30. Kapitel - Mila
Am Morgen nehme ich Lola mit zum Frühstück. Als Alpha Sergeant bin ich die erste, die die Zelle verlassen und zum Essen gehen darf. Außerdem ist meine Zelle nachts nicht zugesperrt, wenn ich nicht will. Normalerweise fühle ich mich mit geschlossener Tür wohler, heute bin ich froh über die Möglichkeit, schon früher essen gehen zu können. Wie immer wache ich schon vor dem Weckruf auf. Meistens bleibe ich liegen, bis ich aufstehen muss, aber nicht heute. Schnell klettere ich vom Stockbett – Lola wollte unten schlafen – und betrachte das schlafende Mädchen. Sie sieht friedlich aus, wie sie unter die Decke gekuschelt daliegt. Leider muss ich das hübsche Bild zerstören. Leicht schüttle ich Lola an der Schulter und flüstere sanft: „Guten Morgen, es ist Zeit aufzustehen". Sofort öffnet sie die Augen und sieht sich um. Offensichtlich ist das Mädchen kurz verwirrt, aber nach wenigen Augenblicken kriecht sie aus dem Bett und sieht mich munter an.
Nachdem wir beide uns umgezogen haben, öffne ich die Tür und wir machen uns auf den Weg zum Frühstück. Stumm nehme ich mir mein Essen, während Lola einfach nur da steht und das Buffet betrachtet. „Willst du nichts essen?", frage ich sie. Etwas überfordert sieht das Mädchen zu mir: „Ich weiß nicht was. Mummy und Daddy machen mir sonst immer Frühstück. Oder Leon". Lächelnd halte ich ihr meine Hand hin, die Lola nach kurzem Zögern ergreift. „Na komm, ich helfe dir". Gemeinsam suchen wir ihr Frühstück zusammen. Am Ende entscheidet sie sich für Joghurt mit Haferflocken und kleingeschnittenem Obst. Dann setzen wir uns an einen kleinen Tisch in einer Ecke. Ich will heute noch etwas mehr Zeit nur mit Lola verbringen, bevor sie die Anderen kennenlernt. Es ist schon genug Neues, sonst überfordere ich sie wahrscheinlich. Obwohl sie sich bisher wirklich gut macht. Trotz Entführung und unbekannter Umgebung hat sie keine Angst. Vielleicht zeigt sie es auch nur nicht, aber es wäre traurig, wenn sie in diesem Alter schon gelernt hat, ihre Gefühle zu verstecken. Es würde mich auch wundern. Ihren Erzählungen nach hat sie eine tolle Familie, wenn es zwischen ihr und ihrem großen Bruder auch manchmal kracht.
Schweigend essen wir, als die Tür aufgeht und die Masse hereinströmt. In der Schlange entdecke ich auch Layla und gebe ihr mit Blicken zu verstehen, dass sie uns allein lassen soll. Als Lola fertiggegessen hat, bringen wir unser Geschirr zurück und gehen wieder in die Zelle. Dort liegt schon eine neue Uniform für Lola bereit, die sie anzieht. Währenddessen wechsle auch ich in die Arbeitskleidung. Nachdem wir beide fertig sind, gehe ich etwas in die Knie und erkläre: „Ich hab dir ja schon erzählt, dass ich dich zu einer Soldatin ausbilden soll. Dazu gehört auch, dass du in unserem Training mitmachst. Am Anfang werde ich dich begleiten, aber nach den ersten Tagen wirst du zumindest im Training ohne meine Hilfe zurecht kommen müssen. Auch die anderen Mädchen werden dir helfen, aber bei den Wärtern musst du aufpassen. Vielleicht sind sie zu dir etwas netter, weil du jünger bist, aber ich kann es nicht versprechen. Okay?" Ich blicke Lola eindringlich in die Augen, und als sie nickt, fahre ich fort: „Gut. Wir fangen heute schon an. Vormittag gibt es einige Stationen, bei denen wir verschiedene Dinge üben. Da lernst du dann auch ein paar von den anderen Mädchen kennen. Am Nachmittag werden nur wir zwei schauen, was du bei den Stationen noch nicht so gut kannst". Wieder nickt Lola eifrig. Eine Welle Zuneigung überkommt mich und ich muss lächeln. Es ist schlimm, dass Dark Angel sie entführt und hierhergebracht hat. Trotzdem hat es etwas Gutes: Ich weiß jetzt wieder, dass er nicht auf meiner Seite ist und ich habe einen kleinen Lichtblick im trostlosen Grau des Gefängnisses. Außerdem schlägt sich das Mädchen wirklich gut. Ich hätte in ihrem Alter wahrscheinlich pausenlos geheult, während sie sich einfach mit der Situation abgefunden hat und versucht, das Beste daraus zu machen.
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