Ein Schaf unter Wölfen - 1
Blattgold, du warst meine erste Beta und hast viele Jahre mit mir den Rechtschreibteufel bekämpft. Du bist ein Grund, warum ich nie aufgehört habe zu schreiben und warum ich heute dieses Werk verfasse. (Aus diesem Grund trägt eine Person auch deinen Namen ;) )
Wütend funkelte ich die Leviathanin gegenüber von mir an.
„Ich habe es Ihnen bereits erklärt. Es ist nicht möglich die Deadline des Projektes vorzuziehen. Ganz im Gegenteil wir sind bereits jetzt hinter dem Schedule, weil wir auf Ihren Wunsch noch nachträglich einen weiteren State einfügen mussten."
Die Frau gegenüber von mir, gekleidet wie ich, in einem schwarzen Hosenanzug, gab mir ein breites Haifischlächeln. Der schwarze Stoff unterstrich ihre schillernde Haut mit den feinen Schuppen, während er meine blasse Farbe nur noch verstärkte. Ich sah aus wie ein Halbtoter mit gewaltigen Augenringen, während sie fast schon wie eine Halbgöttin wirkte, die hinab auf die Erde gestiegen war und nur aus reiner Großzügigkeit mit einem armen kleinen Mensch wie mir redete.
Genau dies hatte auch ihr Blick ausgedrückt, als er durch das schlichte Zimmer gewandert war. Zwar befanden wir uns im 25. Stockwerk in einem der vielen Hochhäuser, doch die Leviathanin hatte keinen Gefallen an der teuren Aussicht. Fast schon verächtlich hatte sie meine Hand entgegengenommen und sich danach auf den schwarz gepolsterten Schreibstuhl niedergelassen. Auch nun drückte ihre wegwerfende Handbewegung nur zu gut aus, was sie von mir und meines Gleichen hielt. Fast hätte ich von ihr einen Augendreher erwartet, doch soweit konnte sich meine Geschäftspartnerin doch noch beherrschen.
„Mir sind die Umstände sehr wohl bekannt", fing sie an und fuhr rasch fort: „Trotzdem möchte ich sie daran erinnern, dass der Markt nicht auf uns wartet. Er entwickelt sich stetig fort und die Leviathane wollen, anders als die Menschen, nicht von der Bühne treten. Also schließen sie das Projekt rechtzeitig zu der neuen Deadline ab oder wir werden Ihren Auftrag kündigen. Es gibt dort draußen genug weitere winzige Firmen, die Ihre Hände gierig nach diesem Auftrag ausstrecken."
So als wäre mit dieser Aussage alles geregelt, begann die große Frau aufzustehen. Eine Strähne ihres blonden, fast schon silbrigen Haares hatte sich aus dem streng sitzenden Dutt gelöst und fiel ihr in die Stirn. Alles an ihr war wunderschön und elegant, doch gleichzeitig war sie so kalt wie die Eisblumen an dem Balkongeländer.
Ich stützte meine Ellenbogen auf den Schreibtisch vor mir ab und verschränkte meine Finger. Meine Geschäftspartnerin schien keine Widerrede von einem mickrigen Menschen gewöhnt zu sein. Ich war jedoch in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Manche bezeichneten mich deswegen als stur, andere als hitzköpfig und wieder andere als todessüchtig.
Der kleine Teufel in mir wählte seine Worte mit Bedacht, denn sie mussten ihr Ziel genau treffen: „Nun ich wiederum weiß den Grund, wieso sie von Anfang an uns den Auftrag gegeben haben. Es liegt nicht daran, dass wir die Besten, die Billigsten oder gar Leviathane sind. Es liegt daran, dass sie den anderen Firmen nicht trauen. In vielen könnten Industriespione sein, die nur darauf warten Ihre Idee in die Finger zu bekommen und das hat sich nicht geändert."
Die Leviathanin war bereits mitten in ihrer Drehung zur Tür gewesen, doch nun wirbelte sie zu mir herum. Ihre Augen sprühten Funken, die so tödlich schienen wie ein Schuss aus einer Laserwaffe.
„Muss ich Sie daran erinnern, dass Sie mir unterstellt sind, Miss Laurence?"
Das „Miss" betonte sie extra stark. Nachdem Sie mich nicht einschüchtern konnte wie gedacht, zielte sie auf meine persönlichen Schwächen. Es war ein kluger Zug, wenn man daran dachte, dass absolut niemand etwas gegen diese Strategie sagen würde. Der gesamte Markt wurde eben von den Leviathanen und den Flammgeborenen vollkommen dominiert. Die Gestaltwandler hatten sich gerade so noch einen Platz am Rande ergattert und waren im Moment dabei sich langsam auf den Massenmarkt zurück zu kämpfen. Ein Mensch jedoch in der Geschäftsleitung eines kleinen Softwareunternehmens war nichts weiter als ein schlechter Witz und ein dummes Schaf unter wilden Raubtieren. Keiner würde etwas sagen, wenn der Wolf ein wenig an dem Schaf knapperte. Man würde sich nur fragen, wieso er es nicht ganz aß.
