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7

»Alles klar, Lily? Du wirkst heute nervöser als sonst.«

Überrascht schaute Elisabeth zu der anderen Tänzerin, die sich neben ihr im Spiegel gerade die Lippen nachzog. Sina sprach selten mit irgendjemandem, aber wenn sie es tat, war es immer freundlich und aufbauend. Sah sie so gestresst aus?

»Uni ist einfach mega anstrengend im Moment«, wiegelte Lily ab, während sie eine letzte Nadel in ihr Haar stach, um ihren eleganten Knoten zu befestigen. Während sie nach der Sprühflasche mit Haarspray suchte, versuchte sie, ihre zusammengezogenen Augenbrauen unter Kontrolle zu bringen.

»Aber das ist sie doch jede Woche. Was ist los?« Obwohl Elisabeth nicht zu ihrer blonden Kollegin schaute, wusste sie, dass sie gerade misstrauisch eine Augenbraue hochgezogen hatte. Das tat sie immer, wenn sie die Wahrheit aus jemandem herauskitzeln wollte.

Ergeben seufzend ließ Lily sich in einen Stuhl fallen. »Schön, okay, du hast ja recht. Ich mache mir Gedanken, ob so ein Kunde von letzter Woche heute wieder auftaucht.«

Die ältere Tänzerin wirbelte herum und zog sich einen Stuhl heran, um sich direkt vor sie zu setzen. »Probleme mit einem Gast? Du weißt aber schon, dass du jederzeit jemanden auf die schwarze Liste setzen lassen kannst, wenn der sich nicht an die Regeln hält?«

Sofort hob sie beide Hände: »Nein, nein, das ist es nicht. Er hat keine Regeln gebrochen. Es ist nur ...« Sie brach ab. Sie wollte lieber nicht erwähnen, dass sie diesen speziellen Gast schon vorher kennengelernt hatte. Unsicher suchte sie nach einer anderen Erklärung. »Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber er hat mir kein Trinkgeld gegeben. Nichts. Und ich hab mich sogar auf seinen Schoß gesetzt.«

Sinas Augen wurden groß. »Was? Das hab ich ja noch nie von dir gesehen.«

Errötend schaute Elisabeth zur Seite. »Weiß auch nicht. Er sieht halt verdammt gut aus und ich hatte Spaß und dachte, ich kann bei ihm richtig was holen. Aber es hat ihn völlig kalt gelassen.« Dass sie eine ganze Woche lang nur an ihn gedacht hatte, verschwieg sie lieber.

»Schämst du dich?« Die Frage klang so unschuldig, aber trotzdem breitete sich nur noch mehr Hitze auf Lilys Wangen aus.

»Ich weiß doch auch nicht. Ich hätte an dem Abend am liebsten meine Vorsätze über Bord geworfen und ihn mit auf ein Zimmer genommen.« Genervt von sich selbst wollte sie sich durch die Haare fahren, ehe sie sich erinnerte, dass sie diese gerade aufwändig gestylt hatte. Stattdessen ballte sie ihre Hände zu Fäusten. »Es war einfach so komisch. Ich dachte, da wäre was zwischen uns. Also, was halt zwischen zwei Fremden sein kann. Chemie oder so.«

»Ah, nun verstehe ich. Dein Stolz wurde verletzt. Die wunderschöne Tänzerin, die alle Männer in ihren Bann zieht, und dann wagt es einer, ihr nicht den nötigen Respekt zu zollen. Du bist gekränkt und willst ihn umstimmen, aber du hast auch Angst, eine erneute Niederlage einzustecken.«

Überrascht blickte Elisabeth zu der anderen Frau. Das war erstaunlich nahe an der Wahrheit, auch wenn es nicht alles war. Wenn sie ehrlich war, hatte sie sogar Angst davor, dass dieser spezielle Kunde ihr Trinkgeld gab. Sie wollte Wirkung auf ihn haben, aber nicht dafür bezahlt werden. Sie wollte seine Aufmerksamkeit.

