25. Kapitel - Mila
„Du bist jetzt also Alpha Sergeant", stellt Layla beim Frühstück fest. „Jap", bestätige ich knapp. Langsam nickt Layla, dann fährt sie fort: „Gratuliere. Du bist gerade mal ein halbes Jahr hier und hast mehr geschafft als alle vor dir". Etwas misstrauisch bedanke ich mich. „Bist du neidisch?", platzt es plötzlich aus mir heraus. „Keine Sorge", lacht meine Freundin, „ich würde das sowieso nicht wollen. Ich mache mir eher ... Sorgen. Du hast das Amt sicher nicht einfach so bekommen. Und nach dem, was man sich so erzählt, hoffe ich, dass du nicht vergisst, dass wir nicht freiwillig hier sind". „Was erzählt man sich denn so?", frage ich neugierig. Ich habe zwar irgendwie die Vermutung, dass zumindest ein bisschen Wahrheit dahintersteckt, aber es ist praktisch unmöglich. Wie könnte das, was wir besprochen haben, aus Dark Angels Büro an die Mädchen gedrungen sein? „Du sollst einen Verräter finden, der der Polizei Hinweise gibt. Dafür wirst du nicht verkauft, sondern kannst hier bleiben. Weil hier dein Platz ist". Layla redet extrem schnell, als würde sie es hinter sich bringen wollen. Ich kann sie durchaus verstehen. Es ist sehr egoistisch von mir, diesen Befehl zu befolgen. Aber ich habe mein ganzes Leben lang nur auf andere geachtet, habe ich mir ein bisschen Egoismus nicht verdient? „Das ist der Auftrag, ja. Aber es heißt ja nicht, dass ich ihn auch ordentlich ausführe. Meine Möglichkeiten hier sind beschränkt, selbst als Alpha Sergeant. Wer kann denn schon garantieren, dass ich Ergebnisse bringe?", zwinkere ich Layla zu, „Aber mich würde es schon interessieren, woher du deine Infos hast". Jetzt muss Layla schmunzeln. „Gerüchte verbreiten sich schnell. Vor allem, weil es hier sonst nichts zu reden gibt. Du glaubst gar nicht, was man abends in der Bar alles herausfindet, wenn man mit den richtigen Leuten spricht". „Wieso wusste ich das nicht?", fragend schüttle ich den Kopf. Layla zuckt mit den Schultern. „Du bist ja jetzt noch nicht soo lange hier. Außerdem interessiert dich der ganze Klatsch nicht wirklich, stimmt's?" Mit einem Nicken gebe ich ihr Recht. Es stimmt, wirklich interessant fand ich tratschen noch nie. Mehr Sorgen macht mir im Moment ohnehin die Tatsache, dass jemand herausgefunden hat, was mein Auftrag ist und warum ich ihn angenommen habe. Wirklich wohl ist mir auch nicht dabei, Layla anzulügen, aber ich weiß, dass sie nicht damit einverstanden wäre. So schlimm ist es hier nicht, mir geht es besser als in meinem richtigen Leben. Auch wenn ich teilweise etwas besser behandelt wurde, kann es den anderen nicht so viel schlechter gehen. Und in meiner Position kann ich auch auf die Anderen aufpassen, damit sie sich hier möglichst wohlfühlen.
