11. Kapitel - John
„Jane Adams, 16 Jahre alt. Gestern war alles noch normal. Heute Morgen war sie nicht in ihrem Zimmer und auch sonst nirgends auffindbar. Es gibt keine verwertbaren Spuren, die fehlende Fensterscheibe deutet auf einen unserer Fälle hin. Auch sonst alles wie immer. Auto wurde bisher noch keines gefunden", informiert Ron mich, als ich wieder ins Büro komme. Ich seufze. Die wenigen Spuren, die wir bisher hatten, sind allesamt im Sand verlaufen. Auch die Zettel von Mila Rains haben noch nicht viel ergeben. „Leute, so kann es nicht weitergehen. Wir müssen irgendetwas übersehen haben. Ideen?", frage ich die anderen. Liam blickt von seinem Computer auf: „Irgendwie müssen die Entführer ihre Opfer doch aussuchen. Sie werden ja nicht einfach in irgendein Haus einsteigen und hoffen, dass sie dort ein Mädchen finden". „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht", meint Giorgia erstaunt, „du hast recht. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie in Schulen nach ihren Opfern suchen". „Alles klar, überprüft die Schulen aller entführten Mädchen. Vielleicht findet ihr irgendwelche Zusammenhänge", befehle ich meinem Team, „Währenddessen rede ich noch einmal mit den Eltern von Jane".
„Habt ihr was gefunden?", frage ich, als ich wieder zurückkomme. Ron drückt ein paar Tasten, dann erscheinen die Ergebnisse auf dem großen Bildschirm. „Alle Mädchen waren an öffentlichen Schulen. Wir glauben, dass die Entführer davon ausgehen, dass die leichter zu entführen sind, weil die Eltern schlechtere oder keine Alarmanlagen haben. Sonst hat die Suche nichts ergeben", erklärt Liam. Nachdenklich nicke ich, hake dann aber nach: „Was ist mit Mila? Sie war auf einer Privatschule, das Haus ist gut gesichert, sie hätten sich ein leichteres Opfer suchen können. Warum sie?" Jetzt übernimmt Giorgia: „Wahrscheinlich hat sie irgendetwas, das sie nützlicher macht. Ihre Eltern sind reiche Unternehmer, aber ich glaube nicht, dass sie uns irgendetwas verschwiegen haben. Wenn sie wüssten, wer ihre Tochter entführt hat, hätten sie es uns gesagt. Und wenn sie selbst irgendwie darin verwickelt sind, hätten sie sich ja nicht an die Polizei wenden müssen. Sie hätten auch sagen können, dass ihre Tochter für ein Jahr ins Ausland gegangen ist oder so etwas. Aber ihr Onkel, Lieutenant Fred Hines, arbeitet hier beim LAPD und er hat auch in einem Entführungsfall ermittelt, bevor wir auf Dark Angel angesetzt wurden. Vielleicht hat es etwas mit ihm zu tun". „Alles klar. Ich rede mit ihm", verabschiede ich mich. Beim Hinausgehen höre ich noch, wie Ron zu den anderen beiden sagt: „Diese Mila ist wirklich etwas Besonderes. Egal wie lange wir ermitteln, bei jeder neuen Spur kommen wir wieder auf sie zurück. Sie passt einfach nicht ins System".
Als ich bei seinem Schreibtisch angekommen bin, frage ich: „Freddy? Kann ich kurz mit dir reden?" Erstaunt blickt er auf und deutet mir, anzufangen. Leicht schüttle ich den Kopf: „Nicht hier". Noch verwunderter als vorher steht er auf und folgt mir zu einem leeren Verhörraum. Kurz überlege ich, aber dann gehe ich in den Überwachungsraum. Das ist der sicherste Ort im Haus, wenn man etwas in Ruhe besprechen will, ohne belauscht zu werden. „Also. Ich nehme an, du weißt, dass deine Nichte Mila entführt wurde?", fange ich an. Immer noch verwirrt antwortet Fred: „Na klar. Und du untersuchst mit deinem Team den Fall. Warum?" Ich seufze kurz, dann kläre ich meinen ehemaligen Schulkollegen auf: „Wir glauben, dass sie nicht zufällig ausgewählt wurde. Entweder hat es etwas mit ihren Eltern zu tun oder mit dir. Oder – und das hoffe ich – wir übersehen irgendwas. Nach dem, was ich bisher weiß, ist es nämlich wahrscheinlicher, dass die Entführer etwas von dir wollen". Ungläubig starrt Fred mich an: „Das glaube ich nicht. Das Einzige, was sie von mir wollen könnten, wären Informationen. Aber es hat nie jemand Kontakt aufgenommen. Und wenn es um Geld ginge, würden sie bei David und Olivia suchen". „Das haben wir natürlich in Betracht gezogen. Aber auf keinem der Konten von Mila's Eltern sind irgendwelche ungewöhnlichen Transaktionen. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es uns gesagt hätten, wenn sie wüssten, wer ihre Tochter entführt hat". „Da hast du wahrscheinlich auch recht. Sie fragen regelmäßig bei mir nach, warum ihr nicht vorankommt. Ich habe ein gutes Wort für dich eingelegt, sonst hätten sie sich sicher schon irgendwo ganz oben beschwert". „Genau das meine ich. Sie wollen Mila auf jeden Fall wiederhaben, da halten sie sicher keine Informationen zurück. Und danke für deine Unterstützung. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mich jederzeit feuern lassen könnten, bei den vielen Kontakten. Das wäre nicht unbedingt hilfreich für die Ermittlungen". „Immer wieder gerne. Ich bin dir was schuldig, ohne dich wäre ich nie zur Polizei gekommen". „Warum hast du auch immer so viel Blödsinn angestellt? Wärst du nicht jeden Tag saufen gegangen, hätte ich dir auch kein Alibi geben müssen, damit du nicht rausfliegst". „Sei froh. Mein Schwager würde dir sonst das Leben zur Hölle machen". „Glaub mir, das weiß ich. Falls dir doch noch irgendetwas einfällt, weißt du ja, wo du mich findest. Ich muss wieder los", verabschiede ich mich.
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