33. Kapitel - John
Vom Waldrand aus haben wir einen guten Blick auf das Gefängnis, das Problem sind die fünfhundert Meter Wiese davor. „Wenn wir da rüber laufen, sehen sie uns", spricht Liam schließlich aus, was wir alle denken. Wir sind nur zu viert, das bedeutet, wir werden den Überraschungseffekt nutzen müssen. Nachdenklich lasse ich meinen Blick noch einmal über das Gelände schweifen, bevor ich in meinem Team nach Vorschlägen frage. Ron und Liam schütteln nur den Kopf, während Giorgia stumm bleibt. Verwundert drehe ich mich um und runzle die Stirn. Eigentlich dachte ich, sie würde hinter uns stehen und uns von hinten decken. „Giorgia?", frage ich, bekomme aber keine Antwort. Wir gehen ein paar Meter zurück, trotzdem bleibt sie wie vom Erdboden verschluckt.
Plötzlich meldet sie sich über Funk: „Kommt wieder in den Wald, zum Treffpunkt". Verwirrt sehe ich die anderen an, dann machen wir uns auf den Weg. Dabei werde ich unwillkürlich immer schneller. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir in Gefahr sind. Auf der Lichtung angekommen, kann ich Giorgia nirgends sehen. Über Funk versuche ich, sie zu erreichen, bekomme aber keine Antwort.
Plötzlich kommt sie hinter einem Baum hervor. Mit Angst in den Augen und einer Waffe am Kopf sieht sie mich entschuldigend an. Hinter ihr kommt ein Mädchen zum Vorschein: sportliche Figur, lange schwarze Locken, Camouflage-Kleidung, bis zu den Zähnen bewaffnet. Sie kommt mir bekannt vor, aber ich brauche ein wenig. Auch Liam und Ron stehen nur stumm daneben. Ich fasse mich als erster wieder: „Du bist doch Mila Rains, oder? Wegen dir haben wir hergefunden". Das Mädchen verzieht keine Miene und befiehlt: „Ich will eure Ausweise sehen". Ron und Liam sehen sich unsicher an, aber ich zögere keine Sekunde. Nachdem ich meinen Ausweis gezogen habe, tun es auch die anderen beiden. Mila sieht die Ausweise genau an, dann fragt sie mich: „Sind Sie Lola McGales Vater?" Fassungslos starre ich sie an: „Ist... ist Lola hier?" „Sie ist drinnen. Ihr geht es gut". Erleichtert stecke ich meinen Ausweis weg und sehe meine Kollegen an. „Wir haben sie! Endlich...", seufze ich. Kurz mustert Mila uns noch, dann steckt sie ihre Pistole weg: „Tut mir leid wegen der Waffe, aber ich musste mich versichern, dass ihr wirklich Cops seid. Wenn ihr wollt, kann ich euch reinbringen. Ohne mich schafft ihr das nicht. Wir haben eine gute Verteidigung und ich leite sie. Wärt ihr über die Wiese gegangen, hätten euch die Scharfschützen erwischt. Selbst wenn ihr es auf wundersame Art und Weisegeschafft hättet, ihnen zu entkommen, hätte Dark Angel euch gefangen genommen und so lange gefoltert, bis er weiß, wie ihr hierher gefunden habt. Das kann euch immer noch passieren, aber ich bin beliebt und habe vergleichsweise viel Macht. Alle Mädchen, die entführt wurden, hören auf mich und werden uns helfen. Vor allem, weil sie sicher auch hier weg wollen". Beinahe unhörbar fügt das Mädchen hinzu: „Ich bin wahrscheinlich die Einzige, der es hier wirklich gefallen hat". Eigentlich hört sich ihr Angebot gut an, aber der letzte Satz macht mich etwas stutzig. Wieso bietet sie uns ihre Hilfe an, wenn sie gerne hier ist? Wieso ist sie gerne hier? Und wie ist es möglich, dass eine Gefangene die Verteidigung leitet? Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich ihr vertrauen kann. Hoffentlich erweist sich das später nicht als Fehler.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro