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05. Oktober 2059

Die Welt hatte sich verändert. Doch das hatte sie nicht von allein. Endlich konnten die Mutanten erleichtert aufatmen. Den Hoffnungslosen war Hoffnung geschenkt worden. Und diese Hoffnung hatte sich in ein Feuer verwandelt. Die Sklaven waren nicht mehr länger Sklaven. Der Krieg war vorbei.

Da man ihnen die Freiheit nicht freiwillig gegeben hatte, hatte man sie sich selbst holen müssen. Die Mutanten hatten sich wie ein Phönix aus der Asche erhoben, hatten ihre lodernden Schwingen ausgebreitet.

Hatten ihre Anerkennung, ihre Rechte und ihre Freiheit gefordert. Lange hatte es gedauert. Viel zu viel Leid hatten sie erdulden müssen. Den Erfolgt hatten sie sich verdient. Sie waren Ertrinkende gewesen, die verzweifelt nach Hilfe gefleht hatten. Und tatsächlich hatten Menschen auf ihr Flehen geantwortet. Hatten ihnen die Hand gereicht. Gemeinsam leiteten sie die Revolution ein. Denn auch die Mutanten hatten ihre Daseinsberechtigung.

Trotzdem hatte die hart erkämpfte Freiheit mit Blut und Tränen bezahlt werden müssen. Viele hatten ebendas verhindern wollen. Doch letztlich waren die Stimmen, die nach Gewalt geschrien hatten, lauter gewesen. Aber all dies hatte auf friedlichen Bemühungen aufgebaut, die letztendlich zu einer Veränderung des menschlichen Denkens geführt hatten. Ohne sie wäre es vermutlich noch schlimmer gekommen.

Kieran konnte kaum glauben, dass es vorbei sein sollte. Sein Leben hatte aus Gewalt, Gefangenschaft und Unterdrückung bestanden. Jetzt fühlte er sich leer. Als sei das Ziel, das er verfolgt hätte, verschwunden und hätte das, was ihn ausgemacht hatte, mit sich genommen.

Nun wusste er nichts mehr mit sich anzufangen. Jetzt war er endgültig frei und er hatte keine Ahnung, was er mit seiner Freiheit anfangen konnte. Wollte er das Leben leben, das ihm vor siebzehn Jahren gestohlen worden war?

Wollte er eine Schule besuchen, sich irgendwo niederlassen? Oder wollte er mit Mrs. Harris, einem Menschen, der sich nun entschieden hatte, eine Auffangstation für Mutanten, die nirgendwohin konnten oder nichts mit sich anzufangen wussten, zusammenarbeiten? Außerdem mussten manche Mutanten – vor allem die, die im Krieg gedient hatten – wieder sozialisiert werden. Es wartete viel Arbeit auf sie, die sie unmöglich allein bewerkstelligen konnte.

Doch wenn er darüber nachdachte, in ihr „Mutantenheim" zu ziehen, fühlte er, dass es nicht das war, was er wollte. Jedenfalls noch nicht. Erst hatte er noch etwas zu erledigen. Danach konnte er darüber nachdenken, wie er sich sein Leben eigentlich vorstellte.

Sollte sich sein Vorhaben als Fehler herausstellen, hätte er immerhin einen Ort, an den er zurückkehren und planen konnte. Mrs. Harris hatte ihm versprochen, dass sie immer einen Platz für ihn haben würde. Und auch Freya, die mächtige Mutantin, die er kennengelernt hatte, als sie letztes Jahr bei den Severos eingebrochen war, hatte ihm versichert, dass sie ihm helfen würde.

Aber auch sie hatte ihr Päckchen zu tragen und musste erst einmal selbst mit ihrem Leben klarkommen und den Möglichkeiten, die sich ihr boten.

Dank Mrs Harris hatte er herausfinden können, wo seine Eltern lebten. Kieran wusste nicht, wie es ihr gelungen war, doch sie hatte tatsächlich seine alte Akte aus dem Ambrosia Institut in die Hände bekommen. Natürlich war die Adresse schon alt und er konnte sich nicht sicher sein, ob sie wirklich noch dort lebten. Aber ein Versuch war es wert.

