16. Dezember 2054
Die Forscher kamen nicht weiter. Keinem der Mutanten hatten sie auch nur den Hauch einer Reaktion entlocken können. Und dem Geheimnis, wie sie ihre Emotionen überhaupt abstellen hatten können, waren sie noch immer nicht auf der Spur. Es war ein einziges großes Rätsel.
Daher war der Befehl von ganz oben gekommen, sich ihren Zustand zumindest zunutze zu machen. Sie auszubilden. Sie zu Elitesoldaten zu formen. Das bedeutete vor allem: Training. Hartes und langes Training.
Leider hatte das zur Folge, dass Benton nicht mehr die alleinige Aufsicht über die Mutanten hatte. Diese musste er sich nun gezwungenermaßen mit einem Militärveteranen teilen, der von nun an für die Ausbildung zuständig sein würde, während er einfach nur noch danebenstehen und deren Werte überwachen würde. Wofür hatte er überhaupt all die Jahre studiert? Wofür hatte er sich so reingekniet und schließlich sogar seine Frau und seine Kinder zurückgelassen? Doktor Benton war für weitaus größeres bestimmt. Doch er beschwerte sich nicht. Irgendwann würde die Regierung begreifen, dass sie ihn brauchte.
Alle Mutanten machten sich prächtig. Aufgrund ihrer fehlenden Emotionen brachen sie unter dem strengen und erbarmungslosen Training nicht zusammen. Sie beschwerten sich nicht, sie jammerten nicht, sie brachen nicht in Tränen aus. Und vor allem: Sie brauchten kaum eine Pause.
Auch entwickelten sie keinen Hass ihrem Trainer gegenüber, der sie so hart rannahm, dass selbst ausgebildete Agenten einen Nervenzusammenbruch erlitten hätten. Es störte die Mutanten nicht, dass sie gefoltert wurden, indem man sie daran hinderte, zu schlafen. Indem man sie dazu zwang, für Stunden bewegungslos an Ort und Stelle stehen zu bleiben, ohne sich zu rühren.
Unter den unmöglichsten Bedingungen zwang man sie, gegeneinander zu kämpfen. Egal, ob es brütend heiß oder eisig kalt war. Egal, ob man den Boden unter Strom gesetzt hatte. Nicht einmal gerieten sie in Panik. Strikt folgten sie der Logik und behielten einen kühlen Kopf.
Vor allem die Unverletzlichkeit von Neununddreißig war dabei ein beeindruckendes Werkzeug. Ebenso wie seine Fähigkeit, sich den Farben seiner Umgebung anzupassen, weshalb er nahezu unsichtbar war.
In Stresssituationen waren gefühllose Kreaturen ebenso vorteilhaft. Einfach aus dem Grund, dass nichts sie stressen konnte. Zeitdruck konnte ihnen nichts anhaben. Ließ sie nicht der Panik verfallen, selbst wenn das Ablaufen der Zeit ihren Tod bedeuten könnte.
Schnell fand Doktor Benton seine Begeisterung wieder. Vielleicht forschte er nicht mehr an dem, was er ursprünglich gewollt hatte. Doch dieses Training und die Entscheidung, Elitesoldaten aus ihnen zu machen, boten ihm ganz neue Möglichkeiten. Jetzt konnte er das Verhalten der Mutanten unter extremen Bedingungen studieren und auch ihre Fähigkeiten.
Auf Basis dessen wäre er dazu in der Lage, ganz neue Waffen zu entwickeln. Waffen, die es mit Mutanten aufnehmen könnten. Vielleicht sogar Waffen, die ihnen – selbst, wenn nur für begrenzte Zeit – ihre Fähigkeiten rauben könnten. Benton würde schon noch die Anerkennung erhalten, die er verdiente. Vielleicht würde er für seine besonderen Taten und Erfindungen sogar ausgezeichnet werden.
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