Leider war ich ein Schaf mit einem guten Gedächtnis und dem mächtigen Bedürfnis meine kleinen zierlichen Hüfchen in den nächsten Hintern zu treten, zumindest falls man mich reizte. „Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mir eben gedroht haben den Vertrag aufzukündigen und die Gespräche ohne eine Einigung verlassen wollten, Mrs Johnson?" Meine Stimme klang höflich, doch der Unterton ließ erkennen, dass ich gerade im Betracht war ziemlich miese Taktiken anzuwenden.
Es war ein gewagter Schritt, wenn man darüber nachdachte, dass selbst der schwächste Leviathan mich in einem Augenblick töten könnte. Ein solches Wesen hätte einfach die Luftfeuchtigkeit nutzen können um meine Lungen mit Wasser zu füllen und ich wäre qualvoll am Land ertrunken.
Was für eine Ironie. Doch obwohl etwas derartiges gerade für Mrs Johnson kein Problem war, blieb Sie beherrscht und zivilisiert. Sie war ein Profi und wir beide wussten, dass sie keine andere Möglichkeit hatte, als die Verhandlung fortzufahren und auf eine gute Übereinkunft zu hoffen. Es gab zwar wirklich weitaus bessere oder auch billigere Embedded Software Anbieter auf dem Markt, doch wir waren tatsächlich die Verschwiegensten. Bei uns war noch niemals eine Geschäftsidee an die Öffentlichkeit oder gar an den Konkurrenten geraten. Wenn irgendjemand ob nun Leviathan oder Flammengeborener eine gute Idee hatte, die möglichst lange im Geheimen entwickelt werden sollte, dann kamen sie für die Software zu uns. Auf Diskretion hatte ich meine Firma perfekt spezialisiert.
„In Ordnung, was wollen Sie?", knurrte Mrs Johnson mittlerweile ein wenig genervt. Konnte ich dort einen Hauch von Zorn erkennen?
„Ich möchte, dass Sie uns für die verbleibende Auftragszeit ein Viertel mehr der ursprünglichen Stundenbezahlung anrechnen." Mein Grinsen war kalt und siegessicher. Nun glich eher ich einem gefährlichen Hai und die liebe Mrs Johnson sah aus wie der Regenbogenfisch auf dem Trockenen.
„Das ist viel zu viel! Was bilden Sie sich eigentlich ein mir diesen unverschämten Wucher auch nur vorzustellen?!" Ihre Stimme war eine ganze Octave höher gewandert. Sie schien ehrlich erzürnt zu sein, doch ihre Augen waren so ruhig und sicher wie die der gefährlichsten Raubtiere. Der Preis war teuer ja, aber auch sie wusste, dass er noch im bezahlbaren Bereich für eine weitaus frühere Deadline war.
Ich ging nicht auf ihr Theater ein. Mit einer fast schon gelangweilten Stimme und einem lässigen Achselzucken erklärte ich bloß: „Nun wenn Sie dieses gute und sicherlich auch faire Angebot ablehnen wollen, dort ist die Tür. Wir schicken Ihnen dann unsere bisherige Arbeit. Leider ist Sie noch mitten in der Entwicklung und voller Fehler. Ach ja, die Dokumentation ist ebenfalls nicht fertig. Ich fürchte Sie müssten ganz von vorne..."
„In Ordnung!", unterbrach mich Mrs Johnson. Sie hatte endlich eingesehen, dass ihr gut durchdachtes und wohl langgeübtes Theater hier nichts bringen würde. Ihre wunderschönen grünen Augen funkelten mich eisig an. Ich wusste, ich musste mich nun zurück halten oder ich würde mein Leben verlieren. „Ich werde den Vertrag unterzeichnen."
Hallo kleine Leseratten,
da einige Kapitel sehr lang sind, habe ich beschlossen die Kapitel in zwei Teile hochzuladen. Der erste Teil soll immer Anfang bis Mitte der Woche erscheinen und der zweite Mitte bis Ende der Woche.
Ich persönlich finde dies angenehmer, da ich Wattpadbücher immer auf einen sehr kleinen Bildschirm lese.
Hoffentlich hat Euch hat die erste Schnupperprobe der Geschichte gefallen. Es würde mich sehr freuen Euch auch wieder beim Nächsten Teil zu sehen.
LG Sarah
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