Kapitel 43
Kapitel 43
Der leise Klang von Schritten im Laub ertönte und vorsichtig öffnete Sezuna die Augen.
Vor ihr trat ein Mann aus dem Gebüsch, der einen auffälligen elfenbeinfarbenem Mantel trug, dessen Kragen Pfauenfedern aufwiesen. Sein rechtes, braunes Auge war verdeckt von einem rosenförmigem Monokel und die blonden Haare schwangen bei jedem Schritt, den er auf sie zu machte.
Das Gewehr, das viel mehr ein kleines Kunstwerk war, ließ er sinken, während er sie aus seinem nicht verdeckten violetten Auge nachdenklich musterte.
"So. So. Der Angriff hat dich nicht getötet", sagte er mit tiefer Stimme und bewundefte das Kunstwerk an Rosen.
"Ich frage mich wieso", sprach er vor sich hin. "Dabei hätte sich der Vorhang für dich schon längst schließen sollen."
Sezuna atmete schnell, während sie versuchte nach dem richtigen Worten zu suchen. Dabei versuchte sie nicht zu Sephiroth zu sehen. Sie wusste, dass er noch lebte, doch wenn sie zu ihm sah, würde sie vielleicht die Aufmerksamkeit des blonden Mannes auf ihn richten. Ein Mann, der viele Namen hatte, dich den meisten als 'Der Virtuose' bekannt war. Einen Namen, den er trug, weil er seine Opfer wunderschön machte. Was für ihn den Tod bedeutete.
"Makotos Schoßhund zu sein, steht dir gar nicht", presste Sezuna hervor und wusste nicht, ob sie damit die Sache nicht noch schlimmer machte. Die Ranken um sie herum zogen sich zusammen und die Dornen bohrten sich erneut in ihre Haut, bis Blut floss.
Der blonde Mann hob erneut die Waffe, doch noch zielte er nicht. Stattdessen betrachtete er Sezuna nachdenklich und ging sogar ein wenig um sie herum.
"Verrat mir deinen Trick. Wie hast du es geschafft dich vor meiner Kugel zu retten?", fragte er neugierig und fuhr mit seiner Hand über eine Rose, die gerade an einer blutigen Stelle entstand.
Sezuna versuchte ihre Hand aus einer der lockereren Ranken zu befreien, während ihr bereits ein wenig Blut aus dem Mundwinkel tropfte. "Übung. Auch wenn ich nicht damit gerechnet habe, dass du irgendwann wirklich auf mich schießen würdest", presste sie mühsam hervor und wusste, dass sie ihn für einen Moment aus dem Konzept gebracht hatte.
Diesen Augenblick nutzte sie, um ihre Hand soweit wie möglich zu befreien und sie Dornenranke zu packen, bevor sie ihre Magie in diese lenkte. Zuerst reagierten die Ranken damit, dass sie sich fester um Sezuna schlangen, doch dann begannen sie sichtbar zu verfaulen. So lange, bis Sezunas Gewicht sie dazu brachte zu reißen und die junge Vampirin zu Boden ging.
Der blonde Mann blickte sie noch immer nachdenklich an.
"Wer bist du?", fragte er und kniff ein wenig die Augen zusammen, während er sie von oben herab betrachtete. Dass sich Sephiroth einige Meter neben ihnen in den Dornenranken wandte und versuchte zu befreien, ignorierte er dabei gekonnt.
Als Sezuna schwieg, verengte er ein wenig die Augen und richtete sein Gewehr auf die junge Vampirin.
Diese schien sich nicht zu rühren und einfach nur zu ihm auf zu blicken, während ihre Brust sich langsam hob und senkte. So versuchte sie sich zu beruhigen, denn das musste sie sein, wenn sie eine Chance gegen diesen Mann haben wollte.
"Jede Rolle, die gespielt wird, braucht einen Namen", sinnierte er, während er langsam um sie herum ging und sie dabei betrachtete. "Welchen Namen hat deine Rolle?", wollte er wissen und achtete dabei auf jede ihrer Regungen. "Oder bist du nur eine Statistin? Dann brauchst du keinen Namen und wirst von der Bühne entfernt, ohne dass sich jemand an dich erinnern wird. Das wäre zwar schade, aber nicht weiter tragisch."
Sezunas Augen weiteten sich ein Stück und sie fragte sich, ob er das Ernst meinte. Erkannte er sie wirklich nicht? Dabei hatte sie sich kaum verändert.
Gut, sie war weiblicher geworden und sie hatten sich das letzte Mal vor fast zwanzig Jahren gesehen, doch er musste doch wissen, was hier vor sich ging.
"Sezuna", kam es rufend von Sephiroth, bevor sich die Ranken wieder um seinen Mund schlangen und er wieder zurückgezogen wurde.
Der Blonde hob eine Augenbraue und betrachtete Sezuna genauer, bevor er den Kopf schüttelte. "Sezuna", sagte er, als würde er den Klang der Worte fühlen wollen. "Ein so weit verbreiteter Name. Das kann doch nicht alles sein."
