ACHTZEHN Euro
Nach einer kurzen Zeit alleine auf der Straße wurde mir zu den ohnehin bekannten Problemen ein weiteres schmerzlich bewusst.
Was sollte ich gegen meinen Hunger und Durst tun? Wie sollte ich mich zukünftig waschen? Woher kann eine nicht existente Fünfzehnjährige Geld bekommen?
Darüber musste ich mir ganz dringend Gedanken machen. Nach wie vor ging ich täglich in die Bücherhalle, so war ich tagsüber geschützt und abgelenkt. Zudem gab es eine Toilette, auf der ich meine Flasche auffüllte und mich notdürftig wusch. Aber auch wenn ich mich halbwegs sauber halten konnte, meine Kleidung würde es bald verraten, wenn sie es nicht bereits tat, wo ich lebte.
Ich musste mir wirklich etwas einfallen lassen. Ich setzte mich an einen der Computer in der Bücherhalle, legte meinen Notizblock auf den Tisch bereit und recherchierte nach Möglichkeiten, wie ich an Geld, Kleidung, Waschoptionen, Nahrung kommen könnte. Nach Stunden und als ich endlich richtige Suchbegriffe eintippte, bekam ich erste Ergebnisse vom Internet geliefert.
Ohne Beratung, einfach nur hingehen und sich etwas nehmen können. Dafür hätte ich alles gegeben, auch wenn das nicht viel war. Ich wollte mich niemanden erklären, wusste nicht einmal, wie ich es machen sollte, geschweige denn, dass ich es mir selbst erklären konnte. Mein Notizblock füllte sich mit Adressen, zu denen ich am gleichen Abend sowie den Morgen darauf gehen wollte.
Mittlerweile sah es nämlich wirklich eng aus. Nur noch achtzehn Euro – aufgerundet – in der Tasche. Und diese hatte ich dankbarerweise, denn eigentlich hätte ich noch einkaufen gehen sollen ... was ich aber nicht tat. Ich rechnete schon mit Konsequenzen, aber nicht damit ... Wieder überrollten mich Schuld- und Schamgefühle ...
Meine Gedanken kreisten ab da, für diesen Tag, nur noch um diese Anlaufstellen. Würden sie mich ausfragen? Würde ich etwas zu essen bekommen? Haben sie wohl Kleidung für mich? Bringen die mich einfach irgendwo hin? Auch ohne meinen Willen? Sollte ich einfach lügen und sagen, dass ich älter bin? Ich bauschte mich mit meinen Gedanken regelrecht auf und kam am Abend völlig zerschossen an einem dieser Treffpunkte an.
Von der Bücherhalle aus war er nicht weit weg, aber auch nicht zu nah dran. Das fand ich gut.
Draußen vor dem Laden standen mehr Menschen als drinnen. Sie machten mir Angst und gleichzeitig wusste ich, dass ich mich nicht zu fürchten brauchte. Sie waren wahrscheinlich in der gleichen oder ähnlichen Lage wie ich.
Zaghaft ging ich rein, nicht wissend, was mich dort erwarten würde. Es war stickig, aber auch Lachen war zu vernehmen. Ich wurde freundlich begrüßt, von wem weiß ich nicht. Mehrere Menschen, an denen ich vorbeikam, sagten 'Hallo'. Und ab da hatte ich zumindest für ein paar Tage die Woche eine Mahlzeit sowie im Akutfall eine medizinische Versorgung.
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