23
»Sie ist echt gut, oder?«
Alexander folgte Konstantins Blick und nickte augenblicklich. Sein Freund und Bodyguard starrte mit unverhohlener Bewunderung zur Bühne, wo Lily gerade ihren vierten Tanz des Abends absolvierte. Alex war sich sicher, dass inzwischen alle Männer, die in diesem Club arbeiteten, von der neuen Tänzerin fasziniert waren, und es machte ihn ein wenig stolz, dass er der einzige war, der wusste, dass sie nicht nur vorspielte, leidenschaftlich zu sein.
»Gelenkig und ausdauernd, würde ich sagen«, stimmte er Kostja zu.
Sein Freund brummte nur etwas Unverständliches, während er sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand lehnte. Eigentlich hätte er gerade am Eingang stehen sollen, doch wie Alex inzwischen bemerkt hatte, kam Konstantin immer für ein paar Minuten rein, wenn Lily ihren Auftritt hatte. Er konnte es ihm nicht verdenken.
»Wusstest du, dass sie nie Schwarz trägt?«
Für den Bruchteil einer Sekunde schielte Konstantin zu ihm, ehe er wieder auf die Bühne schaute. »Ne. Hätte sie nicht so eingeschätzt. Sie wirkt, als wäre sie ziemlich offen.«
Nun war es Alex, der seinen Freund schräg von der Seite ansah. »Das liest du aus ihrem Tanz ab oder was?«
Doch Konstantin zuckte nur mit den Schultern, ohne darauf einzugehen. Kopfschüttelnd stieß Alex sich von der Wand ab, um vor der Bühne Platz zu nehmen, ehe Lily ihren Auftritt beendete. Es müsste der letzte für sie heute sein, wenn er ihren Freitagsplan korrekt im Sinn hatte, und er war fest entschlossen, sie noch einmal in seine Suite zu entführen. Er hatte dafür extra alle seine Sachen im Schrank verstaut und die Putzfrau angewiesen, den Raum wie üblich herzurichten.
Genau als das Licht auf der Bühne ausging, ließ er sich auf eine der Polsterbänke sinken und lehnte sich entspannt zurück. Ein Blick nach hinten sagte ihm, dass Konstantin wieder draußen verschwunden war. Er wusste nicht genau, wieso, aber er wollte vermeiden, dass Konstantin ihn mit Lily sah. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht wusste, dass er der Besitzer war, aber leicht eins und eins zusammen zählen konnte, wenn sie bemerkte, dass er Konstantin kannte. Vielleicht lag es an dem intensiven Blick, mit dem Konstantin sie gemustert hatte. Was auch immer es war, er war erleichtert.
»Hey, schöner Mann.« Die leise, samtige Stimme ließ ihn beinahe zusammenzucken.
Da war er so vertieft in seinen Gedanken über Kostja gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass Lily sich von hinten an ihn angeschlichen hatte. Er drehte sich um und lächelte sie an. »Hey, schöne Frau. Leistest du mir etwas Gesellschaft?«
Sie umrundete die Lehne und ließ sich wie inzwischen schon so oft direkt neben ihn auf das Polster gleiten. Ihre Haare waren heute offen und fielen in leichten Wellen über ihre Schultern. Sie trug wieder dieses weiße Outfit, das sie so unschuldig und so verrucht zugleich wirken ließ. Er spürte, wie sich ihre Brüste gegen seinen Oberarm presste, als sie ihm eine Hand auf die Brust legte und sich etwas reckte, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
»Ich nehme das mal als Ja«, hauchte er ihr ins Ohr, während er sich zu ihr runter beugte, um ihr ebenfalls einen Kuss auf die Wange zu geben. Sie lächelte ihn unter ihren langen Wimpern breit an, ohne jedoch ein weiteres Wort zu sagen.