Seine Stimme hatte eine Note von Enttäuschung. „Ein weit verbreiteter Name, eine unwichtige Rolle", sagte er und klang bedauernd, während er ihr die Gewehrmündung gegen den Kopf drückte. „Er überzeugt mich nicht. Er inspiriert mich nicht", stellte er fest und betrachtete ihre Haare, bevor er leicht lächelte. „Doch könnte das nur Lampenfieber sein. Und was wäre ich für ein Regisseur, wenn ich zuließe, dass ich dadurch die Zukunft einer großen Legende verhindere." Sein Blick glitt zu Sephiroth und er wirkte alles andere als begeistert. „Und was dich angeht...", begann er und verengte seine Augen, während er demonstrativ das Gewehr an Sezunas Schläfe positionierte. „Ich dulde keine Zwischenrufe aus dem Publikum. Dies ist deine letzte Gelegenheit. Sag mir deinen Namen oder werde vergessen", mahnte er, mit dem Blick wieder auf Sezuna und den Finger am Abzug.
In diesem Moment spürte er den Ruck an seinem Gewehr und kam aus dem Gleichgewicht, als die blutigen Überreste der Rosenranken, die vor kurzem noch um die Vampirin gelegen hatten, an seinem Gewehr und auch an seinen Beinen zogen.
Sezuna drehte sich zur Seite, schlüpfte unter dem Gewehr hervor und sprang auf die Beine. Ihre Konzentration dabei auf das Blut gerichtet, das aus ihren Adern stammte und noch immer ihrem Befehl gehorchte. "Für einen zwanzigtausend Jahre alten Dämon hast du ein ganz schlechtes Gedächtnis und ich bin garantiert keine Rolle in deinem Stück, solange das Miststück ebenfalls in der Regie sitzt", gab Sezuna von sich und ging in den Gegenangriff über, indem sie die blutigen Ranken weiter an dem Gewehr ziehen ließ. Ihr Plan war es ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, um Sephiroth zu befreien, doch der Blonde hielt locker dagegen. Allerdings war es ihm nicht so einfach möglich das Gewehr anzulegen und zu zielen. Ein Vorteil, den Sezuna hoffte nutzen zu können.
Als Reaktion erhielt sie ein Lachen, das Sephiroth mehr überraschte, als es Sezuna unbekannt war. „Ja", trällerte der Mann schon fast. „Reaktion! Improvisation! Hervorragend!", lobte er und ließ das Gewehr los, um die Ranken im selben Atemzug zu entzünden, damit diese zu Asche verbrannten. „Deine Rolle ist also doch mehr, als die einer Statistin. Gut. Damit kann ich arbeiten", lachte er und hob die Hand, um ein violettes Siegel in die Luft zu zeichnen. „Und was Makoto angeht, so bist du nicht in der Position, sie als Miststück zu bezeichnen ... Kronprinzessin." Bei seinem letzten Wort ließ er das Siegel fallen, dass am Boden zersprang und sich überall mit schimmernden violetten Stellen verteilte. Sezuna wusste genau, dass es sich dabei um Fallen handelte und ihr Herz setzte einen kurzen Augenblick aus. Dann wusste er es doch und jetzt wusste es auch noch Sephiroth und alle, die sie hörten.
Ohne etwas dagegen tun zu können, weil sie wusste, dass bewegen in dem Augenblick lebensgefährlich war, musste sie zusehen, wie sich die magischen Fallen um Sephiroth herum verteilten, der mit der Situation überfordert schien. Wäre sie an seiner Stelle auch, denn nur der ursprüngliche Pakt mit dem Dämon schützte sie zu einem gewissen Grad. „Jetzt stellt sich nur noch die Frage, welche Rolle wirst du einnehmen?", fragte er neugierig. „Die der Heldin, die ihren Geliebten aus den Klauen des Todes retten kann? Oder die der Frau, die den Tod ihres Geliebten mit ansehen muss? Beide Rollen haben ihren Reiz", sagte er." Beide Rollen werden dein weiteres Schicksal bestimmen." Mit diesen Worten löste sich eine der Fallen und aus dem Boden schoss ein Metalldorn, der sich in Sephiroths Hand bohrte, was ihm jedoch keinen Schrei entlockte. Stattdessen begannen seine Flügel zu glühen und die Macht um ihn herum wurde stärker.
Sezuna wünschte sich, sie könnte ihn dazu bringen sich zurückzuhalten, denn sie wusste, dass sie noch ein wenig Zeit brauchen würde, damit sie ihn zumindest eine Weile außer Gefecht setzen konnte. „Entscheide dich, Kronprinzessin. Wie soll dich das Publikum in Erinnerung behalten?"
Sezuna zwang sich nicht auf Sephiroth zu achten und ihren Herzschlag zu beruhigen.
„Weißt du, meine Rolle ist mir im Grunde egal. Mich würde deine interessieren", sagte sie und bewegte sich langsam zwischen den Fallen umher, die sie im Gegensatz zu Sephiroth erkennen konnte. „Was würde wohl Mutter dazu sagen, dass du zugelassen hast, dass ihr Augenstern im Kerker landet und ihre Flügel von Ratten zerfressen werden?", fragte sie provozierend, während sie jede Sekunde nutzte, um ihren Zauber zu beenden.