Ein einziges Mal hatte er die Gesichter seiner Eltern gesehen. Seither hatte er sie nicht mehr aus dem Kopf bekommen können. Würde er das hier jetzt nicht tun, würde er wohl niemals zur Ruhe kommen.

Dennoch bedeutete es noch lange nicht, dass alles so laufen würde, wie er es sich wünschte. Nur, weil die Regierung die Mutanten nun endlich mit den Menschen gleichgestellt hatte, hieß das nicht, dass sich das Verhalten der Menschen ihnen gegenüber ändern würde. Jedenfalls nicht von jetzt auf gleich. So etwas war ein Prozess und benötigte seine Zeit. Verinnerlichte Verhaltensweisen waren nur schwer abzulegen.

Obwohl die Mutanten und die Menschen auf dem Papier gleichgestellt waren, hatte er selbst schon feststellen müssen, dass sich das noch nicht auf den Alltag übertragen hatte.

Wenn Freya, der man ihre Mutation nur zu deutlich ansah, die Straßen entlang lief, erntete sie angewiderte Blicke. Oder sie war der Grund für Angst.

Aber auch für ihn war es nicht leicht. Man sah ihm seine Mutation nicht an, wenn er nicht gerade seine Farben wechselte. Aber manche Menschen kannten ihn bereits aus den Nachrichten. Sie zeigten mit dem Finger auf ihn, tuschelten und wechselten die Straßenseite. Im Supermarkt waren ihre urteilenden Blicke allzu präsent.

Die Menschen mussten sich erst einmal an sie gewöhnen. Und auch die Mutanten mussten sich an die neue Situation gewöhnen. Jahrelanger Hass verschwand nicht innerhalb kurzer Zeit. Auch Kieran musste lernen, seine innere Bestie zu zügeln. Musste sie an die Moral ketten. Er konnte nicht mehr einfach jedem die Kehle aufreißen, wenn jemand ihn schlecht behandelte. Das war eine Bedingung, die die Freiheit und der Frieden mit sich brachten. Er musste sich an die menschlichen Gesetze halten. Er, der Moral nie gekannt hatte.

Doch all das, hatte ihn hierhergeführt. Ohne all das, hätte ihm sich diese Option niemals eröffnet. Also musste er sich zusammenreißen. Egal, wie die Reaktionen waren. Egal, wie Lisha und Amari Roth reagieren würden, wenn er plötzlich vor ihrer Tür stehen würde.

Selbst, wenn sie ihn anschreien, beschimpfen und wegschicken würden. So lieb sie auch in dem Video gewirkt hatten, das Doktor Benton ihm einst gezeigt hatte. Das war Jahre her. Und damals war die Situation noch eine ganz andere gewesen. Heute könnten sie verbitterte Leute sein, die die Mutanten von ganzem Herzen verabscheuten.

Daran wollte er lieber gar nicht denken. Allerdings durfte er sich auch dieser Möglichkeit nicht verschließen. Er musste bereit sein, sollte es so kommen. Immerhin musste er wissen, wie er dann handeln sollte.

Ihm kam es noch immer unwirklich vor, tatsächlich hier zu sein. Laut seiner Akte stammte er aus Rye, einer britischen Kleinstand im Südosten des Landes. Hier war auch die letzte Adresse seiner Eltern gewesen.

Rye wirkte, als gehöre es in eine andere Zeit. Kieran war, als wäre er ins Mittelalter zurückgereist. Die Häuser und die Straßen waren alles andere als modern. Genau so hätte er sich eine mittelalterliche Stadt vorgestellt. Efeuranken kletterten an den Holzfassaden der alten Häuser empor und tatsächlich erschien ihm dieser Ort wie eine Parallelwelt. Es war ganz anders als London. Beinahe märchenhaft. Vielleicht würde Kieran eines Tages eher in einer Kleinstadt wie dieser leben wollen, als in einer Großstadt. Obwohl er für eine Zeit lang in einer gelebt hatte.

