Jungen verschränkte. Eine Geste, die für Außenstehende zufällig wirken mochte, doch hinter der viel mehr steckte. Gefühle, die zu sehen das menschliche Auge nicht in der Lage war. Tiefe Zuneigung, wie es nur die wenigsten erleben durften.

Das Paar stand nur kurze Zeit später direkt vor dem Meer, sah auf den im hellen Sonnenlicht funkelnden Ozean hinaus. Das Mädchen löste ihre Hand aus der des Jungen, um damit ihre Augen gegen die Sonne abzuschirmen. Abgesehen von dem beständigen Wellenrauschen war es still – jedoch nicht auf eine unangenehme Art. Es war viel eher wie eine tiefe Verbundenheit. Sie brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. Zu verstehen.

Trotzdem durchbrach die Brünette mit der Mütze die friedliche Ruhe nach nur wenigen Sekunden, musste ihre Gedanken einfach rauslassen; freilassen aus dem Gefängnis, das sich Kopf nannte. "Hier bekommt man wirklich Fernweh." Ihre Stimme klang nachdenklich, etwas sehnsüchtig. Der Junge sagte nichts, hielt den Blick auf das blaue Wasser gerichtet. Sie sprach weiter. "Man ist hier und will da drüben hin." Ein weißer Finger zeigte gen Horizont, verschwand direkt darauf wieder in der warmen Jackentasche. Nun drehte sich der Mützenlose doch zu ihr um.

"Warum?" 

"Vielleicht ist da ja alles besser. Die Menschen schlauer, das Wasser blauer. Aber vermutlich", ihr Blick glitt ins Leere, "Vermutlich ist es dort genauso wie hier. Genau derselbe Scheiß, und dort stehen auch ein Junge und ein Mädchen und wünschen sich hierher. Genauso jung und naiv wie wir."

Zwei Möwen flogen direkt vor den Gesichtern der beiden Teenager vorbei. Das Ausstrecken eines Armes hätte gereicht, um über das Gefieder zu streichen. Doch bis man dies realisierte, war der Vogel schon längst vorbeigesaust, wurde mit jedem Flügelschlag kleiner, bis er nur noch ein verschwommener, weißer Punkt in der Ferne war.

Das Mützenmädchen atmete tief ein, genoss den Geschmack der salzigen Seeluft, die Art wie diese ihre Lungen füllte. Das Gefühl der Freiheit floss durch ihre Adern wie Blut, sie spürte es überdeutlich. Ein Gefühl, nach dem sie süchtig war. Nach dem sie sich immer sehnte, wenn sie nicht am Meer war, und von dem sie nie genug kriegen konnte, wenn sie dann doch mal dort war.

Das ungleiche Paar setzte sich wieder in Bewegung, hinterließ Fußabdrücke im Sand als es so nah am Meer entlanglief wie es möglich war, ohne nasse Schuhe zu bekommen. Plötzlich blieb das Mädchen stehen, bückte sich – der Junge mit der dunkelblauen Winterjacke stoppte ebenfalls, sichtlich irritiert. Er öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als sich die Brünette auch schon wieder aufrichtete, triumphierend eine Muschel in die Höhe hielt – ganz so, wie ein Fußballspieler den Meisterschaftspokal. Der Junge mit den grünen Haaren konnte nicht anders als laut loszulachen als er verstand, weshalb sich das Mützenmädchen freute wie ein kleines Kind. 

"Wie kann man bloß so begeistert von einer Muschel sein?"

"Wie kann man es nicht sein?", stellte das Mädchen prompt die Gegenfrage und schmollte. Der mützenlose Junge hielt sie am Arm fest als sie ihr Tempo wieder beschleunigte, zog sie zu sich zurück und drehte sie um. 

"Die Muschel ist wirklich schön."

Der Ton versöhnlich, ein Kuss auf die kalte Nasenspitze. Das Mädchen lächelte wieder, schlug ihm so stark gegen die Schulter, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor und im Wasser landete.

"Hey!"