»Das trifft es ganz gut«, murmelte sie schließlich in einem Versuch, von ihrem Innenleben abzulenken. »Wie kommst du darauf?«

Sina brach in lautes Gelächter aus und klopfte ihr gutmütig auf die Schulter. »Schätzchen, sowas hat jede hier schon mal erfahren. In diesem Club sind wir die Königinnen und die Gäste behandeln uns auch so. Und manchmal hat man dann den einen, der nicht mitmacht, und das kratzt am Ego. Das kennen wir alle. Schluck's runter und mach weiter.«

Die andere Tänzerin erhob sich und legte ihren Bademantel ab, um sich bereit für ihren Auftritt mit der Gruppe zu machen. Sprachlos blieb Elisabeth alleine in der Umkleide zurück. Ziellos wanderte ihr Blick über die vielen Spiegel, die Mengen an knapper Kleidung, die an Ständern hingen, die Dosen mit Haarspray und -schaum, die endlosen Töpfe und Tuben mit Schminke. Sie alle hier machten einen Job und wurden dafür bezahlt. Wenn ein Mann nicht zahlte, bedeutete das meistens, dass er ihren Job nicht als solchen anerkannte.

Mit Alex war das anders. Ein Teil von ihr fühlte sicher das, was Sina gerade beschrieben hatte. Aber ihre Nervosität hatte die Ursache im Gegenteil. Was, wenn er sie jetzt, wo er sie auf der Bühne gesehen hatte, nur noch als Tänzerin sah? Nicht mehr als Lily, die ihn für einen Taxifahrer gehalten hatte?

Und warum war sie am Samstag letzte Woche so enttäuscht gewesen, als er nicht wieder im Publikum gesessen hatte?

Ausdruckslos starrte sie ihr Abbild im Spiegel an. Sie hatte die Tage tatsächlich ernsthaft versucht, einen Studenten ins Bett zu kriegen. Sie war überrascht, wie leicht es war, Männer anzusprechen, wenn ihr einziges Ziel Sex war. Aber am Ende war sie schon nach einem kurzen Gespräch immer wieder so uninteressiert gewesen, dass sie es doch nicht durchgezogen hatte.

In den ganzen Romance-Büchern wurde Sex immer als etwas Großes, Weltveränderndes beschrieben. Ein Akt, der zwei Menschen miteinander vereint, sie näher bringt und Erlösung schafft. Nichts davon war Realität. Sex war einfach nur ein körperlich anstrengender Akt, der sich gut anfühlte, aber auch nicht besser, als ihre eigenen Finger es waren.

Nachdenklich beäugte sie die schwarze Box, in der die Armbänder aufbewahrt wurden, die ihre Grenzen markierten. Weiß für jene, die nur tanzten oder kellnerten. Rot für jene, die sich anfassen ließen. Violett für alle, deren Gesellschaft man erkaufen konnte. Schwarz für die, die sich für Sex bezahlten ließen. Sie trug stets nur weiß oder rot, niemals violett und ganz sicher nicht schwarz.

Ein Kribbeln erfasste ihren Körper. Schwarz. Es wäre so leicht, ein schwarzes Armband anzulegen und zu ihm zu gehen. Sie musste nicht einmal Worte aussprechen, um zu bekommen, was sie wollte. Es wäre so leicht.

Aber sie wollte mehr. Sie wollte Sex nicht als Dienstleistung behandeln. Dieser fremde Mann, der irgendeinem zwielichtigen Job nachgegangen war, hatte ein Feuer in ihr entfacht, das sie nicht löschen wollte.

Unbewusst griffen ihre Hände nach einem schwarzen Armband. Sie drehte es zwischen ihren Fingern, ohne es recht zu sehen. Ihre logische Seite schrie sie an, es wieder zurückzulegen. Dass sie einen großen Fehler machte, wenn sie es jetzt anlegte.

»Lily?« Sinas warme Stimme drang wie durch einen Nebel zu ihr.

Sie hatte nicht bemerkt, dass die andere Tänzerin schon wieder hier war. Hatte sie die ganze Nummer über hier gesessen und über das schwarze Armband nachgedacht? Hinter Sina kamen zwei andere Tänzerinnen rein, alle drei waren verschwitzt und atmeten schwer.