Daran, dass er sich abseits der großen Menschenmengen wohler fühlte, hatte sich nichts geändert.

Er gab sich einen Ruck und schritt weiter durch die Gasse. Es konnte nicht mehr weit sein. Mit jedem weiteren Schritt verkrampfte sich sein Magen. Suchend glitt sein Blick über die Hausnummern. Als er erkannte, dass es sich nur noch um ein paar Schritte handeln konnte, wurde ihm ganz schlecht.

Niemals hatte Kieran geglaubt, dass es ihm so ergehen könnte. Die Leute, zu denen er unterwegs war, waren Fremde. Wovor fürchtete er sich? Bisher waren sie kein Teil seines Lebens gewesen. Wenn sie entschieden, dass sie das auch in Zukunft nicht sein wollten, änderte sich doch nichts. Wieso also hatte er Angst? Und wieso glaubte er, dass es das Schlimmste war, was ihm heute passieren konnte, wenn sie ihn abwiesen? Würden sie das tun, würde er sein Leben weiterfortführen wie bisher. Er sollte sich eher sorgen, wenn sie ihn in ihrem Leben haben wollte. Kieran war für eine Familie nicht geschaffen. Außerdem hatte er bereits zu abscheuliche Dinge getan, als dass sie zu verzeihen wären.

Da. Das war es. Unschlüssig und mit klopfenden Herzen blieb Kieran stehen. Stumm betrachtete er das Haus, das fast vollständig vom Efeu befallen war. Und neben der Klingel stand sein Nachname: „Roth". Unglaublich, dass sie noch immer hier lebten. Eigentlich hätte es ihn nicht überrascht, wären sie weggezogen. Tatsächlich hatte er das sogar erwartet.

Es benötigte mehr Überwindung, die Klingel zu drücken, als ihm lieb war. Doch schließlich ertönte das schrille Geräusch und Kieran würde von jetzt an nicht wissen, was geschehen würde. Das machte ihn beinahe wahnsinnig. Er mochte es, wenn er wusste, was ihn erwartete. Womöglich war das noch ein Überbleibsel aus seiner Zeit als Neununddreißig.

Für einen Moment glaubte er, dass niemand zu Hause wäre. Dann vernahm er Schritte und die Tür wurde geräuschlos aufgezogen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Sein Herz schien auszusetzen. Ihm wurde zugleich heiß und kalt.

Ihm gegenüber stand eine schlanke Frau Anfang vierzig. Ihre Augen hatten die Farbe von Karamell und das lange schwarze Haar floss ihr in seichten Locken über den Rücken. Fragend sah sie ihn an.

„Ja?"

Kieran räusperte sich. Und bekam kein Wort heraus. Diese Frau war ganz eindeutig Lisha Roth. Wenn sie auch deutlich älter war, als auf den Fotos, die er gesehen hatte. Aber das war unvermeidlich.

Zu Eis erstarrt stand er vor ihr. Ihre Stirn runzelte sich. „Kann ich Ihnen helfen?"

Wie sollte er ihr nur erklären, wer er war? Wie sollte er ihr erklären, weshalb er hier war? Und wie zur Hölle sollte er ihr beibringen, dass er ein Mutant war? Das wäre womöglich sogar der schwierigste Teil.

Lisha schien sich offensichtlich langsam unwohl zu fühlen, so wie er sie anstarrte. Erneut räusperte er sich. „Ich -" Die restlichen Worte wollten einfach nicht folgen. Hatten sich versteckt und entzogen sich jedem seiner Versuche, sie zu greifen.

Wieso war das so schwer? Kieran hatte schon weitaus schwerere und gefährlichere Aufgaben gemeistert! „Mein Name ist Kieran.", sagte er schließlich. Allein dieser einfache Satz hatte ihm alles abverlangt.