Sein Mund wurde trocken. Er kannte diesen Blick. Die Pupillen geweitet, die Lippen leicht geöffnet, die Lider halb geschlossen. Er fühlte ihre warme, weiche Haut, die Hitze ihrer nackten Oberschenkel. Langsam drehte er sich etwas mehr zu ihr, während er ihr mit einer Hand über den Nacken strich und seine Finger durch ihr Haar streichen ließ. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihren Armen aus und sie leckte sich über die Lippen. Er beugte sich so weit zu ihr runter, dass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. »Trägst du heute Schwarz für mich?«
Ein kaum hörbares Stöhnen löste sich von ihren Lippen. »Ich habe gesehen, wie du mir beim Tanzen zugeschaut hast. Ich habe gesehen, wie du mich ansiehst. Und ich habe mir nichts mehr gewünscht, als dass die Stange zwischen meinen Beinen keine Stange ist. Sondern du. Ich habe mir vorgestellt, wie ich mich an dir reibe, an deinem nackten Körper, während deine Hände über meinen Rücken fahren, hinab zu meinem Hintern.«
Sie streckte sich und leckte ihm spielerisch über seinen Hals. Nur mit Mühe konnte er ein Stöhnen unterdrücken, da fuhr sie bereits fort, ihre Stimme leise, ein kehliges Wispern, das von unterdrückter Lust zeugte. »Die Stange wurde zu dir. Ich habe mir vorgestellt, wie ich nicht die Stange, sondern deinen harten Schwanz umfasse. Wie ich dich mit ganz langsamen Bewegungen um den Verstand bringe, während ich unendlich viele feuchte Küsse auf deiner nackten Brust verteile.« Sie stupste wie zur Demonstration mit ihrer Nasenspitze gegen seine Brust. »Du liegst auf dem Bett und kämpfst darum, es nur zu genießen und mich machen zu lassen, aber dann zerspringt etwas in dir. Langsam und kontrolliert reicht dir nicht mehr aus. Du packst mich, rollst dich auf mich und drückst mich in die Matratze, ehe ich überhaupt weiß, was du vorhast. Du gibst mir keine Zeit, du bist in mir, ehe ich auch nur blinzeln kann. Und dann nimmst du mich. Hart. Schnell. Dreckig. Genau so, wie du es brauchst.«
»Fuck«, entkam es ihm unwillkürlich. Seine Hand schloss sich hart um ihren Oberschenkel. »Wenn du mich dazu verführen wolltest, uns ein Zimmer zu mieten, hast du das mehr als geschafft.«
Eine leichte Röte zierte ihre Wangen, doch sie lächelte noch immer. »Aber nur, wenn du mir versprichst, meine Fantasie wahr werden zu lassen.«
Alex lachte dunkel auf. »Mir scheint, deine Fantasie bestand vor allem darin, wie du dich um mich gekümmert hast und dich dann mir ganz hingegeben hast. Dagegen habe ich nichts einzuwenden.«
»Gut.« Sie hauchte das Wort beinahe, ehe sie graziös aufstand und ihm ihre unfassbar kleine Hand hinhielt. »Dann komm.«
Alex holte tief Luft. Seine Erregung zeichnete sich deutlich unter seiner Hose ab und auch, wenn das vermutlich Normalzustand für die meisten Männer war, die sich auf Zimmer zurückzogen, so wollte er doch ungerne von seinen Angestellten so gesehen werden. Entschlossen zog er sich sein Jackett aus und legte es sich sorgfältig über den Arm, ehe er aufstand und das Stück Stoff gezielt vor sich hielt.
Er schaute zu Lily, die ihn mit einem amüsierten Blick betrachtete, doch nichts dazu sagte. Kopfschüttelnd folgte er ihr zur Theke, wo er mal wieder so tun würde, als würde er einen Raum mieten. Die kleine Tänzerin hatte es faustdick hinter den Ohren und er mochte das.
Mark reichte ihm diesmal wortlos einen Schlüssel, während er die Suite für ihn klickte. Nach dem letzten Mal hatte er alle Männer in seinem Club daran erinnert, für wen sie arbeiteten. Dass Mark seitdem seinen Blick mied, gefiel ihm sehr gut.
Er bedeutete Lily, vor ihm die Treppe hinaufzusteigen. Sofort bereute er das. Mit viel zu langsamen Bewegungen erklomm sie Stufe um Stufe, während ihr Hintern dabei geschmeidig von einer Seite zur anderen schwenkte. Er konnte die Muskeln ihrer Oberschenkel sehen, die sich mit jedem Schritt anspannten. Er konnte ihren subtilen Geruch riechen, ein süßliches Parfüm, das sich mit dem Schweiß nach ihrem Auftritt mischte.
Jede Stufe wurde für ihn zur Qual. Er wollte nichts lieber, als sie hier und jetzt zu nehmen. Jedes ihrer Worte schien in einer Endlosschleife in seinem Kopf zu spielen. Ihre Fantasie traf viel zu genau seinen Geschmack.
Endlich waren sie oben angekommen. Endlich konnte er die Tür öffnen und sie an sich reißen, ohne dass irgendjemand anderes sie sehen konnte.
Schwungvoll stieß er die Tür hinter ihnen wieder zu, wirbelte sie herum und presste sie mit dem Rücken gegen das Holz. Schwer atmend starrte er auf sie hinab. Ihre Wangen zierte eine leichte Röte und ihre Lippen waren leicht geöffnet. Ihr Mund sah so einladend aus. Er wollte sie küssen. Mehr als alles in der Welt wollte er sie küssen.
