NEUNZEHN Schritte
Immer mehr baute sich mein neues Netz auf. Es war egal, wie alt jemand war, danach wurde nur selten gefragt. Es war wichtiger zu helfen.
Wo bekomme ich Nahrung, wo einen Waschplatz, wo am besten schlafen, welche Plätze lieber meiden, welche Treffpunkte können anonym genutzt werden und so weiter, das waren die Fragen.
Und das war alles sehr hilfreich. Die Mitarbeitenden sind tolle Menschen, die diese Treffs möglich machen und erhalten, die anderen Betroffenen waren mir eine riesige Unterstützung zum Eingewöhnen und generell sehr wertvoll.
Von einem der Treffs erhielt ich Kleidung. Lediglich wenige Ausgewählte nahm ich an mich, die ich in einen Rucksack, den ich ebenso dort bekam, verstauen konnte. Zudem gaben sie mir einen Schlafsack, damit ich geschützter schlafen konnte. Anstatt weiter bei Supermärkten und anderen Läden nachts unterzukommen, suchte ich mir einen neuen Schlafplatz mit der Nähe zur Bücherhalle sowie meinen anderen Treffpunkten.
Um genau zu sein, war mein neuer Schlafplatz sehr nah an der Bücherhalle. Neunzehn Schritte benötigte ich nur noch, bis ich das Gelände der Bücherhalle betrat.
In der Bücherhalle, so war zumindest mein Gefühl, wurde ich anfänglich komisch angeguckt, da ich mit meinem Rucksack und daran befestigtem Schlafsack hineinkam, aber ich wurde nie danach gefragt.
Mein Wasser füllte ich nach wie vor dort für den Tag auf, derweil hatte ich zwei Flaschen. Zum Waschen hatte ich einen Frauentreff gefunden, wo es mir ermöglicht wurde, bei dem ich sogar alle Hygieneartikel bei Bedarf kostenlos mitnehmen konnte.
Eine Struktur sowie ein Netz aus Aufenthaltspunkten war aufgebaut. Eine Perspektive war nicht mal im Ansatz in Sicht, das verdrängte ich jedoch genauso gut, wie ich meine Umwelt schon immer ausblenden konnte.
Doch ich fühlte mich durch die Treffs sowie mein Hab und Gut sicherer und wuchs immer mehr in dieses Hilfenetz hinein, wozu für mich weiterhin die Bücherhalle gehörte. Mittlerweile ging ich jedoch ab und zu bereits vor der Schließzeit oder kam erst später, um noch Nahrungsmittel erhaschen oder eine Waschoption wahrnehmen zu können.
Doch die nette Mitarbeiterin fragte mich nie, was mir immer sympathisch war. Vielleicht erhoffte sie, dass ich eines Tages auf sie zukommen würde. Eventuell wusste sie gar nicht, wie alt ich bin. Ich habe keine Ahnung, was sie dachte oder sich auch nicht denken konnte beziehungsweise ich ihr gut vorspielen konnte. Ich war unglaublich froh für ihre gleichzeitige Zurückhaltung sowie Freundlichkeit.
Indes war ich sechzehn Jahre alt geworden und stand kurz vor meinem siebzehnten Geburtstag.
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