35. Kapitel - John
Giorgia und die drei Mädchen betreten das Gefängnis als erstes. Es gefällt mir nicht, die Mädchen so sehr einzubinden, aber sie tun es freiwillig und ohne sie schaffen wir es nicht. Als ein Schuss ertönt, springen Mila und ich hinterher. Sofort sehe ich den am Boden liegenden Mann, hinter dem ein mir noch unbekanntes Mädchen steht. „Monique", ruft Mila überrascht. Monique nickt langsam und steigt über den bewusstlosen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Benjamin schlagen kann, aber es hat wirklich gut getan", meint sie. „Kann ich euch irgendwie helfen?" Kurz dreht Mila ihren Kopf zu mir, dann antwortet sie: „Komm mit, ich hab mir grade vorher noch gewünscht, dass du da bist". Die beiden Mädchen laufen weiter, beide mit ihren Waffen im Anschlag. Schnell folge ich ihnen, auch wenn mich der plötzliche Zuwachs etwas verwirrt. Vor einer dunklen Holztür bleiben wir stehen. Mila und Monique drücken sich links und rechts an die Wand, dann sieht Mila wieder zu mir und erklärt: „Da drin ist das Büro von Dark Angel. Sie sind mindestens zu zweit, wahrscheinlich mehr. Lola ist sicher auch dabei. Das heißt, wir dürfen nicht einfach drauflosschießen", bei diesen Worten blickt sie Monique eindringlich an, „Lola darf nichts passieren, klar?" Ernst nickt die Angesprochene, dann macht sie sich bereit, die Tür zu öffnen. Ich stehe bereit, sodass ich sofort schießen kann, wenn die Tür offen ist. „Los!", zische ich ungeduldig. Schnell drückt Monique die Klinke runter und ich gehe hinein, direkt gefolgt von den beiden Mädchen. Im Raum stehen drei Männer. Zwei haben sich vor dem Schreibtisch postiert, dahinter steht ein Anzugträger und hält meiner Tochter eine Waffe an den Kopf. „Daddy!", kreischt Lola, als sie mich sieht. Ihrem Bedroher – ich nehme an, es ist Dark Angel – entlockt das ein Grinsen, während ich kurz meine Augen schließen muss. Dann verspreche ich heiser: „Ich hol dich hier raus, Kleine. Ganz sicher". Lola beruhigt sich etwas. Ich hoffe, ich kann dieses Versprechen auch halten. Immer noch bin ich bereit, jederzeit abzudrücken, aber ich kann unmöglich alle drei auf einmal ausschalten. Außerdem soll meine Tochter niemanden sterben sehen. Sie ist schon genug traumatisiert. Plötzlich spüre ich eine warme Hand auf meiner Schulter. Mila flüstert: „Glauben Sie mir, ich weiß, wie Sie sich fühlen. Aber Sie sollten jetzt nichts überstürzen". Ich atme tief durch. Sie hat recht. Meine Gefühle bringen Lola nur in noch größere Gefahr. Immer noch stehen wir einfach da. Monique, Mila und ich vor der Tür, die anderen drei uns gegenüber. So geht es nicht weiter. Das Problem ist, durch Lola sind die anderen im Vorteil. Keiner von uns traut sich, näher zu kommen, aber wir nehmen auch die Waffen nicht hinunter. Schließlich seufzt Dark Angel und meint: „So geht das nicht weiter. Werft eure Waffen rüber, oder die Kleine stirbt. Und ich meine alle Waffen, klar?" Kurz zögere ich, dann lege ich langsam meine Waffen ab. Die Mädchen links und rechts von mir rühren sich nicht, also zische ich: „Was macht ihr? Na los!" Verschmitzt lächelt Mila mich an, dann legt sie ihre Waffe aus der Hand und greift hinter ihren Rücken. Verwirrt halte ich inne. Was auch immer sie vorhat, ich hoffe, sie weiß, was sie tut. Immer noch lächelnd zieht sie ihre Hand wieder hervor – mit einer Granate darin. Schockiert starre ich sie an. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass ich nicht der einzige bin. Damit hätte niemand gerechnet. Langsam zieht Mila den Splint, während sie Dark Angel in die Augen sieht. Auch er wird jetzt unsicher und wendet sich hilfesuchend an den blonden Mann neben ihm. Dieser seufzt laut, dann dreht er sich zur Seite, sodass der Lauf seiner Waffe auf Dark Angel zeigt, der ihn ebenso wie ich erstaunt anblickt. Jetzt ergreift Mila das Wort: „Also, es steht vier gegen zwei. Commander, Sie wissen, dass Sie nicht gewinnen können. Sie mögen gut sein, aber nicht so gut. Geben Sie auf". Der dritte Mann sieht sich im Raum um. Vielleicht sucht er einen Ausweg. Und vielleicht habe ich einen für ihn: „Wenn Sie uns helfen, dass Lola nichts geschieht, verspreche ich Ihnen Strafminderung". Nachdenklich sieht der Commander, wie Mila ihn genannt hat, zu mir. Er scheint zu überlegen. Das sieht auch Dark Angel, dessen Blick jetzt panisch zwischen seinen eigentlichen Verbündeten hin und herspringt. Als nun auch der Commander seine Waffe auf ihn richtet, schubst er Lola zu Seite und hebt seine Hände. Dabei knurrt er: „Das werdet ihr noch bitter bereuen!" Sofort stürme ich nach vorne und nehme Lola ihn meine Arme. Als sie zu schluchzen beginnt, hebe ich sie hoch und will nach draußen gehen, als Mila mich zurückhält: „Allein ist es nicht sicher. Wir wissen nicht, ob schon alle Wärter ausgeschaltet sind. Außerdem sollten wir zuerst die hier Anwesenden festnehmen, und das können nur Sie". Auffordernd streckt sie ihre Arme aus, damit ich ihr Lola übergeben kann. Wieder einmal atme ich tief durch, dann setze ich meine Tochter vorsichtig ab und gehe auf Dark Angel zu. Während ich ihm seine Rechte verlese, fessle ich seine Arme hinter seinem Rücken und durchsuche ihn routinemäßig auf weitere Waffen. Dasselbe wiederhole ich bei den anderen beiden. Sie haben uns zwar geholfen, ich vertraue ihnen trotzdem nicht. Handschellen habe ich zu wenige dabei, der blonde Mann – derjenige, der als Erstes die Seiten gewechselt hat – bekommt Kabelbinder. Dann nehme ich Lola wieder hoch und folge Monique nach draußen. Mila bleibt vor dem Büro stehen, damit niemand abhauen kann, während wir Lola hinaus bringen. Auf einmal funktioniert auch unser Funk wieder – in Dark Angels Büro war anscheinend ein Störsender – und ich gebe die Infos an mein Team weiter. Auch Monique fasst kurz zusammen, was passiert ist. Wahrscheinlich steht auch sie in Funkkontakt zu den anderen Mädchen. Unterwegs stoßen auch Ron, Giorgia, Liam und ein ganzer Haufen Mädchen zu uns. Einige davon bilden sofort einen Ring um Lola und mich, um uns weiter zu beschützen. Wobei sie wahrscheinlich nicht mich beschützen wollen, sondern Lola. Ich kann hören, wie mein Team mir von ihrem Teil der Arbeit berichtet, aber die Informationen bleiben nicht hängen. Das Einzige, woran ich denken kann, ist Lola. Endlich habe ich sie wieder.
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