'Träumi und Blicki' haben wir immer gesagt, meine Mutter und ich. 

Ich war ungefähr fünf Jahre alt. Wie so oft rief sie 'Träumi', um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Da sie mich immer im Blick hatte und ich es nicht besser artikulieren konnte, erwiderte ich, dass sie dann aber 'Blicki' ist. 

Fortan nannten wir uns 'Träumi und Blicki', wir zwei waren das super Team. 

Träumi durfte sich ihren Träumereien und Fantasien voll und ganz hingeben, sich Geschichten und Welten ausdenken, in die sie Blicki manchmal mit hinein nehmen konnte. Blicki passte auf, dass sie sich nicht zu sehr entfernte, ob gedanklich oder auch draußen in der realen Welt. 

»Was kommt eigentlich nach dem Kindergarten?«, fragte ich meine Mutter, die Antwort eigentlich wissend durch meine Mitstreiter*innen. Zu meiner Überraschung kam jedoch eine andere Antwort, als ich sie erwartet hatte. 
Sie entgegnete mir, dass ich ab dem Herbst den Tag zu Hause lernen würde. Aus einem Film kannte ich das Prinzip des Hausunterrichts, nur warum ich diesen bekommen sollte, wusste ich nicht. 
Und auch wenn ich mich bereits auf die Schule und das Wiedersehen meiner Mitstreiter*innen freute, genauso darauf, neue Kinder kennenzulernen sowie eine Lehrerin oder einen Lehrer zu haben, Pausen draußen auf dem Schulhof mit einem bunten Klettergerüst und dem Sportplatz zu verbringen und alles andere drum herum, überwog das grenzenlose Vertrauen zu meiner Mutter, sodass ich es nicht infrage stellte. 

Ich wandte mich wieder meiner imaginären Höhle zu und fragte Blicki, welche Tiere in der Steinzeit lebten. 

Ich liebte es mit ihr meine Traumwelten zu erschaffen und in ihnen zu spielen. 

Manchmal erforschten und erkundeten wir sogar Dinge von damals und gingen in Museen, um Wissenslücken aufzufüllen. Sie war mir eine gute Wegweiserin. Blicki war achtsam, aufmerksam und geduldig, was sicherlich gut für ein Kind wie mich war. 

Vielleicht hätte der Hausunterricht den Vorteil, dass wir noch mehr Zeit für solche Dinge haben, ging mir durch den Kopf, bevor ich in der nicht reellen Höhle verschwand, um dort Schutz vor dem von mir ausgedachten Unwetter zu suchen.