ZWEIundZWANZIG Altersangaben
Es schlug ein wie eine Bombe, wie eine Redewendung hier treffend passte.
Nur erschütterte die Tatsache nicht den Boden, sondern mich.
Sitzend und lesend war ich in der Bücherhalle, war völlig vertieft in das Buch, was ich in meinen Händen hielt und als ich meine Wasserflasche ergreifen wollte, griff ich ins Leere. Meinen Kopf hob ich nach oben, meine Wasserflasche sah ich nicht. Was beziehungsweise wen ich sah, überraschte mich jedoch noch mehr als die Tatsache, dass meine Wasserflasche nicht mehr an ihrem Platz stand. Er war da. Auf der anderen Seite von meinem Tisch lehnte er an dem Bücherregal und schaute mich an. Er grinste.
Stand er da wegen mir? Lachte er über mich? Oder war es ein Lächeln? Wie lange schon war er da und schaute in meine Richtung? Oder guckte er an mir vorbei?
»Willst du nicht Hallo sagen?«, fragte er an meine Person gerichtet und riss mich damit aus meinem Chaos aus Fragen in meinem Kopf.
»Willst du mir nicht sagen, was du willst?«, war meine prompte Reaktion.
Als Antwort bekam ich lediglich ein erneutes Grinsen. Ich versuchte es abzutun und mich wieder auf das Buch zu konzentrieren, welches mich bis kurz zuvor fesseln konnte, doch ich spürte seinen starren Blick auf mir.
Meine Augen fixierten das Buch vor mir, während er unvermittelt weitersprach und mir dieses direkte große Lob wegen meines Textes mitteilte. Ich spürte, wie meine Wangen stetig wärmer wurden und ich mich unwohler fühlte. Einfach auf das Buch gucken und nicht hochschauen, dachte ich ermahnend zu mir selbst. Aber seine Stimme ... So sanft und melodisch wie vor Kurzem, war mein nächster Gedanke. Seine Stimme hatte etwas Beruhigendes und Mystisches an sich, die ich unfassbar schön fand.
»Möchtest du nichts sagen?«, fragte er und holte mich erneut aus meinen Gedanken zurück.
»Danke.«
»Mehr nicht?«
»Was willst du denn hören?«
»Ich möchte die mysteriöse Poetin mit der zauberhaften Ausstrahlung kennenlernen.«
»Das soll ich dir sagen?«
»Nein, das habe ich dir gerade gesagt.«
»Wieso?«
»Wieso ich das gesagt habe oder warum ich dich kennenlernen möchte?«
»Ich denke sowohl als auch.«
»Weil deine Zeilen ... Sie haben mich so sehr berührt wie bisher noch nichts und niemand und das, obwohl wir uns nicht kennen. Ich möchte dich wirklich kennenlernen und etwas von dir erfahren.«
»Das denke ich nicht.«
»Ich denke schon. Also?«
»Ja dann setz dich.«
Nachdem er sich setzte, und vorher hätte ich nicht gewusst, wie das möglich sein sollte, strahlte er noch mehr Ruhe aus als vorher schon. Mein Gefühl vermittelte mir, dass die Umgebung noch so laut werden konnte, ich mich trotzdem gelassen und ruhig fühlen konnte. Er gab mir Zeit. Sodass ich das Buch, das ich las, bis ich ihn mir gegenüber anlehnend entdeckte, ordentlich weglegen und meine Wasserflasche an ihrem Ort finden sowie einen Schluck nehmen konnte.
Als hätte er eine Ahnung gehabt, vielleicht war es auch lediglich seine Intuition, fragte er mich weder nach meiner Schule oder Ausbildung noch danach, wie ich sonst meine Zeit gestaltete. Das beruhigte mich und meine aufgebaute Spannung konnte ich dadurch zumindest ein wenig minimieren.
Neugierig bezüglich meiner selbstverfassten Texte war er sehr und wir nannten uns unsere Namen sowie unser Alter. Er war etwas mehr als zwei Jahre älter als ich, demnach war er zwanzig Jahre alt zu diesem Zeitpunkt.
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