Dann liefen der Junge mit den vom Wind zerzausten, grünen Haaren und das Mädchen mit der warmen Wollmütze weiter, genossen die Stille, die doch nicht wirklich ruhig war. Die Möwen schrien noch immer, zogen über ihren Köpfen ihre Kreise, und das Wellenrauschen war wie Musik; eine unregelmäßige Melodie, die doch ihren eigenen Takt hatte. Dann und wann konnten die beiden nicht schnell genug zurückspringen, wenn eine besonders große Welle kam, sodass ihre Hosenbeine schon bald durchnässt an ihren Beinen klebten. Es war ihnen egal.

Auf einmal blieb der Junge stehen, das Mädchen ging noch ein paar Schritte ehe sie es bemerkte und sich zu ihm umdrehte. "Was ist lo-"

Er schnitt ihr das Wort ab.

"Du siehst wunderschön aus. Wie du so vor dem Meer stehst... Bleib genau so, ich brauche ein Foto davon!"

Große Hände kramten in den Taschen der dunkelblauen Winterjacken, beförderten zuerst eine Packung Melonenkaugummis, dann ein schwarzes Portemonnaie und schließlich endlich ein Smartphone mit zersplittertem Bildschirm zutage. Er richtete die Linse auf das Mädchen, bereit abzudrücken, doch sie hatte andere Pläne.

Vier Schritte, eine schnelle Handbewegung, ein schwungvoller Wurf und das Handy verschwand mit einem "Platsch!" im Meerwasser. Schockiert sah der mützenlose Junge die Brünette mit der weinroten Jacke an, doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte begann sie schon, entschlossen und ohne jegliche Reue zu sprechen.

"Ich bin nicht dein Model, das Meer ist es. Und deine Augen sind die Kamera, nicht dein Handy."

Die dunklen Augen des Jungen verengten sich zu Schlitzen, die Stirn legte sich in verwirrte Falten. "Manchmal steige ich durch deine poetischen Sprüche echt nicht durch. Ich glaube, die Gedichtsanalysen im Deutschunterricht sind dir wirklich zu Kopf gestiegen."

Das Mädchen grinste geschmeichelt, schüttelte dann leise lachend den Kopf. "Ich habe gesagt, dass du den Moment genießen und nicht nur am Handy hängen sollst, du Idiot." In ihrer Stimme schwang nichts Fieses oder Gemeines mit, nur Lebensfreude und Liebe.

Er öffnete den Mund, schloss ihn dann jedoch wieder. Dachte über ihre Worte nach. Als das Mädchen plötzlich – unberechenbar wie immer, ohne jegliche Vorwarnung – erneut ihren Arm hob und mit einer schnellen Bewegung ihr eigenes Smartphone ins Wasser hinterherwarf, entfuhr ihm ein kleiner Schreckensschrei. Perplex zuckte sein Kopf in die Richtung der Brünetten, seine vor Schock aufgerissenen Augen trafen auf ihre belustigt funkelnden. 

"Für die Gerechtigkeit, oder so ähnlich. Und weil ich auch zu viel am Handy bin. Wir alle."

Noch immer stand sein Mund offen, was das Mützenmädchen dazu brachte zu kichern. Er beobachtete sie kurz dabei, seine Mundwinkel zuckten für den Bruchteil einer Sekunde ebenfalls nach oben. Dann wandte er sich von ihr ab und dem Meer zu, sah hinaus auf die Stelle, wo die beiden Smartphones im tiefen Blau verschwunden waren.

"Ist das nicht Umweltverschmutzung?"

Nun lachte das Mädchen richtig, laut hallten ihre Gluckser über den Strand. "Irgendein Fischer wird sie schon rausholen, ganz bestimmt!"

Der Junge konnte nicht anders als in ihr Lachen mit einzufallen, sie hatte einfach diese besondere Wirkung auf ihn. Wie eine Sirene, nur dass sie statt ihn ins Wasser zu ziehen um ihn zu ertränken Schwimmreifen nach ihm warf, die ihn davor bewahrten unterzugehen. In der Ernsthaftigkeit des Lebens zu versinken.