„Ich hasse ihn manchmal einfach! Dauernd bestraft er uns ohne Grund, und im Training ist es auch nicht besser! Die anderen Wärter zeigen uns unsere Fehler und helfen uns, besser zu werden! Aber Benjamin lacht uns einfach nur aus! Dieser Typ geht mir so auf die N...", schimpft Layla über ihren Führungsoffizier. Bevor sie ausreden kann, unterbreche ich sie schnell: „Guten Abend, Benjamin. Ich hätte nicht erwartet, Sie hier zu sehen. Soweit ich weiß, dauert es noch eine Weile, bis die Neuen kommen". Layla's Augen werden riesig, aber ich glaube nicht, dass Benjamin etwas gehört hat, für das sie Probleme bekommen könnte. Es ist sehr laut hier in der Bar, und er ist gerade erst hinter meiner Freundin aufgetaucht. Der Mann zieht die Augenbrauen zusammen und antwortet mir: „Ich wollte mir nach einem anstrengenden Tag nur einen netten Abend in der Bar machen. Dafür brauche ich keine Neuen. Im Gegenteil, Neue bedeuten immer auch Arbeit. Aber ich habe euch unterbrochen. Was wolltest du über mich sagen, Beta?", fragt er an Layla gerichtet. Ihre Augen werden noch ein Stückchen größer, wenn das überhaupt möglich ist, und sie stottert ängstlich: „Ich habe gesagt, Sie gehen mir auf die ... äääh ... auf die Nieshörner!" Benjamin zieht die Augenbrauen hoch und sieht sie streng an: „Auf die Nieshörner also?" Unter seinem Blick schrumpft Layla immer mehr zusammen: „Ganz genau. Auf die ... Nieshörner. Das bedeutet...". Wieder unterbreche ich sie: „Es bedeutet, dass Sie ein wundervoller Mann sind, mit einem absolut unverwechselbaren Geruch", kurz schnuppere ich, „was ist das? Holz?" Jetzt wendet Benjamin sich mir zu: „Ich bin enttäuscht. Ich war mir sicher, du könntest mir auch sagen, was für ein Holz das ist". „Tut mir leid, mein Geruchssinn ist nicht ganz so gut ausgebildet. Aber wenn Sie mir ein Stück des Holzes zeigen, komme ich vielleicht drauf", antworte ich ihm und hoffe, dass er vergessen hat, dass Layla gerade dabei war, ihn zu beleidigen. Aber leider hat er das nicht: „Zurück zu dir, Layla. Ich denke, du wolltest eigentlich etwas anderes sagen. Bist du sicher, dass du mich nicht angelogen hast?" „Absolut", antwortet sie mit zitternder Stimme. „Ich denke, du lügst immer noch. Du brauchst wohl eine Erinnerung daran, dass man mich nicht anlügt", meint Benjamin mit gefährlich weicher Stimme. Leise flüstert Layla: „Bitte nicht". Aber sie hat schon aufgegeben. Sie kann nicht viel gegen einen Wärter ausrichten. Im Gegensatz zu mir. „Sie hat nicht gelogen", mische ich mich ein, „Und selbst wenn es so wäre, könnten Sie es nicht beweisen, was bedeutet, dass Sie sie nicht dafür bestrafen können. Layla hat schließlich nichts falsch gemacht. Oder wollen Sie sie dafür bestrafen, dass Sie Ihnen ein Kompliment gemacht hat?" Benjamin kneift die Augen zusammen. Ich recke meinen Kopf etwas und bemühe mich, Selbstbewusstsein auszustrahlen, obwohl ich Angst habe. Als Alpha bin ich im gleichen Rang wie Benjamin, ich kann ihm also eigentlich nichts verbieten. Trotzdem versuche ich es, er kann mir nämlich auch nichts anhaben. „Du kannst deine Freunde nicht immer beschützen, Alpha", spuckt er wütend aus, bevor er sich umdreht und geht. Wir stehen einfach nur da, bis er wirklich weg ist. Dann springt Layla mich an und umarmt mich. „Danke, danke, danke! Ohne dich hätte ich es nie da raus geschafft", jubelt sie. Ich lache: „Kein Problem. So läuft das unter Freunden, man hilft sich gegenseitig. Aber mal im Ernst: Nieshörner?" Jetzt muss auch Layla lachen: „Ich stand unter Stress! Und du hast ja eine super Erklärung zusammengebastelt, oder nicht?" Belustigt schüttle ich den Kopf. Layla hat wirklich einen kleinen Dachschaden, aber das ist wahrscheinlich der Grund, warum wir so gute Freundinnen sind. Sie schafft es immer wieder, mich aufzumuntern. Dafür passe ich auf sie auf, wenn sie mal wieder Scheiße baut. Wir ergänzen uns einfach gut.
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Möglicherweise, wenn ich motiviert bin, gibt es das Kapitel auch schon vor der Arbeit. Aber das wird eher selten sein, es sind ja doch fünf Minuten, die ich früher aufstehen müsste. Mal sehen
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