Sina trat an sie heran und umschloss die Hand, die das schwarze Armband hielt. »Denkst du immer noch über den Mann nach?«

Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Ist es komisch, dass ich es vielleicht will?«

Die ältere Tänzerin nahm ihr das Armband aus der Hand und legte es zurück in die Box, ehe sie sich auf einen Hocker neben sie setzte. »Sex ist auch nur eine Dienstleistung. Für die meisten von uns ist es reines Geschäft. Ein paar machen es, weil sie selbst auch Spaß dran haben.«

»Heißt es nicht immer, man sollte sein Hobby nicht zum Beruf machen, weil nichts die Freude an einer Sache schneller killt, als wenn man es für Geld machen muss?«

Sina lachte laut auf. »Das ist sehr wahr. Denk nur an all die Köche in ihren fancy Restaurants, die ihren Job machen, als wären sie besessen. Die haben kochen vermutlich mal geliebt, aber der Job hat das schnell geändert.«

»Also ist es besser, wenn ich es gar nicht erst versuche?«

Die andere Tänzerin wurde wieder ernst. »Das habe ich nicht gesagt. Hier ist die Sache. Ich verstehe, warum du mit dem Gedanken spielst. Ich trage selbst manchmal Schwarz. Sehr selten, aber manchmal habe ich Lust drauf. Die Männer schauen dich anders an, wenn du schwarz trägst. Du hast mehr Macht über sie.«

»Ist das nicht...« Lily suchte nach den richtigen Worten, die sich nicht auf ihrer Zunge formen wollten. »Ich weiß auch nicht. Romantisiert? Naiv? Wenn wir Schwarz tragen, sind wir mehr denn je Objekte für diese Männer.«

»Schätzchen, es ist ein Geben und Nehmen hier«, wies Sina sie zurecht. »Sind die Männer hier für uns nicht auch bloß Objekte? Kunden, die uns Geld geben, wenn wir unseren Job machen? Es geht um die Fantasie, die wir für sie erschaffen. Wir geben ihnen das Gefühl, begehrenswert zu sein. Und wenn wir das gut machen, haben wir Macht über sie.«

Elisabeths Blick wanderte zurück zu der Box mit den Armbändern. Sie hatte sich immer geschworen, kein Schwarz zu tragen. Dass sie ihren Körper nicht verkaufen würde. Nicht ganz. Angeschaut werden, angefasst werden, das war eine Sache. Aber Sex?

»Und vergiss nicht«, fügte Sina nach einer längeren Pause hinzu, »du hast immer das Recht, nein zu sagen. Schwarz bedeutet nur, dass die Option besteht. Jede von uns kann jeden Kunden abweisen, für jeden Grund. Was meinst du, warum der Eintritt so teuer ist? Warum die Zimmer so teuer sind? Jeder Mann, der in diesen Club kommt, weiß, dass er Frauen findet, die hier tanzen wollen. Die Sex haben wollen. Was meinst du, was das für einen Unterschied für diese verzweifelten Kerle macht?«

Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sina hatte recht. Nur weil sie Schwarz trug, hieß das nicht, dass sie am Ende tatsächlich auf einem der Zimmer landen würde. Sie musste es nicht durchziehen. Sie konnte Alex zeigen, was er kriegen konnte, aber wenn er sich als Enttäuschung herausstellte, konnte sie immer noch nein sagen. Und dann würde sie nie wieder Schwarz tragen.

Erleichtert lächelte sie Sina an. »Danke. Ich glaube, das habe ich gebraucht.«

Die ältere Tänzerin nickte ihr lächelnd zu, während sie beobachtete, wie Elisabeth ein schwarzes Armband anlegte. Kurz bevor sie aufstand, hielt Sina sie noch einmal zurück. »Denk aber auch daran, dass du das nicht ausnutzen kannst, okay? Wenn du immer Schwarz trägst, aber nie ein Zimmer nimmst, wird Mutter Gina irgendwann ein Wort mit dir haben wollen. Oder sogar der Boss. Wir lügen unsere Kunden nicht an.«

Ein Schauer lief über Lilys Rücken. Sie hatte Geschichten vom Boss gehört. Angeblich war es der Besitzer des Clubs, der all die Regeln zum Schutz der Frauen aufgestellt hatte. Aber jeder wusste auch, wenn er sich ins Tagesgeschäft einmischte, dann hieß das nichts Gutes. Am besten war es, wenn er nie einschreiten musste.

Sie nickte entschlossen. »Verstanden. Ich werde es nicht ausnutzen.«

Dann stand sie auf und machte sich bereit für ihre eigene Nummer. Das Duo, das nach Sinas Auftritt dran war, würde in wenigen Minuten von der Bühne kommen. Sie war danach dran, erneut mit einer Solo-Nummer. Sie hatte sich heute ganz in rot gekleidet, passend zu der herausfordernden Choreografie, die sie den ganzen Monat über trainiert hatte. Mutter Gina hatte sich bei der letzten Probe begeistert gezeigt.

Es war an der Zeit zu sehen, ob das Publikum ihrem Urteil zustimmte.



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