Sie lachten gemeinsam, bis sie nicht mehr stehen konnten, außer Atem in den kalten Sand fielen. Dort legte das Mädchen ihren Kopf auf seiner Schulter ab, plötzlich unendlich müde, die schwarze Wollmütze schief auf dem Kopf und einige wilde Haarsträhnen im Gesicht. Die Stille legte sich erneut über sie, schirmte sie von der Außenwelt ab, und dieses Mal war es der Junge mit dem grünen Haar, der sie flüsternd durchbrach. "Danke."

Die Brünette antwortete nicht, pustete sich lediglich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schmiegte sich noch enger an ihn. Er strich ihr kurz über die Wange und verlor sich in seinen Gedanken.

In Momenten wie diesen war er immer wieder erstaunt, wie intelligent sein Mädchen doch war. Aber schon im nächsten Augenblick wollte er sich selbst für diesen Gedanken am liebsten eine kräftige Ohrfeige geben, denn gerade er sollte wohl besser wissen als jeder andere, dass sie verdammt schlau war, und nicht überrascht darüber sein, wenn sie dies zeigte. Er sollte sie nicht unterschätzen, trotzdem tat er es manchmal. Dabei hatte sie vermutlich mehr im Kopf, als jeder andere Mensch, der ihm je begegnet war. Denn sie war die Einzige, die er kannte, die die Welt so sah, wie sie wirklich war. Alle anderen hatten einen verzerrten Blick auf die Dinge, lebten zu sehr in ihren Gedanken, der Vergangenheit oder der virtuellen Welt. Sie lebte im Hier und Jetzt. In der einzig wahren Welt. Manchmal wünschte er sich, er könnte das auch aus eigener Kraft und bräuchte ihre Hilfe nicht, um seine Augen zu öffnen.

Sie zählte währenddessen die Sandkörner am Strand. Die Millionen und Abermillionen kleinen Körner, die Unendlichkeit bedeuteten. Bei ihm fühlte sie sich ebenfalls unendlich, wie ein Stück des großen Ganzen, ein wichtiges Puzzleteil. Nicht so verloren, nicht so allein wie sonst viel zu oft. Bei ihm war sie unsterblich, frei. Er war ihr persönliches Meer, wenn sie an keinem richtigen sein konnte.

Und so brauchten sie einander. Gaben einander, was sie allein nicht zu sein vermochten. Waren nur gemeinsam komplett.

Und sie beide schienen es zu spüren, denn als hätten sie sich gedanklich abgesprochen beugten sie sich gleichzeitig vor. Vom Wind raue Lippen trafen aufeinander, bewegten sich in einem eigenen Takt, kalte Haut wärmte sich. Es war wie eine Choreographie, die nur sie beide kannten, die geheim war. Vielleicht sogar verboten.

Aus dem sanften Kuss wurde ein wilder und ehe sie sich versahen, lagen sie schon auf dem Sand, alles um sie herum verschwand. Erst die Kälte, dann das Kreischen der Möwen, schließlich sogar das Rauschen der Wellen und der Geruch nach Meer und Salz. Da waren nur noch sie beide, niemand sonst. Freiheit und Unendlichkeit, die doch endlich war.

Denn wie alles musste auch dieser Moment vorbeigehen. Das Mädchen sprang auf, schüttelte sich, rannte dann los, denn "Ich habe überall Sand, ich muss dringend aus diesen Klamotten raus!". Sie drehte wieder um, als ihr der mützenlose Junge nicht folgte. Er saß lachend im Sand, bewegte sich nicht vom Fleck, sodass sich das Mädchen dazu gezwungen sah ihn an den Handgelenken zu packen und hochzuziehen. Er ließ es geschehen, noch immer mit tiefer Stimme kichernd. Als sie beide standen ließ er ihre Hand nicht los, verschränkte ihre Finger miteinander. 

"Na dann los, bevor dich der Sand noch auffrisst."

Das Mädchen mit der roten Jacke und der schiefen Mütze warf ihm einen vernichtenden Blick zu, grinste dann jedoch ebenfalls. Und gemeinsam gingen sie los, Hand in Hand. Weg vom Meer, weg vom Sand und den Wellen, weg von den Möwen. 

Doch das Gefühl blieb. Das Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. Und es würde sie auch niemals verlassen, solange sie nur einander hatten.

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