Mit einem Knurren packte er stattdessen ihre Schenkel und hob sie hoch, um ihr Gesicht auf Augenhöhe zu bringen. Als sie ihre Beine um seine Hüfte schloss, ging ein Zittern durch seinen Körper. Bevor er etwas dummes tat, senkte er seine Lippen auf ihren Hals und saugte.
Ein himmlisches Seufzen ließ ihren zierlichen Körper unter ihm erzittern. Er wiederholte das auf der anderen Seite und wurde mit einem Rollen ihrer Hüfte belohnt.
»Du bist eine gefährliche Frau, Lily«, flüsterte er ihr zu.
»Sagt der Mann, der mich alleine mit seinen Lippen beinahe kommen lässt.« Er hörte das Wimmern in ihrer Stimme, als könnte sie sich in der Tat kaum beherrschen.
Vorsichtig ließ er sie wieder auf den Boden rutschen. Doch statt von ihr wegzutreten, packte er ihre Arme und führte sie über ihrem Kopf zusammen. Mühelos hielt er sie dort mit einer Hand fest, während die anderen zwischen ihren Schenkeln verschwand.
»Alex«, setzte sie an, doch sofort verstummte jeder Protest.
Er schob den Stoff ihres winzigen Tangas zur Seite und versenkte zwei Finger tief in ihr. Ein erregtes Keuchen kam von Lily und zog seine Aufmerksamkeit zu ihren Augen. Mit riesigen Pupillen starrte sie zu ihm auf, schaute ihn an, als würde er alle Weisheit der Welt in seiner Hand halten. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Hier stand keine Stripperin vor ihm, sondern eine Frau, die in ihm nur einen Mann sah, keinen zahlenden Gast.
Während seine Finger einen harten, schnellen Rhythmus aufnahmen, hielt er ihren Blick gefangen. Er könnte versinken ihren grauen Augen. In ihren gequälten Seufzern, die von Lust und Hitze sangen. Er beugte sich weiter zu ihr herab. Ihr Atem strich heiß über seine Wangen. Seine Nase fuhr sachte über ihre Wange. Es brauchte nicht mehr als einen Millimeter, um die Laute, die aus ihrem Mund kamen, mit seinen Lippen zu verschlucken.
Ohne die Bewegung seiner Finger zu unterbrechen, schaute er ihr in die Augen. Er las nichts als Erregung darin. Keine Abwehr, keine Distanz. Nur ungezügeltes Verlangen. Es wäre so einfach.
Seine andere Hand ließ ihre Arme los und legte sich sanft auf ihren Hinterkopf. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, während er gleichzeitig den Atem anhielt. Nur eine winzige Bewegung. Nur eine nicht existierende Distanz trennte ihn von ihren Lippen.
Ihre Arme sanken herunter und kamen auf seinen Schultern zu liegen. Ihre Hände wanderten vorsichtig in seinen Nacken. Der Blick noch immer verschleiert vor Lust, ihr Körper vibrierend vor Erregung, übte sie den zartesten Druck auf seinen Nacken aus. Zog ihn an sich.
Im letzten Moment trat Alex weg von ihr. Entzog ihr seine Finger und befreite sich aus ihrer Umarmung. Er musste woanders hinschauen. Nicht zu ihr. Nur nicht zu ihr. Sonst würde der letzte Rest seines Verstandes, der ihn gerade noch gerettet hatte, vollends verschwinden.
»Da haben wir uns wohl beide für einen Moment vergessen, hm?« Lilys Stimme triefte vor Lust, doch Alex konnte deutlich den professionellen Tonfall darunter hören.
Vorsichtig schaute er wieder zu ihr. Erregung stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, aber ihre Augen blickten ihn jetzt klar an. Er lächelte schwach. »Es ist schwer, deiner Verführung zu widerstehen.«
Sie blinzelte ihm kokett zu. »Wenn es dir jetzt schon schwerfiel, dann bin ich ja mal gespannt, was du gleich zu sagen hast. Entschuldige mich kurz, ich muss mal eben unter die Dusche. Mach's dir ruhig schon mal bequem.«
Wortlos starrte er ihr nach, während sie im Badezimmer verschwand. Kaum war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, ließ Alex sich auf das Bett sinken. Das war zu knapp gewesen. Was war es nur an Lily, dass er alle Regeln vergaß? War es wirklich nur, weil er sie zuerst außerhalb des Clubs kennengelernt hatte?
Vielleicht war es eine ganz schlechte Idee, ausgerechnet sie zu Michail mitzunehmen.
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