ZWEIundDREIßIG Teile
Es kam der Tag, an dem ich beschloss, dass es Zeit war für das Geschenk für die Mitarbeitende der Bücherhalle. Gefühlt war es längst überfällig und doch war ich vorher nicht dazu in der Lage.
Da ich immer noch nicht existierte und aufgrund dessen über keine ausreichende finanziellen Mittel verfügte, dachte ich mir aller Hand selbstgemachte Geschenkchen aus, die ich zaubern wollte.
Auf dem Weg zur Bücherhalle kam ich ins Grübeln und in einen Strudel voller Selbstzweifel. Ich hoffte, dass sie es annehmen und verstehen würde. Dort angekommen sah ich sie. Sie wollte mir so fröhlich wie immer 'Hallo' sagen, doch ich konnte nicht, fühlte mich miserabel und nicht gut genug mit meinem lächerlichen Geschenkkorb.
Mit einem gequälten Lächeln in ihre Richtung ging ich an ihr vorbei und setzte mich an den Platz, an dem ich so oft saß. Dort, so sitzend wusste ich nicht, was ich tun sollte, denn ich hatte nichts weiter vor, als ihr diesen Korb zu überreichen, was mir nicht gelang.
Ich starrte vor mich hin und rügte mich für mein dämliches Verhalten.
»Geht es dir heute nicht so gut?« Sie riss mich aus meiner Starre und ich erschrak mich so sehr, dass andere sich sorgenvoll umdrehten, was mich nur weiter peinlicher berührte.
»Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Nicht deine Schuld.«
»Ist alles in Ordnung bei dir?«
»Geht so.« Ich fragte mich, warum ich ihr nicht einfach ihr Geschenk geben, warum ich mich nicht einfach bedanken konnte. Was konnte daran so schwer sein?!
»Ich setze mich mal kurz zu dir, hoffe es macht dir nichts aus.«
»Schon okay.«
»Und?«
»Hm?«
»Hast du Neues geschrieben?«
»Ja. Schon.«
»Darf ich davon etwas lesen?«
»Warum?«
»Weil ich dein Geschriebenes wirklich schön finde.«
»Echt?«
»Ja, sonst würde ich das nicht sagen.«
»Also ... Ich ... habe ... ähm ...« Es fiel mir wirklich schwer.
»Du kannst es mir einfach sagen, wenn du es mir nicht zeigen möchtest. Das ist okay.«
»Das ist es nicht, was ich sagen wollte.«
»Oh. Okay. Was wolltest du denn sagen?«
»Fällt mir sehr schwer ...«
»Ist bestimmt nichts Schlimmes. Also sag ruhig.«
Ich versuchte die richtigen Worte zu finden, ging noch einmal die einzelnen Teile des Korbes durch, den sie nicht sehen konnte, weil er unter dem Tisch außerhalb ihres Sichtfeldes stand. Es waren eine Entschuldigungs- und Aufklärungskarte in einem, eine Dankeskarte, sechs nur für sie selbst geschriebene lyrische Texte, zehn selbst gemachte Lesezeichen, sechs Teelichter mit einer Botschaft, die sobald sie runter gebrannt waren zur Sicht kommen, eine Packung Tee und sieben kleine Süßigkeitendinge.
Für die letzten beiden Sachen war ich extra lange auf der Straße sitzen geblieben, um das nötige Geld zusammen zu bekommen. Ich habe sie oft diesen Tee trinken sowie diese Süßigkeiten essen sehen und wollte es unbedingt mit in den Korb nehmen können. Den Korb hat er mir geben können.
»Du musst es mir auch nicht sagen. Es ist deine Entscheidung.«
Freundlich strahlend wartete sie geduldig, aber weder aufdringlich noch fordernd, ob ich ihr noch eine Antwort geben würde. Dann erhob sie sich, um wieder zu gehen.
»Ich hab was für dich«, sagte ich ganz schnell, ohne dass ich vorher darüber nachdachte. Das war vielleicht auch besser so.
Sie drehte sich um und schien neugierig.
»Ach echt? Für mich?«
»Ja.«
Ich holte den Korb unter dem Tisch hervor und bemerkte erst da, wie meine Finger vor Aufregung zitterten.
Sie setzte sich wieder hin und betrachtete mit einem breiten Lächeln den Korb. Es schien ein ehrliches warmes Lächeln zu sein. Doch da war noch mehr.
»Aber ... Hätte ich nicht ...?« Und ich begriff, dass sie zweifelte.
»Nein. Ich danke dir und deswegen ...«, unterbrach ich sie deswegen und dabei kamen mir schamhaft die Tränen.
»Ich danke dir. So etwas hat noch nie jemand für mich gemacht.«
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