So lange musste sie ihn dazu bringen weiter zu sprechen und die Fallen nicht auszulösen. Vielleicht brachte sie ihn auch dazu die Seiten zu wechseln, was sie jedoch nicht annahm. Allerdings war er auch schwer einzuschätzen. Als Dämon, der einst von ihrer Mutter in den Dienst der Familie gestellt worden war, schien er fast schon glücklich darüber, dass er nicht mehr an sie gebunden war. Vielleicht war es also nicht die beste Idee ihn an sie zu erinnern. Auch wenn Sezuna den Grund des damaligen Paktes und den Vertrag an sich gar nicht genau kannte. Für sie war August Friedrich Herman immer eine Art Mentor gewesen, der ein wenig gruselig war, aber auch eher selten zuhause. Dennoch hatte sie ihm gegenüber eine Art widerwillige Bewunderung verspürt, die bis heute anhielt. Allerdings vermischte sie sich mit Angst.
Aurich senkte für einen Augenblick seine Augen und blickte zu Boden. „Eure Mutter... war eine wunderbare Frau. Eine starke Frau", sagte er und hob den Blick wieder zu Sezuna und diese konnte für einen kurzen Moment unsägliche Trauer darin erblicken. Eine Tatsache, die ihr den Atem raubte. Vielleicht war er doch nicht gegen sie. „Als sie ihren letzten Atemzug tat, habe ich sie in Rosen und Lavendel gehüllt. Ein letzter Dienst, an jene eine, die ich liebte", sagte er leise, besann ich jedoch wieder auf die aktuelle Situation und neben Sezuna platzte eine seiner Fallen. Gleißendes Licht ergoss sich über die junge Vampirin und sie hob mit einem leisen Stöhnen die Hand, doch es war zu spät. Das Licht blendete sie und raubte ihr den Sehsinn. „Und was deine andere Frage anbelangt, so habe ich das nie gewollt. Ich habe dereinst nichts davon gewusst. Hätte ich es gewusst, dann hätte ich intervenieren können. Doch so... blieb mir nichts weiter übrig, als zu warten. Darauf zu warten, dass Makoto mir den Befehl gibt, nach dir zu suchen", sagte er mit einem sanften Lächeln, das Sezuna nur schwer erkennen konnte. Nur langsam kehrte ihr Augenlicht zurück, doch es hatte ihren Zauber nicht so sehr durcheinandergebracht, wie Aurich vielleicht annahm. Das konnte sie zu ihrem Vorteil nutzen. Denn solange sie nicht sicher war, ob er nun Makoto gegenüber loyal war und ihr etwas vorspielte, oder ob er vielleicht doch auf ihrer Seite stand, würde sie nichts riskieren. „Und deine rolle sollte dir nicht egal sein. Schon gar nicht jetzt. Wie lautet die wichtigste Regel im Leben? Wenn du mir zugehört hast, wirst du es noch wissen."
Sezuna senkte ein wenig die Lider. „Das Ende ist wichtig in allen Dingen", murmelte sie und zeigte zu Boden, wo sich ihr eigenes Blut in magischen Zeichen um Aurich herum gesammelt hatte und ihn einkreiste. „Und dieses Gespräch ist hiermit zu Ende." Damit begann das Blut ihm ihn herum zu leuchten und eine unsichtbare Wand hielt ihn gefangen. Nicht nur körperlich, auch seine Zauber und die Fähigkeit die Fallen zu steuern. Was nicht hieß, dass Sezuna nicht vorsichtig war, als sie sich umwandte und zu Sephiroth ging, um ihn zu befreien. Dieser starrte sie mit verengten Augen an und Sezuna war sich nicht so sicher, ob es eine gute Idee war bei ihm zu bleiben.
Mit einem Ruck löste sie die Ranken, die den Engel hielten und dieser erhob sich langsam. Auch wenn er die magischen Fallen nicht sehen konnte, konnte er sie doch spüren. Außerdem war er Dämonen gegenüber schon immer vorsichtig gewesen. Langsam breitete er seine Flügel aus, was schon fast einer Drohgeste gleichkam. Es waren nicht nur die Ranken gewesen, die ihn daran gehindert hatten einzugreifen. Auch die Gefühle, welche die beiden verbanden.
„Was ist hier los?", fragte er mit tiefer Stimme, wobei er jedes Wort betonte und spürte, wie Sezuna zusammenzuckte.
„Das erklärte ich dir später", sagte sie leise und faltete ebenfalls ihre Flügel aus. „Zuerst müssen wir hier weg, bevor der Zauber seine Wirkung verliert."
"Die Vorstellung hat doch gerade erst begonnen", sagte er und Sezuna wusste nicht, ob sie Freude oder doch Angst in seiner Stimme wahrnahm, doch sie konnte sich nicht weiter damit beschäftigen und wusste sowieso nicht, wie sie die Angst einordnen sollte. Sie würde später Sephiroth fragen müssen. Wenn dieser ihr antworten würde. Generell bekam sie Angst davor, wie Sephiroth auf die ganze Sache reagierte.
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