Augenblicklich war es, als habe sich ein Schalter in Lisha umgelegt. Sie erbleichte und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Wut zog sich über ihr Gesicht, gemischt mit Trauer. „Wie können Sie es wagen?", wisperte sie. Ihr ganzer Körper zitterte. „Verschwinden Sie! Sofort!" Beinahe meinte er, ihre Augen aufflammen zu sehen, so zornig, wie sie ihn niederstarrte. „Und wehe, Sie kommen jemals wieder!" Ihre Worte stachen auf ihn ein wie Messer. Unfähig, sich zu bewegen, sah er sie entsetzt an.

Er hatte mit vielem gerechnet. Damit, dass sie in Tränen ausbrach oder damit, dass ihr verächtlicher Blick ihn vergiften würde, sobald sie erfuhr, was er war. Aber nicht damit. In all seinen Vorstellungen dieses Gesprächs, war er immer bis zu dem Punkt angelangt, dass er ihr offenbarte, was aus ihm geworden war.

„Mama?", erklang auf einmal eine unsichere Stimme. Die Stimme eines Kindes. Vorsichtig betrat ein Junge den Flur hinter Lisha. Er war etwa zehn oder elf Jahre alt. Entsetzen durchfuhr Kieran. Seine Augen weiteten sich, als er den Jungen anstarrte. Ein Kind. Lishas Kind? Das Messer hatte sich direkt in sein Herz gebohrt.

Neugierig kam der Junge näher, aber aufgrund des wütenden Ausdrucks auf dem Gesicht seiner Mutter, blieb er auf der Hut. „Alles okay?", fragte er sie vorsichtig und sein fragender Blick schwenkte zu Kieran. „Wer ist das?"

„Niemand, Liebling.", presste Lisha hervor. „Geh wieder spielen, ja?" Zärtlich strich sie ihm durch die schwarzen Locken. Langsam nickte der Junge, sah Kieran noch einmal kurz an und verschwand wieder im Haus.

„Ich wiederhole mich nicht noch einmal: Gehen Sie! Oder ich rufe die Polizei!", drohte Lisha.

Abrupt versuchte die Panik von Kieran Besitz zu ergreifen, doch er hielt sie zurück. Ihm entglitt das Ganze. Vielleicht hatte er nur noch diesen einen Versuch. Er durfte nicht zulassen, dass sie ihn fortschickte, ehe er sich erklären konnte.

„Bitte, hören Sie mir nur kurz zu.", flehte er verzweifelt. Die ganze Situation überforderte ihn. Er wusste schon, weshalb er sich lieber von anderen Leuten fernhielt. Von Menschen ganz besonders. Die fremde Mutter öffnete ihren Mund, um ihn erneut abzuweisen, doch er war schneller.

„Mein Name ist Kieran Roth.", schoss es aus ihm heraus. Wenigstens das musste er ihr sagen. Sie verdiente, es zu wissen. Was sie mit diesem Wissen anfing, war ihr überlassen. Auch, wenn er gerne die Chance gehabt hätte, auch mit ihrem Ehemann zu sprechen. Aber das würde sie wohl kaum zulassen.

Doch er hätte wohl keine falscheren Worte finden können. Schlagartig legte sich eine Maske des Zorns über ihr Gesicht. Ihre Stimme war leise und bebte. Doch es hätte nicht schlimmer sein können, wenn sie ihn angeschrien hätte. „Verschwinde!", zischte sie. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, knallte sie die Tür vor ihm zu.

Wie vom Blitz getroffen stand Kieran vor der geschlossenen Tür. Sein Herz raste und er versuchte immer noch zu begreifen, wie es so hatte kommen können. Wie in Trance schaffte er es schließlich, sich abzuwenden. Seine Schritte wirkten mechanisch, als er seine Vergangenheit endgültig hinter sich ließ.

Dabei bemerkte er den großen Mann nicht, den er beinahe anrempelte. Kieran ging. Und hatte nicht vor, zu bleiben. In seinem Leben hatte er schon genug gekämpft. 

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